Wärme

HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema "Hydraulischer Abgleich"

Freitag, 01.09.2017

Nach Expertentreffs zu den Themen "Wohnraumlüftung", "Software für Gebäudetechnik", "Heizungswasseraufbereitung" und "Software für das SHK-Fachhandwerk" fand Mitte Juli 2017 der nunmehr fünfte Expertentreff des HeizungsJournals statt.

Folgende Experten diskutierten zum absoluten "Dauerbrenner“-Thema "Hydraulischer Abgleich":

  • Bernd Scheithauer, Berechnungssoftware und Schulung, Danfoss GmbH
  • Guido Hörstmann, Chief Manager Building Technology, Frese Armaturen GmbH
  • Heinz Eckard Beele, Prokurist, IMI Hydronic Engineering Deutschland GmbH
  • Florian Wiemeyer, Marketing Manager, Oventrop GmbH & Co. KG
  • Michelino Sansone, Product Manager, Taconova Group AG

Gruppenfoto der Teilnehmer des Expertentreffs zum Hydraulischen Abgleich.
Quelle: HeizungsJournal
Die Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs "Hydraulischer Abgleich" (v.l.n.r.): Heinz Eckard Beele, IMI Hydronic Engineering Deutschland, Jörg Gamperling, Chefredakteur HeizungsJournal, Michelino Sansone, Taconova Group, Florian Wiemeyer, Oventrop, Guido Hörstmann, Frese Armaturen, und Bernd Scheithauer, Danfoss.

"Es ist wieder Bewegung in die Heizungsbranche gekommen! Die veränderte Energiesituation brachte neue Impulse auf allen Gebieten und viele neue Aufgaben sind zu lösen. Die Entwicklung zu neuen Systemen und Technologien sowie die Verbesserungen vorhandener Anlagenkomponenten im Alt- und Neubau gehen unaufhörlich weiter. Die Arbeiten in den Entwicklungslabors laufen auf Hochtouren und Dutzende von Forschungsaufträgen werden z. Z. vom Staat, Industrie und Handwerk durchgeführt, erprobt und ausgewertet. Die Pumpenwarmwasserheizung wird nach wie vor das verbreitetste Heizsystem für die Raumbeheizung bleiben, denn sowohl für zukünftige Heizsysteme, wie z.B. bivalente Systeme, Sonnenheizungen, Wärmepumpenheizungen, Niedertemperaturheizsysteme, als auch für Klima- und Wärmerückgewinnungsanlagen wird die Entscheidung für den Wärmeträger »Warmwasser« fallen“, schreibt Dipl.-Ing. Claus Ihle im Vorwort seines Fachbuchs "Die Pumpen-Warmwasserheizung" (3. Auflage) – und zwar nicht gestern, sondern im November 1979, das heißt, mitten in der Zeit der zweiten Ölkrise.

Und heute? Die einschlägigen Keywords sind doch im Grunde unverändert geblieben oder wurden einfach durch "wohlklingendere" Anglizismen substituiert, sodass zum Beispiel aus dem bodenständigen bivalenten Heizsystem eine hübsche Hybridheizung geworden ist.

Die verwendeten Energieträger sind freilich dieselben, die fossilen Energieträger, wie Erdgas, Heizöl oder Flüssiggas, verbrennen immer noch unter Emission von diversen Abgasen, die technische Thermodynamik funktioniert permanent im Rahmen ihrer zwei maßgeblichen Hauptsätze, sodass heute – im Jahre 2017 – verschiedene Energiearten, nach wie vor, lediglich ineinander umgewandelt werden können sowie alle Prozesse reibungsbehaftet, irreversibel sind. Daran ändern bombastische Begrifflichkeiten, wie "power to heat", "power to gas", "power to liquids" oder "power to x", oder supersmarte Produkte im Grunde nichts. Ganz im Gegenteil.

Denn in den wissenschaftlichen oder politischen Debatten, in welchen diese "Buzzwords" (oft inflationär) gebraucht werden, wird vor allen Dingen versucht, abzulenken vom eigentlich logischen Grundmoment einer zukunftsfähigen Gesellschaft – nämlich vom ganz einfachen Versuch, im privaten wie beruflichen Bereich, konsequent Energie (in welcher Form auch immer) einzusparen. Dass das "Sparen" natürlich einen viel kleineren Coolness-Faktor besitzt, als das virtuose Aufhübschen von Energieflussdiagrammen und Energiebilanzen auf europäischer oder globaler Ebene, ist klar und liegt in der Natur der Sache. Sollte unsere SHK-Branche aber nicht stören. Ganz im Gegenteil.

