Erdgas und Heizöl bestimmen weiter das Geschehen

Übersicht über den Heizungsmarkt in Deutschland – Teil 1: Entwicklung bei Wärmeerzeugern

Der Heizungsmarkt in Deutschland rückt im Zuge der Klimadiskussionen mehr und mehr in den Vordergrund der Politik. Zudem stellt das Thema Heizung hierzulande ein attraktives Marktsegment dar, sowohl für die Industrie als auch für das Handwerk. Doch was verbirgt sich dahinter? Und wie haben sich die einzelnen Produktbereiche in den vergangenen Jahren entwickelt? Das HeizungsJournal beleuchtet zu Beginn des neuen Jahres in einer mehrteiligen Serie das Marktgeschehen in Deutschland. Im ersten Teil stehen die Wärmeerzeuger im Fokus. Wie die Entwicklung zeigt, setzen die Verbraucher bei der Investition in eine neue Heizungsanlage bevorzugt auf altbewährtes: Erdgas und Heizöl.

Für Viele ist es eine Selbstverständlichkeit: Die Wohnung ist auch im Winter mollig warm, das Dusch- und Badewasser immer angenehm heiß. Dass dies so ist, dafür sorgt hierzulande in der Regel die Heizung. Rund ein Drittel des deutschen Endenergieverbrauchs entfällt auf Heizung und Warmwasserbereitung im Wohnbereich. Insgesamt liefern rund 20,7 Mio. Heizungsanlagen hierzulande im Gebäudesektor Wärme und Warmwasser, berichten der BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) und der ZIV (Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband). Sie basieren zu über 90 Prozent auf den Energieträgern Erdgas und Heizöl. Der restliche Anteil entfällt auf Strom und Biomasse (Abb. 1).

Fast die Hälfte der Wohnungen in Deutschland wird laut BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) mit Erdgas beheizt, gut ein Viertel mit Öl. Mit Fernwärme wird rund jede siebte Wohnung versorgt. Abgeschlagen finden sich die Energieträger Strom (für Elektro-Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen) und Biomasse (sprich: Scheitholz und Pellets), (Abb. 2).

Auch aktuell setzen die Verbraucher weiter auf Altbewährtes. Schaut man sich die Entwicklung des vergangenen Jahres an, so konnte der Absatz an Wärmeerzeugern nach einer ersten Abschätzung des Arbeitskreises Marktforschung des BDH hierzulande um vier Prozent auf 707.500 Stück gesteigert werden. Den Markt dominierten dabei wieder Öl- und Gasheizkessel. Überwiegend kam effiziente Brennwerttechnik zum Einsatz (sie nutzt durch Kondensation auch die im Abgas enthaltene latente Wärme). Weiterhin wurden auch Heizkessel in klassischer Niedertemperaturtechnik verkauft (sie nutzt nur den Heizwert des Brennstoffs, die Abgaswärme geht durch den Schornstein verloren) (Abb. 3).

Brennwertkessel nutzen die eingesetzte Wärmeenergie im Optimalfall bis zu 98 Prozent und Niedertemperaturkessel bis zu rund 90 Prozent (Normnutzungsgrad, bezogen auf den oberen Heizwert). Im Bestand finden sich auch noch „veraltete“ Heizkessel, die mit konstant angehobenen Kesselwassertemperaturen betrieben werden. Diese wurden in der Regel vor 1984 eingebaut und verwerten den Brennstoff nur bis zu etwa 65 Prozent. In einer Erhebung des ZIV für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass rund 0,4 Mio. Ölfeuerungsanlagen und fast 0,3 Mio. Gasfeuerungsanlagen älter als 31 Jahre waren (Abb. 4 und 5).

