Erneuerbare Energien

Das Prinzip Hoffnung

Mittwoch, 19.01.2022

Foto: Der Wärmeerzeuger-Bestand wird sich nicht immer elektrifizieren lassen.
Quelle: Genath
Die Nische für E-Fuels? Der Wärmeerzeuger-Bestand wird sich nicht immer elektrifizieren lassen.

Das sagt die dena

Im Auto sieht die Bilanz nicht wesentlich besser aus. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) kommt in einer Studie zu dem Ergebnis: Die Energieeffizienz von E-Fuels entlang der gesamten Bereitstellungskette ist im Fall von Verbrennungsmotoren vier bis sechs Mal geringer und in Brennstoffzellenfahrzeugen etwa zwei Mal geringer als in batterieelektrischen Fahrzeugen (inkl. Netzintegration). Heißt: Mit E-Fuels betankte Fahrzeuge benötigen pro Kilometer rund vier bis sechs Mal so viel Energie wie ein batterieelektrisches Mobil.

Einsatzgrenzen für die Batterie ziehen indes das Gewicht, die Ladekapazität und die Ladeinfrastruktur. Für Schiffe und Flugzeuge kommt der Akkumulator nicht infrage. Selbst der Lkw im Fernverkehr dürfte mit E-Fuels besser bedient sein. In der Gebäudetechnik räumen einige Experten diesem Brennstoff Chancen im Bestand ein. Etwa für Hybridheizungen: Die Wärmepumpe übernimmt die Hauptarbeit und der sowieso vorhandene Altkessel speist sich für 100 oder 200 Stunden im Jahr aus einem E-Fuel-Tank. Das Gegenargument der Experten auf den Einwand, das mache ein elektrischer Heizstab preiswerter, lautet: aber genau dann nicht, nicht im kältesten Winter, wenn es in der Dunkelflaute an erneuerbarem Strom mangelt und in Smart Grids die volatilen Tarife in die Höhe schnellen – wir sprechen von der Zukunft.

Foto: Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands e.V..
Quelle: Genath
"Preis und Menge sind die Baustellen," betont Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands e.V., im Zusammenhang mit dem Thema „E-Fuels“.*

Drei neue Energieträger – theoretisch

So betrachtet kommen für die Gebäudetechnik drei relativ neue Energieträger theoretisch infrage: erstens PV/Wind-Strom, zweitens daraus gewonnener Wasserstoff, drittens synthetische E-Fuels aus Wasserstoff und CO2. Die Reihenfolge gibt die Bedeutung wieder: Die von Wind- und PV-Strom muss nicht unterstrichen werden, Wasserstoff maximal als Beimischung zum Erdgas, E-Fuels zur Spitzenlastabdeckung im Bestand, sollte nachhaltiger Strom zu manchen Zeiten sehr knapp und sehr teuer sein. Selbst die Produzenten sehen aus den geschilderten Kostengründen E-Fuels nicht in der Heiztechnik für Gebäude. Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands e.V. (MWV), Berlin, früher in gleicher Position im IWO tätig*, äußert sich zu dem Thema gegenüber dem HeizungsJournal so: „Für eine Aufweichung der Heizölbeschränkungen ab 2026 kommen E-Fuels ohnehin nicht infrage. Dafür fehlen einfach die Produktionskapazitäten. Noch stehen wir ganz am Anfang und produzieren diese Fluids eigentlich ausschließlich in homöopathischen Dosen. Vor Ende dieses Jahrzehnts ist nicht mit größeren Mengen zu rechnen. Und die wird man dann zur Dekarbonisierung von industriellen Prozessen einsetzen und in der Chemie.“

Fazit

E-Fuels bieten nur dort, wo die Elektrifizierung ausscheidet, Lösungen an. Und als Transportgut. Damit beschränken sich die Einsatzbereiche in erster Linie auf den Schiffs- und Luftverkehr oder auch Straßenfernverkehr, wo es die Batterien wegen des Gewichts schwer haben. In der Gebäudewärmeversorgung werden E-Fuels nur eine untergeordnete Rolle spielen.

*Kurz vor Drucklegung wurde bekannt, dass der neue Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V. (en2x) – als Zusammenschluss aus MWV und IWO – Anfang November 2021 seine Arbeit offiziell aufgenommen hat.

Weiterführende Informationen: https://en2x.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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