Installation

Zur Nachahmung empfohlen

Freitag, 29.09.2023

Das gegen Null zu fahren, ist die Aufgabe des installierten „Solvis Clean“. Er besteht im Wesentlichen aus einem Ultrafiltrationsmodul, das sich wiederum aus vielen schlauchförmigen und gebündelten Membranen zusammen-setzt. Die Membranen lassen nur Partikel kleiner 0,02 Mikrometer durch. Legionellen sind mindestens zehnmal größer. Ein Kontrollsystem überwacht den Betrieb und die Verkeimung, spült die abgefangenen Substanzen und Mikrobiologie ins Abwassernetz und spielt die Daten in eine Gebäudeleittechnik ein. Die Umrüstung ließ zu, die Warmwassertemperaturen im Bad wie angestrebt von 60 auf sparsame 45 °C zu mäßigen.

Legionellenfilter, der eine thermische Entkeimung verzichtbar macht und damit eine Trinkwassertemperatur unterhalb 60 °C gestattet.
Quelle: Genath (Foto), Baunach
Legionellenfilter, der eine thermische Entkeimung verzichtbar macht und damit eine Trinkwassertemperatur unterhalb 60 °C gestattet.

Gestern und heute

Die Beteiligten an dem Modellprojekt fanden in Bad Nenndorf Folgendes vor: Von der Biogasanlage verlief eine Fernleitung ins Schwimmbad, mündete dort in einen großen Plattenwärmetauscher ein und das Wasser floss von da aus in eine voluminöse Weiche. Die Vorlauftemperatur betrug bis etwa 85 °C. Über viele weitere Weichen und ebenfalls massige Unterverteiler pumpte die Technik den Vorlauf schließlich zu den Verbrauchern. Die Nahwärme kehrte mit einer Temperatur von etwa 80 °C wieder zum BHKW zurück. Die einzelnen Heizkreise hingen also parallel an den Gebäudeverteilern.

„Sie können sich vorstellen“, sagt Till-Marlo Lüking von der Firma HG Baunach, „welchen Durchsatz die Pumpe durch das Netz schickte, wenn der Rücklauf aufgrund dieser Hydraulik immer noch 80 °C betrug.“ Im Schwimmbad stand darüber hinaus ein Gaskessel von rund 800 kW. Den durchströmte die Nahwärme; er hatte damit eigentlich nur eine regelungstechnische Funktion. Lag am Vorlaufühler der Sollwert an, blieb der Kessel aus. Fiel die Temperatur, sprang er an und heizte nach. Darüber hinaus erledigte er die Heizarbeit im Fall einer Wartung am BHKW. An seinem Aufstellort wirkte der betagte Nachheizer zudem als riesiger Heizkörper.

Die beiden Sporthallen temperierte ehedem jeweils ein eigener Gaskessel. Bei dieser Form der ersatzweisen Wärmeerzeugung und dieser Leistung blieb es bei der Sanierung, also aufgeteilt auf zwei jetzt moderne Gasbrennwertkessel à 450 kW, die im Hallenbad und in einer Sporthalle stehen. Doch nur als Redundanz; die 900 kW bedeuten mithin eine Reduzierung der Gesamtleistung. Das Erdgas dient nicht zur Ergänzung der Nahwärme, sondern vorrangig zur Ersatzversorgung im Fall einer Wartung oder Reparatur an der KWK. Denn die Nahwärmeleitung ging vor der Sanierung nicht zu den Sporthallen.

Die Kalkulation ergab jedoch, dass bei Umbau der Wärmelieferung auf das „Rendemix“-Mischprinzip die Biogasanlage respektive die BHKW-Station ausreichen müsste, die beiden Objekte mit an die grüne Wärme anzuschließen. Der Auslastung der grünen Reaktoren kommt das ebenfalls zugute. Die Anlagenbauer verlängerten die Trasse entsprechend. Versorgungssicherheit für das Schwimmbad besteht: Eine Verbindung verkoppelt es mit den Erdgaskesseln, sodass im Fall der Fälle alle drei Gebäude ausreichend Wärme erhalten.

Sporthalle mit Deckenstrahlplatten.
Quelle: Genath
Sporthalle mit Deckenstrahlplatten.

Keine Bereitstellungsgebühr

Der frühere 800-kW-Zusatzkessel in der Schwimmhalle ging zudem tariflich ins Geld „Zwei Kessel à 450 kW statt einer einzigen Einheit mit 800 oder 900 kW haben den großen Vorteil, dass wir nach einer anderen Tarifordnung abrechnen, nach Standardlastgang. Wir bleiben mit 450 kW unter der 500-kW-Grenze. Im Klartext heißt das, wir müssen keinen Bereitstellungspreis bezahlen. Der wird oberhalb 500 kW fällig und bezog sich damals konstant auf die 800 kW, gleichgütig, ob wir nur 50 oder 50.000 kWh verbrauchten. Das hat die Kasse erheblich belastet“, erläutert Energiemanager Althoff das Tarifschema. Technisch ist noch erwähnenswert, im Zug der Umbauarbeiten im Hallenschwimmbad hat der Landkreis Schaumburg über ein separates Förderprogramm vier energieintensive Beckenwasserpumpen gegen moderne, drehzahlgeregelte Pumpen austauschen lassen.

Weiterführende Informationen: https://www.baunach.net/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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