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KWK

Kraft-Wärme-Kopplung: Hersteller haben hohe Erwartungen

Dienstag, 29.04.2014

Welche Vertriebsstrategie verfolgen Sie für Ihre KWK-Lösungen? Setzen Sie eher auf das Heizungsfachhandwerk, auf Planer und Architekten oder mehr auf Energiedienstleister und regionale Energieversorger?

Barsties (EC Power):

Der KWK-Einsatz wird regional von ­unterschiedlichen Akteuren vorangetrieben. Daher arbeiten wir mit allen Marktpartnern zusammen. Deutschlandweit haben wir EC Power Premium Partner etabliert, die direkt vor Ort und in der Region als autorisierte EC Power Ansprechpartner zur Verfügung stehen. So wird auch ein guter, qualifizierter und schneller Kundendienst sichergestellt.

Stüber (Kirsch):

Unser Vertrieb erfolgt über das Handwerk und über spezialisierte Systempartner, auch aus dem Umfeld der Energieversorger.

Schlüter (Kuntschar u. Schlüter):

KWK-Anlage von Kuntschar u. Schlüter.
Quelle: Kuntschar und Schlüter
Kuntschar u. Schlüter: Der Markt hat sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Vertriebstechnisch ist Kuntschar u. Schlüter breit aufgestellt. In Gesprächen mit Planern und Architekten bieten wir die Unterstützung bei der Projektentwicklung an. Die eigentliche Installation erfolgt meist durch das Heizungsfachhandwerk. Zum Kundenkreis gehören darüber hi­naus aber auch Energiedienstleister und regionale Versorger.

Weigel (KW Energie):

Im Inland vertreiben wir unsere BHKW grundsätzlich überwiegend über das Fachhandwerk und spezielle BHKW-Fachfirmen. Seit einiger Zeit gewinnt aber auch der Absatz über spezialisierte Großhändler an Bedeutung. Natürlich arbeiten wir auch intensiv mit Planern und Fachberatern zusammen. Dazu bieten wir bei uns im Haus regelmäßige Schulungsprogramme an.

Der Export in die europäischen Nachbarländer (z.B. Österreich, Großbritannien, Spanien oder Slowenien), der knapp  25 Prozent unsers Absatzes ausmacht, wird ausschließlich über einen Handelspartner vor Ort abgewickelt, der die zentrale Kommunikationsschnittstelle zwischen uns und den Kunden vor Ort bildet.

Kampwirth (LichtBlick):

Die Heizungsbranche ist für LichtBlick mittlerweile einer der wichtigsten Vertriebskanäle. Unsere Zusammenarbeit mit der GC-Gruppe ist hier ein Meilenstein. Die GC-Gruppe vertreibt die Zuhausekraftwerke über den Fachgroß­handel und seine rund 800 Standorte in Deutschland. Zudem bieten wir dem ­Heizungsfachhandwerk eine Zusammen­arbeit als Premiumpartner an.

Neben Schulungen steht LichtBlick den Heizungsbauern mit weiteren Serviceleistungen und unterstützend zur Seite. Bei der Akquise neuer Kunden lassen wir die Heizungsbauer ebenfalls nicht alleine. Denn neben der Eigenakquise der Handwerkspartner unterstützt LichtBlick durch die aktive Vermittlung von Endkunden an seine Partner: Wir gewinnen Endkunden und vermitteln diese Aufträge direkt an unsere Handwerkspartner.

Lüning (Lion Energy):

Wir setzen zunächst auf den Anwender, der die Technik einsetzen und den Nutzen genießen möchte. Als Berater arbeiten wir gern mit allen zusammen, die das Konzept unterstützen und damit dauerhaft zufriedene Kunden haben möchten. Das Heizungs- und Elektrofachhandwerk, Planer, Architekten und Energiedienstleister können von der Technologie profitieren. Mit regionalen Energieversorgern sind wir im beginnenden Gespräch darüber, wie unser Konzept für sie und die Kunden von Nutzen sein kann.

Kögel (Proenvis):

Wir versuchen alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Grundsätzlich bedienen wir alle angesprochen Vertriebswege – Planer, Architekten und Fachhandwerker. Zudem sind Energiedienstleister und Energieversorger mit ihren Contracting-Modellen als Vertriebsmultiplikatoren für unsere KWK-Anlagen sehr interessant.

