Erneuerbare Energien

Einiges ist immer noch zu glätten

Doch der Rollout der Smart-Meter rückt näher

Dienstag, 25.07.2023

Zur Beschleunigung der Energiewende hat das Kabinett mit dem „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ (GNDEW) ...

Ist ein Smart-Meter-Gateway in der Lage, die gesamte Datenflut aus den und in die technischen Installationen zu verarbeiten? Bei der Anhörung kamen Zweifel auf.
Quelle: Genath
Ist ein Smart-Meter-Gateway in der Lage, die gesamte Datenflut aus den und in die technischen Installationen zu verarbeiten? Bei der Anhörung kamen Zweifel auf.

... dem Deutschen Bundestag einen Entwurf vorgelegt, der dazu beitragen soll, die Stabilität der Netzfrequenz zu erhalten. Unruhe bringen die Millionen von Ein- und Ausspeisepunkten für PV, Windräder und KWK sowie auf der Verbraucherseite Wärmepumpen und Wallboxen. Von der Smart-Meter-Technologie erhoffen sich die Verantwortlichen einen Glättungseffekt. Eine schnelle Einführung war im ersten Anlauf gescheitert. Nun der zweite Anlauf. Die neue Ausarbeitung enthält aber wohl auch noch einige Unzulänglichkeiten, wie auf einer Anhörung im Deutschen Bundestag zur Sprache kam.

Irgendwer hat sie auf der ISH 2023 durchgezählt, die in- und ausländischen Wärmepumpenanbieter. Er oder sie kam auf 220. Diese Zahl schwirrte jedenfalls durch die Heizungshallen. Originäre Hersteller werden es weniger gewesen sein, denn einige Unternehmen verlassen sich lieber auf bewährte Marken und Produkte, die sie lediglich umlackieren und umlabeln, bevor sie ihren begrenzten Kundenkreis mit mäßig effizienten Eigenentwicklungen bedienen. Oder Großunternehmen greifen zu solcher Art Kooperation als Lösung, so lange das Marktvolumen nicht ausreicht, in eine Massenfertigung zu investieren.

Hier ändern sich gerade die Vorzeichen. Die Nachfrage nach Wärmepumpen in vielen Ländern Europas zwingt förmlich zu einer Verdreifachung oder Vervierfachung der Produktion, wissend, dass nicht einmal das genügt, die Lieferzeiten wesentlich zu verkürzen. Der Ukraine-Krieg mit dem befürchteten Gasmangel im Gefolge und die noch frühere Ankündigung der Politik, neue Öl- und Gaskessel aus Umweltgründen in naher Zukunft zu verbieten, lösten einen Boom aus, der die Industrie kalt traf. 350.000 prognostizierten Einheiten in diesem Jahr, 2023, 500.000 in den Jahren 2024/2025 stehen 86.000 Einheiten 2019 gegenüber. Ein Hochlauf um den Faktor bis 6.

Risikofaktor Wärmepumpen-Hochlauf

Die Politik ließ dem Versprechen, Fossile zu beschneiden, mit der 65-Prozent-Regelung für erneuerbare Energien im aktuellen Entwurf des GEG Taten folgen. Der muss zwar noch durch die Instanzen, der pflichtige Einbau von nachhaltigen Wärmeerzeugern im Fall von Neubauten oder Erneuerungen wird aber Bestand behalten. Vielleicht mit ein paar Ausnahmen mehr und vielleicht ab einem späteren Zeitpunkt als schon Januar 2024. Doch schuldet die 65-Prozent-Regelung oder eine ähnliche Bestimmung die Regierung einfach der Industrie als Gewährleistung zur Refinanzierung der Milliarden von Euro, die die Hersteller in den nächsten Jahren in den Ausbau der Fertigungskapazitäten stecken wollen.

In Berlin weiß man jedoch auch um ein strukturelles Problem des Hochlaufs. Die für 2030 anvisierten 6 Mio. Luft/- und Sole/Wasser-Maschinen nehmen bei unkoordiniertem Ein-Aus-Betrieb dem Stromnetz die 50-Hertz-Harmonie. Bei im Mittel 3 kW Entzugsleistung je Anschluss bedeuten sie im Extremen eine Belastung von rund 20 GW. Und nicht nur die Wärmepumpenflut verlangt Sicherungsmaßnahmen für die Stromversorgung. Als Risikofaktor addieren sich noch in mindestens gleicher Höhe die ebenfalls für 2030 angepeilten 15 Mio. Ladepunkte für die E-Mobilität dazu. Jede Wallbox zieht im Mittel 8 bis 10 kW. Wenn zeitgleich nur jedes achte oder zehnte Elektrofahrzeug lädt, müssen weitere 20 GW regelungstechnisch vom Netz aufgefangen werden. Diese 40 GW sollten zudem tunlichst erneuerbar sein.

Wie sieht die Situation heute aus? Am 19. März 2023, um 11 Uhr, beteiligten sich laut Bundesnetzagentur die grünen Stromerzeuger am bundesweiten Gesamtverbrauch von ziemlich genau 50 GW mit ebenfalls ziemlich genau 30 GW – das heißt, Wärmepumpen und Wallboxen mit ihrem prognostizierten zusätzlichen Extrembedarf von 40 GW stellen die Elektrizitätswirtschaft vor enorme Herausforderungen. Die Bundesnetzagentur hat deshalb schon vorsorglich den Netzbetreibern und EVUs die vertragliche Vereinbarung von Sperrzeiten für den Wärmepumpen- und Ladebetrieb in Hochlastzeiten empfohlen, des Weiteren eine beschleunigte Einführung von intelligenten Zählern und Messsystemen, um mithilfe von Lastausgleichsstrategien „den Strom netzdienlich, günstig und komfortabel“ in und aus steuerbaren Verbrauchern zu bekommen.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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