Wärme

Zur Nachahmung empfohlen!

Freitag, 21.01.2022

Wirtschaftlich optimierte Betriebsführung

In die Kosteneinsparung mit Nahwärme spielen mehrere Faktoren hinein: die Investitions- und die Energiekosten, der Brennstoffverbrauch, Wartungsaufwand und anderes. Der Contractor SWK Energie GmbH ließ sich für eine wirtschaftlich optimierte Betriebsführung (WOB), deshalb etwas ganz Besonderes einfallen, die „WOB-Box“. Der SWK-Projektleiter erklärt sie: „Wir sind vor nicht langer Zeit vom Land Nordrhein-Westfalen für eine intelligente Steuerung ausgezeichnet worden, die Folgendes macht. Sie ist unter anderem mit der Börse vernetzt, sie ist mit dem Wetteramt vernetzt. In Bezug auf die Außentemperaturen berücksichtigt sie mithin schon sehr frühzeitig, einen Tag vorher, die Wetterentwicklung und reguliert die Anlage rechtzeitig auf einen energieeffizienten Betrieb ein. Der bezieht sich sowohl auf die Vorlauftemperatur als auch auf die Betriebszeiten, zu denen bestimmte Vorlauftemperaturen bereitstehen müssen. Das können zwar andere Regelungen auch, das Alleinstellungsmerkmal der »WOB-Box« besteht darin, dass wir uns zusätzlich an der Börse die Strompreise anschauen und die Tarife in die Regelung einkoppeln. Für Hilchenbach gilt das allerdings nicht, weil wir dort nicht »Prosumer« sind, also Strom konsumieren als auch mit Hilfe eines BHKWs Strom und Wärme im Objekt produzieren. Im Schulzentrum dort greifen wir nur auf die Prognosen des Wetteramts für den nächsten Tag zu.“

Die Einbindung der Börsenpreise führe im Übrigen zu einer vom Üblichen abweichenden BHKW-Auslegung: „Wir überdimensionieren die Maschinen, das heißt, die Leistung geht über den Wärmebedarf des Objekts hinaus, beispielsweise von Altenheimen oder Mehrfamilienhäusern. Den Überschuss puffern wir in großen Wärmespeichern ab. Bei etwa der berühmten Dunkelflaute, wenn die Elektrizität extrem teuer ist, verkaufen wir Strom, indem wir ihn ins Netz und die Wärme in die Behälter einspeisen. Bei Stromüberschuss mit Niedrigst- oder sogar Minustarifen im Gefolge schalten wir die KWK ab und entnehmen die Wärme den Speichern. Trotz der Investition in voluminöse Puffer rechnet sich der Aufwand. Das alles, Wetter und Börse, kann die Box in der Kundenanlage erfassen und sie entsprechend individuell fahren.“ Die SWK betreibt mehrere solcher Installationen, entweder als Energieinsel oder gebündelt als virtuelles Kraftwerk. Als Unternehmen kann es von last- und zeitvariablen Tarifen profitieren und so auch den Abnehmern günstige (Fest-)Preise anbieten.

Fazit

Die Bilanz im Schulzentrum sah für das vollständige erste Betriebsjahr 2019 so aus: In der Ausschreibung stand ein Schätzwert für den Gesamtauftrag über 15 Jahre Wärmelieferung von 2,4 Mio. Euro. Der Stadtkämmerer von Hilchenbach überwies Anfang 2020 an SWK für einen Wärmeverbrauch von 1.520 MWh einen Betrag inklusive Mehrwertsteuer von 120.000 Euro. Damit liegen der Wärmepreis bei etwa 8 Cent/kWh und die Hochrechnung für 15 Jahre bei 1,8 Mio. Euro. Allein für die Erneuerung der Kessel und einiger Peripherie hätte die Kommune mindestens 400.000 Euro in die Hand nehmen müssen, ohne damit aber den gewünschten Entlastungsfaktor für die Umwelt zu erreichen. Die rein wirtschaftlichen Zahlen für seine Stadt bewertete der ehemalige Bürgermeister Holger Menzel so: „Die Energieeinsparungen von mindestens 300.000 kWh pro Jahr, die geringeren spezifischen Energiekosten von Holz gegenüber Erdgas, die niedrigeren Betriebskosten und der Wegfall von Investitions- und Kapitalkosten macht die Erneuerung der Wärmeversorgung des Schulhügels vom ersten Jahr an für uns kostenneutral.“ Die Bezirksregierung Arnsberg hat der Stadt Hilchenbach außerdem eine Landesförderung aus dem Programm „progres.nrw“ bewilligt. Zuschüsse gab es auch von der KfW.

Für Christian Hibbeln sollte die Sanierung des Schulhügels mit Nahwärme beispielgebend sein. Es gebe viele Städte und Gemeinden, in denen, wie in Hilchenbach, mehrere öffentliche Gebäude in räumlicher Nähe zueinander stehen. „Wir hoffen, dass das Beispiel Schulhügel Hilchenbach dazu führt, dass wir noch weitere Lösungen zur Energiewende vor Ort in den Städten und Gemeinden umsetzen und mit unseren umweltfreundlichen Nahwärmeversorgungen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten können.“

Weiterführende Informationen: https://www.viessmann.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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