Installation

Smart Home, Services, Digitale Heizung & Co.

Dienstag, 06.06.2017

Welche Möglichkeiten und Perspektiven erwachsen aus der Anwendung vernetzter Heiztechnik ("digitale Heizung") sowie damit verknüpfter digitaler Dienstleistungen für den Smart Home-Markt und für die ausführenden Fachbetriebe? Antworten gibt unser Artikel anhand einiger ausgewählter Beispiele – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Außenansicht eines Hauses.
Quelle: Theben
Steht ein Fenster offen? Läuft die Heizung tatsächlich im Urlaubsmodus? Smart Home soll das Wohnen nicht nur komfortabler, sondern vor allem auch sicherer machen.

EEBUS-Standard für die "digitale Heizung"

Die "digitale Heizung" spielt eine Schlüsselrolle in der Energiewende und war nicht zuletzt deshalb das Kernthema der ISH 2017.

Der offene EEBUS-Standard stellt in diesem noch sehr heterogenen Markt eine Lösung dar. Den EEBUS-Standard für die "digitale Heizung" hat die EEBUS Initiative gemeinsam mit den Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) definiert.

Ziel der Standardisierung ist es, eine gemeinsame Sprache zu schaffen, mit der alle vernetzten Systeme und Geräte im Haus "über Energie" kommunizieren – streng nach dem Motto: "EEBUS – Speak Energy".

Logo des EEBUS-Standard.
Quelle: EEBus e.V.
"Speak Energy" – Mit dem EEBUS-Standard soll die "digitale Heizung" mit Smart Home-Systemen kommunizieren.

"Mit dem BDH und den deutschen Heizungsherstellern konnten wir in den letzten zwölf Monaten einen der wichtigsten Anwendungsbereiche im EEBUS-Standard mit Leben füllen", betont Dr. Thomas Finke, verantwortlich für den Bereich Wärmepumpen bei Bosch Thermotechnik sowie EEBUS-Vorstandsmitglied, und ergänzt: "Nur, wenn alle Akteure der Haustechnik mitmachen, lassen sich die Herausforderungen der Energiewende bewältigen. Die Heizung als größter Energienutzer im Gebäude spielt dabei natürlich eine Hauptrolle."

So haben die großen Heizungs- bzw. Systemtechnikhersteller denn auch erstmals anhand von konkreten Produkten gezeigt, wie die "digitale Heizung" auf Basis von EEBUS mit angrenzenden Systemen und Geräten kommuniziert:

Vaillant

"Vaillant hat EEBUS in seinen neuen »multiMATIC«-Regler integriert, den wir auf der ISH 2017 erstmals vorgestellt haben. Über EEBUS kann eine lokale Vernetzung zu Partnern im Energiemanagement und zu Smart Home-Plattformen hergestellt werden", so Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland.

Auf der ISH hat der Hersteller aus Remscheid das Zusammenspiel seiner Heizungsanlagen mit Energiemanagern des Unternehmens SMA Solar Technology ebenso vorgestellt wie deren Integration in die Smart Home-Plattform "Qivicon" der Deutschen Telekom.

Viessmann

Auch Viessmann zeigte erste Heizungsanlagen mit EEBUS-Kompatibilität: "Für den Handwerker bietet EEBUS den Vorteil, dass er ein Viessmann-System ohne viel Aufwand mittels »Plug & Play« in ein bereits vernetztes Haus integrieren kann. Dabei benötigt er selbst weder große IT-Kenntnisse noch die Hilfe eines Systemintegrators", unterstreicht Christian Faust, Geschäftsführer der Viessmann Elektronik GmbH und ergänzt: "Für den Endkunden, egal ob gewerblich oder privat, bietet EEBUS den Vorteil, dass er energieeffiziente Systeme kombinieren und auf seine Bedürfnisse anpassen kann. Er ist herstellerunabhängig und muss beim Ausfall einer Komponente keine Sorgen haben, dass er alle anderen Geräte ebenfalls austauschen muss."

eQ-3 AG

Dass der EEBUS-Standard für die "digitale Heizung" nicht nur in Thermen, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken (BHKW), sondern auch in Smart Home-Konzepten praktischen Nutzen bringt, zeigt die eQ-3 AG.

Der Hersteller aus Leer stellte auf der ISH 2017 die Integration des EEBUS-Standards in seine Smart Home-Systeme "Homematic" und "Homematic IP" vor. Damit ergänzt eQ-3 die Einzelraum-Temperaturregelung über Heizkörperthermostate in seinen Systemen um die Kommunikation mit der Heizungsanlage selbst über EEBUS.