Think global. Act local!

Die Transformation der Energieversorgung beginnt vor Ort, sie kommt von "unten". Die dort eingesparte – nicht "verbratene" – Kilowattstunde ist die wertvollste. Durch die Anwendung dieses bekannten Merksatzes lassen sich eventuell auch die relativ sterilen energiepolitischen Ziele der Europäischen Union (3x 20 bis 2020: -20% CO2, +20% Energieeffizienz, +20% Erneuerbare Energien) durch den Ein-zelnen besser fassen. Oder anders ausgedrückt: Bei "power to x" bin ich bestenfalls interessierter Zuschauer, beim entsprechenden Eindrosseln meines Heizkörpers im Wohnzimmer bin ich aktives Stellglied (inkl. quasi direkter monetärer Einsparung!).

Tun statt warten – das war sicherlich auch der Aufhänger zum Start der bundesweiten Energieeffizienz-Kampagne "Meine Heizung kann mehr" von co2online, die vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert und von der Verbraucherzentrale Energieberatung unterstützt wird. Grundsätzlicher Anspruch von www.meine-heizung.de: Verbraucher über die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile des hydraulischen Abgleichs informieren. Die Nachfrage für diese Energieeffizienzmaßnahme steigern.

Vor ziemlich genau fünf Jahren glänzte die Kampagne denn auch schon mit einer Befragung zum Thema Heizungsoptimierung unter rund 600 SHK-Handwerkern, Energieberatern und Schornsteinfegern.

Ergebnis: Die geringinvestive Maßnahme "hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage" ist "bei Verbrauchern fast unbekannt". Es wurde festgestellt, dass "nur neun Prozent aller Kunden im Zuge einer Heizungserneuerung oder -optimierung aktiv nach dem hydraulischen Abgleich fragen."

Tanja Loitz, Geschäftsführerin von co2online, betonte damals: "Viele Verbraucher meinen, dass es bei einer vermeintlich funktionierenden Heizung keine Einsparpotentiale gibt. Mit unserer Motivationskampagne werden wir Verbraucher dazu bringen, über die Heizungsoptimierung nachzudenken, die Vorteile kennenzulernen und direkt Kontakt zu Fachleuten vor Ort aufzunehmen. Unser Ziel ist es, eine spürbare Nachfrage zu schaffen."

Heizungsbauer werdet aktiv(er)!

Nachfrage generieren, das hört sich gut an. Das hört sich vor allem nach Potential, Umsatz- und Marktchancen an. Aber: Der Aktivposten in dieser Rechnung kann nicht nur der Kunde sein. Es muss vor allem der Heizungsbauer sein. Denn er kennt die dringenden Sanierungsfälle und die entsprechenden Hebel, die in Sachen Energieeffizienz Wirkung zeigen. Und wenn er sie nicht kennt, dann gibt es fachliche Unterstützung – so lautete, kurz zusammengefasst, die einhellige Meinung der Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs "Hydraulischer Abgleich", welcher Mitte Juli 2017 stattgefunden hat.

Zugegeben: Das Thema "Hydraulischer Abgleich" ist alt, so alt wie die Pumpenwarmwasserheizung selbst. Jeder, der mit der Planung, Installation und Wartung von Heizungsanlagen befasst ist, kennt die Verse und Glaubensbekenntnisse rund um diesen "Dauerbrenner" der Heizungstechnik. Dennoch haben Viele (Betreiber und Betriebe) die eine oder andere sprichwörtliche "Leiche im Heizungskeller"!

Trotz vielfacher Verpflichtung (Stichwort: VOB, Teil C, bzw. ATV DIN 18380 "Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen", EnEV…) – in der Praxis ist nur ein Bruchteil aller Heizungsanlagen entsprechend hydraulisch einreguliert; je nach Studie bzw. Statistik gelten 75 bis 95 Prozent als hydraulisch nicht abgeglichen. Ist an dieser "Schallmauer" in den letzten fünf Jahren ernsthaft gerüttelt worden?

