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Erneuerbare Energien

Panasonic rollt den deutschen Wärmepumpenmarkt auf

Donnerstag, 05.12.2019

Interview mit Dirk Eggers von Panasonic Marketing Europe.

Panasonic strebt an, den europäischen Markt für Wärmepumpen zu erobern. In Deutschland will man innerhalb der kommenden zehn Jahre einen Marktanteil von knapp zehn Prozent erreichen. Dazu setzt man auf "hohe Effizienz zu einem vernünftigen Preis", erläutert Dirk Eggers, Country Manager D-A-CH des Bereichs Heiz- und Kühlsysteme bei der Panasonic Marketing Europe GmbH, im Gespräch mit dem HeizungsJournal.

Herr Eggers, die Marke Panasonic war hierzulande früher der breiten Bevölkerung besonders im Bereich Unterhaltungselektronik, der Fachwelt zudem noch im Bereich Klimatechnik bekannt. Wie kam es zu der Entscheidung, in Deutschland auch Wärmepumpen anzubieten?

Panasonic zählt zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Klimatechnik. Während in den südeuropäischen Märkten Klimageräte dominieren, sind in den nordeuropäischen Märkten vorrangig Heizgeräte gefragt. Nun erlebt die Wärmepumpe aus Klimaschutzbestrebungen in Nordeuropa einen Boom. Vom Prinzip her ist eine Wärmepumpe rein technisch gesehen das gleiche wie ein Klimagerät. Für den nordeuropäischen Heizungsmarkt empfiehlt sich aufgrund der extremen Klimabedingungen geradezu die technische Wärmepumpenlösung von Panasonic. Und Deutschland ist regional gesehen das Bindeglied zwischen diesen Regionen.

Foto von Dirk Eggers.
Quelle: Robert Donnerbauer
Dirk Eggers, Country Manager D-A-CH des Bereichs Heiz- und Kühlsysteme bei der Panasonic Marketing Europe GmbH, in der Europazentrale in Wiesbaden.

Seit wann sind Sie mit Wärmepumpen auf dem deutschen Heizungsmarkt vertreten?

Panasonic bietet seit gut acht Jahren Wärmepumpen in Deutschland an.

Wo werden die Geräte produziert?

Bislang produzierte Panasonic die Wärmepumpen für den europäischen Markt in Malaysia. Im Oktober 2018 wurde ergänzend eine neue Produktionslinie im tschechischen Pilsen in Betrieb genommen, im ersten Schritt für die Innenmodule. Mittelfristig sollen die Geräte, die ja vorrangig für den nordeuropäischen Markt gedacht sind, komplett in Europa produziert und auch entwickelt werden. Wir wollen damit sowohl unsere Präsenz auf dem europäischen Wärmepumpenmarkt stärken als auch die Transportwege und Lieferzeiten deutlich verkürzen. Zudem ermöglicht die lokale Produktentwicklung auch, die Geräte noch besser an die Vorlieben der europäischen Kunden und rechtliche Vorgaben anzupassen.

Wie groß ist Ihr Geschäftsbereich jetzt?

Wir konnten die Nachfrage von Jahr zu Jahr steigern. Für die D-A-CH-Region kümmern sich auf der Vertriebsseite etwa zehn Personen rein um das Thema Wärmepumpe.

Welchen Stellenwert hat Deutschland für Ihr Geschäft?

Deutschland ist derzeit noch etwas unterrepräsentiert – doch wir arbeiten daran. In Nordeuropa sind wir bereits unter den "Top-Drei"-Anbietern. Auch in Frankreich und den Niederlanden sind wir extrem stark vertreten. Wir sehen Deutschland für uns ganz klar als Zukunftsmarkt.

In welcher Rolle sehen Sie Ihr Unternehmen gegenüber den angestammten großen Heiztechnik-Marktführern in Deutschland?

Panasonic konzentriert sich auf dem Heiztechnikmarkt in Deutschland ganz bewusst auf die Wärmepumpe. Die Kompetenz im Bereich des Kältekreises ist einfach immens. Beispielsweise konnte der Konzern bereits über 200 Millionen Verdichter verkaufen. Bei der Wärmepumpe adressieren wir unser Angebot hierzulande klar auf das "Basic"-Segment. Das heißt, wir bieten hervorragende Technik mit hervorragender Effizienz zu einem vernünftigen Preis. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt einfach.

Wie waren Ihre Erfahrungen im vergangenen Jahr? Die Branche konnte den Absatz um acht Prozent auf 84.000 Heizungswärmepumpen steigern. Konnten Sie daran partizipieren?

Absolut. Wir sind stärker gewachsen als der Markt.

Auf welche Resonanz stoßen Sie im deutschen Heizungsmarkt, sowohl beim Handwerk als auch bei den Endkunden?

