KWK

Flüssiggas statt Erdgas

Fortsetzung der Reportage: „E-Auto finanziert den Restbetrag“

Dienstag, 04.04.2023

In Stade an der Elbe ist ein Eigentümer dabei, sein Einfamilienhaus CO2-neutral zu sanieren. Davon profitiert ebenfalls sein Nachbar, der sich an die Erzeugungsanlagen nebenan angekoppelt hat. Im Mittelpunkt der Mini-Quartierslösung stehen ein Blockheizkraftwerk (BHKW), Photovoltaik (PV), zwei Wärmepumpen, ein besonderer Batteriespeicher, ein Nahwärmenetz, eine Wallbox und natürlich eine intelligente Regelungstechnik. Kürzlich kam der Batteriespeicher ins Haus. Was macht ihn besonders? Die Fortsetzung der Reportage zur Sanierung in Stade geht unter anderem auf dieses Detail wie auf weitere Segmente der privaten Energiewende ein.

Der Wärme- und Stromverbund in Stade.
Quelle: Kruse
Der Wärme- und Stromverbund in Stade.

Den Masterplan und Stufe 1, die frischen Erfahrungen mit der damals noch monovalenten BHKW-Station – also ganzjährig ohne zusätzliche Heizung –, hatte HeizungsJournal in Ausgabe 9/2021 (Sept.) unter dem Titel „E-Auto finanziert den Restbetrag – Monovalentes Heizen mit Mini-BHKW im Einfamilienhaus“ veröffentlicht – online verfügbar unter: https://tga.li/0V7.

Der Umbau ging glatt und es funktionierte alles wie gewollt. Die Umsetzung der Stufe 2, ein geplanter nachbarschaftlicher Energieverbund mit der gegenseitigen Belieferung von BHKW- und PV-Strom ging dagegen schief. Warum und welche Alternative kommt jetzt zum Tragen?

Als der promovierte Hochschulprofessor Felix Kruse 2015 mit der Planung begann und schließlich mit dem BHKW „XRGI 6“ von EC Power mit 6 kWel und 13 kWth 2018 startete, stand „grün“, die Reduzierung der CO2-Emissionen, im Vordergrund. Die verschiedenen staatlichen und kommunalen Förderungen für eigenerzeugten Strom, plus der Verkauf von Überschuss, versprachen zudem eine Bilanz, nach der sich Einnahmen und Ausgaben weitgehend ausgleichen müssten. Konkret stand damals der Eigeninvestition von gut 25.000 Euro eine Minderung der jährlichen Ausgaben für Wärme und Haushaltsstrom von rund 3.000 Euro gegenüber. Das sah schon gut aus, dürfte sich indes in den kommenden Jahren durch weitere Einsparmaßnahmen sowie angesichts der Energiepreissteigerungen mit Blick vor allem auf die Eigenstromerzeugung noch verbessern.

In HeizungsJournal-Ausgabe 9/2021 erklärte Prof. Kruse das Konzept und belegte anhand der Zahlen aus den ersten Betriebsjahren, dass man ein BHKW zu Heizzwecken durchaus monovalent fahren kann. Mit PV, Stromspeicher und Wärmepumpe verbessert sich natürlich die Effizienz und mit der Belieferung des Nachbarhauses mit Strom und Wärme aus der eigenen Anlage auch die Kostenseite. Die Kunst besteht in dem richtigen Schlüssel für die jeweilige Leistung von BHKW, Wärmepumpe, Speicher und PV. Der Plan sah diese Nachrüstung als Sanierungsstufe 2 vor. Die ist gerade in der Realisierung. Die Fortsetzung der Reportage geht nun detaillierter auf das neue Schema ein.

Die Struktur und Leistungsdaten der Mini-Quartierslösung.
Quelle: Kruse
Die Struktur und Leistungsdaten der Mini-Quartierslösung.

Typ Mini-Quartierslösung

Das neue Schema: In dem werden zwei bereits bestellte Wärmepumpen die „XRGI“-Maschine ergänzen. Deshalb, weil sich der Wärmebedarf erhöht, da der Bauherr als zweite Stufe eine Mini-Quartierslösung mit dem Haus gegenüber eingeplant hatte – mit Betonung auf „dem Haus gegenüber“, auf der anderen Straßenseite. Die Erklärung dazu folgt. Zunächst: Vom Prinzip her könnte solch ein Verbund eine Standardlösung von gleich morgen sein, gleichermaßen ökonomisch wie ökologisch für Neubau als auch für Sanierungen: Ein Strom- und Wärmeerzeuger in dem einen und im anderen Haus eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und ein Stromspeicher im Keller. Ökologisch: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) akzeptiert Kraft-Wärme-Kopplung als regenerativ, wenn das BHKW mindestens 50 Prozent des Jahreswärmebedarfs liefert (§ 43 GEG).

Zugegeben, ein Strom- und Nahwärmeverbund dieser Art, der weitgehend auf selbsterzeugte Energiemedien aufbaut, klingt teuer und kompliziert, ist aber tatsächlich dank Fördergeldern sowohl bezahlbar als auch langzeit-kalkulierbar. Dies bestätigt eine parallel zu den Planungen laufende wissenschaftliche Studie „Wärmepumpen-Quartier im Bestandsbau“ für die Stadt Stade, die die Stadtwerke und die FH Westküste erarbeitetet hatten. Kalkulierbar lässt sich von den aktuellen „öffentlichen“ Energiekosten nicht sagen. Was die vermeintliche Kompliziertheit angeht: einerseits mit Standardschemata erlernbar und andererseits sieht nun mal die moderne Sanierung des Wohnungsbestands so oder so ähnlich aus. Alter Kessel raus, neuer Kessel rein ist passé.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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