Die Experten aus den Unternehmen Danfoss GmbH, Frese Armaturen GmbH, IMI Hydronic Engineering Deutschland GmbH, Oventrop GmbH & Co. KG und Taconova Group AG sehen sehr wohl positive Veränderungen im Markt sowie ein Umdenken bei den installierenden Akteuren. Alle können postulieren, dass das Thema in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erfahren hat. Einen Grund hierfür sehen die Teilnehmer, neben solchen Kampagnen wie von co2online oder der VDZ – Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik e.V. ("Intelligent heizen"), in der verstärkten Schulungsaktivität der Armaturenindustrie. Jedoch, da war man sich einig: "Es gibt immer noch genug zu tun – gerade in Bestandsgebäuden!"

Konkurrenz belebt das Geschäft!

Was gerade hier – bei der bekanntlich komplexeren Modernisierung von Altanlagen – essentiell sei: Der Heizungsbauer muss auf dem aktuellen Wissensstand sein bzw. sich auf dem aktuellen Stand halten und – noch wichtiger – aus eigener Initiative potentielle Kunden ansprechen.

Was benötigt werde, das sei ein technischer Wettbewerb unter den SHK-Fachhandwerkern, ein fairer Wettbewerb auf der Basis von Know-how und kundenorientierter Beratung, so lautet ein weiteres Ergebnis des HeizungsJournal-Expertentreffs "Hydraulischer Abgleich". Streng nach dem Motto: "Konkurrenz belebt das Geschäft!"

Auch der Großteil der Teilnehmer der eingangs erwähnten co2online-Umfrage hatte das so gesehen: "86 Prozent der Befragten halten einen SHK-Handwerksbetrieb nur dann für den Einbau einer Heizungsanlage für empfehlenswert, wenn er den hydraulischen Abgleich beherrscht."

Was sich ein solcher Heizungsbauer und SHK-Handwerker also zunächst selbst zurechtlegen muss, das ist ein "Fahrplan zur Heizungsmodernisierung", der immer die Bedürfnisse und auch finanziellen Grenzen des Kunden im Blick hat. Aus diesem Grund gibt es die geringinvestiven Maßnahmen. Maßnahmen, die im Bereich der Heiztechnik mit relativ geringem Aufwand Beachtliches leisten, beachtliche Energieeinsparungen bewirken können.

Zum Beispiel: Dämmung von Rohrleitungen, Austausch der Pumpe und natürlich ein hydraulischer Abgleich des Heizsystems. Wichtig dabei: Dieser "Fahrplan" muss für den Auftraggeber, Modernisierer schlüssig und verständlich sein. Stichwort: Dokumentation. Das Planen, Festlegen, Durchführen und Bewerten von Arbeitsprozessen und handwerklichen Tätigkeiten muss nachvollziehbar werden. Schlussendlich nachvollziehbar auch für BAFA und KfW als Fördermittelgeber (Stichwort: "Bestätigungsformulare für den hydraulischen Abgleich").

KfW-Zuschüsse und BAFA-Förderungen – dieser Punkt wurde von den teilnehmenden Experten in Bezug auf den hydraulischen Abgleich von Heizungsanlagen durchaus kontrovers diskutiert. So sieht zum Beispiel Michelino Sansone, Product Manager bei Taconova, die Förderlandschaft in Deutschland durchaus positiv: "Für den Heizungsbauer sind diese monetären Möglichkeiten zudem eine echte Chance, beim Endkunden einen innovativen und kompetenten Eindruck zu hinterlassen."

Michelino Sansone im Dialog.
Quelle: HeizungsJournal
Michelino Sansone, Product Manager, Taconova Group AG.

Guido Hörstmann, Chief Manager Building Technology bei Frese Armaturen, kann dagegen keine Marktbelebung aufgrund der Förderungen feststellen: "Gerade das KfW-Förderprogramm »Energieeffizient Sanieren – Zuschuss (430)« ist für die Praktiker im Handwerk zu kompliziert gestrickt."

An dieser Stelle hakt Bernd Scheithauer, bei Danfoss verantwortlich für den Bereich Berechnungssoftware und Schulung, ein und betont, dass "das genannte KfW-Förderprogramm tendenziell die Energieberater anspricht.

Bernd Scheithauer bei der Diskussion zum Hydraulischen Abgleich.
Quelle: HeizungsJournal
Bernd Scheithauer, Berechnungssoftware und Schulung, Danfoss GmbH.

Die BAFA-Förderung »Heizungsoptimierung durch hydraulischen Abgleich bei bestehenden Heizsystemen« ist eher an den Heizungsbauer adressiert."

Mit Blick auf die SHK-Fachbetriebe stellt Heinz Eckard Beele, Prokurist bei IMI Hydronic Engineering Deutschland, fest: "Aufgrund der aktuell guten Auftragslage und der damit verbundenen Auslastung im Handwerk bleibt die Zahl der Förderanträge, die bei der BAFA eingehen, momentan noch hinter den Erwartungen zurück."