Viele sind immer noch überrascht, dass Panasonic nicht nur in der Unterhaltungselektronik unterwegs ist. Zwar kennt man uns in der Klimabranche sehr gut, doch im Heizungsmarkt ist man oft noch erstaunt. Aber auch hier hat der Markenname Panasonic eine gewisse Signalwirkung. Viele Kunden haben bereits gute Erfahrung mit Markenprodukten gemacht, die sie auf die Wärmepumpe übertragen.

Seit rund zwei Jahrzehnten geht ein Trend in Deutschland zur Systemtechnik. Vermissen Ihre Partner nicht das fehlende Heiztechnikprogramm in Ihrem Angebotsspektrum?

Ganz klar: Nein. Wir bieten rund um die Wärmepumpe ja alles an, was der Kunde benötigt, von der Steuerung bis zum Warmwasserspeicher. Und da wir über den Großhandel vertreiben, gibt es darüber hinaus genügend Auswahl. Für das Handwerk bedeutet dies, wie es neudeutsch heißt: "One-Stop-Shopping".

Wo sehen Sie denn Ihre Vorteile im Wettbewerb auf dem deutschen Markt?

Unsere Wärmepumpen haben, wie gesagt, wirklich ein hervorragendes Preis/Leistungs-Verhältnis. Zudem kommen unsere Geräte mit den Klimabedingungen in Mittel- und Nordeuropa hervorragend klar. In Skandinavien zählen wir schon zu den Marktführern. Wir bieten hohe Effizienz zu einem vernünftigen Preis.

Was sind Ihre Ziele?

Wir wollen natürlich deutlich im Absatz zulegen. Unser Ziel ist es, innerhalb der kommenden zehn Jahre bei den Wärmepumpen einen Marktanteil von knapp zehn Prozent zu erreichen.

Wie sieht dazu Ihr Vertriebs- und Service-Konzept aus?

Wie bei der Kältetechnik gehen wir auch bei den Wärmepumpen grundsätzlich dreistufig, also über den Großhandel, in den Markt.

Welche Wärmepumpensysteme bieten Sie aktuell in Deutschland an?

Wir bieten grundsätzlich Luft/Wasser-Wärmepumpen an, und zwar in Monoblock-Bauweise und in Split-Bauweise.

In welchen Leistungsgrößen?

Das Leistungsspektrum reicht von 3 bis 16 kW.

Welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Grundsätzlich ist unsere Hauptzielgruppe das Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser. Durch Kaskadenschaltung mehrerer Wärmepumpen können wir Leistungen von bis zu 160 kW realisieren. Damit erschließen wir auch die Segmente Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude sowie Gewerbe.

Ist für Sie nur der Neubausektor interessant oder schauen Sie auch auf den Modernisierungsmarkt?

Der Modernisierungsmarkt ist definitiv interessant für uns. Wir haben Modelle im Angebot, die ideal für die Sanierung geeignet sind. Unsere 16-kW-Geräte leisten auch bei Außentemperaturen von -20 °C noch 16 kW.

Wie schätzen Sie die Chancen der Wärmepumpe für den Einsatz bei der Modernisierung im Bestandsbau ein? Aus der Praxis kam häufig Kritik, dass gerade Luft/Wasser-Wärmepumpen an kalten Wintertagen an ihre Grenze gestoßen sind und die alten Häuser quasi nur noch mit Strom beheizt wurden.

Genau für diesen Anwendungsfall haben wir ja unsere Serie "Aquarea T-Cap". Sie bewährt sich bereits hervorragend in Ländern mit hohem Modernisierungsanteil, wie der Schweiz. Diese Geräte arbeiten zuverlässig bis Außentemperaturen von -28 °C, dabei, wie gesagt, bis -20 °C sogar praktisch ohne Leistungsverlust. Und dies, für die Sanierung wichtig, auch bei hohen Vorlauftemperaturen. Man muss immer jeden Anwendungsfall individuell betrachten. Aber bei sorgfältiger Planung, Auslegung und Installation ist die Aquarea T-Cap auch im Bestand eine sowohl ökologische als auch ökonomische Alternative.

Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang das Thema Hybridlösung?

Dies ist nicht unser Ansatz. Grundsätzlich eignet sich die Aquarea T-Cap ja ideal für die Sanierung. Aber unsere Geräte sind von der Regelungsseite auch für einen Hybridbetrieb mit der bestehenden Öl- oder Gasheizung vorbereitet. Interessant könnte unter Umständen eine intelligente Lösung mit einer Photovoltaikanlage, einer kleiner gewählten Wärmepumpe und einem Öl- bzw. Gaskessel für die Spitzenlast sein. Gerade in der Sanierung gibt es keine Patentlösung.

Früher wurde der Markt hierzulande von Sole/Wasser-Wärmepumpen mit Nutzung der Erdwärme dominiert. Ab 2010 übernahmen dann Luft/Wasser-Wärmepumpen die Führung. Zuletzt machten sie fast drei Viertel des Marktes aus. Wieweit sehen Sie in Deutschland das Aus für Sole/Wasser-Wärmepumpen?

