Der Energiemarkt in Deutschland war im Jahr 2022 von einer enormen Dynamik gekennzeichnet.
Heizungsbranche verzeichnete ein turbulentes Jahr 2022
Wärmepumpen dominierten Wohnungsneubau und Strompreis schnellte in die Höhe
Freitag, 09.06.2023
Immer noch waren die von der Corona-Pandemie hervorgerufenen weltweiten Marktverwerfungen aufgrund von Engpässen bei der Materialbeschaffung zu spüren, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Ende Februar die Sicherheit der Energieversorgung in den Fokus rückte. Die Turbulenzen bei der Heiztechnik setzten sich weiter fort – mit der Wärmepumpe als deutlichem Gewinner.
Der Energieverbrauch sinkt – der Absatz an Wärmeerzeugern steigt. Das Jahr 2022, bereits das dritte Jahr der Corona-Pandemie, war von Turbulenzen und Verwerfungen im Energiesektor geprägt. Besonders aber sorgte am 24. Februar der Angriff Russlands auf die Ukraine im Folgenden für eine drastische Verschärfung der ohnehin schon angespannten Lage auf den Energiemärkten. Die Sicherheit der Energieversorgung rückte in den Fokus. Die Energiepreise schnellten in bis dato unvorstellbare Höhen.
Schauen wir zunächst auf die allgemeine Entwicklung: Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte im Jahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) eine Höhe von 11.829 PJ (Petajoule) beziehungsweise 403,6 Mio. t SKE (Tonnen Steinkohleneinheiten). Das entspricht einem Rückgang um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch fiel damit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung (Abb. 1, 2, 3, 4).
Für den gegenüber dem Vorjahr deutlichen Rückgang beim Energieverbrauch sieht die AG Energiebilanzen mehrere gegenläufige Ursachen. So ging einerseits von der Wirtschaft sowie von dem Anstieg der Bevölkerungszahl ein energieverbrauchssteigernder Effekt aus. Andererseits kam es infolge der stark gestiegenen Energiepreise sowohl zu kurzfristigen verhaltensbedingten Einsparungen als auch zu Energieeffizienzinvestitionen. Knapp ein Prozent des Gesamtrückgangs kann auf die gegenüber 2021 wärmere Witterung zurückgeführt werden. Das heißt, bereinigt um den Temperatureinfluss wäre der Energieverbrauch 2022 in Deutschland um rund 3,9 Prozent gesunken.
Schaut man auf die Entwicklung bei den einzelnen Energieträgern, so fällt auf, dass eigentlich alle in 2022 zulegen konnten und der Verbrauchsrückgang allein zu Lasten von Erdgas und der Kernenergie ging. So lag die Stromerzeugung der Kernenergie um knapp die Hälfte niedriger als im Vorjahr. Dies war jedoch hauptsächlich durch die Stilllegung der Anlagen in Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen begründet. Insgesamt hatte die Kernenergie noch einen Anteil von 3,2 Prozent (Vorjahr: 6,1 Prozent) am gesamten Energieverbrauch in Deutschland. Der Erdgasverbrauch fiel um knapp 15 Prozent auf 2.814 PJ (96,0 Mio. t SKE). Hauptursache für diese Entwicklung war neben der zeitweise deutlich milderen Witterung die preis- und nachfragebedingten Absatzrückgänge in allen Verbrauchsbereichen. Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch fiel von 26,6 auf 23,8 Prozent.
Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich insgesamt um drei Prozent auf 4.160 PJ (141,9 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten Primärenergieverbrauch stieg von 32,5 auf 35,2 Prozent. Während sich der Verbrauch von Ottokraftstoff um rund vier Prozent erhöhte, gab es beim Dieselkraftstoff einen Rückgang um ein Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg um rund 14 Prozent, da viele Haushalte und Betriebe (unter anderem, um Erdgas zu substituieren) ihre Lagerbestände erhöht haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um 43 Prozent. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerten sich dagegen um 7,2 Prozent.
Auch der Verbrauch von Kohlen stieg deutlich an: Steinkohle um knapp fünf Prozent auf 1.161 PJ (39,6 Mio. t SKE) und Braunkohle um rund fünf Prozent auf 1.185 PJ (40,4 Mio. t SKE). Damit stieg der Anteil von Kohlen am gesamten Primärenergieverbrauch von 18 auf 19,8 Prozent. Während in der Eisen- und Stahlindustrie aufgrund der konjunkturellen Entwicklung etwa sechs Prozent weniger Steinkohle eingesetzt wurde, erhöhte sich der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken um mehr als 16 Prozent – begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien und die Wiederinbetriebnahme von Anlagen im Rahmen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Energiekrise. Der Beitrag der Braunkohle zum Energieverbrauch entfällt zu rund 90 Prozent auf die Stromerzeugung. Hier glich der Mehreinsatz verminderte Beiträge anderer Energieträger zur Erzeugung von Strom und Wärme aus.
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