Florian Wiemeyer, bei Oventrop als Marketing Manager tätig, schätzt die derzeitige Situation im Heizungsbauhandwerk ähnlich ein: "Förderungen sind dann sinnvoll und auch attraktiv, wenn die Installationsbetriebe einen eher kleinen Auftragsbestand zu bewältigen haben. Aktuell laufen die Geschäfte aber einfach sehr gut!"

Florian Wiemeyer beim Expertentreff.
Quelle: HeizungsJournal
Florian Wiemeyer, Marketing Manager, Oventrop GmbH & Co. KG.

Heizung optimieren. Förderung abschöpfen!

An dieser Stelle noch ein paar vertiefende Worte zur BAFA-Förderung: Mit bis zu 30 Prozent bezuschusst das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) im Rahmen des Förderprogramms seit 1. August 2016 den Austausch von mindestens zwei Jahre alten Heizungspumpen durch Hocheffizienzpumpen. Auch bei der Optimierung der Heizungsanlage durch den hydraulischen Abgleich winkt dem Hausbesitzer eine Kostenerstattung von 30 Prozent.

Energiesparende Technologien, wie moderne Pufferspeicher oder Strangventile, sowie intelligente Regelungen und die optimale Einstellung des Heizkessels werden, in Verbindung mit dem hydraulischen Abgleich, zu gleichen Bedingungen gefördert. So sollen bis 2020 jährlich zwei Millionen Pumpen ausgetauscht und zusätzlich 200.000 Heizungsanlagen hydraulisch optimiert werden.

Der Förderantrag erfolgt dabei in zwei Schritten: Zunächst registriert sich der Endkunde bereits vor Maßnahmenbeginn auf der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dort erhält er eine Vorgangsnummer. Nach der Umsetzung der Maßnahmen kann auf dem BAFA-Portal ein Antragsformular ausgefüllt werden, das anschließend mit den notwendigen Unterlagen an das BAFA geschickt wird – eine Kopie der Rechnung ist dafür ausreichend. Zwei Dinge gilt es dabei zu beachten: Bei einem Pumpentausch muss die neue Pumpe beim BAFA als förderfähig gelistet sein. Zudem darf die gestellte Rechnung nur die förderfähigen Maßnahmen beinhalten.

"Zu kompliziert" ist kein Argument!

Eine lösbare Aufgabe, sowohl für den investierenden Endkunden als auch für das umsetzende Heizungsbauhandwerk – kann man da nur festhalten. Denn neben dem BMWi (Aktion: "Deutschland macht’s effizient") informieren und unterstützen logischerweise auch die Armaturen- und Pumpenindustrie das Vorhaben.

Werbung für die Initiative
Quelle: BMWi, "Deutschland macht’s effizient"
Der hydraulische Abgleich ist der "Dauerbrenner" der Heizungstechnik und – mit den richtigen Methoden, Werkzeugen und Armaturen – vor allem eine lösbare Aufgabe für das umsetzende Heizungsbauhandwerk. Man muss es einfach tun!

Nun geht es – schlicht und ergreifend – darum, Kraft auf die Straße zu bringen oder besser gesagt, die bessere Hydraulik in die bestehenden Wärmeverteilungs- bzw. Wärmeübergabesysteme im Bundesgebiet. Auch wenn das zugegebenermaßen komplex werden kann; die sprichwörtliche Flinte muss deshalb noch lange nicht ins Korn geworfen werden. Die Aussprüche "Der hydraulische Abgleich kann hier nicht realisiert werden!" oder "Der hydraulische Abgleich bringt hier nichts!" müssen der Vergangenheit angehören.

Richtig ist, dass Heizungsbauer in Bestandsanlagen oftmals schwierige Rahmenbedingungen für einen hydraulischen Abgleich vorfinden: Hier können etwa die Systemstruktur und die Leitungsführung sowie Rohrdimensionen weitgehend unbekannt sein, so dass die notwendigen Auslegungsparameter nicht oder nur teilweise ermittelt werden können. Nicht selten sind die Heizkörpersysteme zudem weit verzweigt und es ist schwer oder gar nicht erkennbar, wo die einzelnen Wärmeverbraucher eingebunden sind. Hier lässt sich der Anteil des Rohrnetzwiderstandes den einzelnen Wärmeverbrauchern nicht eindeutig zuordnen, so dass eine Ermittlung der Ventileinstellposition in Abhängigkeit vom Differenzdruck nur bedingt oder gar nicht möglich ist. Eine Nachrüstung mit Einregulierungsarmaturen – etwa mit Differenzdruckreglern – ist in bestehenden Gebäuden aufgrund beengter Platzverhältnisse oder verbauter bzw. verdeckter Verteilungsleitungen ebenfalls häufig nicht realisierbar.