Das Aus für Sole/Wasser-Wärmepumpen sehe ich offen gestanden nicht. Sie sind sicherlich eine Überlegung wert. Man muss sich immer die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten genau anschauen: Wieviel Land steht zur Verfügung, wie ist die Bodenbeschaffenheit, wie gestalten sich die Kosten für die Bohrungen? Bei einer dichten Bebauung wird es halt schwierig. Und man muss auch die Wirtschaftlichkeit betrachten. Denn die Effizienz der Luft/Wasser-Wärmepumpen hat sich deutlich verbessert. Der Unterschied ist nicht mehr so groß, wie er früher einmal war. Hier muss jeder für sich abwägen, was der für ihn beste Weg ist.

Für den Endnutzer kommt es letztlich auch auf sein Wohlbefinden an, und hier spielt das Wärmeübergabesystem eine entscheidende Rolle. Neben Heizkörpern und der Flächenheizung gibt es ja noch die Warmluft. Wie schätzen Sie hierzulande die Chance für Luft/Luft-Wärmepumpen ein.

Es ist einfach ungewohnt. Dies ist meines Erachtens der Haupthinderungsgrund für den Einsatz von Luft/Luft-Wärmepumpen. Im Prinzip spricht nichts gegen die Warmluft. Sie wird ja auch schon eingesetzt, über Klimaanlagen im Büro oder Hotel. Auch wenn die Geräte, sprich die Ventilatoren, mittlerweile extrem leise sind, ist dies doch im privaten Umfeld extrem ungewohnt.

Aber die Wohnhäuser werden immer stärker gedämmt. Damit einher steigt der Bedarf an einer kontrollierten Wohnraumlüftung. Wieweit könnte dies der Warmluft den Weg ebnen?

Wir beobachten die technische Entwicklung genau. Die Heizleistung im Neubau sinkt. Dies spielt Luft-Systemen in die Karten. Mit geringen Luftmengen aus einer kontrollierten Wohnungslüftung lässt sich ein Wohnhaus effizient heizen und kühlen. Schwierigkeiten entstehen aber beispielsweise noch bei der Einzelraumregelung. Wer möchte im Schlafzimmer schon eine Raumtemperatur von 22 °C haben. Das heißt, ich kann über eine kontrollierte zentrale Wohnungslüftung eigentlich nur die Grundwärme ins Haus bringen. Hier gilt es, noch einige Knackpunkte zu lösen. Aber der Trend ist klar. Und wenn ich im Neubau nur noch 1 bis 2 kW Heizleistung benötige, muss man sich wirklich fragen, ob sich dann noch die Investition in ein Wasser-System lohnt.

Während der Heizbedarf sinkt, steigt der Warmwasserbedarf. Wie kann man dem gerecht werden? Wären strombetriebene Durchlauferhitzer eine Lösung?

Es stimmt. Früher brauchte man sich um Warmwasser keine Gedanken machen, denn wenn die Wärmepumpe für die Heizung groß genug war, hat es auch für Warmwasser gepasst. Heute ist es mittlerweile eher andersherum. Wenn wir heute schauen, was brauche ich für Warmwasser, dann reicht das meist auch schon für die Heizung. Während die Heizleistung immer weiter sinkt, steigt der Anspruch an den Warmwasserkomfort. Ich persönlich bin kein Freund von elektrischen Durchlauferhitzern. Im Einfamilienhaus hat man kaum Verlust durch umlaufendes Wasser. Hier bevorzuge ich aus Komfortgründen weiterhin den größeren, zentralen Warmwasserspeicher. Im Mehrfamilienhaus ist dies ein anderes Thema. Hier kann der Durchlauferhitzer angesichts der Legionellen-Thematik eventuell eine Lösung sein.

Beim Thema Wohlfühlklima gewinnt die Gebäudekühlung zunehmend an Bedeutung. Was können wir hier noch von der Technik erwarten?

Wir erkennen bereits den steigenden Bedarf. Durch die zuletzt doch warmen Sommer ist die Nachfrage nach Klimageräten zur Nachrüstung im Ein- und Zweifamilienhaus stark gestiegen. Insgesamt gesehen, wachsen die Themen Heizen und Kühlen zusammen. Die Verbraucher haben sich im Auto schon daran gewöhnt, einfach eine Innentemperatur einzustellen, die Klimaanlage macht den Rest – sie heizt oder kühlt, je nach Bedarf. Wir denken über Konzepte nach, wie dies auch im Ein- und Zweifamilienhaus zum Standard werden kann. Ob dies ein Klimagerät ist, das auch heizt, oder eine Wärmepumpe, die auch kühlt – diese Unterscheidung wird zunehmend an Bedeutung verlieren.

Weiterführende Informationen: https://www.panasonic.com/de

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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