"Zu kompliziert" ist kein Argument!
Eine lösbare Aufgabe, sowohl für den investierenden Endkunden als auch für das umsetzende Heizungsbauhandwerk – kann man da nur festhalten. Denn neben dem BMWi (Aktion: "Deutschland macht’s effizient") informieren und unterstützen logischerweise auch die Armaturen- und Pumpenindustrie das Vorhaben.
Nun geht es – schlicht und ergreifend – darum, Kraft auf die Straße zu bringen oder besser gesagt, die bessere Hydraulik in die bestehenden Wärmeverteilungs- bzw. Wärmeübergabesysteme im Bundesgebiet. Auch wenn das zugegebenermaßen komplex werden kann; die sprichwörtliche Flinte muss deshalb noch lange nicht ins Korn geworfen werden. Die Aussprüche "Der hydraulische Abgleich kann hier nicht realisiert werden!" oder "Der hydraulische Abgleich bringt hier nichts!" müssen der Vergangenheit angehören.
Richtig ist, dass Heizungsbauer in Bestandsanlagen oftmals schwierige Rahmenbedingungen für einen hydraulischen Abgleich vorfinden: Hier können etwa die Systemstruktur und die Leitungsführung sowie Rohrdimensionen weitgehend unbekannt sein, so dass die notwendigen Auslegungsparameter nicht oder nur teilweise ermittelt werden können. Nicht selten sind die Heizkörpersysteme zudem weit verzweigt und es ist schwer oder gar nicht erkennbar, wo die einzelnen Wärmeverbraucher eingebunden sind. Hier lässt sich der Anteil des Rohrnetzwiderstandes den einzelnen Wärmeverbrauchern nicht eindeutig zuordnen, so dass eine Ermittlung der Ventileinstellposition in Abhängigkeit vom Differenzdruck nur bedingt oder gar nicht möglich ist. Eine Nachrüstung mit Einregulierungsarmaturen – etwa mit Differenzdruckreglern – ist in bestehenden Gebäuden aufgrund beengter Platzverhältnisse oder verbauter bzw. verdeckter Verteilungsleitungen ebenfalls häufig nicht realisierbar.
Bedenken oder Vorbehalte hinsichtlich dieser "vielen strömungstechnischen Variablen" in bestehenden Heizungsnetzen müssten dennoch endgültig ad acta gelegt werden: "Ran an den Bestand", forderten die Experten aus den Unternehmen Danfoss, Frese Armaturen, IMI Hydronic Engineering Deutschland, Oventrop und Taconova.
Hydraulischer Abgleich – dynamisch statt statisch!
Und wie? Mit welchen praxisgerechten Hilfsmitteln wird man hier Herr der Lage? "Dynamik", lautet das Zauberwort. Während beim konventionellen (statischen) Abgleich die Heizkörper bzw. die Heizkreise im Auslegungsfall mit der notwendigen Vorlauftemperatur und dem notwendigen Volumenstrom gespeist werden, um die Heizlast zu decken, berücksichtigt der dynamische ("automatische") Abgleich nicht nur den Auslegungsfall, sondern auch den Teillastfall. Das gelingt dadurch, dass beim dynamischen hydraulischen Abgleich zusätzlich der Durchfluss vom Thermostatventil konstant gehalten bzw. auf den eingestellten Wert begrenzt wird.
"Unter den Fachhandwerkern setzt sich die Erkenntnis durch, dass der dynamische hydraulische Abgleich sogar bei schwierigen Rahmenbedingungen schnell und sicher durchführbar ist. Es macht den Anwendern das Leben einfach leichter", erläutert Heinz Eckard Beele diesen "Mega-Trend" der Heizungsbranche.
"Hierin liegt der eigentliche Vorteil der druckunabhängigen, voreinstellbaren Thermostatventile", ergänzt Bernd Scheithauer. "Man muss in unbekannten Rohrnetzen nur gewährleisten, dass ein notwendiger minimaler Differenzdruck in jedem Lastfall an jedem dynamischen Ventil vorhanden ist. Damit ist sichergestellt, dass der berechnete Volumenstrom immer eingehalten bzw. nicht überschritten wird."
Über die aktuelle Marktentwicklung freut sich Guido Hörstmann: "Mit dynamischen Ventilen erledigt sich der hydraulische Abgleich tatsächlich »automatisch«. Je mehr Planer, Fachhandwerker und Bauherren das in der Praxis erkennen, desto besser. Ich bin mir sicher, das wird irgendwann Standard."
Zum Stichwort "Standard" fügt Florian Wiemeyer hinzu: "In Kühldecken und Fan-Coil-Anlagen wird der »automatische« hydraulische Abgleich, auch bei weit verzweigten Netzen, schon seit vielen Jahren erfolgreich angewendet. Der »automatische« hydraulische Abgleich bringt in Heizungsanlagen also auch bei Anlagenerweiterungen Vorteile."
"Wichtig für den Erfolg des dynamischen bzw. »automatischen« hydraulischen Abgleichs sind Produkte, die flexibel eingesetzt werden können. Nicht nur Thermostatventile müssen mit dieser Funktion ausgestattet sein, sondern auch weitere Armaturen wie zum Beispiel Flächenheizungsverteiler", gibt Michelino Sansone zu bedenken.
Fazit: Versuch macht klug!
Dass Handwerker, die einmal erfolgreich einen "automatischen" bzw. dynamischen hydraulischen Abgleich durchgeführt haben, auch zukünftig konsequent auf diese Methode setzen, das bestätigen alle Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs "Hydraulischer Abgleich". Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen: Versuch macht einfach immer klug!
Der HeizungsJournal-Verlag bedankt sich bei den Experten für Ihre Teilnahme und die engagierte Diskussion!