Insgesamt wurden nach der BDH-Schätzung im vergangenen Jahr 620.500 Öl- und Gasheizkessel verkauft (ein Plus von fast sechs Prozent). Markttreiber war die Brennwerttechnik. Aber auch Niedertemperaturtechnik konnte beim Gas zulegen und beim Öl seinen Vorjahresabsatz fast halten. So wurden in 2015 schätzungsweise 429.000 Gasbrennwertkessel (plus vier Prozent) und 60.000 Ölbrennwertkessel (plus 30 Prozent) abgesetzt. In Niedertemperaturtechnik wurden 111.500 Gasheizkessel (plus vier Prozent) und 20.000 Ölheizkessel (minus 0,5 Prozent) verkauft. Als ursächlich für diesen hohen Zuwachs bei der Ölbrennwerttechnik dürfte nach Einschätzung des BDH ein hoher Modernisierungsstau bei Ölheizungen in Verbindung mit dem ab dem dritten Quartal 2014 stark gesunkenen Heizölpreis sein. Als „alles andere als zufriedenstellend“ bezeichnet der BDH die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien. Denn im Vergleich zu der positiven Entwicklung bei den Öl- und Gasheizkesseln setzten Wärmepumpen, Pelletskessel und die Solarthermie ihren Abwärtstrend des vergangenen Jahres weiter fort. Bei elektrischen Heizungswärmepumpen fiel der Absatz um drei Prozent auf rund 56.000 Stück. Gründe für den Marktrückgang liegen nach Einschätzung des BDH-Arbeitskreises Marktforschung im hohen Strompreis mit weiterer Tendenz nach oben. Hohe Antragszahlen bei dem im März 2015 novellierten Marktanreizprogramm für erneuerbare Energie (MAP) dürften sich jedoch in den kommenden Wochen und Monaten positiv auf den Wärmepumpenabsatz auswirken. Unter den hier angebotenen Technologien erwiesen sich – wie schon im Vorjahr – die Luftwärmepumpen (Luft/Wasser) als Lichtblick. Sie konnten um ein Prozent auf 40.000 neu installierte Anlagen zulegen. Hier wird die Wärme der Außenluft genutzt. Häufig kommen Split-Anlagen zum Einsatz, bei denen die Wärmepumpe im Hausinneren installiert und Ventilator und Verdampfer getrennt von der Wärmepumpe außen aufgestellt werden. Der langjährige Abwärtstrend der erdgekoppelten Sole/Wasser-Sys¬teme setzte sich weiter fort – um minus 13 Prozent auf rund 11.500 Anlagen. Hierbei gelten allgemein der höhere Aufwand sowie Unsicherheiten durch das notwendige Genehmigungsverfahren für die erforderlichen Bohrungen als Hemmnis. Weitere Anwendungen (Wasser/Wasser und sonstige) verbuchten ein Minus von sieben Prozent auf gut 4.500 Stück. Auch die Biomasse verlor weiter in der Gunst der Verbraucher. Der Verkauf an Festbrennstoff-Zentralheizkesseln (also Pellets, Hackschnitzel und Scheitholz) brach um 15 Prozent auf 30.500 Stück ein. Darunter litten auch die Pelletskessel, von denen im vergangenen Jahr nach BDH-Schätzung nur noch 13.000 Stück (minus 16 Prozent) verkauft wurden. Der Absatz bei Scheitholzkesseln ging um zehn Prozent auf 14.000 Stück und bei Hackschnitzel um 30 Prozent auf 3.500 Stück zurück. Auch hier sieht der BDH den niedrigen Ölpreis als verantwortlich für die Marktentwicklung an. Sorgen bereitet der Branche weiterhin die Solarthermie. Sie setzte ihren Abwärtstrend der vergangenen Jahre weiter fort. So wurden nur rund 0,78 Mio. m² Solarkollektorfläche neu installiert (ein Minus von 13 Prozent). Manfred Greis, Präsident des BDH, spricht von einer Flächen- und Investitionskonkurrenz. Für viele Endverbraucher würden Photovoltaikanlagen ein attraktiveres Renditemodell darstellen. Doch erhofft man sich für die Solarthermie in den kommenden Wochen und Monaten positive Auswirkungen durch die Novelle des MAP und die erhöhten Fördersätze für erneuerbare Energien. BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke sieht dies als „richtigen Schritt und positives Signal.“ Insgesamt gesehen sei nach Prognose des BDH der Anteil der Investitionen im Heizungsmarkt mit Integration erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr jedoch auf nur noch 19 Prozent gesunken. Damit ist man von der ursprünglichen Vision weit entfernt. Noch nach dem Rekordjahr für die Solarthermie 2008 (damals wurden 2,1 Mio. m² Kollektorfläche neu installiert und 618.500 Wärmeerzeuger verkauft – gut 45 Prozent aller neu installierten Anlagen wurden in diesem Jahr bereits mit erneuerbaren Energien teilversorgt) zeigte man sich optimistisch, dass bis 2015 in 80 Prozent aller Investitionsfälle bereits erneuerbare Energien mit genutzt werden könnten (Abb. 6).

Für 2016 zeigt sich der BDH aber verhalten optimistisch. „Die MAP-Novelle dürfte im Laufe des Jahres eine positive Wirkung entfalten. Daneben stimmen positive volkswirtschaftliche Faktoren zuversichtlich. Die Brennstoffpreise werden voraussichtlich auf niedrigem Niveau bleiben. Weiterhin prognostiziert die Bundesregierung ein konstantes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes. Eine niedrige Arbeitslosigkeit sowie ein weiterhin niedriges Zinsniveau lassen ebenfalls optimistisch ins neue Jahr blicken.“ Technologisch gesehen setzt die Branche für die Zukunft auch Hoffnungen in Hybridsysteme. Bei der Modernisierung von Bestandsbauten könnte zum Beispiel eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit einem Öl- oder Gasheizkessel kombiniert werden. Eine intelligente Regelung sorgt dabei immer für einen optimalen Betrieb, bei dem stets die günstigste Wärmequelle genutzt wird. Der fossile Energieträger kommt beispielsweise ergänzend nur noch an den besonders kalten Tagen des Jahres zum Einsatz.