Möllenhoff (Remeha):

Wir setzen klar und deutlich auf ein ­koordiniertes Miteinander. Es gibt viele ­unterschiedliche Bedarfs- und Anfrage­situationen, auf die wir kundenorientiert und kundengerecht reagieren. Primär ist unser Vertrieb natürlich im Markt zusammen mit dem Großhandel klar in Richtung Handwerker orientiert.

In vielen Projekten ist ebenso intensive Vorarbeit in Zusammenarbeit mit Planern und Architekten gefragt. Auch in diesen objektspezifischen Prozessen stehen wir vollumfänglich mit unserem Know-how in der Anlagentechnik zur Verfügung. Das gleiche gilt auch für Energieversorger, Contractoren und andere Kunden.

Fuhl (SenerTec):

KWK-Anlage von SenerTec.
Quelle: SenerTec
SenerTec: Systemtechnik ist für die KWK ein zentrales Element.

Wir setzen ganz klar auf das Fachhandwerk, unterstützt durch unsere 29 SenerTec Center. Nur über unsere qualifizierten Vertriebspartner vor Ort haben wir den direkten Zugang zum Kunden und können ihnen unser "Rundum-Sorglos-Paket" bieten. Dabei spielen Planer, Architekten und Energieberater eine wichtige Rolle, wenn es um das Thema Energieeffizienz geht. Im Zuge der Erschließung von größeren Immobilien durch KWK im Nahwärmeverbund gewinnen zunehmend Energiedienstleister und regionale Energieversorger an Bedeutung.

Meinhold (Sokratherm):

Als konzernunabhängiges Familienunternehmen haben wir keine Bindungen oder Vorgaben, auf die wir Rücksicht nehmen müssten. Wir beliefern jeden Kunden, für den wir ein geeignetes BHKW im Programm haben. Dabei reizt uns auch die Realisierung von indivi­duellen Lösungen, wie die Nutzung der BHKW-Wärme zur Klimatisierung, Dampferzeugung oder Erwärmung von Thermoöl.

Im Vorfeld der Beauftragung haben wir vor allem mit Endkunden und mit Planern zu tun. Unsere Vertriebs­ingenieure beraten auf Basis unserer langjährigen Erfahrung hinsichtlich optimaler Auslegung, Einbindung und Wirtschaftlichkeit der BHKW-Anlage. Wichtiges Ziel für uns ist, unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen anzubieten.

Nach Auftragserteilung kümmern sich dann unsere Projektingenieure um die termingerechte Umsetzung des Auftrages. Hierzu halten sie Kontakt zum Kunden, zum Planer und zum Anlagenbauer. Nach der Inbetriebnahme kümmern sich die Projektingenieure noch so lange um das BHKW, bis es optimal läuft. Hierfür können u.a. die Betriebsaufzeichnungen ausgewertet werden, die über unser internetbasiertes Überwachungssystem ständig online zur Verfügung stehen.

Wie schätzen Sie das Interesse und die Akzeptanz für die Technik ein – beim Endkunden, beim Heizungsfachhandwerk, beim Planer/Architekten und beim Energieversorger?

Barsties (EC Power):

Die Installation eines Kessels ist heute Standard und einfach. Die KWK-Technik wird bedauerlicherweise immer noch von einigen Akteuren als zu kompliziert angesehen. Hier hilft unser Standard, denn: mit unserer XRGI ist KWK einfach. Dort, wo dies erlebt wurde, ist sofort Akzeptanz und Interesse vorhanden.

Insofern zeigen wir allen Akteuren: die KWK ist technisch einfach. Dies ist auch wichtig, da Endkunden unter hohen Energiepreisen stöhnen und Entlastungen mit KWK-Anlagen suchen. Und dies ist technisch ganz einfachh mit unserer XRGI Baureihe realisierbar.

Stüber (Kirsch):

Immer wieder erreichen uns Anfragen von Heizungsfachhandwerkern nach Fortbildung und Schulung an unseren Geräten. Dem kommen wir gerne nach. Auch an unseren Messeständen bekommen wir viel Zuspruch nicht nur durch interessierte Endkunden, sondern auch durch Planer, Architekten und das Handwerk.

Schlüter (Kuntschar u. Schlüter):

Nach unseren Erfahrungen ist die Akzeptanz der Anlagen bei den Energieversorgern und bei den Endkunden sehr hoch. Bei Planern/Architekten und im Fachhandwerk muss man aus unserer Sicht nach den Tätigkeitsschwerpunkten der Unternehmen differenzieren.

