Die bedarfsgerechte Be- und Entlüftung von Wohngebäuden – inklusive hocheffizienter Wärmerückgewinnung – ist zwar schon lange ein Thema.
Lüftungstechnik muss im Fokus bleiben!
Interview mit Thorsten Fiedel, Leiter Schulungswesen bei Helios Ventilatoren
Donnerstag, 06.07.2023
Jedoch steht es nicht immer im Fokus von Bauherren oder Modernisierern. Ob sich diese Haltung im Zuge der „Energiekrise“ nachhaltig ändern wird? Thorsten Fiedel, Leiter Schulungswesen bei Helios Ventilatoren, ist davon jedenfalls überzeugt und erklärt im HeizungsJournal-Interview: „Derzeit nehmen wir eine zunehmende Nachfrage im zentralen KWL-Segment wahr.“
Herr Fiedel, „Energieeffizienz“ ist seit gut einem Jahr nunmehr wirklich in aller Munde – jeder ist zum Energie- und Heizkostensparen aufgerufen. Welche Impulse verschafft diese Situation dem Thema „Wärmerückgewinnung“ (WRG)?
Die Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist spätestens seit dem Zeitpunkt, ab dem die luftdichte Bauweise zwingend vorgeschrieben wurde, ein großes Thema geworden. Zum einen, um die notwendige Lüftung zum Feuchteschutz zu gewährleisten und zum anderen – gerade jetzt –, um Energie einzusparen.
Durch die Wärmerückgewinnung wird ein Großteil der bereits aufgewandten Energie durch den Kreuz-Gegenstrom-Wärmeübertrager zurückgewonnen. Je nach Lüftungsanlage spricht man hier von einem durchschnittlichen Wirkungsgrad zwischen 80 bis 95 Prozent. Dadurch verringern wir die Energieverluste und sorgen dafür, dass die Außenluft bereits vorgewärmt in das Haus gelangt. Und das spart natürlich Energie.
Gerade deswegen spüren wir merklich, dass sich aktuell besonders viele Endverbraucher mit dem Thema befassen. Das nachhaltige Bauen wird für viele einfach immer wichtiger.
Können Sie unseren Leserinnen und Lesern die energetischen Einsparpotentiale von WRG in Lüftungsanlagen beziffern? Gibt es Erkenntnisse darüber, was dabei die Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) mit WRG im Bereich der Wohngebäude leisten könnte?
Generell gibt es zu diesem Thema einige Studien, die unter anderem vom Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) in Auftrag gegeben wurden. Diese Studien kamen zum Ergebnis, dass sich die Wärmerückgewinnung in Deutschland positiv entwickelt und auch immer häufiger eingesetzt wird.
Laut der Studie des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier wurde dadurch im Jahr 2021 eine Primärenergieeinsparung von über 30 TWh pro Jahr erreicht. Hiermit ergab sich auch eine CO2-Reduktion um 8,53 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch etwa 15 TWh pro Jahr und 4,14 Mio. Tonnen.
Eine generelle Aussage zum direkten Einsatz einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung im Einfamilienhaus zu geben, ist natürlich schwieriger, da einige Faktoren, wie zum Beispiel Dämmung bzw. Dichtigkeit des Gebäudes und Art der Heizung, hier berücksichtigt werden müssten.
Wie gestalten sich das Energiesparrecht (GEG) und die Fördermittellandschaft (BEG) aktuell – sprich: 2023/2024 – aus Sicht der KWL in Wohngebäuden?
Derzeit gibt es drei Teilprogramme der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Zum einen die Förderung von Einzelmaßnahmen (BEG EM), dann die Förderung für Wohngebäude (BEG WG) und natürlich die für Nichtwohngebäude (BEG NWG). Der Schwerpunkt liegt hierbei gewollt auf der Sanierung von Bestandsgebäuden.
Bis jetzt wurden Neubauten nur dann gefördert, wenn sie dem „EH40 NH“-Standard entsprechen (Effizienzhaus 40 mit Nachhaltigkeits-Siegel). Diese Regelung für Neubauförderungen wurde in der BEG WG und NWG bis Ende Februar 2023 übergangsweise fortgeführt. Seit dem 1. März 2023 werden Neubauten jedoch über eine neue Richtlinie „Klimafreundlicher Neubau“ (KfN) umfassender gefördert.
Wünschenswert wäre es hier, wenn das Thema Lüftung mit WRG dann generell gefördert werden würde, um somit die Effizienz der Neubauten aufzuwerten.
Welche wesentlichen Änderungen erwarten Sie darüber hinaus noch in diesem Kontext?
Weiterführende Informationen: https://www.heliosventilatoren.de/de/
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