Umsatzstarke Branche

Die deutsche Heizungsindustrie sieht sich in einer technologischen und kommerziellen Spitzenstellung weltweit. Allein im vergangenen Jahr investierte sie 488 Mio. Euro zur Entwicklung und Erprobung innovativer und ressourcenschonender Produkte. Themen dabei waren neben Gas-Wärmepumpen oder Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auch die Verknüpfung von heiztechnischen Systemen mit dem Internet sowie IT-Lösungen für die Steuerung. Ähnlich wie der deutsche Maschinen-/Anlagenbau ist die deutsche Heizungsindustrie mittelständisch strukturiert. Die im BDH organisierten Unternehmen haben einen Marktanteil von gut 90 Prozent des heizungsindustriellen Umsatzes in Deutschland. 2014 erwirtschafteten die BDH-Mitgliedsunternehmen insgesamt 13,2 Mrd. Euro und beschäftigten 68.600 Mitarbeiter. Für die Umsetzung vor Ort kommt das Handwerk ins Spiel. Standesorganisation der hierzulande 53.300 Handwerks¬betriebe ist der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima). Die Zahl der Beschäftigten im SHK-Handwerk (Sanitär-, Heizungs-, und Klimahandwerk) ist nach einem deutlichen Rückgang seit 2008 wieder kontinuierlich gewachsen und lag in 2014 bei rund 346.000 (Abb. 7).

Der Jahresumsatz des SHK-Handwerks befindet sich seit einem Jahrzehnt nahezu im Aufwärtstrend und lag nach Angaben des ZVSHK in 2014 bei 38,7 Mrd. Euro (Abb. 8).

Der Spitzenverband der Gebäudetechnik VdZ (Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik) – das Kürzel VdZ bezieht sich auf den Ursprungsnamen „Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft“ – vertritt die Interessen der dreistufigen Wertschöpfungskette der Gebäude- und Energietechnik: Industrie, Großhandel und Installationsgewerbe. Dazu zählt der VdZ über 50.000 Unternehmen mit etwa 470.000 Beschäftigten und einem Branchenumsatz von rund 30 Mrd. Euro. Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung hat im Auftrag des VdZ, der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) und der Messe Frankfurt die konjunkturelle Entwicklung der Heizungswirtschaft untersucht. Darunter fallen Hersteller von Heizkesseln, Brennern, Heizkörpern, Heizungspumpen, Regeltechnik und Armaturen, Lüftung, Klima und Gebäudeautomation, der Großhandel sowie installierende Unternehmen. Demnach erwirtschaftete die gesamte Heizungs- und Lüftung/Klimabranche in 2014 einen Umsatz von 30,34 Mrd. Euro (ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Im Inland belief sich der Umsatz auf 24,95 Mrd. Euro (ein Zuwachs von 1,3 Prozent). Für das Auslandsgeschäft schätzt das ifo Institut einen Anstieg von 1,9 Prozent auf 5,39 Mrd. Euro (Abb. 9).

Dabei habe die Branche der Haus- und Gebäudetechnik von einer an Dynamik gewonnenen Wirtschaft und einer stabilen Baukonjunktur in Deutschland profitiert. Die positive Entwicklung wirkte sich besonders für die auf den heimischen Markt ausgerichteten Bereiche Großhandel und Installierende Unternehmen vorteilhaft aus. So belief sich der vom installierenden Gewerbe erwirtschaftete Umsatz in 2014 auf 23,1 Mrd. Euro (ein Anstieg von 1,3 Prozent). Die Umsätze des Großhandels lagen unverändert bei 9,4 Mrd. Euro. Für den Industriebereich (bezogen auf die Produktion in Deutschland) schätzt das ifo Institut für 2014 den Umsatz auf 12 Mrd. Euro, was ein leichtes Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (Abb. 10).

Die Zahl der Beschäftigten in der Haustechnikwirtschaft (Heizungs- und Sanitärwirtschaft) ist laut der Untersuchung in den vergangenen Jahren gestiegen – auf 504.000 in 2014. Davon entfielen 359.000 auf das Handwerk, 100.100 auf die Industrie und 44.500 auf den Großhandel (Abb. 11).

In allen Branchenbereichen gehen die stärksten Nachfrageimpulse laut ifo Institut auch weiterhin vom Ersatz- und Wartungsbedarf im Gebäudebestand aus. Das Thema Energieeffizienz gewinne zunehmend an Bedeutung und verspreche zumindest auf dem deutschen Markt eine nachhaltige Stabilisierung der Nachfrage. Das hohe Durchschnittsalter von Heizungen im Gebäudebestand gebe Anstoß zum Austausch alter Anlagen. Seit Mai 2014 verpflichtet die Energieeinsparverordnung (EnEV) zum Austausch von Heizungen, die älter als 30 Jahre sind. Außerdem würden durch verbesserte Förderkonditionen der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für erneuerbare Energien positive Impulse für die Branche erwartet. Doch VdZ-Geschäftsführer Dr. Michael Herma vermisst weitgehende Investitionsanreize. „Wenn die Bundesregierung ihre energiepolitischen Ziele erreichen will, müssen insbesondere geringinvestive Maßnahmen wesentlich stärker gefördert werden.“