Bedenken oder Vorbehalte hinsichtlich dieser "vielen strömungstechnischen Variablen" in bestehenden Heizungsnetzen müssten dennoch endgültig ad acta gelegt werden: "Ran an den Bestand", forderten die Experten aus den Unternehmen Danfoss, Frese Armaturen, IMI Hydronic Engineering Deutschland, Oventrop und Taconova.

Hydraulischer Abgleich – dynamisch statt statisch!

Und wie? Mit welchen praxisgerechten Hilfsmitteln wird man hier Herr der Lage? "Dynamik", lautet das Zauberwort. Während beim konventionellen (statischen) Abgleich die Heizkörper bzw. die Heizkreise im Auslegungsfall mit der notwendigen Vorlauftemperatur und dem notwendigen Volumenstrom gespeist werden, um die Heizlast zu decken, berücksichtigt der dynamische ("automatische") Abgleich nicht nur den Auslegungsfall, sondern auch den Teillastfall. Das gelingt dadurch, dass beim dynamischen hydraulischen Abgleich zusätzlich der Durchfluss vom Thermostatventil konstant gehalten bzw. auf den eingestellten Wert begrenzt wird.

"Unter den Fachhandwerkern setzt sich die Erkenntnis durch, dass der dynamische hydraulische Abgleich sogar bei schwierigen Rahmenbedingungen schnell und sicher durchführbar ist. Es macht den Anwendern das Leben einfach leichter", erläutert Heinz Eckard Beele diesen "Mega-Trend" der Heizungsbranche.

Heinz Eckard Beele spricht beim Expertentreff über den Hydraulischen Abgleich.
Quelle: HeizungsJournal
Heinz Eckard Beele, Prokurist, IMI Hydronic Engineering Deutschland GmbH.

"Hierin liegt der eigentliche Vorteil der druckunabhängigen, voreinstellbaren Thermostatventile", ergänzt Bernd Scheithauer. "Man muss in unbekannten Rohrnetzen nur gewährleisten, dass ein notwendiger minimaler Differenzdruck in jedem Lastfall an jedem dynamischen Ventil vorhanden ist. Damit ist sichergestellt, dass der berechnete Volumenstrom immer eingehalten bzw. nicht überschritten wird."

Über die aktuelle Marktentwicklung freut sich Guido Hörstmann: "Mit dynamischen Ventilen erledigt sich der hydraulische Abgleich tatsächlich »automatisch«. Je mehr Planer, Fachhandwerker und Bauherren das in der Praxis erkennen, desto besser. Ich bin mir sicher, das wird irgendwann Standard."

Guido Hörstmann beim Expertentreff.
Quelle: HeizungsJournal
Guido Hörstmann, Chief Manager Building Technology, Frese Armaturen GmbH.

Zum Stichwort "Standard" fügt Florian Wiemeyer hinzu: "In Kühldecken und Fan-Coil-Anlagen wird der »automatische« hydraulische Abgleich, auch bei weit verzweigten Netzen, schon seit vielen Jahren erfolgreich angewendet. Der »automatische« hydraulische Abgleich bringt in Heizungsanlagen also auch bei Anlagenerweiterungen Vorteile."

"Wichtig für den Erfolg des dynamischen bzw. »automatischen« hydraulischen Abgleichs sind Produkte, die flexibel eingesetzt werden können. Nicht nur Thermostatventile müssen mit dieser Funktion ausgestattet sein, sondern auch weitere Armaturen wie zum Beispiel Flächenheizungsverteiler", gibt Michelino Sansone zu bedenken.

Fazit: Versuch macht klug!

Dass Handwerker, die einmal erfolgreich einen "automatischen" bzw. dynamischen hydraulischen Abgleich durchgeführt haben, auch zukünftig konsequent auf diese Methode setzen, das bestätigen alle Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs "Hydraulischer Abgleich". Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen: Versuch macht einfach immer klug!

Der HeizungsJournal-Verlag bedankt sich bei den Experten für Ihre Teilnahme und die engagierte Diskussion!

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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