Hier gibt es einige Betriebe, die sich bisher nicht mit der Technik beschäftigen, weil sie aus ­unterschiedlichen Gründen diese bisher nicht eingesetzt haben. Es gibt inzwischen jedoch auch sehr viele, die für die KWK-Technik offen sind und diese auch gut installieren können.

Weigel (KW Energie):

In den letzten Jahren hat die Marktakzeptanz sowohl bei den Fachleuten als auch beim Endkunden deutlich zugenommen. Zudem ist ein BHKW mittlerweile der zentrale Baustein einer modernen und hocheffizienten Energieerzeugung.

Überall dort, wo Strom und Wärme, am besten zeitgleich, benötigt werden, ist das BHKW meist die erste Wahl, um die Energiekosten zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. BHKW können zudem flexibel und wetterunabhängig Strom und Wärme erzeugen und die öffentlichen Stromnetze entlasten und stützen.

KWK-Anlage von KW Energie.
Quelle: KW Energie
KW Energie: Der erhoffte Boom steht noch auf sehr wackeligen Beinen.

Kampwirth (LichtBlick):

Für Endverbraucher gewinnt das Thema Eigenversorgung an Relevanz – seien es die Hoteliers, die dadurch einen erheb­lichen Kostenfaktor reduzieren können oder Wohnungsgesellschaften bzw. Immobilienbesitzer, die dadurch die Attraktivität für Mieter steigern wollen. Sie sind auf der Suche nach attraktiven Heizungslösungen und wir bieten ihnen mit dem Zuhausekraftwerk sogar eine Heizung, die innerhalb weniger Jahre Geld für den Betreiber verdienen kann.

Die Heizungsbranche hat erkannt, dass kaum ein anderes Mini-BHKW in dieser Leistungsklasse so viele Vorteile bietet wie das Zuhausekraftwerk. Die Zusammenarbeit mit der GC-Gruppe wird die Akzeptanz und das Interesse an den Zuhausekraftwerken in dieser Branche weiter steigern. Bei regionalen Energieversorgern, wie Stadtwerken, sehen wir mittlerweile auch ein großes Interesse, da sie mit den Zuhausekraftwerken zu aktiven  Akteuren der Energiewende werden. So können sie die Mini-BHKW zum Beispiel für die Nahwärmeversorgung nutzen und gleichzeitig umwelt- und klima­freundlichen Strom erzeugen.

Lüning (Lion Energy):

Beim Endkunden ist der Bekanntheitsgrad, wie schon erwähnt, noch gering. Beim Heizungsfachhandwerk und Planer/Architekten ist die KWK nach meiner Einschätzung deutlich besser bekannt als beim Endkunden. Sie ist aber auch hier nicht so dauerhaft präsent, wie es wünschenswert wäre.

Die Gründe dafür sind nach meiner Ansicht vielfältig, unter anderem ist zu nennen, dass traditionelle BHKW auch aufgrund der vorhandenen Normen und Richtlinien ganz anders und deutlich komplizierter eingeplant wurden als es für den lion-Powerblock nötig wäre. Man kann den lion-Powerblock sehr viel einfacher mit Erfolg in viele ­Anwendungen bringen.

Kögel (Proenvis):

Nach unserem Eindruck ist das Interesse sehr hoch. Jeder hat schon von der KWK-Technik gehört. Ein Grund für die trotz großer Nachfrage nur mäßigen Abschlüsse liegt in der bereits erwähnten Verunsicherung des Marktes. Wir brauchen dringend Rechtssicherheit.

Möllenhoff (Remeha):

KWK-Anlage von Remeha.
Quelle: Remeha
Remeha: Die dezentrale KWK wird an Bedeutung zunehmen.

Das Interesse wie auch die Akzeptanz ist hoch, beim eVita wie auch bei den ELW. Die Herausforderung wird weiterhin da­rin bestehen, durch Information, Schulungen, Referenzen usw. die Thematik KWK insgesamt weiter voranzubringen. Je sensibilisierter die SHK-Fachleute und Planer sind, umso eher können entsprechende Objekte mit dieser Technik ausgestattet werden. So ist für den Endkunden ein echter Mehrwert möglich und allen energiepolitischen Zielen wird ebenso gedient.

