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Wärme

Im Interview: Dr. Walter Schütz, Gründer und Geschäftsführer Future-Carbon GmbH

Dienstag, 01.01.2019

Mit dem Gründer und Geschäftsführer von FutureCarbon, Dr. Walter Schütz, sprach das HeizungsJournal über den (Zukunfts-)Markt "Heizen mit Strom".

Die Grafik zeigt ein Kohlenstoff-Atom.
Quelle: Burlesonmatthew / https://pixabay.com
Als chemisches Element bringt Kohlenstoff von Natur aus eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit mit, aber auch enorme Stabilität und die Fähigkeit zur elektromagnetischen Abschirmung.

Die FutureCarbon GmbH aus Bayreuth ist auf die Entwicklung und Herstellung von Kohlenstoff-Materialien und ihre Veredelung zu Vorprodukten für die weiterverarbeitende Industrie spezialisiert. Mit der Einführung der Produktreihe "Carbo e-Therm"-Infrarotheizsysteme hat das Unternehmen sein Portfolio auf den Bereich der Gebäudeheizung ausgedehnt.

Herr Schütz, geben Sie unseren Lesern bitte einen kleinen Überblick über die Tätigkeitsschwerpunkte Ihres Unternehmens FutureCarbon.

FutureCarbon ist auf die Entwicklung und Herstellung von Kohlenstoff-Materialien spezialisiert. Als chemisches Element bringt Kohlenstoff von Natur aus eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit mit, aber auch enorme Stabilität und die Fähigkeit zur elektromagnetischen Abschirmung. Uns ist es gelungen, diese besonderen Eigenschaften in verschiedene Materialien zu überführen, zum Beispiel in Anstriche, Harze oder Pasten. Außerdem veredeln wir sie zu Vorprodukten für die weiterverarbeitende Industrie, wo sie unter anderem zur Effizienzsteigerung von Brennstoffzellen oder zur Verstärkung von Hochleistungsbauteilen eingesetzt werden. Seit circa einem Jahr bieten wir auch elektrische Gebäudeheizungen an, die auf unserer Technologie beruhen.

Foto von Dr. Walter Schütz.
Quelle: FutureCarbon
"Tatsächlich sehen wir in Niedrigenergiehäusern großes Potential für »Carbo e-Therm«. Den geringen Energiebedarf in Neubauten können unsere Heizsysteme bedarfsgerecht decken“, so Dr. Walter Schütz.

Wie kamen Sie auf die Idee, Kohlenstoff-Nanomaterialien bzw. Carbon-Super-Komposite in das Anwendungsfeld der elektrischen Heizsysteme zu übertragen?

Die Idee lag für uns nahe. Die Industrie beliefern wir schon seit Jahren mit Werkstoffen, die zur Beheizung von Bauteilen dienen. Aber auch im Rahmen von Kooperationsprojekten haben wir viel Know-how aufgebaut. In enger Zusammenarbeit mit renommierten Unternehmen haben wir Produkte entwickelt, in denen unsere Carbon-Super-Komposite als hocheffiziente Wärme- und Stromleiter zum Tragen kommen. Zum Beispiel, indem sie in die Fahrzeugverkleidung von Elektroautos eingebunden werden oder auch in Glaspanels. Da war der Schritt zur Beheizung von Gebäuden nicht weit. Die Technologie war ohnehin vorhanden. Ungefähr 2015 haben wir dann beschlossen, eine komplette Produktlinie zu entwerfen. Seit 2017 bieten wir sie unter dem Namen "Carbo e-Therm"-Infrarotheizungen an.

Ihre Infrarotheizsysteme fassen Sie also unter der Marke "Carbo e-Therm" zusammen. Verraten Sie unseren Lesern bitte ein paar Details zu den einzelnen Lösungen.

Zur Produktreihe gehören insgesamt vier elektrische Heizungen: die Heizfarbe "e-Paint", die elektrisch beheizbare Trockenbauwand "e-Wall", unsere ultradünne Fußbodenfolie "e-Foil" und das Glaspanel "e-Glass".

Zwei Rollen der elektrischen Fußbodenfolie
Quelle: FutureCarbon
Mit einer Aufbauhöhe von 0,5 mm ist die elektrische Fußbodenfolie "e-Foil" so dünn, dass sie statt im Estrich direkt im Fliesenkleber oder schwimmend unter dem Fußboden verlegt werden kann – sogar in Nassräumen.

In alle ist eine Kohlenstoffschicht eingebettet, die als Widerstand fungiert, wenn Spannung an die Produkte angelegt wird. Dadurch entsteht Infrarotwärme – und das sehr effizient. Die Leitfähigkeit der Heizschicht ist so gut, dass zum Beispiel bei "e-Paint" eine niedrige Spannung von 24 V ausreicht, um hohe Heizleistungen von bis zu 300 Watt pro m2 zu erreichen. Das ist das Besondere an "Carbo e-Therm", denn ein elektrisches Heizsystem, das hochleistungsfähig ist und mit sicherer Niedervolttechnik arbeitet, ist die Ausnahme am Markt. Unsere Produkte "e-Paint", "e-Wall" und "e-Foil" sind so sicher, dass sie sogar die Grenzwerte der europäischen Spielzeugrichtlinie erfüllen.

Wo liegen die Einsatzbereiche dieser Lösungen? Sind sie rein auf das Neubau-Segment mit seinen Niedrigstenergiegebäuden hin optimiert worden?

Tatsächlich sehen wir in Niedrigenergiehäusern großes Potential für "Carbo e-Therm". Den geringen Energiebedarf in Neubauten können unsere Heizsysteme bedarfsgerecht decken. Innerhalb von wenigen Minuten ist ein Raum aufgewärmt, beispielsweise das Gästezimmer, wenn sich unverhofft Besuch ankündigt. "Carbo e-Therm" reagiert kurzfristig – quasi auf Knopfdruck in der Smart Home App oder über das mitgelieferte programmierbare Thermostat. In Niedrigenergiehäusern ist das energieeffizient und in Kombination mit PV und Stromspeicher zeitgemäßes Heizen.

Gibt es auch Anwendungen im Bestand?

Ziemlich viele sogar. Hier sprechen vor allem die günstigen Anschaffungskosten und die schnelle, flexible Installation für die Produktreihe. "e-Paint" kann zum Beispiel auch an der Decke oder in Nischen aufgetragen werden.

Für die Inbetriebnahme ist nur ein Stromanschluss notwendig. Deshalb bieten sich unsere Heizungen vor allem in Räumen an, in denen kein Heizungsrohrsystem existiert, zum Beispiel bei Anbauten oder im Fall von alten Nachtspeicheröfen. Aber auch Hobbyräume, feuchte Keller oder Gartenhäuser lassen sich gut mit "Carbo e-Therm" beheizen bzw. trockenlegen.

Ein Handwerker trägt die Heizfarbe
Quelle: FutureCarbon
Die Heizfarbe "e-Paint" wird auf einer Fläche von 80 x 150 cm mit einer speziellen Farbwalze aufgetragen.

Die Grafik zeigt den Aufbau einer
Quelle: FutureCarbon
Über hauchdünne Kupferbänder wird der Strom in die Heizfarbe geleitet.

Das Infrarotbild zeigt die Leitfähigkeit der Heizschicht eines
Quelle: FutureCarbon
Die Leitfähigkeit der Heizschicht ist dabei so gut, dass zum Beispiel bei "e-Paint" eine niedrige Spannung von 24 V ausreicht, um hohe Heizleistungen von bis zu 300 Watt pro m2 zu erreichen.

Weiterführende Informationen: https://www.future-carbon.de/

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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