Installation

Echte Lösungen, kein „Hokuspokus“

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Schneider, Geschäftsführer der Technische Alternative RT GmbH

Freitag, 23.04.2021

Wir wollen mit unseren Geräten die Möglichkeit geben, die Haustechnik zu automatisieren. Heizung, Lüftung, Kühlung, Klima und Beschattung sollten zustandsabhängig autonom arbeiten können. Komfort ist da ein angenehmer Aspekt, der weitaus wichtiger ist aber das Sparpotential im Hinblick auf den Energieverbrauch und damit die Kosten, bringt Dipl.-Ing. Andreas Schneider, Geschäftsführer der Technische Alternative RT GmbH, die Unternehmensstrategie auf den Punkt. Im Interview mit dem HeizungsJournal wirft er unter anderem einen Blick in den aktuellen „Smart Home“-Markt.

Foto: Andreas Schneider, Geschäftsführer der Technische Alternative RT GmbH.
Quelle: Technische Alternative
"Im Laufe des Jahres wird es ein erstes Gerät von uns im klassischen »Smart Home«-Segment geben. Ein wesentliches Merkmal wird sein, dass dieses und folgende Geräte per Kabel oder Funk eingebunden werden können. Bunt gemischt im selben Netzwerk. Dafür werden wir auch eine eigene Marke etablieren," gibt Andreas Schneider einen Ausblick.

Herr Schneider, seit unserem letzten Interview sind schon wieder gut 2,5 Jahre vergangen und die Technische Alternative hat zwischenzeitlich ihren 30. Geburtstag gefeiert. Wie kam und kommt Ihr damit noch relativ junges Unternehmen durch die „Corona-Zeit“?

Vielen Dank, so „jung“ sehen wir uns selbst gar nicht mehr. Aber Scherz beiseite, wir konnten das Jahr 2020 mit einem Umsatzplus von über 20 Prozent abschließen. Wir sind also sehr gut durchgekommen! Unsere Lieferanten haben größtenteils zuverlässig geliefert. Nur wenige Bauteile mussten durch Teillieferungen per „Air-Cargo“ beschafft werden. Unsere konservative Materialbevorratung von bis zu einem halben Jahr vermeidet da praktisch jeden Stress. Zudem konnten wir das Virus bisher aus dem Unternehmen „draußen“ halten, womit wir auch ohne Stillstände in der Produktion durchgekommen sind. Nur ein Mitarbeiter hat sich bisher infiziert – der war aber bereits im „Home Office“.

Von solchen positiven „Umsatz-Sprüngen“ sind viele Firmen und viele Branchen aktuell bekanntlich weit entfernt. Worauf führen Sie dieses sehr positive Ergebnis in 2020 konkret zurück?

Wir verzeichnen bereits seit einigen Jahren ein konstantes Wachstum und das hatte sich 2020 von Beginn an verstärkt fortgesetzt. Die Kombination aus Förderungen und „ungenutztem“ Urlaubsgeld hat sicherlich viele dazu gebracht, in das Eigenheim zu investieren – auch im Gewerbe gab und gibt es ja durchaus interessante Investitionsförderungen im Bereich Nachhaltigkeit und Energiemanagement.

Die größte Auswirkung auf den Umsatz hatte aber sicherlich die Erschließung neuer Kundensegmente im Bereich Schaltschrankbau und PV-Überschusslösung, beziehungsweise Elektrotechnik allgemein, aufgrund des neuen Universalreglers „UVR610S“ und dem Smart Meter/Energiezähler „CAN-EZ3“.

Einen „Sprung nach vorne“ haben im vergangenen Jahr im deutschen Heizungsmarkt die Lösungen für die erneuerbare Wärmeerzeugung gemacht, gerade der Markt für elektrische Wärmepumpen verzeichnete ein gutes Plus – vor allem aufgrund üppiger Förderungen und der CO2-Bepreisung. Inwiefern können Sie von dieser Marktentwicklung profitieren?

Wärmepumpen werden logischerweise oft mit einer PV-Anlage kombiniert. Dass man dann auch den eigenen Strom gezielt nutzen möchte, ist verständlich und quasi eine Kernkompetenz unserer frei programmierbaren Geräte. Dazu kommen dann hybride Anlagen, bei denen die Spitzenlasten von einem zusätzlichen Wärmeerzeuger neben der Wärmepumpe abgedeckt werden, oder sehr häufig auch Wärmepumpen-Kaskaden, die intelligent realisiert werden sollen. Das sind alles Szenarien, die mit unseren Geräten flexibel und zuverlässig umsetzbar sind. Nicht zuletzt merken wir auch eine steigende Nachfrage von Herstellern, die unsere Regler als Standardregler in ihrer Wärmepumpe einsetzen möchten.

