Auf einer Fläche von etwa 2.000 Quadratmetern wurde die Fußbodenheizung der Grund- und Mittelschule Dietramszell ertüchtigt. Statt die Fußbodenheizung komplett zu ersetzen, haben die Projektverantwortlichen hier ein System der Rohrinnensanierung zur Anwendung gebracht. Die Idee des "oxy-proof"-Systems, im alten Rohr ein neues entstehen zu lassen, machte es möglich, die Sanierung im laufenden Schulbetrieb durchzuführen. Mehr über das Projekt verrät unser Artikel.
Schule saniert Fußbodenheizung im laufenden Betrieb
Objekt-Report-Special - Folge 4
Montag, 08.09.2014
Bei der Sanierung der Heizungsanlage der Grund- und Mittelschule im oberbayrischen Dietramszell wurden im Jahr 2013 zwei alte Ölkessel durch einen Pelletkessel ersetzt und die Anlagen in den verschiedenen Gebäudeteilen hydraulisch miteinander verbunden.
Durch Kombination mit dem bestehenden Hackschnitzelkessel kann die Schule ihren Wärmebedarf so zum größten Teil durch den Einsatz regenerativer Energieträger decken.
Eine echte "Zeitbombe", vor allem für die neuen Pumpen und Geräte, stellte die alte Fußbodenheizung im 70er-Jahre-Bau dar, die stark verschlammt war. Der schleichende Versprödungsprozess der Fußbodenheizungs-Kunststoffrohre und die dadurch bedingten Korrosionsschäden haben die Gemeinde Dietramszell dazu veranlasst, das Flächentemperiersystem mit einer speziellen Rohrinnensanierungs-Technologie, dem "oxy-proof"-System, sanieren zu lassen.
Der Vorteil gegenüber dem Totalersatz: Bauliche Maßnahmen beispielsweise an Böden entfallen und Kosten sowie Dauer der Sanierung sinken – der laufende Schulbetrieb konnte ohne jegliche Einschränkungen fortgeführt werden.
Im Vorfeld wurde versucht, die Probleme der Fußbodenheizung mit Spülungen und Korrosionsschutzmitteln bzw. Inhibitoren zu beseitigen – erfolglos. Das eigentliche Problem, die Versprödung der Kunststoffrohre, wird hierdurch nicht gelöst.
Eine Wasserbehandlung durch Zugabe von Chemikalien sollte daher immer auf Ausnahmen beschränkt bleiben, so wie es auch die VDI 2035 fordert. Gestoppt werden kann der fortlaufende Alterungsprozess der Kunststoffrohre dagegen mit einer nach DIN 4726 sauerstoffdichten Beschichtung.
Das Problem: Fußbodenheizungs-Kunststoffrohre der ersten Generation
Von diesem Problem der Versprödung betroffen sind Heizkreisläufe aus Kunststoffrohren, die in den 70er- bis Mitte/Ende der 80er-Jahren verlegt wurden – also die, nach DIN 4726, nicht sauerstoffdiffusionsdichten Kunststoffrohre.
Die Prüfnorm DIN 4726 "Warmwasser-Flächenheizungen und Heizkörperanbindungen – Kunststoffrohr- und Verbundrohrleitungssysteme" legt hier fest, dass sauerstoffdichte Rohre bei einer Temperatur von 40 °C eine flächenbezogene Sauerstoffdurchlässigkeit von ≤ 0,32 mg/(m²d) aufweisen müssen.
Die Fußbodenheizungs-Kunststoffrohre der Schule in Dietramszell entsprachen nicht dieser Norm und sind daher aufgrund ihres molekularen Aufbaus sauerstoffdiffus und werden spröde. Die Stabilisatoren in den Kunststoffrohren dampfen an das Heizungswasser ab, was zu einer steigenden Sauerstoffzufuhr führt.
Durch den Alterungsprozess der Kunststoffrohre gelangt immer mehr Sauerstoff in den geschlossenen Heizkreislauf. Der Sauerstoff greift dann die metallischen Teile der Anlage an und die Schwebstoffe des entstehenden Rostschlammes bauen sich schichtweise im Kunststoffrohr auf – die Heizkreise verschlammen. Die bekannten Folgen: Einzelne Räume werden nicht mehr richtig warm, mit zusätzlichem Energieaufwand steigen die Heizkosten.
Wird in dieser Situation nichts unternommen, können Kreisläufe undicht werden, schlimmstenfalls droht der Totalausfall des Systems. Kontraproduktiv ist es jedoch, die Leitungen mit Wasser "freizuspülen". Leitungsspülungen verschlimmern das eigentliche Problem, da mit der Spülung neuer Sauerstoff in den geschlossenen Kreislauf gelangt.
Die Lösung: Zustandsanalyse und Sanierung der Fußbodenheizung von innen
Aus diesem Grund ist zunächst eine Zustandsanalyse durchzuführen: Hier wird eine Probe des Heizungswassers aus dem System entnommen und in einem mobilen Labor vor Ort untersucht.
Genaue Ergebnisse über den Zustand und das Gefährdungspotential der Rohre stehen so bereits nach ein bis zwei Stunden fest. Beginnen die Kunststoffrohre, spröde zu werden, und wird dies im Anfangsstadium entdeckt (20 bis 30 Prozent der Stabilisatoren in den Kunststoffrohren müssen noch vorhanden sein, es darf nicht gebrochen sein), kann mit der Rohrinnensanierung begonnen werden:
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