Erneuerbare Energien

Mit einer Million Wärmepumpen noch nicht im Soll

Freitag, 28.05.2021

Warten auf die BEG

Das heißt, ein paar Zentimeter mehr Styropor auf die Außenwände genügen als Alternative zur Wärmepumpe?

So weit will ich nicht gehen. Ich denke, die Wärmepumpe als nachhaltiger Energieerzeuger wird auch weiterhin im Neubau die Technik der Wahl sein, insbesondere, um das KfW 55-Niveau zu erreichen. Aber, wie gesagt, es bleibt dem Kunden überlassen, mit welchen Maßnahmen er das KfW 55-Niveau zu realisieren gedenkt. Das ist der Kern der neuen Förderstrategie.

Betrifft das jetzt nur den Neubau oder auch den Altbau?

An erster Stelle betrifft die Umstellung der Systematik den Neubau. Im Bestand dürfte es auch bei Einzelmaßnahmen bleiben, eben bis 45 Prozent Zuschuss bei Austausch einer Ölheizung gegen eine Wärmepumpen-Anlage. Der Bestand ist natürlich tatsächlich die große Herausforderung.

Niedersachsens Ex-Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht, hier vor einem Verteilerschacht der Erdwärme-Flachkollektoren seines Wohnhauses.
Quelle: Genath
Zu den Pionieren unter den Wärmepumpenheizern gehört Niedersachsens Ex-Ministerpräsident Dr. Ernst Albrecht (hier vor einem Verteilerschacht der Erdwärme-Flachkollektoren). Er musste mit seinem eigenen Wohnhaus aus den Jahren nach der zweiten Ölkrise allerdings auch Entwicklungshilfe leisten. Eine breite Erfahrung mit den Stärken und Schwächen der verschiedenen Energiequellen für Wärmepumpen lag noch nicht vor.

Bleiben wir mal bei der Branche selbst und der Zurückhaltung der Multiplikatoren wie Architekten, Planer und Anlagenbauer. Eine Million installierte Wärmepumpen in 52 Jahren, 100.000 aktuell pro Jahr gegenüber etwa 600.000 fossilen Kesseln – wo liegen die Hemmschwellen bei den genannten Multiplikatoren? Wie wollen Sie auf 300.000 oder 400.000 jährliche Anlagen kommen, die notwendig sind, um die Klimaschutzziele zu erreichen? 2030 wollen wir 55 oder 60 Prozent unter den CO2-Emissionen von 1990 liegen.

Nicht alle Entscheider und Mitentscheider sind ausreichend über die Möglichkeiten und Vorteile der Wärmepumpentechnologie informiert, das ist nicht zu leugnen. Die potentiellen Nutzer ignorieren häufig die Vielfalt der Möglichkeiten, erneuerbare Energien einzubinden. Dieses Themas müssen wir uns annehmen. Auch auf kommunaler Ebene. Die Kommunen nehmen ihre Vorreiterrolle viel zu wenig wahr. Denken Sie einfach nur an kalte Nahwärmenetze und Ähnliches. Die Lösungen stehen parat. Einige Stadtwerke und Kommunen greifen zu. Andere sind aber noch eher rückwärtsgerichtet. Aber natürlich stehen auch hier die politisch gemachten Strompreise mancher Investitionsentscheidung im Sinne des Klimaschutzes entgegen.

Was man an dem verwaltungstechnischen Aufwand sieht: Früher genügten zwei Seiten, um einen Antrag für eine Sole/Wasser-Wärmepumpe zu stellen. Heute geht es wahrscheinlich nicht unter zehn Seiten – die behördlichen Auflagen nehmen zu statt ab.

Es wird ein vermeintlicher Konflikt konstruiert zwischen Erdwärmenutzung und Grundwasserschutz. Aus meiner Sicht existiert der gar nicht. Die Erdwärmenutzung ist wirklich auf einem sehr hohen Niveau. Die Bohrtechnik ist auf einem gehobenen Niveau, wir haben zertifizierte Bohrunternehmen. Nur hindert das einige Verwaltungen nicht daran, übertriebene Auflagen zu erteilen. Das macht natürlich die Planung besonders schwer und Planungssicherheit ist ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für ein Heizsystem. Wenn zum Fortgang der Dinge ein finales aufgeblasenes Genehmigungsverfahren gehört, ist die Premium-Lösung gestrichen. Ja, das ist ein ganz wichtiges Thema. Ich bin mir sicher, viel mehr Planer wären bereit, die erdgekoppelte Wärmepumpe zu favorisieren, wenn sie sich weitgehend sicher wären, dass die Ämter ihre Lösung auch akzeptierten.

Erdaushub für Nahwärmenetz: Geothermie als Energiequelle liegt im Trend.
Quelle: Genath
Geothermie als Energiequelle für Nahwärmenetze liegt im Trend.

Das Mieter-Vermieter-Dilemma

Mit „Premium-Lösung“ meinen Sie Geothermie?

Ja, damit meine ich die Geothermie. Luft als Wärmequelle ermöglicht selbstverständlich ebenfalls eine gute Effizienz. Aber ich habe bei der Erdwärme zum Beispiel die zusätzliche Möglichkeit des passiven Kühlens. Ich habe keine Schallemissionen. Der COP liegt um einiges höher als der der Luft-Wärmepumpe. Die Vorteile sind hinreichend bekannt. Wenn es der Bundesregierung und den Behörden mit dem Klimaschutz tatsächlich ernst ist, müssen wir das behördliche Prozedere für diese Technologie drastisch vereinfachen.

Weiterführende Informationen: https://www.waermepumpe.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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