Erneuerbare Energien

„Speerspitze der Energiewende“

Dienstag, 20.06.2023

Ein gutes Miteinander der Technologien ergibt sich automatisch, wenn objektbezogen durch qualifizierte Planer und Berater eine optimale Lösung für jedes Gebäude und Nutzerprofil entwickelt wird. Neugebaute Einfamilienhäuser eignen sich für einfache Systeme mit PV und Wärmepumpen. Bei großen Wohnanlagen im Bestand werden häufig andere hybride Lösungen zum besten Ergebnis führen.

Welcher Stellenwert kommt dabei Häusern mit extrem hohen solaren Deckungsgraden nach dem Sonnenhaus-Konzept zu?

Ohne Solarthermie würde es unsere klassischen Sonnenhäuser nicht geben, die ihren Bewohnern seit Jahren mit unkomplizierter Technik extrem niedrige Verbrauchskosten bescheren. Wer schon vor 20 Jahren ein Sonnenhaus gebaut hat, und mit einer großen PV-Anlage nachgerüstet hat, hat eine sehr hohe Strom- und Wärmeautarkie und ist von der derzeitigen Energiekrise praktisch nicht betroffen.

Langfristig sind diese Lösungen also sehr wirtschaftlich?

Durchaus, meine 40 m2-Solarthermieanlage spart momentan 15.000 kWh Erdgas pro Jahr. Bei einem Arbeitspreis von 19 Cent pro Kilowattstunde ergibt sich eine Einsparung von 2.850 Euro pro Jahr. Die lange Lebensdauer und Robustheit der Technik bringen weitere Vorteile.

Die Wirtschaftlichkeit war aber lange nicht gegeben ...

Ja, die niedrigen Energiepreise in den vergangenen Jahren zwangen uns dazu, in der Nische zu bleiben. Und deswegen haben wir heute viel zu wenige Partner beim ohnehin überlasteten Handwerk. Im Moment registrieren wir aber ein rapide wachsendes Interesse am Sonnenhaus-Konzept seitens der Bauherren. Aber das Handwerk hat wegen seiner dünnen Personaldecke und den vielen Aufträgen für Wärmepumpen und PV nicht die notwendigen Kapazitäten, um dieses Thema bedienen zu können.

Wie müssten Ihres Erachtens die Bedingungen für finanzielle Förderungen gestaltet sein, um der Solarthermie Chancengleichheit zu verschaffen?

Es sollte keine Technik einseitig bevorzugt werden. Außerdem sollte in Zukunft bei Subventionen, die für die Energiewende notwendig sind, berücksichtigt werden, wo die Wertschöpfung gewonnen wird.

Wir vergleichen aktuell die Preise von in Europa handwerklich gefertigten, solarthermischen Kollektoren und Wasserspeichern mit PV-Modulen und Batteriespeichern aus Asien. Wir werden in Zukunft sehr sorgfältig abwägen müssen, ob es sinnvoll ist, weiterhin unsere Fördermillionen nach Asien zu leiten.

Wie beurteilen Sie dabei die Inhalte des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)?

Das Gebäudeenergiegesetz soll den zulässigen CO2-Ausstoß regeln und die Grundlagen für die Berechnung der Emissionen setzen. Leider beinhaltet es jetzt auch die Fixierung auf die Wärmepumpe und dies ist meines Erachtens zu stark von Industrieinteressen getrieben.

Welche weiteren Rahmenbedingungen müssten geschaffen werden, um den Nutzen der Solarthermie voll auszuschöpfen?

Das größte Hemmnis für den Ausbau der Solarthermie ist der Fachkräftemangel. Das gilt sowohl für die Planung als auch für das Handwerk. Es fehlt oft das Fachwissen und die Fähigkeit, die Vorteile der Solarthermie dem Kunden gegenüber darzustellen. Hier wären konzertierte Steuerungskonzepte der Politik und Anstrengungen der Verbände dringend notwendig.

Inwieweit ist die Solarthermie im Sanierungsobjekt womöglich die bessere Alternative als eine PV-unterstützte Wärmepumpe?

Im Gebäudebestand sind vielfach Heizverteilungssysteme mit Vorlauftemperaturen über 60 °C im Einsatz. Solarthermie kann mit entsprechenden Kollektoren solche hohen Arbeitstemperaturen erreichen. Eine Wärmepumpe ist da nicht wirtschaftlich und kann auch größeren Verschleiß am Verdichter mit sich bringen. Generell ist im Altbau aber zunächst eine gute Wärmedämmung gefragt – und wo möglich auch Flächenheizungen.

Weiterführende Informationen: https://www.sonnenhaus-institut.de/

Von Martin Frey
Fachjournalist
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