Nun interessiert uns Ihre Meinung zu den Herausforderungen an den Fachhandwerksbetrieb in zehn Jahren. Auf welchen Partner bereitet sich Vaillant hier vor?
Die meisten Endkunden suchen sich ihren Fachhandwerker auch künftig vor Ort aus. Deswegen denken wir, dass auch in zehn Jahren der Betrieb die Nase vorn haben wird, der über ein durchdachtes Empfehlungsmarketing vor Ort bekannt ist.
Parallel wird der Beruf des Fachhandwerkers immer anspruchsvoller. Neue Technologien, informiertere Kunden und ein großer Wettbewerb um gute Mitarbeiter am Arbeitsmarkt sind dazu nur einige Stichworte. Die Fortbildung dieser Mitarbeiter wird eine entscheidende Rolle spielen.
Wie können wir dabei als Hersteller unterstützen? Durch immer schneller und einfacher installierbare Produkte. Nur so können wir immer mehr Fachhandwerker für die Installation neuer Technologien begeistern.
Doch auch dann werden sich die Fachhandwerker spezialisieren. Das zeichnet sich ja bereits heute ab. Wenn wir die rund 50.000 Fachhandwerks-Unternehmen in Deutschland sehen, bauen immer noch verhältnismäßig wenig Wärmepumpen ein. Noch weniger sind es bei Blockheizkraftwerken. Neue Technologien kommen aber immer schneller auf den Markt. Da kann es sich kaum ein Betrieb noch leisten, seine Mitarbeiter zu allen wichtigen Trainings zu schicken. Eher wird er sich auf bestimmte Trainings und Technologien konzentrieren. Für den Rest wird er sich Partner suchen.
Was können Sie als Hersteller dem Fachhandwerker dann als Lösungen anbieten?
Technologien wie Gas-Brennwert sind das Basisgeschäft im Fachhandwerk. Wir müssen dafür sorgen, dass die sich ohne großen Trainings-Aufwand planen und installieren lassen.
Wie schnell eine Technologie aber plötzlich ein ganz anderes Gewicht bekommt, zeigt mir das Beispiel unserer Tochtergesellschaften in Österreich und der Schweiz. Hier sind Luft/Wasser-Wärmepumpen zum umsatzstärksten Segment geworden. Das war vor wenigen Jahren noch unvorstellbar. Deswegen gibt es hier keinen Ausweg: Sowohl wir als auch das Fachhandwerk müssen uns ständig weiterbilden, das Ohr am Markt haben und sich neuen Entwicklungen gegenüber offen zeigen.
Der Fachhandwerker muss sich auch auf einen neuen Endkunden einstellen. Einen Endkunden, der immer ungeduldiger ist und möglichst sofort eine Antwort haben will. Früher hat es vielleicht gereicht, ein Angebot nach zwei Wochen abzugeben. Jetzt wird es am nächsten Tag erwartet. Im Internet bekommt er es sogar in wenigen Minuten. Ist das Angebot dann nicht da, ist das Risiko groß, dass der nächste Fachhandwerker angesprochen wird. Wer am schnellsten reagiert, hat häufig den Auftrag. Das gilt nicht nur für den privaten, sondern auch den gewerblichen Kunden. Dieser möchte auch mit viel mehr Informationen versorgt werden. Beispielsweise in der Wohnungswirtschaft, wo es auf schnelle Reaktion ankommt, wenn die Heizung ausfällt. Ist die Reparatur beauftragt, möchte der Kunde wissen, wann der Monteur vor Ort ist, wie es mit der Reparatur gerade steht und sobald sie abgeschlossen ist, was defekt war…, ähnlich wie bei der Paketverfolgung. Genau das wird auch in unserem Markt immer wichtiger.
Digitalisierung der Heizung wird sich beschleunigen
Wie sehen Sie in diesem Umfeld die Relevanz der Digitalisierung?
In der Digitalisierung sehen wir drei grundlegende Themen:
Erstens: Für den Endkunden wird eine Vernetzung in seinem Haus viel selbstverständlicher.
Zweitens: Wie bieten wir für vernetzte Heiztechnik noch bessere Dienstleistungen wie zum Beispiel eine Wärmegarantie?
Und drittens: Durch eine immer digitalisiertere Welt werden wir noch besser zusammenarbeiten.
Das beste Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit dem Handel. Das läuft schon fast ausschließlich digital. Unser Trainingsangebot können wir dagegen noch weiter digitalisieren. Wenn es sich nicht um die Arbeit am Gerät handelt, können wir unseren Partnern hier noch viel mehr online anbieten. Das lässt sich dann auf Wunsch jederzeit abrufen, wenn gerade Zeit für ein Training ist. Oft wird dem Fachhandwerk ja ein gewisses Beharrungsvermögen nachgesagt. Wir können davon nichts feststellen. Im Gegenteil: Viele unserer Fachhandwerkspartner sind aufgeschlossen und auf Innovationen ausgerichtet. Durch den Generationswechsel wird sich das noch weiter beschleunigen. Auch hierzu ein gutes Beispiel: Über unsere neue App zur Erfassung von VEP-Punkten (VEP = Vaillant Exzellenz Partner) werden in manchen Regionen schon rund 70 Prozent aller Produkte per Smartphone-Scan erfasst.