Wärme

Entwicklungen im Heizungsmarkt bleiben spannend

Donnerstag, 01.09.2016

Energieeffizienz entscheidet

Bei der Wahl für einen neuen Heizkessel steht seit dem 26. September 2015 das Thema Effizienz automatisch im Vordergrund. Nach der ErP-Richtlinie (Energy related Products) müssen Wärmeerzeuger seitdem bestimmte Mindestanforderungen an die Energieeffizienz erfüllen. Für private Bauherren sei die Energieeffizienz sowieso wichtigstes Auswahlkriterium bei der Entscheidung für ein Heizungssystem, so das aktuelle Ergebnis der Jahresanalyse 2015/2016 von BauInfoConsult. Mehr als die Hälfte achte zuallererst auf die Energieeffizienz. In der Bedeutung folgten die Qualität und der Preis. Lediglich für jeden Vierten seien die Fördermöglichkeiten durch die KfW ein Entscheidungskriterium. Die Bekanntheit der Produktmarke sei sogar nur für jeden Achten ein Faktor für die Heizungswahl. Trotz großer Potentiale und Anstrengungen seitens der Politik und der Wärmebranche in den Bereichen Effizienz und erneuerbare Energien seien bei der dringend notwendigen Wärmewende in den letzten Jahren kaum Fortschritte zu verzeichnen, beklagt der Fachausschuss „Zukunft der erneuerbaren Wärme“ im FVEE (Forschungsverbund Erneuerbare Energien). Nach Information des BMWi tragen beispielsweise erneuerbare Energien nur zu rund zwölf Prozent zum Endenergieverbrauch Wärme in Deutschland bei (Abb. 44).

Die Balkendiagramme zeigen die Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch Wärme in Deutschland von 1990 bis 2014.
Quelle: BMWi
Erneuerbare Energien trugen 2014 nur zu rund zwölf Prozent zum Endenergieverbrauch Wärme in Deutschland bei (Abb.44).

Gründe lägen unter anderem in der hohen Heterogenität von eingesetzten Heiztechnologien und Anlagengrößen, von Gebäudetypen sowie von Eigentümern und Betreibern. Außerdem zeichne sich der Wärmemarkt durch eine höhere Komplexität im Vergleich zum Strommarkt aus. Die starke Abhängigkeit von global geprägten fossilen Energiepreisen sowie die sozialen Aspekte der Wärmeversorgung reduzieren darüber hinaus die Handlungsspielräume der Politik. Die Wärmewende erfordere einen Technologiemix. „Jede Politik für den Wärmesektor, die nur auf eine einzelne Technologie fokussiert, ist falsch. Wir benötigen eine systemische Herangehensweise, die der Komplexität des Wärmesektors gerecht wird. Auf Basis einer fundierten Bewertung aller verfügbaren Komponenten – von der effizienten Gebäudehülle über die erneuerbare Wärmebereitstellung bis zur Wärmeerzeugung mit Strom – muss der optimierte Mix für alle räumlichen Ebenen sowie für die jeweiligen Investoren und Rahmenbedingungen gefunden werden.“