Bosch

Bosch bzw. die Robert Bosch Smart Home GmbH präsentierte ihr Smart Home-System mit Energiemanagement – unter anderem auf Basis von EEBUS. So lassen sich künftig neben den Konzern-Marken Buderus und Junkers auch Geräte anderer Hersteller in das Energiemanagement von Bosch Smart Home integrieren.

Honeywell

Honeywell hat sein "Smile"-Heizungsregelungssystem mit dem neuen "Smile-Room Connect" um eine funkbasierte Einzelraumregelung erweitert. Die Einzelraumregelung ist dabei nahtlos mit der Wärmeerzeugung gekoppelt und ermöglicht damit eine Start-Stopp-Automatik für die Heizung.

Ansicht des Einzelraumregelungssystem
Quelle: Honeywell
Das funkbasierte Einzelraumregelungssystem "Smile-Room Connect" ist nahtlos mit der Wärmeerzeugung gekoppelt und ermöglicht eine Start-Stopp-Automatik für die Heizung – mit Bedienung per App.

Installateure profitieren von der komfortablen Installation des Systems und der Möglichkeit des Fernzugriffs für die Feineinstellung oder Fehleranalyse. Das "Smile-Room Connect"-System sei fast ohne Kabel zu installieren, da alle Komponenten untereinander per Funk kommunizieren.

Es besteht aus fünf Komponenten:

  • dem "Smile"-Controller,
  • den "Smile"-WLAN-Gateways ("Smile-Connect" und "Smile-Room Connect"),
  • der "Smile"-App sowie
  • dem Heizkörperregler "HR92" oder "HR91"
  • oder einem Fußbodenheizungsregler von Honeywell.

Bis zu 16 Räume können an das System angeschlossen werden – das macht die Lösung auch für kleinere Gewerbeimmobilien interessant.

Der "Smile"-Controller ist ein Regler, der alle Arten von Wärmeerzeugern bedienen kann: Öl-/Gas-Heizkessel, Festbrennstoffheizungen, Solarsysteme, Wärmepumpen, Fernheizungen, mehrstu-fige Kesselanlagen und komplexe multivalente Heizungsanlagen.

Bild des
Quelle: Honeywell
Der "Smile"-Controller ist ein Regler, der alle Arten von Wärmeerzeugern bedienen kann.

Durch Anbindung der Einzelraumregelung an den Wärmeerzeuger ermöglicht "Smile-Room Connect" demnach eine durchgängige Heizungsregelung. Nutzer bedienen das komplette System per App über ein Smartphone oder Tablet.

Weitere Informationen unter www.honeywell-haustechnik.de.

Digitale Regelung Kermi-"Smart Home"

Der Energiemanager "x-center base" bildet die Kernkomponente des Kermi-"Smart Home", der digitalen Regelung für das "Wärmesystem x-optimiert". Die "x-center base" spricht alle Elemente des Wärmesystems – Wärmepumpe, Schichten-Pufferspeicher, Heizkörper oder Flächenheizung-/kühlung und Wohnraumlüftung – an und stimmt sie aufeinander ab.

Über das Internet sind die Dienste des Webservers der "x-center base" ortsunabhängig erreichbar – auch die Option der Fernwartung ist somit gegeben. Der Zugriff auf die Benutzeroberfläche des "x-center"-Portals erfolgt über eine persönliche Anmeldung.

Ein Wohnzimmer, ausgestattet mit Komponenten des Kermi-
Quelle: Kermi
Die Einbindung der Komponenten erfolgt bei Kermi-"Smart Home" über die EnOcean-Funktechnologie. Das System ist somit auch offen für EnOcean-Haustechnikelemente anderer Hersteller.

Möchte der Benutzer den Zugriff nur innerhalb seines Heimnetzwerkes einrichten, kann die "x-center base" auch ohne Internetverbindung in vollem Funktionsumfang mit den angebundenen Geräten kommunizieren.

Viele Komponenten des Systems "x-optimiert" sind drahtlos in das "Smart Home" integrierbar, von der "x-net"-Komfortregelung bis zum Heizkörper-Funkthermostat.

Die Einbindung der Komponenten erfolgt über die EnOcean-Funktechnologie, ein weltweit standardisiertes Datenformat. Damit ist das System auch offen für EnOcean-Haustechnikelemente anderer Hersteller, wie beispielsweise Fensterkontakte oder Sensoren für Feuchtigkeit oder Temperatur.

Neu erarbeitet wurde zudem eine Kompatibilitätsliste der von Kermi für die "Smart Home"-Systemerweiterung selbst getesteten und empfohlenen Produkte. Diese Liste werde laufend aktualisiert und um weitere Produkte ergänzt.