Energielabel zur Orientierung

Seit dem 26. September 2015 ist nun erst mal das von Haushaltsgeräten bekannte EU-Energielabel für Heizgeräte und Heißwasserbereiter bis 70 kW und Warmwasserspeicher bis 500 l Pflicht. Es soll den Verbrauchern Orientierung geben, hofft der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel: „Die Labels sorgen dafür, dass die Menschen künftig noch einfacher auf die Effizienz ihrer Geräte achten können.“ Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Effizienz. Denn heizen und Heißwasserbereitung seien in 2012 für über 80 Prozent des Haushaltsenergieverbrauchs verantwortlich gewesen und hätten mit durchschnittlich 130 Euro monatlich im Haushaltsbudget zu Buche geschlagen. Von dem Energieeffizienzlabel ist auch das SHK-Handwerk unmittelbar betroffen. Seitdem müssen Fachhandwerker ihren Kunden mit jedem Angebot das entsprechende Energielabel vorlegen. Während Einzelgeräte bereits vom Hersteller mit dem Energielabel versehen werden, muss der Fachhandwerker für individuell zusammengestellte Heizungsanlagen mit Produktkomponenten verschiedener Hersteller ein Verbundanlagenlabel selber erstellen. Das Energieeffizienzlabel biete den Endkunden größere Transparenz und das Handwerk gewinne ein aussagekräftiges Verkaufsargument, unterstreicht Herma. „So kann das Handwerk aus der Vorschrift einen Vorteil machen. Eine Chance, die genutzt werden sollte.“ Die Beratungskompetenz des Fachhandwerkers bleibe weiterhin gefragt: Denn die höchste Effizienzklasse entspreche nicht unbedingt der optimalen Lösung für den Kunden. Einen Nachfrageschub nach effizienteren Heizsystemen erwartet sich die Branche auch von der Einführung neuer Marktinstrumente. Bereits vor einigen Jahren hatten BDH und ZVSHK ein Effizienzlabel für Bestandsanlagen in die Diskussion gebracht. Im November vergangenen Jahres wurde nun das „nationale Effizienzlabel für Heizungsaltanlagen“ als eine Maßnahme aus dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) beschlossen. Das neue Effizienzlabel wird seit dem 1. Januar 2016 bei Heizkesseln, die älter als 15 Jahre sind, schrittweise im Bestand angebracht. Über acht Jahre gesehen, sind circa 13 Mio. Heizkessel betroffen. Das durchschnittliche Alter der Heizgeräte in Deutschland liegt bei 17,6 Jahren. Mit dem Heizungslabel soll die Austauschrate gesteigert werden. Zunächst sind Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater berechtigt, ein Etikett auf alte Heizkessel anzubringen. Ab 2017 sind die Bezirksschornsteinfeger verpflichtet, diejenigen Geräte, die noch kein Etikett haben, zu etikettieren. „Mit dem für die Verbraucher kostenlosen Effizienzlabel für alte Heizkessel wollen wir sie besser informieren und sie beim Energiesparen unterstützen“, erläutert Gabriel. „Das Label soll ihnen helfen, schnell und leicht verständlich einen Überblick über den Zustand ihres alten Heizkessels zu bekommen. So sollen sie motiviert werden, bestehende Energieberatungsangebote zu nutzen und über den Austausch ihres alten Heizkessels nachzudenken.“ „Das neue Bestandslabel für Altanlagen ist ein gutes Instrument, um den bisher schleppenden Modernisierungsmarkt im Heizungsbereich in Schwung zu bringen“, kommentiert BDH-Präsident Greis. Das Label ist für den Betreiber einer Altanlage kostenlos. Auf Zwangsmaßnahmen bei der Heizungsmodernisierung wurde verzichtet. Wichtig sei es nun, dass mit dem Ausstellen des Labels auch eine neutrale Beratung über die technischen Möglichkeiten neuer Heizsysteme sowie über die Möglichkeit der Einkopplung von erneuerbaren Energien erfolge, so Greis. Manfred Stather, Präsident des ZVSHK, hebt die zentrale Rolle des Handwerks bei der konkreten Umsetzung der Wärmewende in den Haushalten hervor: „Fachhandwerker im Kundenkontakt liefern kompetente Beratung und solide Umsetzung. Die Menschen wollen wissen: Welche Technologie passt zu mir? Welcher Brennstoff? Wie mache ich mein Haus fit für die Zukunft? Diese Fragen kann niemand so gut beantworten wie der Fachhandwerker vor Ort.“