Fuhl (SenerTec):

Das Interesse ist enorm, dennoch ist die KWK längst nicht so verbreitet, wie wir es uns wünschen würden. Noch dominieren klassische Heizungen. Steigende Strom- und Brennstoffkosten machen es jedoch immer notwendiger, die eingesetzte Primärenergie möglichst effizient zu verwenden, so entdecken immer mehr Planer und Fachhandwerker die KWK als ideale Lösung, um dauerhaft die Energiekosten in den Griff zu bekommen. Nur sie erzeugt gleichzeitig kostengünstig Wärme und Strom, das kann ­weder die Photovoltaik noch  eine Wärmepumpe für sich allein betrachtet leisten. Deshalb nutzen auch immer mehr Immobilienbesitzer und Gewer­betreibende die Vorteile der KWK.

Bei Energieversorgern, die die KWK-Tech­nologie schon seit Jahren erfolgreich einsetzen, finden zunehmend die Systemdienstleistungen der KWK, was ihre hohe Flexibilität, die Bereitstellung von Regelenergie sowie die Sta­bi­lisierung von Verteilnetzen betrifft, hohe Aufmerksamkeit. Ein umfangreiches Schulungsangebot von Fachseminaren an unseren drei Schulungsstandorten Schweinfurt, Osnabrück und Offenburg zum Thema KWK hat die Akzeptanz beim Fachhandwerk als auch bei Planern nachweislich deutlich gesteigert. Für konkrete Planeranfragen stehen unser Planungshotline-Team und natürlich auch unsere erfahrenen SenerTec Center bereit.

Meinhold (Sokratherm):

Glücklicherweise hat die KWK in den vergangenen zehn Jahren deutlich an Bekanntheit und Akzeptanz gewonnen. Vor dem Inkrafttreten des KWK-Gesetzes im Jahr 2002 war KWK eher ein ­Nischenthema, das oft nur Fachleuten bekannt war. Heute müssen wir bei Erstkontakten potentiellen Kunden das Thema KWK kaum noch grundsätzlich erklären, sondern können direkt die konkrete Ausgestaltung des BHKW-Projekts diskutieren.

Am anschaulichsten lässt sich die zunehmende Bedeutung der KWK auf dem Gemeinschaftsstand "Dezentrale Energieversorgung" zur Hannover Messe ablesen: Der Stand ist seit dem ersten gemeinsamen Auftritt der KWK- und Contracting-Branche in 2009 mit 13 Ausstellern und 600 m² Gesamtfläche jedes Jahr ein Stück gewachsen, so dass dort bei der diesjährigen Hannover Messe etwa 40 Aussteller auf 2.000 m² ihr Branchenwissen und ihre Produktneuheiten präsentierten. Wir haben dort als Messeneuheit unser BHKW-Modul GG 530 präsentiert – das weltweit kompakteste BHKW der 500 kW Klasse.

Wie ist Ihre Markterwartung für die KWK? Und wo sehen Sie dabei noch die größten Problemfelder bzw. Handlungsbedarf?

Barsties (EC Power):

Aktuell sehen wir im Markt eine Verunsicherung durch die unklaren gesetzlichen Vorgaben. Das größte Risiko ist die Politik und die Gesetzgebung, welche die Effizienztechnologie KWK und damit Umwelt- und Klimavorteile be- und verhindert. Und dies, obwohl die Bundesregierung am Ziel 25 Prozent KWK festhält. Eine paradoxe Situation.

Wir sehen aber erste Anzeichen der Besserung. Werden die konstruktiven Vorschläge seitens unserer Verbände und Interessenorganisationen zur zukünftigen gesetzlichen Ausgestaltung umgesetzt, kann es zum eingangs erwähnten Boom kommen. Dann profitieren alle: Endkunden, Marktpartner, Hersteller, Umwelt und Klima – eine ideale "win-win" Situation!

Stüber (Kirsch):

Für die Zukunft wünschen wir uns eine politische Landschaft, die ernsthaft die Energiewende vorantreibt und eine klare, nachhaltige und verlässliche Struktur aller Förderungen. Kunden müssen auf die politischen Rahmenbedingungen vertrauen können.

Schlüter (Kuntschar u. Schlüter):

Die KWK hat noch ein sehr hohes Potential, weil es unter anderem in den indus­triellen Anwendungen noch viele gute Einsatzmöglichkeiten gibt. Jedoch reagiert der Markt auch sehr sensibel auf politische Veränderungen. Die geplante Beteiligung des eigenerzeugten Stroms an der EEG-Umlage wird große negative Auswirkungen auf die weitere Marktentwicklung haben.

Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht wichtig, Änderungen bei der Gesetzgebung und Förderungen langfristig und mit einer ausreichenden Übergangsfrist anzusetzen, um hier dem Markt die Möglichkeit zu geben, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Die aktuellen Rahmenbedingungen für den Einsatz von KWK sind aus unserer Sicht gut und bieten die Möglichkeit, KWK-Anlagen äußerst wirtschaftlich zu betreiben. Weiterhin sehen wir ein noch ungenutztes Potential aus dem Bereich des Elektrofachhandwerks. Aus diesem Bereich erhalten wir bislang sehr wenige Anfragen zu KWK-Projekten.

Weigel (KW Energie):

Grundsätzlich ist unsere Erwartung an die mittel- und langfristige Marktentwicklung sehr positiv. Entscheidend ist aber für BHKW-Betreiber die Planungssicherheit. Die aktuellen Entwürfe zur EEG-Änderung sind in diesem Zusammenhang leider kontraproduktiv und haben das Potential, die positive Entwicklung zu behindern.

Die BHKW-Technik ist zuverlässig, effizient und wirtschaftlich. Einzig gesetzliche Einschränkungen oder Belastungen können den Ausbau der KWK in Deutschland belasten. Die Energiewende kann und wird aus unserer Sicht nur mit KWK funktionieren, die ganz besonders im Hinblick auf virtuelle Kraftwerke eine zentrale Rolle spielen wird.

Kampwirth (LichtBlick):

Unsere Markterwartung für die nächsten Jahre ist sehr positiv. Nachdem wir anfangs mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatten, sind wir nun technisch und vertrieblich sehr gut gerüstet. Wir sehen für die Zuhausekraftwerke noch erhebliches Potential.

Zwei Aspekte sind für den weiterhin erfolgreichen Vertrieb wesentlich: Zum einen eine Informations­offensive bei unseren Zielgruppen – denn wir merken in unseren Gesprächen mit unseren Kunden immer wieder, dass die Vorteile, die der Austausch einer alten Heizungsanlage mit sich bringen, oft gar nicht bekannt sind. Und zum anderen weiterhin attraktive Fördermöglichkeiten und Rahmenbedingungen. Finanzielle Anreize erleichtern die Entscheidung für eine Modernisierung der Heizungsanlage.

KWK-Anlage von LichtBlick.
Quelle: LichtBlick:
LichtBlick: Das Potential für Mini-BHKW ist noch längst nicht ausgeschöpft.

Lüning (Lion Energy):

KWK-Anlage von Lion Energy.
Quelle: Lion Energy
Lion Energy: Der Boom steht erst noch bevor.

Bei jährlich cirka 600.000 Heizungs­einbauten in Bestandsgebäude und rund 100.000 Neubauten in Deutschland ist ein sehr großer Markt für die KWK jeder Art vorhanden. Für die nächsten zwei Jahre gehen wir trotzdem noch von einem langsamen Anstieg der Verkaufszahlen aus. Das kann sich danach sehr schnell nach oben bewegen. Wichtig wäre eine Kampagne, wie sie ähnlich bei Wärmepumpen veranstaltet wurde und wird.

Handlungsbedarf ist nach meiner Meinung auf drei Feldern:

Erstens: Die Beantragung von Fördermitteln ist trotz schon erfolgter Vereinfachung immer noch zu kompliziert und in den vorgeschriebenen unterschiedlichen zeitlichen Abfolgen für den Endkunden und den Handwerker kaum zu realisieren. Die Last liegt derzeit beim Hersteller. Hier ist weitere Vereinfachung angefragt.

Zweitens: Öffentliche Unterstützung in der Information der Bevölkerung kann wie auf anderen Feldern gute Hilfe leisten. Viele Energieberater "vergessen" die KWK gelegentlich neben den anderen Möglich­keiten zur Energieeinsparung, Ressour­censchonung und zum Umweltschutz. Insbesondere ist KWK bezahlbar und sehr effektiv.

Drittens: Die Verunsicherung der Kunden durch veröffentlichte Gedankenspiele, wie die Besteuerung des selbst erzeugten und selbst genutzten Stroms, ist kontraproduktiv. Solche Dinge führen ­sofort zu Kaufzurückhaltung. Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen ist aus Endkundensicht gegeben, wenn der eingesetzte Mehraufwand für eine KWK zu einer vernünftigen Rendite führt. Dies wird auch dann noch gegeben sein, wenn die Anfangsphase mittels Fördermittel über­wunden ist und die Herstellkosten dank Mengenausweitung entsprechend sinken. Damit ist die Markterwartung für KWK-Anlagen nach meiner Meinung als gut bis sehr gut an­zusehen.

