Erneuerbare Energien

Enttäuschender Marktverlauf in 2023 für die Holzheizung

Hersteller geben Antworten auf aktuelle Fragen zur Marktsituation

Dienstag, 25.06.2024

Was für ein Marktverlauf in 2023 für die Heizungsindustrie. Sowohl Wärmepumpen als auch Heizkessel für die fossilen Brennstoffe Gas und Öl erlebten eine dynamische Absatzsteigerung. Hingegen verlief das Jahr für die erneuerbare Energie Biomasse mehr als enttäuschend.

Quelle: Adobe Stock

Wie schätzen die Hersteller die aktuelle Situation im Bereich der Holzheizung derzeit ein? Das HeizungsJournal hat bei Unternehmen in Deutschland und Österreich nachgefragt. Antworten gaben diesmal Ferdinand Tischler, Geschäftsführer von ETA Heiztechnik, und Dr. Helmut Matschnig, Geschäftsführer von KWB Energiesysteme.

In Deutschland ist der Absatz von Heizungsanlagen auf Basis von Biomasse im vergangenen Jahr um fast die Hälfte eingebrochen – um 44 Prozent auf 49.500 Stück. Allein Scheitholz-Kessel konnten zulegen, um acht Prozent auf 10.000 Stück. Extrem hingegen erwischte es die Pellets-Kessel mit einem Rückgang um 57 Prozent auf 28.000 Stück. Und auch Kombi-Kessel, minus 30 Prozent auf 5.000 Stück, sowie Hackschnitzel-Kessel, minus 18 Prozent auf 6.500 Stück, mussten eine Nachfrageminderung verkraften. Wie haben Sie das Marktgeschehen im Jahr 2023 erlebt?

Tischler (ETA Heiztechnik): Aufgrund der langen und hitzigen Diskussionen zum GEG – Gebäudeenergiegesetz oder kurz: Heizungsgesetz – wurde die Bevölkerung derart verunsichert, dass die Mehrzahl nicht mehr wusste auf welches erneuerbare Energiesystem sie künftig setzen soll. Dies hatte Stillstand beziehungsweise sogar Rückschritt bei der Energiewende zur Folge. Es wurden aus Angst vom Verbot von Öl- und Gaskesseln wieder überdurchschnittlich viele fossile Energieerzeuger installiert.

Quelle: ETA Heiztechnik
Ferdinand Tischler, Geschäftsführer von ETA Heiztechnik.

Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme): Den Rückgang in der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte nach Pellets-Kesseln konnten auch wir bei KWB Energiesysteme beobachten. Die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland sowie die schwierige Fördersituation trugen zur Verunsicherung der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bei und verschärften die Lage. Dass wir unser Unternehmen in den letzten Jahren agil und breiter aufgestellt haben, hilft uns, mit den Marktschwankungen besser umzugehen. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter. Als Gesamtlösungsanbieter für Wärme und Strom aus erneuerbarer Energie für Häuser bieten wir unseren Kunden heute ein umfassendes Produkt- und Dienstleistungssegment an. Ein weiteres neues Produkt, unser intelligentes Energiemanagementsystem Clee, rundet das Produktportfolio weiter ab.

Quelle: KWB Energiesysteme
Dr. Helmut Matschnig, Geschäftsführer von KWB Energiesysteme.

Wieweit sehen Sie die Politik für diesen Markteinbruch allein verantwortlich?

Tischler (ETA Heiztechnik): Die Fokussierung auf einen einzigen Energieträger, nämlich Strom, und damit einhergehenden Verboten hatten einen Aufstand in der mitdenkenden Bevölkerung hervorgerufen. Hier hat die Politik der Energiewende in der Tat einen Bärendienst erwiesen. Dies müssen sich leider die handelnden Politiker auf die Fahnen schreiben. Hier hätte eine breite Diskussion im Vorfeld mit Fachleuten ein besseres Er-gebnis erbracht. Natürlich haben aber auch andere Einflussfaktoren, wie die gestiegene Inflation, die Bereitschaft zur Investition in ein neues Heizsystem hervorgerufen. Des Weiteren hat auch der zum Erliegen gekommene Wohnungsneubau die Branche schwer gebeutelt – wird nichts gebaut, braucht es auch keine Heizsysteme.

Quelle: ETA Heiztechnik
Pellets-Kessel von ETA Heiztechnik.

Dr. Matschnig (KWB Energiesysteme): Die Politik hat natürlich enormen Einfluss auf das Marktgeschehen, auch im Bereich der Pelletsheizungen. Beim Markteinbruch 2023 wurde dies auf mehreren Ebenen sichtbar. Einerseits führte die Diskussion auf EU-Ebene inwiefern Biomasse, insbesondere Pellets, als erneuerbare Energieträger gelten, zu Unsicherheiten. Andererseits hat sich die Fördersituation von Pelletsheizungen in Deutschland im letzten Jahr stark verändert. Bis weit in das Jahr 2023 war die Fördersituation nicht klar geregelt. Das schuf Verunsicherung bei den Konsumentinnen und Konsumenten, weshalb viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer und potentielle Kundinnen und Kunden mit der Neuanschaffung eines neuen Energiesystems warteten. Neben der Politik beeinflussen jedoch auch Faktoren, wie die Energiepreise, hohe Zinsen oder unsichere Wirtschaftsaussichten den Heizungsmarkt. Auch die kurzzeitig erhöhten Pellets-Preise 2022, welche ein Resultat der geopolitischen Lage und deren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten waren, hatten einen negativen Einfluss auf den Markt. Trotz dieser Schwankungen in den Preisen ist jedoch klar, dass Pellets im Vergleich zu anderen Energieträgern wie Öl, die günstigste Heizungsform sind.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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