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Erneuerbare Energien

Bürgerenergie: Wärme und Strom nachhaltig für die Nachbarn und sich erzeugen

Dienstag, 21.04.2020

Vier gute Beispiele

"Bürgerenergieanlagen", betont Uwe Burghardt, "sind eines der effizientesten Werkzeuge der Energie- und Wärmewende." Im Folgenden einige Beispiele:

KlimaBrief Bochum

Der Sparbrief "KlimaBrief Bochum" der Sparkasse Bochum in Kooperation mit den Stadtwerken Bochum bot den Bochumer Bürgern die Möglichkeit einer Geldanlage zur Förderung von regenerativen Energien in Bochum. Die Höhe der Geldanlage lag zwischen 1.500 und 10.000 Euro pro Kunde. Das Gesamtvolumen war limitiert auf vier Millionen Euro. Bereits nach drei Stunden war der "KlimaBrief Bochum" ausverkauft. Die Laufzeit der Geldanlage betrug fünf Jahre bei einem garantierten Zins von 3,70 Prozent (p.a.). Die Geldanlage richtete sich an die Kunden der Sparkasse Bochum und die der Stadtwerke Bochum sowie an alle Bochumer Bürger. Zwei Monate nach dem Start des "KlimaBriefs Bochum" installierten die Stadtwerke Bochum im Stadtteil Altenbochum die erste Photovoltaik-Anlage. Die Kosten für diese Erzeugungsanlage beliefen sich auf 170.000 Euro. Weitere Projekte aus den Bereichen Photovoltaik, Biomasse, Geothermie und Grubengasnutzung befinden sich in der Planungs- beziehungsweise Umsetzungsphase.

Nahwärmenetz Altenmellrich GbR

Altenmellrich liegt am Fuß des Nordhangs des Sauerlands. Die Umsetzung dieses Projektes ruht dabei auf zwei Säulen: Säule 1 ist die Firma Gröblinghoff Biogas, die ein Satelliten-BHKW im Dorf errichtet hat, den Strom ins Netz einspeist und eine Vollversorgung der angeschlossenen Haushalte mit Wärme garantiert. Säule 2 stellt die Altenmellricher Bürgerschaft dar, die sich in Form der Nahwärmenetz Altenmellrich GbR zusammengeschlossen hat, um ein eigenes Nahwärmenetz zu errichten und sich verpflichtet, die Wärme des Satelliten-BHKWs abzunehmen.

Das Blockheizkraftwerk (BHKW) – 780 kW Strom und Wärme, 60 m³ Wärme-Pufferspeicher für tageszeitliche Schwankungen – nutzt dabei Biogas aus der Vergärung von Zuckerrüben, Mais, Gülle und Hühnermist. An das Nahwärmenetz Altenmellrich sind 63 Haushalte mittels Hauswärmeübergabestationen angeschlossen – Einsparung: 200.000 l Heizöl/Jahr.

Verlegung der Rohre für ein Nahwärmenetz.
Quelle: EnergieAgentur.NRW
An das Nahwärmenetz Altenmellrich sind 63 Haushalte mittels Hauswärmeübergabestationen angeschlossen.

Bürgerenergie Schmerlecke eG

Die Bürgerenergie Schmerlecke eG, etwa 40 km westlich von Paderborn, betreibt ein Nahwärmenetz und eine Heizzentrale. Im Mai 2017 ist die Installation offiziell in Betrieb genommen worden. Die Heizzentrale befindet sich auf dem Gelände des ortsansässigen Sägewerks. Der Großteil des Wärmebedarfs wird über den schon vorhanden gewesenen Holzhackschnitzelkessel des Sägewerks bereitgestellt. Brennstoff ist dabei Buchenrinde, die als Abfallprodukt anfällt. Das Netz versorgt 84 Anschlussnehmer mit Raumwärme und Warmwasser. Von der ersten Idee bis zur Inbetriebnahme vergingen sechs Jahre.

Einspar-Contracting Solargenossenschaft Essen

Insgesamt neun PV-Anlagen mit ungefähr 250 kWp besitzen die 140 GenossenInnen der Solargenossenschaft Essen eG. Mit dem Einspar-Contracting beschreitet die eG nun neue Wege. In der Vorbereitung befinden sich zwei größere Projekte zur Raumklimatisierung. Gestartet ist man mit der Umrüstung auf LED-Beleuchtung in einem Bio-Laden. Die Investition betrug 12.000 Euro, Vertragslaufzeit fünf Jahre, Einsparungen von 3.600 Euro/Jahr.

Um auf attraktive Einsparpotentiale zu kommen und Projektvolumina zu erreichen, die Energieeinspar-Contracting für kommerzielle Dienstleister interessant machen, wird meist an vielen unterschiedlichen Stellen im Gebäude optimiert. Dies macht wiederum die Projektentwicklung kompliziert und auch die Berechnung, ob sich die zugesagten Einsparungen am Ende des Jahres tatsächlich realisieren lassen. Deshalb gehen kommerzielle Contracting-Dienstleister häufig nur an Projekte mit relativ hohem Investitionsvolumen heran. Für kleinere Aufträge finden sich kaum Anbieter. Hier liegt die Chance für Bürgerenergiegenossenschaften mit ihren moderaten Renditeanforderungen. In der Beleuchtungssanierung als Einstieg hält sich das Risiko zudem in Grenzen. Die Umrüstung herkömmlicher Beleuchtung auf LED birgt enormes Einsparpotential, manchmal bis zu 70 Prozent. Zur Refinanzierung genügen in der Regel drei bis fünf Jahre. Darüber hinaus lassen sich die Einsparungen gut prognostizieren und zu anderen Verbräuchen abgrenzen.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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Dienstag, 16.04.2024

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