KWK

KWK im Betrieb: Die Oerather Mühle

Mittwoch, 27.07.2016

Die Oerather Mühle braucht ganzjährig viel Strom, im Sommer aber nur Wärme für die Warmwasserbereitung.

"Das Verhältnis von zwei zu eins, Wärme zu Strom, macht es uns regelmäßig schwer, eine Konfiguration zu finden, die ausschließlich auf ein regelbares Blockheizkraftwerk aufbaut. Den Strom werden wir immer los, wohin aber mit der Wärme? Also kombinierten wir ein »XRGI 6« mit 6 kW elektrisch und etwa 13 kW thermisch mit der Brennstoffzelle »BlueGEN«. Die produziert gerade mal 0,6 kW thermisch, dafür aber 1,5 kW elektrisch. Die darf folglich das ganze Jahr, die vollen 8.750 Stunden, laufen. In dieser Zeit liefert sie nicht mehr als 5.200 kWh thermisch für das Warmwasser, aber 13.000 kWh elektrisch", begründet der Techniker seine Entscheidung für diese Gerätezusammenstellung. Für das "XRGI 6" hat er rund 35.000 kWh elektrisch kalkuliert und 70.000 kWh thermisch.

Bundesland NRW fördert Brennstoffzelle

Die Entscheidung für die zusätzliche "BlueGEN" machte ihm das Land NRW relativ leicht, nämlich mit einer Brennstoffzellen-Förderung von 12.500 Euro aus der Kampagne "progres.nrw". Das Programm läuft noch bis 2020. Mit den 12.500 Euro reduzierte sich der Gerätepreis von rund 30.000 Euro auf 17.500 Euro und so "stehen nach Abzug der Kosten für den Vollwartungsvertrag von 600 Euro/Jahr unter dem Strich 2.200 Euro zur Refinanzierung zur Verfügung." Inwieweit die 600 Euro/Jahr tatsächlich den Serviceaufwand für diese Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt, abdeckt oder der Hersteller zwecks Markteinführung zulegt, weiß Jürgen Hohnen freilich nicht. Er, der Service-Betrieb, wird nach Leistung bezahlt. Zwischendurch war beispielsweise schon ein neuer Stack fällig, dessen Ersatz der Vollwartungsvertrag mit dem Brennstoffzellen-Anbieter SOLIDpower (ehemals Ceramic Fuel Cells CFC) mit einbezieht. Den schloss der Kunde separat ab. German Contract klammert aufgrund einiger derzeit noch unkalkulierbarer Faktoren die Brennstoffzelle aus dem Service-Contracting aus. Die EC Power-Aggregate demgegenüber haben ihre Zuverlässigkeit bewiesen.

Intelligentes Energiemanagement der Anlage

Die Anlage ist hydraulisch so abgeglichen, dass ein möglichst kalter Rücklauf von den Heizkörpern im Objekt direkt zum "XRGI 6" fließt, "damit das auf Laufstunden kommt und sich der Reststrom-Zukauf in Grenzen hält", so Hohnen. Steht ein nur geringer Wärmebedarf an, bedient die EC Power-Regelung die Heizkreise aus den Puffern. Den Bedarf erkennt sie anhand der Temperaturen. "Sie regelt nicht einfach, sie betreibt ein intelligentes Energiemanagement, das letztlich die 30 Prozent Energieeinsparung bewirkt. Sie entscheidet über das energieeffizienteste Fließschema, über die optimale Be- und Entladestrategie für die Behälter und ob eventuell der Spitzenlastkessel parallel zuschalten muss." Den hat der Heizungsbauer mit einem Wärmeübertrager von den bestehenden Heizkreisen entkoppelt. Bei alten Rohrleitungen und Heizkörpern sei immer mit Rostschlamm zu rechnen. Auch das "XRGI" ist gegen solche Attacken geschützt. Werkseitig ist hier der Wärmeübertrager bereits integriert.

Steuerung der Heizung und der Temperatur mit Tablet und dem System von alphaEOS
Quelle: Autor
Die Steuerung der Heizung und der Temperatur erfolgt via Smartphone und Tablet und dem System von alphaEOS.

Mit Service-Contracting gegen den Sanierungsstau

Einsparcontracting und Anlagencontracting sind die üblichen Varianten im Energiedienstleistungsmarkt. Beide laufen auf die Wärmelieferung durch den Contractor hinaus. Einer ihrer Nachteile: Die Bauherren oder Kunden profitieren nicht oder wenig von Kostenveränderungen im Energieangebot. Der Vertrag bindet sie zehn oder fünfzehn Jahre an den Contractor. Diese Abhängigkeit drückt spürbar auf die Sanierungswilligkeit. Also, so die Stadtwerke Neuss-Tochter German Contract, lassen wir doch weiterhin dem Kunden die freie Wahl und bieten wir ihm quasi das Mieten nur eines Wärmeerzeugers für etwa erneuerbare Energien an. Zum Beispiel des "XRGI 6" von EC Power, wie im Fall der Oerather Mühle. Angesichts der volatilen Energiepreise ist eine stabile längerfristige Kalkulation ohnehin ein unsicheres Geschäft. Wir stellen ihm die Technik hin und schließen mit ihm einen verbundenen Miet- und Servicevertrag lediglich für die Hardware ab. Wenn ihm ein "befreundeter Gasversorger" für das Gas fürs BHKW einen Sondertarif einräumt - schön für ihn.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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