Kögel (Proenvis):

Unsere Einschätzung der Marktentwicklung ist unter folgenden Voraussetzungen sehr hoch: Es sollte schnellstens Rechtssicherheit bei den Förderrahmenbedingungen hergestellt werden. Und der administrative Aufwand muss deutlich reduziert werden. Notwendig sind zudem Lösungen im Markt für virtuelle Kraftwerke und ein Smart Grid. Wichtig ist, dass bei den Planungen nicht die Investition, sondern die Amortisation im Vordergrund steht. Den potentiellen Kunden müssen wirtschaftlich optimale Lösungen angeboten werden – und dies in einer konservativen Betrachtung.

KWK-Anlage von Proenvis.
Quelle: Proenvis
Proenvis: Der Markt ist deutlich verunsichert.

Leider sind diesbezüglich noch zu viele schwarze Schafe im Markt unterwegs. Dies bedeutet auch, dass die Größe der eingesetzten BHKW zwingend so gewählt werden muss, dass eine jährliche Laufzeit von 4.000 Stunden nicht unterschritten wird. Die Anlage muss sich in maximal sechs Jahren amortisiert haben.

Handlungsbedarf sehen wir auch bei den Speichersystemen und der Antriebstechnik – an beidem arbeiten wir. So müssen die Speicher leistungsfähiger werden. Und bei den Motoren sollte das Verhältnis von ein Drittel elektrischer und zwei Drittel thermischer Energie umgedreht werden. Die Anlagen könnten dann elektrisch und nicht thermisch geführt werden.

Möllenhoff (Remeha):

Wir sehen die langfristige Marktentwicklung sehr positiv. Der Bedarf ist da und die Notwendigkeit ist unbestritten – auch im Hinblick auf die anvisierten Klimaziele. Für Irritationen sorgen zum Teil die anstehende Neuformulierung des EEG und die Neugestaltung der EEG-Umlage hinsichtlich der Umlagepflicht beim "Eigenstrom"-Verbrauch. Dadurch entsteht eine Verunsicherung bei möglichen Investoren – diese Verunsicherung ist bei genauerer Betrachtung relativ unbegründet, die Sorge um eine unverhältnismäßige Verlängerung bzw. Beeinträchtigung der Amortisation der einzelnen Anlage ist in den allermeisten Fällen bei den kleineren BHKW bis 50 kW vernachlässigbar.

Hinzu kommt, dass das neue KWK-Gesetz erst in der zweiten Jahreshälfte in den Entwurfsstatus gehen soll. Das schafft aufgrund fehlender Informationen zumindest nicht mehr ­Sicherheit. Wichtig ist: je klarer, langfristiger und verlässlicher die Rahmenbedingungen ausgestaltet werden, umso besser kann die Technik in den Markt gebracht werden.

Fuhl (SenerTec):

Damit bis 2020 tatsächlich 25 Prozent unseres Stromes anteilmäßig aus KWK kommen, müssen jetzt seitens der Regierung die Weichen nachhaltig und konsequent gestellt werden, denn private und gewerbliche Nutzer benötigen planbare und langfristige gesetzliche Rahmenbedingungen. Ständige Gesetzesänderungen und unstete Fördersituationen führen ansonsten zu einer Verunsicherung und einer daraus resultierenden Kaufzurückhaltung bei potentiellen Kunden.

Auch trägt die derzeitige Diskussion über eine anteilmäßige Belastung der hocheffizienten KWK mit der EEG-Umlage für den Stromeigenverbrauch nicht zu einem weiteren Ausbau der KWK und damit zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung bei. Unsere Forderung an die Politik lautet daher: Die Eigenstromerzeugung mit hocheffizienter KWK im kleinen Leistungsbereich bis 20 kW elektrisch darf auch zukünftig nicht durch die EEG-Umlage belastet werden; weder anteil­mäßig noch in vollem Umfang.

Meinhold (Sokratherm):

Mittel- und langfristig sehen wir sehr gute Perspektiven für die dezentrale KWK. Keine andere Technologie ver­bindet Umweltschutz so gut mit Kosteneffizienz, Flexibilität und Regelbarkeit. Anders als Atom- oder Kohle- kraftwerke sind dezentrale KWK-Anlagen die ideale Ergänzung zu den fluktuierenden erneuerbaren Energieträgern Wind und Sonne. Wir fordern von der Politik, sich klar zum notwendigen Ausbau der KWK zu bekennen und unüberlegte Ankündigungen zu unterlassen, die zu Verunsicherung des KWK-Marktes führen.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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