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Erneuerbare Energien

Biomasseheizung: Messtechnik erhält entscheidenden Einfluss bei Abgas-Praxismessung

Freitag, 27.03.2015

Auf den Prüfständen, unter kontrollierten Bedingungen, können viele Biomassekessel die Anforderungen der 2. Stufe der 1. BImSchV erfüllen. Aber können die geforderten geringen Mengen an Staub und Kohlenmonoxid in der Praxis überhaupt bestimmt werden, Stichwort: Messunsicherheiten?

Woll (Testo):

In der Tat ist die Messung in der Praxis von vielen Einflüssen, wie z.B. der Brennstofffeuchte, Brennstoffqualität oder den Witterungsbedingungen, abhängig. Daher ist es notwendig, über die Messungenauigkeit des Gerätes hinaus auch diese Einflüsse durch die "erweiterte Mess­unsicherheit" abzudecken. Aus diesem Grund wird in der Praxis eine größere Messunsicherheit verwendet, als damit keine Anlage wegen ungünstiger Bedingungen still­gelegt werden muss.

Ester (Wöhler):

Die Verschärfung der Grenzwerte hat auch die Messtechnik vor große Herausforderungen gestellt. Es mussten günstige Staubmessverfahren entwickelt werden, die einen größeren Messbereich mit deutlich erhöhter Mess­empfindlichkeit auch in rauer Umgebung sicher erfassen können. Als Prüfgrundlage entstand die VDI-Richtlinie 4206 Blatt 2, so dass Wöhler damals das erste Feinstaubmessgerät für die neue 1. BImSchV im Bundesanzeiger bekannt geben lassen konnte. Dadurch war erstmalig nachgewiesen, dass Feinstaubmessgeräte prinzipiell auch die neuen Mindestanforderungen und Messgenauigkeiten sicher erfüllen.

Welche Größen haben Einfluss auf die Genauigkeit einer Abgasmessung nach 1. BImSchV?

Woll (Testo):

Hauptsächlich ist das die starke Inhomogenität des Brennstoffs, damit ist die Beschaffenheit, die Stückigkeit (groß oder klein), aber auch der Rindenanteil gemeint. Hinzu kommt, dass man die unterschiedlichsten Brennstoffe messen muss. Das reicht von Holz über Kohle bis hin zu Getreide. Dabei hat jeder Brennstoff die Eigenart, andere Partikel mit unterschiedlichsten Eigenschaften zu generieren. Ein großer Einfluss folgt durch die jeweiligen Verbrennungszustände. Aber auch Umgebungseinflüsse, wie z.B. Temperaturen und Zugluft im Aufstellraum, sind nicht zu vernachlässigende Einflussgrößen.

Das Feinstaub-Messsystem
Quelle: Testo
Mit dem Feinstaub-Messsystem "testo 380" können die neuen Grenzwerte überwacht und sowohl Festbrennstoff- als auch Öl- und Gas-Heizungsanlagen optimiert werden.

Ester (Wöhler):

Bei unserem direktgravimetrischen Staubmessverfahren verstimmt die in einer Filterpatrone gesammelte Partikelmasse direkt die Resonanzfrequenz eines Federpendels. Im Vergleich zu indirekten Messverfahren, die aus optischen und/oder elektrischen Eigenschaften der Partikel auf deren Masse schließen, braucht bei diesem direktgravimetrischen Prinzip nicht mal der Brennstoff bekannt sein. Unterschiedliche Partikelzusammensetzungen und Staubmorphologien verfälschen kaum das Messergebnis. Ein Vergleich der bekanntgegebenen Unsicherheiten im Bundesanzeiger bestätigt diese hohe Genauigkeit.

Folgt auf eine nicht bestandene Praxismessung sofort die Stilllegung der Biomasseheizung oder welche Maßnahmen gilt es, einzuleiten?

Woll (Testo):

In Deutschland haben wir den großen Vorteil des ausgebildeten Handwerks. Wir müssen diesen Vorteil nur nutzen. In vielen anderen Ländern ist z.B. ein Schornsteinfeger eine Person, die sich eine Bürste gekauft hat. Bei uns gibt es viele ausgebildete Fachkräfte, egal ob Schornsteinfeger, Energieberater oder Heizungsinstallateur, die sehr viel von ihrem Beruf verstehen. Ich würde mich schon vorab mit diesen Personen zusammensetzen, denn sie verstehen sehr viel vom richtigen Umgang mit einer Biomasseheizung. Das hilft nicht nur bei der Einhaltung der Werte, sondern auch beim Sparen des Brennstoffs.

Ester (Wöhler):

Um ein negatives Messergebnis bereits im Vorfeld zu vermeiden, gehören eine Betreiberberatung zur sachgerechten Bedienung einer Feuerungsanlage, eine Beurteilung der Brennstofflagerung und -qualität sowie eine Inaugenschein­nahme des technischen Zustands zu den Grundaufgaben des Schornsteinfegerhandwerks. In der demnächst erscheinenden VDI-Richtlinie 4207 Blatt 2 ist dies beschrieben. Aber auch bei einem be­anstandeten Messergebnis sollten eine genauere Ur­sachenanalyse, eventuell zusammen mit dem Wartungsdienst, durchgeführt werden und dann Nachmessungen innerhalb der Fristen erfolgen.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal

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