Erneuerbare Energien

Von Jugendstil bis Mauerfall

Freitag, 12.04.2024

Um alle Wohnungen zugänglich zu machen, musste ein zusätzliches Treppenhaus installiert werden. In dem Gebäude selbst galt es unter anderem viel Stuck aufzuarbeiten. Eine weitere Herausforderung bestand darin, den Bunker im Hof des Hauses zu entfernen. Hier befinden sich nun die Erdkollektoren für die verbaute Wärmepumpe.

Die Erwerber der Wohnungen haben im Rahmen ihrer Finanzierungen Programme und Mittel der KfW in Anspruch genommen. Dies kann auf Grundlage einer Ausführung als „Energieeffizienzhaus Denkmal“ auf Basis der EnEV 2014 erfolgen. Vorgabe war die Erfüllung der Anforderungen aus dem KfW-„Effizienzhaus“-Kredit-Programm 261 für Dämmung, Dach, Fassade, Heizungstechnik etc. gemäß Wärmeschutznachweis. Im konkreten Fall wurde an der Gaußstraße die Installation einer Wärmepumpe verlangt (20% Regenerativ-Vorgabe).

Einbau des Kollektorfeldes für die Sole/Wasser-Wärmepumpe.
Quelle: Stenderprojekt Immobilien und Bauträger GmbH
Einbau des Kollektorfeldes für die Sole/Wasser-Wärmepumpe.

Funktion der Sole-Wärmepumpe

Das hinter dem Gebäude verbaute Kollektorfeld (250 m, DN 40, Umfassungsvolumen 228 m3, Wassertemperatur 8 °C) speist die Wärmepumpe. Diese erhitzt nachfolgend das Trinkwasser auf 50 °C und leitet es weiter in einen Trinkwasser-Vorwärmspeicher. Der Brauchwarmwasser-Ausgang des Vorwärmspeichers führt in den „Kaltwasseranschluss“ des Trinkwarmwasserspeichers – vom Trinkwarmwasserspeicher aus erfolgt dann die Verteilung im Gebäude.

Wenn die Temperatur am Trinkwasserspeicher unter 45 °C sinkt, springt unterstützend ein Gaskessel ein. Die Wärmepumpe läuft permanent – zapft jemand Wasser, steht sofort weiteres warmes Wasser zur Verfügung. Die Wärmepumpe übernimmt also die Grundlast beim Brauchwarmwasser und reduziert somit den Gasverbrauch.

Die Heizzentrale des Mehrfamilienhauses in der Gaußstraße befindet sich im Keller: Eingebaut wurde ein Komplettsystem von Brötje, bestehend aus Sole-Wärmepumpe (Bildmitte), Gas-Brennwertkessel und verschiedenen Speichern sowie Ausdehnungsgefäßen. Die Trinkwasser-Vorerwärmung übernimmt die Sole/Wasser-Wärmepumpe – sie kann Vorlauftemperaturen von bis zu 62 °C liefern.
Quelle: August Brötje GmbH
Die Heizzentrale des Mehrfamilienhauses in der Gaußstraße befindet sich im Keller: Eingebaut wurde ein Komplettsystem von Brötje, bestehend aus Sole-Wärmepumpe (Bildmitte), Gas-Brennwertkessel und verschiedenen Speichern sowie Ausdehnungsgefäßen. Die Trinkwasser-Vorerwärmung übernimmt die Sole/Wasser-Wärmepumpe – sie kann Vorlauftemperaturen von bis zu 62 °C liefern.

Heiz- und lüftungstechnische Komponenten

Als neuer Gas-Brennwertkessel kommt der „BGB 110 I“ von Brötje zum Einsatz. Es handelt sich um einen bodenstehenden Kessel, der je nach Modell über eine Heizleistung von 50, 70, 90 oder 110 kW verfügt und speziell für Mehrfamilienhäuser im Bestand und Neubau sowie für Gewerbebetriebe konzipiert ist. Die Trinkwasser-Vorerwärmung übernimmt die Sole/Wasser-Wärmepumpe „BSW NEO 8“, ebenfalls von Brötje.

Die „BSW“ kann ein besonders breites Spektrum von 3,3 bis 20 kW abdecken und eine Vorlauftemperatur von bis zu 62 °C liefern. Damit eignet sie sich sowohl für Neubauten als auch für Altbausanierungen. Das Behältersystem besteht aus den Speichern „EAS“ und „EAS W“ des Herstellers aus Rastede mit jeweils 500 l Volumen. Hinzu kommen Ausdehnungsgefäße zur Geräteabsicherung im Trinkwasser-Kreislauf (3 x 35 l) und für den Heizkreis (800 l).

Alle Wohnungen verfügen durchgängig über Fußbodenheizungen. Die beheizte Grundfläche beträgt knapp 2.000 m2, davon sind 1.803 m2 mit Fußbodenheizung versehen; die übrigen Flächen entfallen auf die Treppenhäuser und den Eingangsbereich. Im Gebäude sind 308 Fußbodenheizungskreise verlegt. Alle Wohnungen haben zusätzlich einen Kaminofenanschluss.

Aufgrund versetzter Bäder waren elf Sanitärstränge notwendig. Verbaut wurden auch neun Lüftungsstränge für fensterlose Ablufträume, wie Gäste-WC oder Bad. Perspektivisch ist die Nachrüstung der einzelnen Wohneinheiten mit Photovoltaik (PV) möglich. Platz für Kollektoren bietet das Dach über den Parkplätzen.

Zeigen sich mit dem Ergebnis zufrieden (v.l.n.r.): Tom Neitzel (Technischer Außendienst, Brötje), Rüdiger Stender (Geschäftsführer, Stenderprojekt Immobilien und Bauträger GmbH), Markus Dittrich (Geschäftsführer, Weigel & Unger Heizungs- und Sanitärtechnik GmbH).
Quelle: August Brötje GmbH
Zeigen sich mit dem Ergebnis zufrieden (v.l.n.r.): Tom Neitzel (Technischer Außendienst, Brötje), Rüdiger Stender (Geschäftsführer, Stenderprojekt Immobilien und Bauträger GmbH), Markus Dittrich (Geschäftsführer, Weigel & Unger Heizungs- und Sanitärtechnik GmbH).

Fazit

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der AG Sächsische Werke an der Gaußstraße in Chemnitz hat in einem Jahrhundert eine wechselhafte Geschichte erfahren, sowohl was die Besitzer als auch was die politischen Umstände angeht: von der Weimarer Republik über Nazi-Deutschland und die DDR bis zur Bundesrepublik.

Es war Aufgabe und Herausforderung zugleich, daraus unter den Bedingungen des Denkmalschutzes und der Gebäudestruktur ein Mehrfamilienhaus zu entwickeln, das in jeder Hinsicht allen modernen Anforderungen entspricht – architektonisch und energetisch. Weigel & Unger-Geschäftsführer Markus Dittrich resümiert dazu: „Bei solchen Bauvorhaben läuft es nicht immer perfekt. Da bin ich froh, einen Partner wie Brötje an der Seite zu haben, der da ist, wenn man ihn braucht.“ Das sah offenbar auch der Bauträger Stenderprojekt so. Das nächste Projekt ist von Stender jedenfalls bereits beauftragt und geplant.

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