Inhaltsverzeichnis
Erneuerbare Energien

Panasonic rollt den deutschen Wärmepumpenmarkt auf

Donnerstag, 05.12.2019

Die Wärmepumpentechnik gilt als ausgereift. Wieweit finden hier noch Innovationen statt?

Innovationen finden besonders im Bereich der Kältemittel und der Effizienz statt. Mit jeder neuen Gerätegeneration steigt die Effizienz um etwa fünf Prozent. Und bei der Luft/Wasser-Wärmepumpe steht angesichts der immer dichteren Bebauung das Thema Geräuschentwicklung im Fokus der Entwicklung. Künftig gewinnt die Stromnutzung von der eigenen Photovoltaik-Anlage an Bedeutung. Hier gibt es zwar schon grundsätzliche Lösungen, doch ich sehe gerade von der Regelungsseite noch viel Potential.

Eine Wärmepumpe vor einem schneebedeckten Haus.
Quelle: aircon.panasonic.de
Wärmepumpen der Serie Aquarea T-Cap von Panasonic sind, laut Dirk Eggers, bei sorgfältiger Planung, Auslegung und Installation für die Heizungsmodernisierung im Bestand eine sowohl ökologische als auch ökonomische Alternative.

Welchen Einfluss nimmt die Digitalisierung auf Ihr Geschäft, Stichwort Smart Home? Welche Bedeutung hat die intelligente Einbindung der Wärmepumpe in ein Smart Home oder gar in ein übergeordnetes Smart Grid bereits erlangt und wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Grundsätzlich können wir schon heute viel mehr, als was in der Praxis genutzt wird. Man muss auch unterscheiden zwischen den Themen Smart Home und Smart Grid. Beim Thema Smart Grid könnten Stromversorger bereits von außerhalb intelligent auf die Geräte zugreifen und einfach bei Strombedarf Leistungen zurücknehmen oder bei Stromüberangebot Wärme speichern. Doch dies wird in der Praxis eigentlich nicht genutzt, bis auf reine Abschaltungen vielleicht. Man könnte viel, viel mehr machen. Unsere Geräte sind jedenfalls schon vorbereitet. Aber die Energieversorger sind einfach noch nicht soweit, über ein Smart Grid die Netze zu managen. Was Smart Home betrifft, so bieten die Geräte auch hier alle Möglichkeiten. Doch ob diese auch von praktischer Relevanz sind, muss jeder für sich entscheiden. Ich sehe es jedenfalls skeptisch, fortwährend an den Einstellungen zu spielen. Ein anderes Thema ist die Fernüberwachung. Der Kunde kann aus der Ferne erkennen, ob bei seiner Anlage alles in Ordnung ist. Und das Fachhandwerk kann schauen, ob das Gerät auch effizient läuft und gegebenenfalls aus der Ferne auf die Anlage zugreifen.

Wie bewerten Sie in dem Zusammenhang das Thema IT-Sicherheit?

Cyberkriminalität ist ein sensibles Thema. Von unserer Seite setzen wir alle bekannten Sicherheitsstandards ein. Natürlich kann es in diesem Bereich keine unendliche Sicherheit geben. Darüber müssen sich alle Seiten klar sein. Deswegen ist es auch für die Gerätesicherheit unbedingt notwendig, sich im Vorfeld im Klaren zu sein, was wirklich alles von außen verstellt werden soll. Mit den uns eingeräumten äußeren Einstellmöglichkeiten kann man die Geräte sicherlich nicht kaputt machen.

Im Heizungsmarkt sind mittlerweile auch Online-Plattformen aktiv. Wie beobachten Sie diese Entwicklung?

Das Produktsegment der Wärmepumpen ist derzeit noch zu komplex, als dass es rein über den Online-Handel abgewickelt werden kann. Eine Sanierung mit der Wärmepumpe zum Pauschalpreis ist noch zu schwierig. Denn es gibt keine Standardlösung. Angesichts der Komplexität kommt man um einen Fachmann nicht herum. Aber wir müssen uns anschauen, was da passiert. Im Bereich der Heizungsmodernisierung auf Basis fossiler Brennstoffe gibt es schon einige erfolgreiche Plattformen.

Stichwort Komplexität: Wieweit kann das Heizungshandwerk den gestiegenen Anforderungen an Beratung, Planung, Auslegung und Installation einer effizienten Wärmepumpe noch gerecht werden?

Dies ist ein wichtiges Thema. Wir unterstützen das Handwerk diesbezüglich mit Schulungen. Aber Sie haben Recht. Das Handwerk muss sich spezialisieren. Die Themen bei Sanitär, Heizung und Klima sind extrem umfangreich geworden. Alles abdecken zu wollen, ist für den einzelnen Handwerker kaum zu bewerkstelligen. Wir sehen heute schon Handwerksfirmen, die sich spezialisiert haben und gerade im Bereich der Wärmepumpe hervorragend unterwegs sind. Wir unterstützen dies. Darüber hinaus versuchen wir natürlich auch, unsere Systeme in puncto Auslegung, Installation, Wartung und Service immer weiter zu vereinfachen. Wenn es in der Praxis zu Problemen kommt, liegt es in der Regel nicht an der Technik, sondern an der Auslegung.

Können Sie Beispiele nennen?

