Wärme

50 Jahre Heizungsbranche – ein Streifzug

Freitag, 02.09.2016

Das Krupp-Heizungshandbuch.
Quelle: Privat
Das Krupp Heizungshandbuch stand in den 70er-Jahren in jedem Planungsbüro auf dem Schreibtisch.

Doch auch weitere namhafte Unternehmen mit Tradition zur Kinder- und Jugendzeit des HeizungsJournals strichen mit dem Rückgang im Wohnungsneubau, mit dem Aufkommen der Gasfeuerungen, mit dem Trend zu Units, die letztlich verlangen, dass Kessel und Brenner aus einer Hand kommen, die Flagge. Der härtere Wettbewerb und zu wenig Geld für Forschung und Entwicklung zwangen wieder einige, sich in andere Bereiche des Maschinenbaus und der Verfahrenstechnik umzustrukturieren oder sie ließen sich kaufen oder konzentrieren sich heute auf eine Nische.

1977 stellte die vormals große amerikanische Ideal Standard die Wärmeerzeugerproduktion in der Bundesrepublik ein, führte allerdings den Betrieb in der DDR als Heizkesselwerk Schönebeck weiter. Gasgerätespezialist Vaillant kaufte das Hildener Unternehmen Rheinstahl und gliederte es ein. Mit Strebel, Rheinstahl und Ideal Standard schieden mithin Mitte der 70er-Jahre drei bedeutende Anbieter aus dem Wettbewerb aus.

Erhebliche Auflösungserscheinungen

Die zweite Liga trafen selbstverständlich der Konjunktureinbruch und das rückläufige Neubaugeschäft genauso hart. Nicht unbedingt gleich im Jahrzehnt der Wirtschafts- und Energiekrisen, aber doch schon damals angeschlagen. Körting, Mittelmann+Stephan, die deutsche Seite der Frölings – die österreichische Seite agiert nach wie vor erfolgreich am Markt –, SBS, Interdomo machten zu oder gingen in Konzernen und großen Familienunternehmen der Branche auf oder schlossen sich für mehr Stärke zu Gruppen zusammen. Bekannteste Beispiele dafür sind die Eingliederung von Buderus in den Bosch-Konzern – Buderus spielte davor selbstredend in Liga 1 – Velta in Uponor, der Zusammenschluss von Purmo, Radson, Myson, Finimetal, Vogel & Noot, Hewing und andere zur finnischen Rettig-Gruppe oder De Dietrich, Brötje, Baxi, Remeha zu BDR-Thermea.

Der Verschleiß im Wettbewerb der Systeme, der Werkstoffe, der Brennstoffe, der wand- und bodenstehenden Modelle in einem Umfeld, das Mitte der 70er-Jahre am tiefsten Punkt nur noch 500.000 Einheiten verlangte – und sich damit gegenüber den Hochzeiten halbierte – ging, wie gesagt, bei nicht wenigen über die Substanz hinaus. Wer nicht in den Vorzeiten großzügig in den Vertrieb investiert hatte, wie etwa Vaillant und Viessmann, der musste einknicken oder einen Teil seiner Selbstständigkeit aufgeben. Vaillant dagegen feierte 1974 bei moderater Gesundheit sein hundertstes Bestehen. Und Hans Viessmann überschritt 1969 erstmals die 100-Mio.-DM-Grenze, hatte von Ende der 50er-Jahre bis 1970 den Jahresabsatz an Heizkesseln auf rund 60.000 Einheiten vervierzehnfacht und war dabei, zum Marktführer aufzusteigen. Sein Erfolgsrezept bestand unter anderem in der Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Hochschulen, wie etwa die RWTH Aachen, die Universität Gießen, die TU München oder die Philipps-Universität Marburg, um, wie er sagte, „die Errungenschaften der universitären Forschung in meine Produkte einfließen zu lassen“. Die Verbindung machte sich bezahlt.

Korrosionen durch Systemwandel

Ende der 70er-Jahre musste die gesamte Heizungsindustrie mit einer üblen Erscheinung namens Korrosion fertig werden. Die hatten ihr zwei neue Trends beschert, nämlich der zum Stahlkessel und der zur Fußbodenheizung. Deren Durchbruch vollzog sich seit Jahren in nicht erahnter Geschwindigkeit. Komfort- und Behaglichkeitsansprüche ebneten vor allem der Niedertemperatur-Flächenheizung die Nachfrage: Freiheit in der Raumgestaltung, keine Luftverwirbelung, barfuß durchs Haus im Winter. Die Rohre im Boden bestanden überwiegend aus vernetztem Polyethylen, wärmefest gemacht nach dem Verfahren von Thomas Engel. Der hatte es 1968 zum Patent angemeldet. Die Vorteile drängten sich auf: Flexibel, verlegefreundlich, temperatur- und druckstabil; Engels Patent trug erheblich zur Akzeptanz der Fußbodenheizung bei. Nur verschob es leider eine Schwäche der üblicherweise verwendeten Metallrohre in den Kessel hinein, nämlich die Korrosionsanfälligkeit bei Anwesenheit von Sauerstoff. Das Engel-Verfahren machte die Rohre zwar wärmefest, aber nicht sauerstoffdicht.

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