Erneuerbare Energien

Neue Technologien für bestehende Objekte

Projekt „LowEx im Bestand“ entwickelt und demonstriert Wärmelösungen für Mehrfamiliengebäude

Mittwoch, 19.07.2023

Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie der Wärmewende.

Ein Mehrfamiliengebäude im „Smarten Quartier“ Karlsruhe-Durlach. Auf dem Dach wurde eine PV-Anlage mit 60 kWp elektrischer Leistung installiert.
Quelle: Fraunhofer ISE
Ein Mehrfamiliengebäude im „Smarten Quartier“ Karlsruhe-Durlach. Auf dem Dach wurde eine PV-Anlage mit 60 kWp elektrischer Leistung installiert.

Ihr Einsatz in Mehrfamilien-Bestandsgebäuden ist noch eine Herausforderung: Diese Gebäude stellen spezielle Anforderungen sowohl an die Übergabesysteme für Raumwärme und Warmwasser als auch an die Erschließung von Umweltwärme. Im Verbundprojekt „LowEx im Bestand“ wurden Lösungen für den Einsatz von Wärmepumpen, Wärmeübergabe- und Lüftungssystemen in energetisch sanierten Mehrfamilienhäusern (MFH) analysiert, entwickelt und demonstriert. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, das INATECH der Universität Freiburg und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zeigen im Abschlussbericht Lösungsansätze und beispielhafte Umsetzungen auf.

Ein Blick auf die Struktur des Gebäudesektors macht deutlich, dass in Bestandsgebäuden der größte Hebel für die Wärmewende liegt: 62 Prozent der Gebäude wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 errichtet und verursachen rund zwei Drittel des Endenergieverbrauchs im Sektor. Wärmepumpen bieten erhebliches Potential zur Absenkung der CO2-Emissionen, wenn man sie in sogenannten LowEx-Systemen einsetzt. Diese arbeiten durch geringe Temperaturdifferenzen zwischen Heizmedium und Nutzwärme besonders effizient. Während sie in Ein- und Zweifamiliengebäuden im Neubau und im Bestand vermehrt eingesetzt werden, sind Wärmepumpen im Geschosswohnungsbau noch wenig verbreitet. Das Fraunhofer ISE arbeitet schon seit Jahren an dem Thema, das nun aufgrund steigender Energiepreise stärker in den Fokus rückt.

„Die Herausforderungen liegen hier in der höheren erforderlichen Leistung des Wärmeerzeugers und der Lage der Gebäude in dicht bebauten Quartieren. Zudem erfolgt die Wärmeübergabe und die Trinkwasserbereitstellung in diesen Gebäuden häufig mit hohen Vorlauftemperaturen“, erläutert Jeannette Wapler vom Fraunhofer ISE. Die Lösungsansätze im Projekt hätten daher die Themen Quellenerschließung und die Absenkung von Systemtemperaturen in den Mittelpunkt gestellt.

Ganzheitliche Analyse von Wärmeversorgung und Sanierung

Im Analyse-Teil des Vorhabens wurde die Zuordnung von Systemkonzepten zu Mehrfamilienhaus-Gebäudetypen unter Einbeziehung des Nutzerkomforts, wirtschaftlicher Aspekte und der erreichbaren CO2-Emissions-Senkung systematisch untersucht und bewertet. Das Forschungsteam führte dabei eine ganzheitliche Analyse der Wärmeversorgung von der Niedertemperaturquelle bis zur Wärmeübergabe durch. Betrachtet wurden dabei unter anderem die Potentiale einer Solarisierung der Gebäudehülle, mögliche Quellenkombinationen und der Einsatz von Hybridsystemen.

In fünf Teilprojekten entwickelte das Forschungsteam gemeinsam mit Industriepartnern neue LowEx-Komponenten und -Systeme für Mehrfamilienhäuser. So wurde mit dem Hersteller Viessmann im Projekt „Heaven“ ein Mehrquellen-Wärmepumpensystem entwickelt. In Innenstädten reicht häufig die Fläche für Erdsondenbohrungen nicht aus und die Wärmequelle Außenluft ist vergleichsweise ineffizient und weist höhere Schallemissionen auf. Das Mehrquellen-Wärmepumpensystem kombiniert die Vorteile der beiden Wärmequellen Außenluft und Erdreich, sodass nur eine reduzierte Bohrfläche benötigt wird und dennoch die hohe Effizienz einer Solewärmepumpe erzielt wird.

„Bei der Sanierung von Mehrfamilienhäusern kommt auch der dezentralen Wohnraumlüftung eine wichtige Rolle zu, da hier erhebliche Energieeinsparpotentiale schlummern und die nachträgliche Installation deutlich einfacher und kostengünstiger ist“, erklärt Prof. Andreas Wagner vom KIT. Im Projekt wurde daher die Regelung von dezentralen Lüftungsgeräten optimiert und eine Methode zur Bewertung dieser Geräte entwickelt. Dafür wurde eine nutzerzentrierte, selbstlernende Regelung für dezentrale Pendellüfter am Fraunhofer ISE entwickelt und im „Energy Smart Home Lab“ des KIT erfolgreich demonstriert. In weiteren Projekten wurden ein Hybridsystem (Wärmepumpe in Kombination mit fossil befeuertem Wärmeerzeuger), eine Wärmepumpe mit einem Kältemittelkreislauf auf Basis des natürlichen Kältemittels Propan, fassadenintegrierte Lüftungsgeräte sowie Hochtemperaturwärmepumpen entwickelt.

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