Erdgas dominiert Heizungsmarkt

Im vergangenen Jahr hat der ZVSHK mit Zukunft Erdgas (eine Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft) eine Zukunftspartnerschaft für einen „gemeinsamen Einsatz für mehr Klimaeffizienz und innovative Erdgas-Technologien im Gebäudesektor“ geschlossen. „Uns verbindet viel. Dazu gehört das gemeinsame Interesse, Innovationen aus dem Bereich der Wärmeerzeugung in den Markt zu tragen. Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass Brennstoffzellen, Gaswärmepumpen und Strom erzeugende Heizungen in den deutschen Heizungskellern ankommen“, betont Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas. „Beide Partner widmen sich schon heute in hohem Maße der Aufgabe, den Klimaschutz mit moderner und effizienter Heiztechnologie zu fördern“, ergänzt Stather. „Dieses Engagement wollen wir durch die Zukunftspartnerschaft weiter stärken. Gerade die Markteinführung innovativer Zukunftstechnik braucht die enge Zusammenarbeit der Marktpartner.“ Kehler hebt die zentrale Rolle der Gebäudeenergieeffizienz für die Energiewende hervor. „Die Klimaziele bis 2050 können wir nur erreichen, wenn die Energiewende zur Wärmewende wird. Innovatives und effizientes Heizen mit Erdgas bietet den meisten Klimaschutz pro investiertem Euro und kann dazu entscheidend beitragen. Das Handwerk als entscheidender Marktmittler ist einer unserer wichtigsten Partner auf dem Weg zu mehr Klimaeffizienz im Heizungskeller.“ Es sei unverständlich, dass die Politik nicht stärker auf den Energieträger Erdgas setzt, kritisiert Dr. Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW. „Das Potential von Erdgas in seiner Kombination aus Bezahlbarkeit, Effizienz und dem Beitrag zum Klimaschutz wird nicht ausreichend in die Energiewende einbezogen. In der Industrie und im Wärmemarkt sind die Gastechnologien Effizienz- und Flexibilitätsmeister unter den fossilen Brennstoffen und genießen im Markt höchste Anerkennung. Außerdem sind gasbefeuerte Anlagen und insbesondere die Gasinfrastruktur der ideale Partner für die erneuerbaren Energien.“ „Eine schnelle, effiziente und bezahlbare Modernisierung des Heizungsmarktes muss auf bewährte und klimaeffiziente Anwendungen aufbauen“, erklärt Tuschek. „Hier bieten sich insbesondere Erdgassystemlösungen an. Diese lassen sich mit Solarthermie oder Bio-Erdgas kombinieren und tragen so zu einer zunehmenden Integration von erneuerbaren Energien in den Wärmemarkt bei – selbst in eng bebauten städtischen Bereichen.“ Erdgas hat in den 80er und 90er Jahren in Deutschland im Heizungsmarkt einen wahren Erfolgskurs hingelegt, besonders zu Lasten von Heizöl. Mehr als dreiviertel aller neuen Wohnungen wurden in Spitzenzeiten mit Erdgas beheizt. Doch mit dem Erfolg der erneuerbaren Energien und dem wachsenden Angebot an Fernwärme schrumpfte der Anteil wieder und pendelte sich in den vergangenen fünf Jahren bei rund der Hälfte aller neuen Wohnungen ein (insgesamt 265.000 neue Wohnungen in 2014). Im gesamten Wohnungsbestand (41 Mio. Wohnungen in 2014) näherte man sich über die Jahre kontinuierlich der 50 Prozent Marke – aber ohne sie bislang zu überschreiten. Im Jahr 2014 lag der Anteil bei 49,3 Prozent (Abb. 12 und 13).

„Erdgas bleibt weiterhin Nummer eins bei den Heizungssystemen in Deutschland“, konstatiert Tuschek. Insgesamt wurde von Januar bis Juni 2015 der Bau von 119.311 neu zu errichtenden Wohnungen genehmigt (plus 0,4 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum). Der überwiegende Teil der Bauherren setzte auf Erdgas (49,6 Prozent). Der Anteil von Wärmepumpen lag bei 20,4 Prozent, gefolgt von Fernwärme mit 20 Prozent. Die verbleibenden Anteile entfielen auf Holz- und Pelletsheizungen (5,5 Prozent) sowie Stromheizungen (1,9 Prozent). Im Gebäudebestand wird neben der überwiegenden Nutzung von Erdgas (49,3 Prozent) in 13,5 Prozent aller Wohnungen mit Fernwärme geheizt, während Heizöl in 26,8 Prozent aller Wohnungen für Wärme sorgt. Weitere Anteile im Bestand lauten: Elektro-Wärmepumpen 1,5 Prozent, Stromheizungen 2,9 Prozent, Sonstige (darunter Holz/Holzpellets, weitere Biomasse, Koks/Kohle) 6,0 Prozent. Damit bestätigt sich für Tuschek, dass Erdgas „bei den Kunden sowohl ein gutes Preis- als auch ein gutes Umweltimage hat“. Für die Heizungsindustrie stellen Gasheizgeräte denn auch seit Jahren ein wichtiges Umsatzsegment dar. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die vom BDH erstellte Marktentwicklung der Wärmeerzeuger über die vergangenen zehn Jahre anschaut (Abb. 14).