Unterschiedliche Entwicklung bei Komponenten

Im Bereich der Komponenten im Heizungsmarkt gibt es unterschiedliche Entwicklungen. So sind beispielsweise nach Information des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) hierzulande etwa 22 Mio. Heizungsumwälzpumpen verbaut, von denen jährlich etwa 1,5 Mio. Stück erneuert werden. Die Austauschrate liegt damit bei sieben Prozent. Seit 2015 werden gemäß der Ökodesign-Anforderung nur noch geregelte Hocheffizienzpumpen mit optimierter Motortechnik angeboten. Diese passen sich den veränderten Leistungsanforderungen der Anlage stufenlos an. Gegenüber ungeregelten Heizungspumpen können Stromeinsparungen bis zu 80 Prozent erzielt werden. Von Umsatz- und Produktionswachstum berichtet die deutsche Gebäudearmaturenindustrie. Die Branche hat in Deutschland ein Produktionsvolumen von etwa 4,1 Mrd. Euro. Der Fachverband Armaturen im VDMA vermeldet ein Umsatzplus von drei Prozent für die deutsche Gebäudearmaturenindustrie (ohne Wertangabe). Besonders profitierte man dabei von einer um 13 Prozent gestiegenen Nachfrage in den Euro-Ländern aufgrund höherer privater Konsumausgaben durch niedrigere Energiepreise. Aber auch das Geschäft auf dem heimischen Markt habe mit einem Plus von sieben Prozent zur positiven Entwicklung beitragen können. Außerhalb des Euro-Raums fielen die Umsätze um sechs Prozent. Aus der Produktgruppe der Sanitärarmaturen gab es mit einem Plus von elf Prozent erfreuliches zu vermelden. Hingegen mussten Heizungsarmaturen (minus fünf Prozent) und technische Gebäudearmaturen (minus zehn Prozent) im vergangenen Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften. Laut VDMA exportierte Deutschland in 2015 Gebäudearmaturen im Wert von ins¬gesamt 2,6 Mrd. Euro. Rückenwind spürte Deutschland als Exportnation dabei vor allem durch den schwächeren Euro-Wechselkurs. Den größten Zuwachs konnten dabei die Exporte in die USA verzeichnen, ein Plus von 18,7 Prozent auf 230,5 Mio. Euro. Wichtigstes Absatzland für deutsche Gebäudearmaturen war Frankreich mit 252,4 Mio. Euro (plus 0,1 Prozent). Das drittgrößte Absatzland war Österreich, das Gebäudearmaturen im Wert von 173,7 Mio. Euro (plus 3,2 Prozent) aus Deutschland abnahm. Für dieses Jahr erwartet der Fachverband Armaturen ein Umsatzwachstum von ein Prozent. Risiken für die Exportnation Deutschland bestünden in den schwächelnden Schwellenländern, der Griechenland-Krise und dem Ukraine-Konflikt. Außerdem bremse der akute Nachwuchsmangel im SHK-Handwerk das Wachstum. „Hoffen lässt jedoch die gute Konsumlaune der Verbraucher, die von höheren Nettoeinkommen profitieren sowie die steigenden Ausgaben der öffentlichen Hand für Flüchtlinge, die die Konjunktur ankurbeln. Im optimalen Fall kann die starke Inlandsnachfrage die schwächere Auslandsnachfrage ausgleichen.“ Im Bereich der Mess-, Steuer-, Regeleinrichtungen für den Heizungs-, Lüftungs- und Klima¬bedarf sowie Gebäudeautomationssysteme und Gebäudemanagement-Dienstleistungen ist der Fachverband Automation + Management für Haus + Gebäude (AMG) im VDMA tätig. Wie der VDMA berichtet, erwirtschaften rund 60 Hersteller von Automatisierungstechnik für die technische Gebäudeausrüstung einschließlich der zugehörigen Ingenieur-Dienstleistungen einen Umsatz von circa 1,5 Mrd. Euro. Hauptabnehmer seien private und öffentliche Gebäudebesitzer im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau, wie Banken, Versicherungen, Bürobauten, Hotels, Krankenhäuser und Schulen. Nur rund ein Viertel des Gesamtumsatzes entfalle auf den Wohnungsbau und drei Viertel auf den Nicht-Wohnungsbau. Je zur Hälfte werde der Branchenumsatz im Neubaugeschäft und der Anlagen-Modernisierung in bestehenden Gebäuden abgewickelt. In Zukunft werde der Stellenwert der Haus- und Gebäudeautomation sowie des Gebäudemanagements wachsen. Durch eine umfassende Vernetzung der Gebäudetechnik könnten große Liegenschaften einfacher und effizienter betreut werden, der häusliche Bereich mehr Komfort und Sicherheit erhalten. Dabei geht die Hausautomation über die Heizungsregelung hinaus und umfasst Hausbereiche, wie Wohnungslüftung, Beleuchtungsanlagen, Sonnenschutzsysteme und Einbruchmeldetechnik. Der Fachverband weist darauf hin, dass das Thema IT-Sicherheit an Bedeutung gewinnt. So wird die Gebäudeautomation im IT-Umfeld zunehmend durch Schadensszenarien bedroht, wie Sabotage, Spionage und das Aufspielen von Malware. Dies kann ungeschützt zu Datenmanipulation, Datenverlust und zum Ausfall der Gebäudeautomation mit Folgen wie Personenschäden, der Einschränkung des Geschäftsbetriebs (z. B. Produktionsausfall, Unbenutzbarkeit des Gebäudes) oder Vermögensschäden führen.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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