Foto: Firmengelände Technische Alternative RT GmbH, Hersteller von Regeltechnik mit Sitz im nördlichen Niederösterreich.
Quelle: Technische Alternative
Der Hersteller von Regeltechnik Technische Alternative mit Sitz im nördlichen Niederösterreich kann mittlerweile auf eine über 30-jährige Firmengeschichte zurückblicken und verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz – getrieben unter anderem durch praxisgerechte Lösungen zur Nutzung von überschüssigem Solarstrom.

Apropos „Erneuerbare“: Heiß diskutiert wurde und wird auch die EEG-Novelle – vor allem im Hinblick auf die älteren Photovoltaik-Anlagen („Ü20“). Wie haben Sie diese Diskussionen wahrgenommen und welche Lösungen hat die Technische Alternative, als MSR-Spezialist, anzubieten, um den Eigenverbrauch an selbst erzeugtem Solarstrom zu optimieren?

Für einen Österreicher, wo die Frage der Einspeisevergütung weniger eine Frage von „ob“ ist, sondern maximal eine Frage von „Bekomme ich drei, vier oder fünf Cent/kWh?“, waren diese Diskussionen zeitweise kurios anmutend und ein negatives Beispiel heutiger Bürokratie und dem Einfluss von Interessensvertretern.

Lösungen zur Optimierung des PV-Eigenverbrauchs können wir mehrere bieten, aber die einfachste und auch für den Großteil der Anlagen passende Lösung ist unser „Aton“. Das ist ein Set aus dem Smart Meter „CAN-EZ3“ und einem 3-kW-Heizstab, die über Funk oder Kabel miteinander kommunizieren. Der Energiezähler „CAN-EZ3“ misst, ob und wieviel Überschuss zur Verfügung steht und gibt dem Heizstab die zu verbrauchende Leistung vor. Dabei können bestimmte Parameter natürlich an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden, wie Solltemperaturen, Zeitfenster oder ein Minimum an Überschussleistung, ab dem der E-Heizstab aktiviert wird.

Sind in Ihrem Produktbereich „Power to Heat“ aktuell Erweiterungen geplant?

Mit dem aktuellen Sortiment geben wir unseren Kunden grundsätzlich schon alle Werkzeuge an die Hand, um die unterschiedlichsten Anforderungen realisieren zu können. Insofern haben wir uns auf die Weiterentwicklung der bestehenden Produkte konzentriert. Das bedeutet, dass der „Aton“ nun nicht nur über Funk, sondern auch per Kabel bidirektional kommuniziert. Etwa Mitte des Jahres erhält der Energiezähler standardmäßig die Modbus-RTU-Schnittstelle sowie einen S0-Impulsausgang. Zusätzlich wird dann auch der Heizstab zur Montage in emaillierten Warmwasserspeichern geeignet sein und der neue Leistungssteller eröffnet ebenfalls weitere Möglichkeiten im Energiemanagement. Wir arbeiten aber auch an einer weiteren PV-Überschusslösung, das hat aber nichts mit Sektorenkopplung zu tun und wird auch noch ein wenig dauern.

Foto: Die PV-Überschusslösung „Aton“ ist ein Set aus dem Smart Meter „CAN-EZ3“ und einem 3-kW-Heizstab, die über Funk oder Kabel miteinander kommunizieren.
Quelle: Technische Alternative
Die PV-Überschusslösung „Aton“ ist ein Set aus dem Smart Meter „CAN-EZ3“ und einem 3-kW-Heizstab, die über Funk oder Kabel miteinander kommunizieren. Der Energiezähler „CAN-EZ3“ misst, ob und wieviel Stromüberschuss zur Verfügung steht und gibt dem E-Heizstab die zu verbrauchende Leistung vor.

Das Stichwort „Neuheiten“ müssen wir an dieser Stelle dringend vertiefen, schließlich ist 2021 ein „ISH-Jahr“. Auf welche technischen Weiterentwicklungen darf sich denn das installierende SHK-Fachhandwerk freuen?

Ich freue mich auf die neue Generation unserer Frischwasserstation, die „Fristar3“. Im Vorgängermodell hatten wir unter Umständen noch Probleme mit der Stabilität bei geringen Zapfmengen oder auch wenn die Einbindung in die Hydraulik nicht ideal war. Damit hatten wir, wie fast alle Hersteller, mit dem Umstieg auf Hocheffizienz-Pumpen zu kämpfen. Für die neue Frischwasserstation haben wir einen neuen Regelalgorithmus für die Hocheffizienz-Pumpe und das Ventil entwickelt, der für eine massive Verbesserung hinsichtlich der Stabilität der Austrittstemperatur sorgt. Selbst bei schnellen und deutlichen Änderungen der Zapfmenge können wir so die Leistung des Wärmeübertragers unglaublich flink anpassen.

Im Laufe des Jahres 2021 wird es zudem ein erstes Gerät im klassischen „Smart Home“-Segment geben. Ein wesentliches Merkmal wird sein, dass dieses und folgende Geräte per Kabel oder Funk eingebunden werden können. Bunt gemischt im selben Netzwerk. Dafür werden wir auch eine eigene Marke etablieren, die unseren Anspruch an ein professionelles „Smart Home“ transportiert.

„Neue TA-Marke für das professionelle Smart Home“, das hört sich vielversprechend an. Das kann aber auch als „Kampfansage“ in Richtung „Amateur Smart Home“ verstanden werden. Gibt es, Ihrer Meinung nach, eine „Zwei-Klassen-Smart-Home-Gesellschaft“ mit DIY’lern auf der einen und den Profis auf der anderen Seite oder sind die Grenzen gerade in diesem sehr heterogenen Marktsegment doch eher fließend?

Es ist unglaublich schwierig, hier eine Aussage zu treffen, eben aufgrund des heterogenen und aktuell enorm dynamischen Marktes. Aber wie fast überall sind die Grenzen auch hier fließend. Wir positionieren uns aus zwei Gründen als professionelles System: Wir wollen den Eindruck und auch die Erwartungshaltung vermeiden, dass unser System – wie viele andere – einfach mit ein paar Einstellungen in einer App konfiguriert werden kann. Zu 95 Prozent wird unser System vom Fachhandwerk installiert werden. Und zweitens wollen wir in erster Linie Menschen ansprechen, die mit ihrem „Smart Home“ einen gewissen Grad an Automatisierung und Komfort erreichen wollen – bei hoher Energieeffizienz.

In unserem Interview im Herbst 2018 ( https://tga.li/iDe ) sprachen Sie im Kontext des Themas „Smart Home“ davon, dass „es niemandem hilft, fünf Fernbedienungen durch drei Apps zu ersetzen“. Ist die „digitale Welt“ aus Ihrer Sicht an dieser Stelle weitergekommen?

(Lacht) Gute Frage, für „informierte“ Interessierte gibt es ja offene Serverlösungen für zu Hause, mit denen man diverse Hersteller unter einen Hut bringen kann. Das ist aber in aller Regel nichts, was vom Handwerk eingesetzt wird und so ganz ohne Programmierkenntnisse – und sei es nur „Perl“ oder „JavaScript“ – kommt man sehr oft auch nicht ans Ziel.

Die „digitale Welt“ ist da aber tatsächlich ein wenig weitergekommen. Es kristallisieren sich inzwischen die einen oder anderen Schnittstellen und Bus-Systeme heraus, die eine relativ breite Unterstützung erfahren. Was davon aktuell nur künstlich „gepusht“ und was tatsächlich „überleben“ wird, wird man sehen.

Wie sieht es beim Thema „Smart Home“ sowohl mit der Akzeptanz generell als auch speziell der Qualifikation seitens der Fachplaner und Fachhandwerker aus?

Die Akzeptanz nimmt stetig zu, ohne Frage. Alleine schon aufgrund dessen, dass die heutige „Haus-bau-Generation“ das Thema viel öfter mitdenkt – und das wird weiter zunehmen. Um die Qualifikation mache ich mir auf lange Sicht auch keine Sorgen. Mittelfristig werden aber die Betriebe, die bereits Lösung und Umsetzung bieten können, mehr als genug zu tun haben. Die momentane Auslastung des Handwerks ist zwar grundsätzlich erfreulich – sie verhindert aber unweigerlich auch das nötige Umdenken und einen Anpassungsprozess bei einem Großteil der Heizung-Lüftung-Klima-Fachbetriebe.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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Mittwoch, 10.04.2024

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