Interview mit Klaus Gögler, Vertriebsleiter und Prokurist bei KaMo Systemtechnik

Die Einführung der Energieeffizienzlabel für Heizungsanlagen stellt Fachhandwerker und Fachplaner vor Schwierigkeiten. Die Umsetzung verursacht einen büro­kratischen Mehraufwand. Darüber hinaus sind noch nicht mal alle Produkt­gruppen eines Heizungsverbunds erfasst. Zentrale Frischwarmwasserstationen und dezentrale Wohnungsstationen zum Beispiel. Diese Form der Warm­wasserbereitung erfreut sich einer steigenden Nachfrage, aber in den Prozess des Package-Labelings ist sie gar nicht eingebunden. Ein Fehler, findet Klaus Gögler. Der Vertriebsleiter und Prokurist bei KaMo Systemtechnik beschreibt im Interview mit dem HeizungsJournal, welche Folgen das nach sich zieht.

Herr Gögler, freuen Sie sich auf den 26. September 2015 und die Einführung der EU-Energielabel?

Das lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht abschließend beurteilen. Momentan beschränkt sich die ErP-Richtlinie auf Massenprodukte. Obwohl zentrale Frischwarmwasserstationen und dezentrale Wohnungsstationen längst anerkannter Stand der Technik sind, finden diese Produkte keine Berücksichtigung im Hinblick auf die Effizienz einer Anlage. Und das, obwohl sich gerade im Geschosswohnungsbau durch den Einsatz von dezentralen Wohnungsstationen der Energieverbrauch drastisch reduzieren lässt.

Was erwartet die Hersteller und Verarbeiter mit der neuen ErP-Richt­linie?

Momentan überwiegt in der Branche noch die Unsicherheit über diese recht komplexe Verordnung. Mit Sicherheit jedoch stellt es die Hersteller, Planer und Handwerker vor große Herausforderungen. Insbesondere die Erstellung eines Effizienzlabels für Verbundanlagen stellt einen nicht unerheblichen Mehraufwand für alle Beteiligten dar.

Wie soll der Handwerker/Planer bei der Erstellung eines Effizienzlabels für Verbundanlagen vorgehen?

Zunächst wird das Heizsystem, der ­Wärmeerzeuger, zur Bewertung herangezogen. Hier liegt eine Angabe des ­Herstellers vor (z.B. Gas-Brennwertkessel; Effizienzlabel A). Anschließend werden die weiteren Systemkomponenten hinzugefügt, wie z. B. Solarkollektoren, Speicher, Regelung. Diese Komponenten können die Bewertung des Gesamtsystems durch Bonuspunkte aufwerten. Am Ende erhält die gesamte Heizungsanlage eine Effizienzeinstufung, welche auch als Package-Label bezeichnet wird.

Weshalb sieht sich KaMo als Anbieter von Frischwasser- und Wohnungsstationen vor allem beim Verbundanlagen-Label im Abschnitt Warmwasserbereitungsfunktion benachteiligt?

Das Energielabel soll dazu dienen, verstärkt Umwelt- und Effizienzaspekte in die Kaufentscheidung des Verbrauchers einzubinden. Das ist grundsätzlich begrüßenswert. Leider ist bis heute nicht definiert, dass sich der Einsatz von Wohnungsstationen und Frischwarmwasserstationen positiv auf ein Package-Label auswirkt, weil es für den Einsatz dieser Systeme noch keine Effizienzklassifizierung bzw. Bonuspunkte gibt.

Das ist gerade aus energetischer Sicht eine Katastrophe. Denn die nachweislich hygienischste und effizienteste Art der Warmwasserbereitung, nämlich die mittels dezentraler Wohnungsstationen, findet bei der Erstellung eines Effizienzlabels keine Berücksichtigung. Während hingegen ein System mit Trinkwasserspeicher sich gegebenenfalls positiv auf ein Verbundanlagen-Label auswirken kann, obwohl es hohe Rücklauftemperaturen verursacht. Und zudem bei einem Speicherinhalt >  400 l sogar beprobungspflichtig ist. Das stellt einen klaren Nachteil für Hersteller von Frischwarmwasser- und Wohnungsstationen dar.

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Welche Entwicklungen befürchten Sie deshalb aufgrund der fehlenden Erfassung?

Der Verbraucher kennt das Energielabel seit Jahren bereits bei Kühlschränken, Waschmaschinen und anderer Weißer Ware. Bei der Weißen Ware ist klar: je­ ­höher die Effizienzklasse desto geringer der Energieverbrauch. Bei den zukünftigen Effizienzlabeln für Heizungs- und Warmwasseranlagen ist dieser Rückschluss nicht zwangsläufig richtig.

Ein Beispiel: Ein Brennwertkessel, egal ob Öl oder Gas, erhält maximal die Effizienzklasse A. Wärmepumpen hingegen erhalten automatisch mindestens die Effizienzklasse A+. Der Verbraucher zieht für sich daraus den Schluss, dass ihm eine Wärmepumpe per se geringere Kosten verursacht als ein Brennwertgerät. Und wie wir wissen, ist das eben genau nicht zwangsläufig der Fall, da die Preisentwicklung der unterschiedlichen Energieträger nicht vorhergesagt werden kann. Auch können Aspekte, wie z. B. der ­Wartungsaufwand einer Anlage, keine Berücksichtigung bei der Effizienzklasse finden. Bei den Effizienzklassen handelt es sich um reine Prüfstandswerte.

Wie sollten Fachhandwerker und Fachplaner Ihrer Meinung nach mit diesem Problem umgehen?

Fachplaner wie auch Installateure müssen hier im Sinne der Verbraucher beraten, informieren und Aufklärungsarbeit leisten. Das klappt etwa anhand des eben genannten Beispiels.

Welche Schritte unternimmt KaMo als nächstes?

Wir sind mit dem VDI Verein Deutscher Ingenieure in Kontakt, um zu erörtern, in welcher Hinsicht Wohnungs- und Frischwarmwasserstationen bei der Erstellung eines Verbundlabels positiv Berücksichtigung finden können.

In welcher Klassifizierung sollten denn Frischwarmwasser- und Wohnungsstationen aus Ihrer Sicht eigentlich erfasst werden?

Mit unserem Energie-Controlling haben wir die Möglichkeit geschaffen, Heizungsanlagen zu überwachen, zu steuern und im Hinblick auf Effizienz und Verbrauch zu analysieren und zu optimieren. Aufgrund der vielen Anlagen, die wir bereits mit diesem Instrument auswerten, können wir eine Aussage eindeutig belegen: Durch den Einsatz von Wohnungsstationen, richtig geplant und hydraulisch eingebunden, lassen sich die Kosten für die Warmwasserbereitung und Wärmeverteilung nachhaltig senken. Somit muss der Einsatz solcher Systeme das Package-Label positiv beeinflussen. Entweder über eine eigene Effizienzklassifizierung oder zumindest mit Bonuspunkten.

Mittwoch, 24.06.2015