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Gasheizgeräte, ob mit Brennwert- oder Heizwerttechnik, dominieren über die ganze Zeit das Geschäft. Zuletzt setzten rund drei von vier verkauften Wärmeerzeugern auf den Energieträger Gas. Gasbrennwertgeräte haben sich dabei zu einem Quasi-Standard entwickelt. Ihr Marktanteil stieg von knapp 40 Prozent in 2005 auf über 60 Prozent seit 2013. Der Anteil der Heizwertgeräte verringerte sich im Gegenzug und pendelte sich bei rund 16 Prozent ein. Über die Gasversorgung bräuchten sich die Verbraucher dabei nach Einschätzung des BDEW auch keine Sorgen machen. „Erdgas ist und bleibt ein sicherer Energieträger“, unterstreicht Tuschek. „Seit vielen Jahrzehnten haben wir in Deutschland eine sichere und leistungsfähige Gasversorgung.“ Diese basiert auf vier zentralen Säulen: Diversifizierte Importquellen und Transportwege, eine heimische Erdgas-Förderung, hohe Speicherkapazitäten und liquide Handelsmärkte. „Dies hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten bewährt.“ So verfüge die deutsche Gaswirtschaft über das größte Speichervolumen in der EU. Anfang 2014 waren 51 Untertage-Gasspeicher in Deutschland in Betrieb. Ihre Speicherkapazität entsprach mehr als einem Viertel der im Jahr 2013 verbrauchten Erdgasmenge (Abb. 15).

Die Gasversorgung Deutschlands wiederum basiere auf stabilen Lieferbeziehungen. Hauptlieferländer sind die Niederlande, Norwegen und Russland – mit schwankenden Anteilen (Abb. 16).

Die Hauptmenge kommt aus Russland. Norwegen rangierte lange auf Rang zwei, bis 2013 die Niederlande die Position übernahm. Die inländische Förderung trug zur Jahrtausendwende noch zu fast einem Fünftel zum Erdgasaufkommen bei. Doch ging ihre Bedeutung in den vergangenen Jahren deutlich zurück und ihr Anteil liegt jetzt nur noch bei knapp einem Zehntel. In 2014 betrug das Erdgasaufkommen 1.041 Mrd. kWh. Die inländische Förderung trug dazu mit 99,5 Mrd. kWh bei (rund zehn Prozent). Wichtigstes Lieferland blieb Russland. Der Anteil russischen Erdgases am deutschen Aufkommen lag bei 38 Prozent. Der niederländische Anteil betrug 26 Prozent, der Anteil Norwegens 22 Prozent. Die restlichen 4 Prozent verteilten sich auf Dänemark, Großbritannien und weitere Länder. Insgesamt stammten somit knapp zwei Drittel des Erdgasaufkommens in Deutschland aus Westeuropa. Nach ersten Schätzungen wurden in 2014 auch 7,5 Mrd. kWh auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas in das deutsche Erdgasnetz eingespeist. Allerdings werden diese Mengen entsprechend dem Bilanzierungsschema der AG Energiebilanzen sowohl auf der Aufkommens- als auch auf der Verbrauchsseite unter erneuerbaren Energien und nicht unter Erdgas erfasst.

Heizöl bleibt beständig

Ölkessel haben für die Heizungsindustrie über die Jahre zwar an Marktbedeutung verloren, doch rangieren sie immer noch an zweiter Stelle hinter Erdgas (Abb. 14). 2005 war noch jeder vierte verkaufte Wärmeerzeuger eine Ölheizung. In den vergangenen Jahren war es nur noch jeder zehnte, damit hat sich der Energieträger im Modernisierungsmarkt vorerst eine relativ feste Nische erobert. Dabei gab es einen deutlichen Technologiewandel von der Heizwert- zur Brennwerttechnik. Im Vergleich zur Gasheizung hat sich die Brennwerttechnik erst spät im Markt etabliert, doch seit 2008 wurden regelmäßig mehr Brennwert- als Heizwertkessel verkauft. Der Trend zu immer effizienteren Ölheizungen hat sich auch im Heizölmarkt bemerkbar gemacht, berichtet das IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik). So hat sich der Heizölverbrauch in Deutschland zwischen 1995 und 2014 mehr als halbiert – von rund 35 Mio. t auf knapp 17 Mio. t. (Abb. 17).

