Wärme

50 Jahre Heizungsbranche – ein Streifzug

Freitag, 02.09.2016

London 1987:

Eine Kommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (Brundtland-Kommission) legt den Brundtlandbericht vor. Der definiert den Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ in seiner bis heute weltweit gültigen Fassung. Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung muss danach dieser Maxime folgen: „Dauerhafte Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Generationengerechtigkeit). Die Veröffentlichung des Brundtlandberichts gilt als weiterer Meilenstein (nach der Veröffentlichung „Die Grenzen des Wachstums“) des weltweiten Diskurses über Nachhaltigkeit beziehungsweise nachhaltige Entwicklung. Als Folge des Brundtlandberichts rufen die Vereinten Nationen 1992 die Rio-Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung ein und sie verabschieden später das Kyoto-Protokoll.

Dämmen oder Speichern?

1980er-Jahre:

Die Dämmstoffindustrie und die Ziegelindustrie streiten heftig über den richtigen Weg zur Energieeinsparung in Gebäuden. In die Diskussionen beziehen sie die Fachleute mit ein. Architekten und Planer sind in zwei Lager eingeteilt. Für die Ziegelindustrie sind hohe Wärmeschutzanforderungen schon deshalb nicht vertretbar, weil sie quasi die monolithische Bauweise erschweren. Die neuen Werte in den Wärmeschutzverordnungen können mit vertretbaren Steindicken von kleiner als 50 cm nicht realisiert werden. Die Steinbrenner argumentieren gegen die Dämmung und für die Speicherung, dass die Sonnenstrahlung auch im Winter in den Außenwandsteinen eingelagert und so die Heizperiode verkürzen würden. Dämmmaßnahmen dagegen verhinderten das. Trotz aller wissenschaftlichen Pseudobelege gelingt es ihnen nicht, die Verordnungsgeber von höheren Wärmeschutzanforderungen abzubringen.

Contracting macht von sich reden. Dem Finanzierungs- und Betriebsmodell wird eine enorme Zukunft vorhergesagt. Fast 500 Wärmecontractoren treten später in den 90er-Jahren im Markt auf. Selbst die großen Konzerne wie RWE und Vattenfall mischen über Töchter mit.

1989:

Die Mauer fällt.

Menschen am 9./10. November 1989 vor dem Brandenburger Tor und der Mauer.
Quelle: Privat
Der 9./10. November 1989.

Eine Schlange von Autos an der Grenze nach Polen.
Quelle: Privat
Frankfurt/Oder, Grenze nach Polen. Go East. Mit dem Mauerfall öffnete sich für die deutsche Heizungsindustrie auch der Weg nach Osteuropa.

Ungeliebte Brennwerttechnik

1990:

Berlin erlässt als erstes Bundesland den Energiepass.

1990:

Brennwerttechnik in Europa: Bestand Deutschland 40.000 Einheiten, Bestand Frankreich 185.000 Einheiten, Bestand Niederlande 215.000 Einheiten. Die deutsche Industrie wartet ab.

1991:

Die Heizungsindustrie erfährt eine Sonderkonjunktur. Mit Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Vertrags im Nachgang zur Wiedervereinigung verpflichtet sich Deutschland, 4 Mio. m2 Wohnfläche für die aus der DDR abziehenden sowjetischen Armeeangehörigen zu bauen und auszustatten. LKW-weise gehen unter anderem einfache Gasthermen an die Wolga.

Mitte der 90er-Jahre: Die Ölbrennwerttechnik kommt auf den Markt. Sie hatte es nicht ganz so eilig, weil der Unterschied zwischen Heiz- und Brennwert bei ihr lediglich 5 oder 6 Prozent beträgt, während er bei Erdgas bei 11 Prozent liegt. Die Großindustrie hält sich zurück. Bomat und Rotex bedienen die Nachfrage.

1996:

Pellets werden offiziell als Brennstoff in Deutschland zugelassen.

Virtuelles Kraftwerk mit TGA

1996:

Bundesweit setzt im nur schleppend verlaufenden Contractinggeschäft Berlin einen Meilenstein. Das Land schreibt über die Berliner Energieagentur als Projektmanager die „Berliner Energiesparpartnerschaften“ aus. Die umfassen ein Energieeinsparcontracting mit über 500 Liegenschaften des Landes Berlin und der Berliner Bezirksverwaltung mit rund 1.300 Gebäuden.

1997:

Erstes virtuelles Kraftwerk, das Haushalt und Gewerbe mit einbezieht und der niedersächsische Versorger EWE verdrahtet (DEMS-Projekt). Das von EWE und Siemens entwickelte System wird mit Mitteln aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung gefördert. DEMS koordiniert die dezentralen Erzeuger und Stromverbraucher sowie den Strombezug aus dem Versorgungsnetz. Zur Einbindung in das DEMS wird eine neue Kommunikationstechnik erprobt, um jeden Anschluss individuell ansprechen zu können.

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