Weitere Informationen unter www.kermi.de/smart-home

Theben

Der KNX-Spezialist Theben aus dem schwäbischen Haigerloch präsentierte im Rahmen der Elektro-Fachmesse eltefa 2017 den Prototyp der neuen Wohnkomfort-Steuerung "LUXORliving".

"LUXOR-living" sei im Grunde eine zertifizierte KNX-Anlage, nur nicht so komplex, da sie nur die wesentlichen Funktionen nutze – Licht einstellen und dimmen, Heizung regeln und Beschattung steuern. Das sind auch die Funktionen, die Hausbewohner und Inhaber von Arztpraxen, Kanzleien und Bürogebäuden vorrangig nutzen.

In Betrieb genommen wird das System über "LUXORplug". Vorkenntnisse seien dafür nicht erforderlich.

Die Nutzer bedienen "LUXORliving" via Smartphone und WLAN über die App "LUXORplay".

Ansicht der App
Quelle: Theben
Nutzer bedienen die Wohnkomfort-Steuerung "LUXORliving" via Smartphone und WLAN über die App "LUXORplay".

Lieferbar ist die neue Wohnkomfort-Steuerung in der "XL"-Version ab Oktober 2017. Die "XXL"-Variante mit weiteren Funktionen folgt im März 2018.

Weitere Informationen unter www.theben.de

Digitale Dienstleistungen sind top

Aber nicht nur die "Dinge" und (Heizungs-)Komponenten lassen sich vernetzen. Vor allem die ISH 2017 zeigte, dass in erster Linie die digitalen Dienstleistungen das Geschäft beflügeln sollen.

Produkte werden in Verbindung mit dem Internet durch mobile Services ergänzt. Unter dem Stichwort "Lead-Generierung" soll web- und softwaregestützt so vor allem der "Draht" zum Verbraucher bzw. Investor intensiviert werden. Oder anders ausgedrückt: Digital geht es einfach schneller zum Auftrag. Klar: Die Kunden sind zunehmend mobil, permanent im Netz und tauschen sich aus.

Viessmann

Das hat Viessmann schon frühzeitig erkannt und stellt dem Fachhandwerk ein umfassendes Programm an digitalen Dienstleistungen zur Verfügung. Es helfe nicht nur, Umsatz zu erzielen, sondern erleichtere auch die tägliche Arbeit. Einige digitale Tools aus dem Hause Viessmann hier im Überblick:

  • "Vitoguide" ist die digitale Servicezentrale für den Fachpartner mit neuen Funktionen wie Heizanalyse und Bedienhistorie zur Fehlererkennung.

  • www.heizung.de ist die neue Internetplattform für Endkunden. Sie bietet Informationen und Lösungen rund um das Thema Heizung und stellt den Kontakt zum Fachbetrieb vor Ort her.

  • Der "Heizungsrechner" verbindet die Daten von Kundenanfragen vollautomatisiert mit dem individuellen Kalkulationsschema des Fachhandwerkers und leitet daraus ein Angebot ab. Der Fachhandwerker kann somit sofort auf Kundenanfragen reagieren und Angebote abgeben. Erst im Nachgang über die individuelle Beratung durch den Fachhandwerker wird aus dem unverbindlichen Angebot ein verbindliches.

Ansicht des
Quelle: Viessmann
Der "Heizungsrechner" unterstützt den Heizungsfachbetrieb bei seinem professionellen Marktauftritt im Internet durch eine automatisierte Angebotserstellung.

  • Für die zeitsparende Anlagenplanung sind neue Online-Tools verfügbar: Schemenbrowser mit über 300 Anlagenschemen, Dokumenten-Datenbank "ViBooks" und "Vitoflow 100", der neue Online-Abgleich für Bestandsanlagen. Der Schemenbrowser unterstützt jeden Viessmann-Fachpartner bei der Planung von Heizungsanlagen. Er stellt zu jedem Anwendungsfall eine Vielzahl von Informationen bereit: Hydraulikschemen, Verdrahtungspläne, Stücklisten und Funktionsbeschreibungen. Der Browser wird direkt über jeden gängigen Web-Browser am PC oder mit einem Tablet geöffnet. Mit dem Online-Schemenbrowser stehen immer die aktuellen Anlagenschemen zur Verfügung. Die Datenbank "ViBooks" enthält des Weiteren unter anderem Planungs-, Montage- und Serviceanleitungen, Preisblätter sowie Marketing-Drucksachen.