Dies, obwohl die Anzahl der Ölheizungen mit etwa 5,6 Mio. Anlagen nahezu gleich geblieben ist. So wurden zum einen immer mehr „veraltete“ Ölheizungen durch effizientere Niedertemperatur- oder Brennwertheizkessel ersetzt. Dazu beigetragen haben zum anderen aber auch die schrittweise Dämmung von Dächern und Gebäuden sowie der Austausch von energieeffizienteren Fenstern. Zudem werden Ölheizungen oft mit Solarthermie kombiniert, betont Adrian Willig, Geschäftsführer des IWO. „Besitzer einer Ölheizung setzen bei der Modernisierung überdurchschnittlich oft auf eine Ergänzung mit Solarthermie.“ Allein im Jahr 2014 sei fast ein Drittel der neu eingebauten Öl-Brennwertheizungen zusätzlich mit einer Solarthermie-Anlage ausgestattet worden, so eine Befragung des IWO unter über 1.000 Betrieben des Heizungsbauhandwerks. Auf hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern sei auch die Kampagne „Deutschland macht Plus!“ gestoßen. Die bundesweite Modernisierungsaktion für effizientes Heizen mit Öl und Kombination mit erneuerbaren Energien wurde im Sommer 2011 vom IWO zusammen mit Heizgeräteherstellern und dem Mineralölhandel ins Leben gerufen. Fast 17.000 Modernisierungen mit Öl-Brennwerttechnik (ein Investitionsvolumen von rund 170 Mio. Euro) konnten damit in den ersten vier Jahren angestoßen werden, berichtet Willig. „Die Zahlen zeigen, wie viel sich mit attraktiven Förderanreizen erreichen lässt.“ So seien die Heizungserneuerungen entweder durch Geldprämien oder Heizölgutscheine für Modernisierer direkt gefördert oder durch Werbekostenzuschüsse für das Handwerk angereizt worden. „Einfache Förderprogramme und stetige Information der Verbraucher über die Vorteile der Heizungsmodernisierung stärken nachweislich den Heizgeräteabsatz“, unterstreicht Willig. So leiste die Aktion einen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Gebäudebereich und für den Klimaschutz. In diesem Jahr ist eine Neuauflage der Aktion gestartet (Laufzeit bis Ende 2017). Heizungsbauer könnten unkompliziert und ohne eigenen finanziellen Aufwand von der Aktion profitieren, indem sie diese ihren Kunden empfehlen, erklärt Olaf Bergmann, verantwortlich für die Aktion beim IWO. „Die Aussicht auf attraktive Prämien und Fördergelder sorgt für Interesse und schafft einen Anreiz, die bislang auf-geschobene Modernisierung der Heizung endlich anzugehen. Und am Ende sorgt der finanzielle Vorteil für hochzufriedene Kunden, die ihren Heizungsbauer gerne weiterempfehlen.“ Das IWO sieht das Heizöl als flüssigen Brennstoff aufgrund seines hohen Energiegehalts und seiner kompakten Lagermöglichkeiten für eine sichere Wärmeversorgung als optimal geeignet an. Die flexible Infrastruktur per Schiff, Pipeline, Bahn und Tankwagen trage zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit bei. Knapp die Hälfte des Öls beziehe Deutschland aus Russland und Ländern der ehemaligen Sowjetunion, ein Viertel stamme aus der EU und Norwegen (Abb. 18).

Die Entdeckung und Erschließung neuer Ölvorkommen hätten ein mögliches Ende des Ölzeitalters weit in die Zukunft verschoben. Obwohl der globale Verbrauch infolge des Wirtschaftswachstums in Schwellenländern wie China und Indien in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um etwa 14 Prozent gestiegen ist, hätten sich die weltweit bestätigten Ölreserven seit dem Jahr 2000 um rund 50 Prozent erhöht: und zwar von 140 Mrd. t auf 219 Mrd. t. Mit neu entwickelten Bohrverfahren könnten zudem auch die in unterschiedlichen Tiefen liegenden Ölvorräte einer Lagerstätte angezapft werden. Dies helfe, auch schwer zugängliche Vorkommen zu erschließen und die verfügbaren Ölreserven der Welt zu steigern (Abb. 19).