Bei den meisten, über die Medien beklagten Problemen passt die Anlagenzusammenstellung nicht zum Gebäude – mit dem Ergebnis einer zu geringen Effizienz. Meistens wurde die Leistung zu hoch bemessen oder die Speicher zu klein gewählt.

Heizungswärmepumpen konnten im Absatz zuletzt zwar rasant zulegen, ihr Marktanteil lag 2018 aber immer noch erst bei 11,5 Prozent. Wo sehen Sie die größten Hindernisse für den Erfolg der Wärmepumpe im Heizungsmarkt – im Handwerk, in der Technik oder im Strompreis?

Im Neubau ist die Wärmepumpe gesetzt, hier kommt man eigentlich kaum noch um sie herum. Im Sanierungsmarkt blockt meines Erachtens der hohe Strompreis eine schnellere Durchdringung der Wärmepumpe. Rein wirtschaftlich betrachtet, rechnet sie sich teilweise einfach noch nicht im Altbau. Dass es auch anders geht, zeigt die Schweiz. Dort stellt sich erst gar nicht die Frage, ob sich die Wärmepumpe rechnet. Denn dort ist der Strompreis nicht mit den ganzen Umlagen belastet und dadurch rund die Hälfte niedriger als in Deutschland. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, brauchen wir einen fairen Stromtarif für die Wärmepumpe.

Sie sprachen schon das Thema Schallemissionen von Wärmepumpen bei der Aufstellung in reinen Wohngebieten an. Wie kann man dem beikommen?

Bei den Schallemissionen muss die gesamte Branche besser werden. Je mehr Anlagen installiert werden, umso drängender wird das Thema. Hier ist zum einen die Planung und Installation gefordert. Eine unglücklich positionierte Anlage mit deaktivierter Nachtabsenkung kann schon störend wirken. Gerade auch wenn Menschen bei offenem Fenster schlafen wollen. Die Aufstellung sollte gut durchplant sein, wie der Abstand zum Nachbarn, die freie Positionierung oder die Richtung der Schallwellen. Wir unterstützen das Handwerk mit entsprechenden Schulungen. Zum anderen setzen wir ergänzend auch bei der Technik an, beispielsweise bei der Leistungsregelung oder der Ventilator-Konstruktion. Wichtig ist, das Thema Schall von allen Seiten anzugehen.

Ein weiteres drängendes Thema ist ja die F-Gase-Verordnung über fluorierte Treibhausgase. Im Zuge der schrittweisen Beschränkung, dem "Phase down" der in der EU in Verkehr gebrachten Gesamtmenge an teilfluorierten Kohlenwasserstoffen wurden die Verkaufsmengen bereits auf 63 Prozent begrenzt. 2021 erfolgt der nächste Schritt auf dann 45 Prozent. Wie weit ist Panasonic?

Wir haben unsere neuen Wärmepumpen bereits auf das Kältemittel R32 ausgelegt. Zum einen liegt das Treibhauspotential von R32 mit einem Wert von 675 rund 70 Prozent niedriger als das der Vorgängergeneration mit dem Kältemittel R410A mit einem Wert von 2.090. Zum anderen konnten wir die eingesetzte Menge an Kältemittel auch noch um 30 Prozent senken. Sie sehen, wir haben erste Erfolge vorzuzeigen und arbeiten weiter an dem Thema. Wir schauen, ob weitere alternative Kältemittel geeignet sind. Wichtig ist: Die Effizienz darf nicht leiden. Dies ist aktuell die größte Hürde, wenn es um natürliche Kältemittel geht. Allgemein aber ist das Thema vielschichtig. Wenn sich die Anforderung an eine Wärmepumpe ändert, beispielsweise durch sinkenden Heizbedarf bei steigendem Warmwasserbedarf, kann dies bereits ein anderes Kältemittel effizienter machen.

Sind auch die Heizungsfachbetriebe auf das Thema Kältemittel vorbereitet?

Der Wechsel des Kältemittels findet ja im Gerät selber statt und macht für das Handwerk zunächst einmal fast keinen Unterschied. Der Handwerker sieht äußerlich keinen Unterschied.

Spätestens bei Service und Wartung von Altanlagen muss er sich damit beschäftigen. Können bestehende Kältemittel einfach durch andere ersetzt werden?

Nein, dies geht aus technologischen Gründen nicht. Aber das Thema Austausch wird allgemein von Vielen noch unterschätzt. Ich erwarte, dass es einen großen Markt für aufbereitete Kältemittel geben wird. Interessant wird dabei die Preisentwicklung für den Endkunden. Alte Anlagen beinhalten teilweise noch rund zehn Kilogramm Kältemittel. Und der Endkundenpreis war teilweise bereits auf rund 100 Euro pro Kilogramm geklettert. Neben dem wichtigen Umweltaspekt war der Preisaspekt ein weiterer Grund für uns, bei der Entwicklung der neuen Wärmepumpengeneration die Menge des Kältemittels deutlich zu reduzieren. R32 ermöglichte uns hier aus beiden Aspekten heraus einen großen Sprung. So kommen unsere neuen Geräte mit rund knapp einem Kilogramm Kältemittel aus. Sie sehen: geringeres Treibhauspotential und geringere Menge.

Weiterführende Informationen: https://www.panasonic.com/de

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
Aktuelle Bewertung
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren