Wärme

Der Heizraum mal anders

Konzepte für kleine Wohnsiedlungen bis zu Industrieanlagen

Donnerstag, 29.06.2017

Technik- und Heizräume sind selten schön und blockieren zudem wertvolle Nutz- oder sogar Wohnflächen. Im Bauprozess muss der Einbau der Haustechnik terminiert und mit den anderen Gewerken abgestimmt werden. Häufig werden Zeit- und Platzprobleme, Brandschutzvorschriften sowie Schallschutzmaßnahmen zu quälenden Begleitern beim Einbau von Heizungsräumen in Gebäuden. In den letzten Jahren ist daher die Nachfrage nach Alternativlösungen gewachsen. Abhilfe bringt nun ein neues Heizraum-Konzept von heizkurier, das Platz im Grundriss sowie im Baubudget schafft.

Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) fordert bei der Planung der Heizungsanlage für neu zu errichtende Gebäude, dass der Wärmebedarf anteilig mit erneuerbaren Energien gedeckt wird. Die Zeiten, in denen der Architekt standardmäßig einen Heizungskeller im Bauprojekt einplante und der SHK-Fachmann einfach den Heizkessel installierte, sind damit endgültig passé. Die Heizanlagentechnik und damit auch die Anforderungen an Handwerk und Planer werden zunehmend komplexer. Immer wieder ist allerdings zu beobachten, dass eher schnelle, technisch weniger geeignete Lösungen gewählt werden. Dahinter stehen nicht selten einzelobjektbezogene Kostenüberlegungen. Vor dem Hintergrund des EEWärmeG greift gerade bei Neubauprojekten der Blick auf das einzelne Haus aber zu kurz.

Erweitert man den Blick und betrachtet nicht nur das einzelne Haus, sondern mehrere Häuser, dann lohnen sich plötzlich Überlegungen in Richtung Erdwärmenutzung oder Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mittels eines Blockheizkraftwerks (BHKW). Installiert man diese Technik in einem externen Energieraum, lässt sich die Versorgung mehrerer Einheiten gewährleisten und im einzelnen Wohnobjekt bleibt mehr Raum.

Ein externer Energieraum im Stahlbetonmodul vor einem Gebäude.
Quelle: heizkurier
Ein externer Energieraum im Stahlbetonmodul mit 480 kW Leistung für 98 Wohneinheiten.

In vielen Regionen erwächst hieraus auch eine neue Chance für das SHK- Handwerk. Denn mit den Anforderungen wandeln sich auch die Geschäftsmodelle. Nahwärmenetze und Contracting-Modelle dürften in Zukunft nicht nur ein Thema für Energieversorger sein. Auch für SHK-Betriebe können sich hier durchaus Wachstumsperspektiven eröffnen.

Passende Lösung für Neubau und Sanierung

Aufgrund einer traditionellen Nähe zu mobilen Wärmelösungen investiert die heizkurier GmbH aus Wachtberg bei Bonn bereits seit einigen Jahren in die Entwicklung externer Heizraum-Module für den Wohnungsbausektor und die Industrie.

Mit dem neuen externen Heizraum-Konzept entkoppelt heizkurier die Heizungsversorgung vom eigentlichen Gebäude und eröffnet Vorteile gegenüber konventionellen Ansätzen. Die Heizanlagenspezialisten verbauen dazu die auf das jeweilige Projekt zugeschnittene Heizanlage in einen externen Sonderbau.

Als Standardvariante hat sich bisher ein Stahlbetonmodul in der Größe einer Garage etabliert. Variationen sind je nach Bauvorhaben möglich. Die heizkurier-Energieräume entsprechen ab Werk der Energieeinsparverordnung sowie den Brandschutzauflagen.

Damit entfallen diverse Arbeiten und Nebenleistungen, wie Auslösungen und Regiekosten vor Ort. Der Bau des eigentlichen Gebäudes wird damit vereinfacht und beschleunigt.

Die Abgasanlage kann am Energieraum oder am Hauptgebäude entlang verlegt werden und muss nicht ins Gebäude geführt werden. Bei geänderten Anforderungen kann der Energieraum ganz einfach erweitert, versetzt oder gegebenenfalls auch ohne Eingriffe ins Gebäude ausgetauscht werden. Durch diese Flexibilität wird das Heizraum-Konzept auch für Industriebauten interessant. Eine Wartung ist ohne Zutritt zum Gebäude möglich.

Die Energieräume werden komplett – parallel zum Bauprozess – im Werk von heizkurier hergestellt und nach einer Endkontrolle gereinigt zum Kunden geliefert. Die Anlieferung erfolgt "just in time", so dass der Energieraum innerhalb von einem Tag einsatzbereit ist. Für die Aufstellung wird in der Regel nur ein Streifenfundament benötigt. Den Anschluss des Energieraums übernimmt dann der Heizungsbauer des Bauherrn. Als häufigste Anlagenkonzeption wird ein BHKW für die Grundlast und ein Heizkessel für die Spitzenlast verwendet. Denkbar sind aber auch andere Lösungen, wie zum Beispiel Wärmepumpen.

Sinnvoll ist ein Energieraum ab einer Heizleistung von 100 kW, da darunter keine Vorgaben an Heizräume gestellt werden. Im Wohnungsbau eignet sich die Technik also für Projekte ab etwa fünf Mehrfamilienhäusern oder Siedlungen ab etwa 40 Einfamilienhäusern. Nach oben ist die Leistung durch die Transportfähigkeit beschränkt. Die bisher größte Anlage hatte eine Leistung von 5 MW.

Aber nicht nur bei Neubauprojekten macht das externe Heizraum-Konzept Sinn. Auch bei der Umrüstung auf moderne Energiekonzepte bieten sich Vorteile. Gerade dort, wo keine oder nur wenig Raumreserven für den Einbau moderner Anlagen zur Verfügung stehen.

Ein Beispiel ist die Umrüstung eines Mehrfamilienhauses in Duisburg – mit 98 Wohneinheiten und einer Gesamtfläche von 5.911 m² – von Nachtspeicherheizung auf moderne Heiztechnik. Für einen herkömmlichen Ansatz mit einer internen Heizzentrale fehlten geeignete Kellerräume. Zudem gab es keinen Abgasschacht im Gebäude.

Daher entschied man sich für einen externen Heizraum aus Stahlbeton, der in die Grünfläche integriert wurde. Verbaut wurden dazu zwei Gas-Brennwertkessel à 240 kW, die, in Kaskade geschaltet, einen zuverlässigen Betrieb garantieren.

Nach Fertigstellung des Sonderbaus am Produktionsstandort von heizkurier wurde der Energieraum vollständig betriebsbereit zum Kunden geliefert, über bauseitige Anschlussleitungen angeschlossen und in Betrieb genommen.

Schlüsselfertige Heizräume auch für Industrie und Gewerbe

Für die Industrie bedeutet das externe Heizraum-Konzept ein Mehr an Flexibilität sowohl in der Produktions- als auch in der Anlagenplanung. So kann, wie bei einem nordrhein-westfälischen Hersteller von Waschmitteln, die externe Lösung auch schon vor der Fertigstellung neuer Produktionshallen zum Einsatz kommen und flexibel an jeden gewünschten Standort versetzt werden. Für die Anforderungen des Industrieunternehmens wurde eine 700 kW-Anlage mit drei getrennten Heizkreisen in einem Container verbaut. Ein integrierter 3.000 Liter-Tank sowie ein externer 10.000 Liter-Tank sorgen für eine ausreichende Heizölversorgung.

Bei weiterer Expansion der Produktionsanlagen kann der externe Heizraum aufgerüstet oder einer Zweitverwertung, zum Beispiel durch Weiterveräußerung, zugeführt werden.

Etwas ungewöhnlicher ist der Heizraum-Sonderbau für die Würzburger "Flyeralarm-Arena". Seit der letzten Saison sind für Fußball-Bundesliga-Vereine Rasenheizungen verpflichtend. Da eine nachträgliche Vergrößerung der bestehenden Heizungsräume in Würzburg aus Platzgründen ausgeschlossen war, wurden die Wärmespezialisten von heizkurier für die Sicherstellung der Wärmezufuhr hinzugezogen.

Der Eingang der Würzburger
Quelle: heizkurier
Einen ungewöhnlichen Heizraum-Sonderbau hat heizkurier für die Würzburger "Flyeralarm-Arena" realisiert.

Für Würzburg baute heizkurier nach Vorgabe eines Rasenheizungsspezialisten eine 900 kW-Anlage mit einer aufwendigen Regelung, da eine konstante Temperatur für die Rasenbeheizung sehr wichtig ist. Im laufenden Betrieb fließen 102 m³ Wasser pro Stunde durch die Anlage. Dabei gilt es, eine Vorlauftemperatur von 25 °C und eine Rücklauftemperatur von 17 °C sicherzustellen.

Gespeist wird die Anlage über eine entsprechende Gaszuleitung. Da das Würzburger Stadion in einer Grundwasserschutzzone liegt, wird Wasser ohne Glykol als Betriebsmittel verwendet. Damit das Betriebsmittel nicht gefrieren kann, verfügt der Container über ein ebenfalls mit Gas betriebenes Notstromaggregat. Dieses schaltet sich automatisch ein, sollte der Strom ausfallen und sichert so die reibungslose Rasenbeheizung.

Die Rasenheizung in der Würzburger
Quelle: heizkurier
Die Rasenheizung in der Würzburger "Flyeralarm-Arena" verfügt über eine Leistung von 900 kW. Im externen Heizraum verbaut, ist auch ein mit Gas betriebenes Notstromaggregat.

Externe Wärmelösungen sind auch im kommunalen Bereich bereits seit Jahren im saisonalen Einsatz und schonen öffentliche Budgets. So zum Beispiel im Freibadbereich. Die Vorteile der Anlagen im Container oder Stahlbetongehäuse sind, neben der räumlichen Unabhängigkeit, geringere Investitionen und eine schnellere Inbetriebnahme. Zudem entstehen deutlich weniger Schnittstellen und es besteht die Möglichkeit zur flexiblen Anpassung an die erforderliche Heizleistung.

Von Frank Fiedler
Technischer Außendienst heizkurier GmbH
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