Auch neue Bauvorschriften seien kein Hinderungsgrund für die Wahl von Heizöl. So wurde mit Beginn dieses Jahres die EnEV für Neubauten verschärft. Bauherren, die seitdem ihren Bauantrag einreichen, müssen einen um 25 Prozent geringeren Primärenergiebedarf und einen verbesserten Wärmeschutz in ihrem Neubau erreichen. „Für Bauherren, die ihr neues Haus mit einer Öl-Hybridheizung beheizen wollen, ist das kein Problem“, betont das IWO. Wie Berechnungen des ITG (Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden) im Auftrag des IWO zeigen, lassen sich die neuen Vorgaben zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen unter anderem mit Kombinationen aus Öl-Brennwerttechnik und Solarwärme oder wassergeführtem Kaminofen erfüllen. Bei Verbräuchen von nur 550 l bis 810 l Heizöl im Jahr und den im Vergleich zu Erdgas derzeit deutlich günstigeren Brennstoffkosten werde die Ölheizung so auch im Neubau wieder verstärkt zum Thema. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass ölbasierte Heizungsanlagen in den unterschiedlichsten Konstellationen den verschärften Anforderungen im Rahmen der Energieeinsparverordnung genügen. Wer einen Neubau in Angriff nimmt, kann also getrost auch mit diesen Varianten planen“, konstatiert ITG-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz. Auch die Frage nach dem Platzbedarf für einen Heizöltank relativiere sich. So benötige laut der Untersuchung zum Beispiel eine Variante mit Lüftungsanlage und Solarthermie zur Trinkwassererwärmung nur noch 606 l Heizöl im Jahr. Dafür reicht dann ein moderner, kompakter 1.000 l Tank, der weniger als 1,5 m² Fläche beansprucht und sich dank zuverlässiger Geruchsbarriere auch im Hauswirtschaftsraum aufstellen lässt. Das Energieeffizienzlabel für Heizungen sieht man beim IWO kritisch, da die Kennzeichnungen im Fall von Heizgeräten keine Auskunft zu den späteren Energiekosten geben. „Das neue Label zeigt an, wie effizient das jeweilige Heizgerät mit dem Energieträger umgeht. Damit leistet es einen Beitrag, um ein stärkeres Bewusstsein für sparsame Heizsysteme zu schaffen“, erklärt IWO-Geschäftsführer Willig. So würden Gas- und Ölheizungen mit Brennwerttechnik in der Regel mit einem „A“ bewertet. Doch dürfe die Aussagekraft des neuen Labels nicht überschätzt werden. „Beim Vergleich unterschiedlicher Effizienzlabel von Haushaltsgeräten sind Rückschlüsse auf die tatsächlichen Energiekosten möglich, da diese alle mit Strom betrieben werden. Bei Heizgeräten funktioniert das nicht so einfach, da es unterschiedliche Energieträger mit unterschiedlichen Preisen gibt“, so Willig. So lagen zum Beispiel im August vergangenen Jahres die durchschnittlichen Kosten für einen Liter Heizöl um gut 20 Prozent unter dem Preis für die entsprechende Energiemenge Erdgas. Auch Strom sei vergleichsweise teuer. Trotz Effizienzlabel führe an einer individuellen Beratung weiterhin kein Weg vorbei, unterstreicht Willig. „Die Heiztechnik muss auf den individuellen Bedarf angepasst werden. Nicht jedes Heizsystem arbeitet in jedem Haus gleich wirtschaftlich.“ Ein Zukunftsthema für Ölheizungen sieht das IWO in Power-to-Heat. Um die Chancen, die sich durch die Verbindung von Strom- und Wärmemarkt ergeben, optimal zu nutzen, setzt man sich insbesondere für technologieoffene Lösungen und angemessene Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung der Power-to-Heat Technologie ein. „Nur durch die intelligente Verknüpfung von Strom- und Wärmemarkt wird die Energiewende gelingen“, betont Willig. „Moderne Hybridheizungen auf Basis der Öl-Brennwerttechnik können dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Denn durch die sinnvolle Kombination speicherbarer Energie mit grünem Heizstrom entfällt die Notwendigkeit gesicherter Kraftwerksleistung. Bei einem massenhaften Einbau monovalenter Strom-Wärmepumpen wären dagegen zusätzliche, konventionelle Kraftwerke nötig.“ Mit Power-to-Heat in Hybridheizungen könnten Stromüberschüsse aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen, die sonst abgeregelt werden müssten, mit einem kleinen elektrischen Heizelement in Wärme fürs Haus umgewandelt werden. Dieses Konzept habe sich bereits im Feldversuch bewährt. Damit könnten enorme Kosten eingespart werden. Denn auch abgeregelter Strom wird bezahlt, obwohl er gar nicht erzeugt wird. Allein 2014 seien in Deutschland dafür bereits mehr als 100 Mio. Euro im Rahmen der Einspeisemanagement-Regelung aufgewendet worden, Tendenz steigend. Technisch sei die Aufrüstung der Heizanlagen in den Gebäuden schon heute machbar. Es fehlten jedoch geeignete Rahmenbedingungen im Strombereich, damit Privathaushalte Stromüberschüsse wirtschaftlich nutzen können. „Hybridheizungen, also Heizsysteme, die mindestens zwei unterschiedliche Energieträger, zum Beispiel Heizöl und Sonnenwärme, verwenden, könnten künftig mit dem Strommarkt verknüpft werden. Dank der Pufferspeicher, die in diesen Heizungen Wärme bevorraten, wäre die Power-to-Heat Technik eine unkomplizierte Ergänzung“, erklärt Simon Jastrzab, Projektleiter beim IWO. Anders als rein strombasierte Heizsysteme, wie Strom-Wärmepumpen oder Nachtstromspeicherheizungen, würden Power-to-Heat fähige Ölheizungen keine Reservekraftwerkskapazitäten benötigen, die mit großem Kostenaufwand bereitgehalten werden müssten. „Um Power-to-Heat in den Heizungen vieler Privathaushalte einsetzen zu können, sollte die Nutzung von überschüssigem, grünem Strom zumindest teilweise von Umlagen und Entgelten befreit werden. Auch variable Stromtarife, die die Marktlage berücksichtigen, sind eine Voraussetzung“, so Jastrzab. Durch die Einbindung von Überschussstrom aus einer hauseigenen Photovoltaikanlage ergebe sich zukünftig noch eine weitere Variante der Nutzung von Power-to-Heat in Hybridheizungen.

Donnerstag, 01.09.2016