Weitere Informationen unter www.viessmann.de

Vaillant

"Toolbox"

Eine neue, praxisgerechte Oberfläche, mit der Fachhandwerkspartner ihr digitales Arbeitsleben organisieren können, hat Vaillant mit der "Toolbox" vorgestellt. Alle digitalen Dienstleistungen des Herstellers (z.B. "HeizungOnline", "werbungAKTIV", "planNET") werden sukzessive in die "Toolbox" integriert.

Zu finden ist das neue "Werkzeug" im Vaillant-"FachpartnerNET".

Die Startseite der
Quelle: Vaillant
Mit der "Toolbox" behält der Fachhandwerker seinen digitalen Arbeitsalltag im Griff.

Mit der neuen "Projekt"-App können Anfragen aus "Heizung-Online" zudem direkt weiterbearbeitet werden. Das erste Angebot kann im Kundengespräch vor Ort angepasst und aktualisiert werden. Wenn der Endkunde es möchte, kann er das Angebot direkt auf dem Tablet bestätigen. Alternativ kann das Angebot über einen Bestätigungslink per E-Mail angenommen werden. In der Vaillant-"Projekt"-App können weitere Projekte, zum Beispiel von Bestandskunden, angelegt werden – sie sind dadurch ebenfalls digital verfügbar.

Ab Herbst 2017 können Fachhandwerker einen "Heizungskonfigurator" auf ihrer eigenen Webseite integrieren. Endkunden nutzen dann die Funktionen des Systemkonfigurators "HeizungOnline" auf der Webseite des Fachhandwerkers.

Mit "serviceDIALOG" bringt Vaillant ein weiteres Servicetool auf den Markt. Mit ihm können Fachhandwerker, ähnlich wie bei Autos in der Kfz-Werkstatt, Heizgeräte vor Ort auslesen und analysieren. Dafür seien nur ein Adapter und eine PC-Software erforderlich. Eventuelle Fehler lassen sich so schnell aufspüren – Anlagenparameter werden grafisch in Echtzeit dargestellt.

Weitere Informationen unter www.vaillant.de.

Buderus: Diagnosewerkzeug "Smart Service Key"

Handwerkspartner von Buderus, die das Diagnosewerkzeug "Smart Service Key" nutzen, haben künftig noch mehr Möglichkeiten: Das Gerät unterstützt außer bei Wartung und Störungsbeseitigung bei Öl- und Gas-Wärmeerzeugern auch bei der Inbetriebnahme eines kompletten Heizsystems – alle dafür erforderlichen Parameter, zum Beispiel für Heizkreis, Speicher oder optionale Solarkomponenten, lassen sich damit einstellen. Der erweiterte Funktionsumfang wird im dritten Quartal 2017 mit einer aktualisierten Version der zugehörigen Buderus-App "EasyService" verfügbar sein.

Der "Smart Service Key" eignet sich für alle Öl- und Gas-Wärmeerzeuger mit dem Regelsystem "Logamatic EMS plus".

Das Gerät wird über einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker an die "EMS"-Servicebuchse des Wärmeerzeugers angeschlossen und verbindet sich über ein eigenes WLAN mit der App "Easy Service" auf Smartphone oder Tablet des Fachhandwerkers. Die WLAN-Verbindung ist verschlüsselt, zudem kann das Smartphone oder Tablet bei bestehender Verbindung zum Wärmeerzeuger keine Internetverbindung herstellen.

Der
Quelle: Buderus
Über ein eigenes WLAN verbindet sich der "Smart Service Key" mit der App "EasyService" auf Smartphone oder Tablet des Fachhandwerkers.

Wird der "Smart Service Key" zum Heizungsservice vor Ort eingesetzt, zeigt er alle relevanten Daten des Wärmeerzeugers an. Die App unterstützt beim Service mit Statusanzeige, Störungsdiagnose sowie Maßnahmen zur Fehlerbeseitigung.

Bis zu zehn Minuten Kurzzeit-Datenaufzeichnung sowie Funktionstests von Gerätepumpe, Drei-Wege-Ventilen, Gebläse, Zündung, Öl-Vorwärmer, Warmwasserladepumpe und Warmwasserzirkulationspumpe machen das Werkzeug zum praktischen Helfer.

Ersatzteilinformationen werden außerdem über die direkt verknüpfte App "Easy-Scan" angezeigt.

Fachkunden erhalten den "Smart Service Key" über ihre Buderus-Niederlassung, die dazugehörige Lizenz lässt sich direkt in der App "Easy-Service" buchen.

Weitere Informationen unter www.buderus.de.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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