Viel mehr als "nur" Fußbodenheizung…

Interview mit Carolin Weinzierl, Vorsitzende des BVF-Arbeitskreises Gütesiegel

Über die aktuellen Marktentwicklungen im Bereich Flächenheizung sprach das HeizungsJournal mit Carolin Weinzierl, Vorsitzende des BVF-Arbeitskreises Gütesiegel und stellvertretende Vorsitzende des BVF-Arbeitskreises Marketing.

Der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF) wurde 1971 gegründet und stellt produktneutrale Informationen zu Systemen der wasserführenden sowie elektrischen Flächentemperierung zur Verfügung. Zudem hat er das BVF-Gütesiegel als Qualitätszeichen ins Leben gerufen. Damit haben es SHK-Fachhandwerker und Planer leichter, ihre Kunden optimal in Bezug auf die Flächenheizung und -kühlung zu beraten.

Der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF) wurde bereits 1971 gegründet. Was sind die Kernaufgaben des Verbands?

Der BVF ist anhörungsberechtigter Bundesverband und vertritt die Interessen seiner 50 Mitglieder bei den Bundesministerien. Zudem arbeiten wir aktiv seit 45 Jahren beim DIN in der Normung mit und stellen umfangreiche und produktneutrale Informationen zu Systemen der hydraulischen und elektrischen Flächenheizung und Flächenkühlung zur Verfügung. Damit fordert und fördert der Verband im Kern die Qualität von Produkten, Systemen und fachgerechter Auslegung und Montage.

Welche Vorteile bietet die Flächentemperierung gegenüber anderen Systemen der Wärmeübergabe?

Fast jedes neue Ein- und Zweifamilienhaus wird heute bereits mit einer Flächenheizung bzw. Flächenkühlung ausgestattet. Sie ist kein Luxus mehr, sondern eine Vernunftentscheidung für Komfort und Wirtschaftlichkeit. Auf der Verbands-Website www.flaechenheizung.de – die übrigens vor Kurzem komplett überarbeitet wurde – haben wir zehn gute Gründe aufgeführt, die für eine Flächenheizung sprechen.

Beispielsweise kann die großflächige "Wärmequelle" durch niedrigere Vorlauftemperaturen bis zu zwölf Prozent Energie einsparen. Die Investitionskosten sind dabei nicht höher als bei einer konventionellen Heizung. Zudem gewinnt die Flächenheizung wertvollen Raum ohne störende Heizelemente und sie ist für Neubau und Renovierung gleichermaßen geeignet. Speziell für die Altbaumodernisierung wurden Systeme mit niedriger Bauhöhe entwickelt.

Wie wichtig ist derzeit die Deckenheizung? Spielt sie überhaupt eine Rolle im Eigenheim?

Die Fußbodenheizung, ob Trocken- oder Nasssystem, stellt den Hauptanwendungsbereich im Allgemeinen dar. Wobei die Wand- und auch die Deckenheizungen stark an Bedeutung gewinnen. Ebenfalls stark steigend ist der Einsatz von Systemen zur Flächenkühlung, insbesondere über die Decke. Jedoch muss man ganz klar sagen, da ist das Eigenheim noch ganz am Anfang. Der BVF und somit auch die Mitgliedsunternehmen beschäftigen sich mit diesem Thema aber seit längerer Zeit intensiv und sind somit am Puls der Zeit.

Eine weitere wichtige Anwendung ist sicherlich die elektrische Flächenheizung. Die Nutzung von selbsterzeugtem Strom ist aktuell in aller Munde. Also ein Produkt der Zukunft?

Ich würde behaupten, wir sind schon mittendrin – die Zukunft ist bereits eingetreten. Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind Anbieter einer elektrischen Flächenheizung und beschäftigen sich ausführlich in einem eigenen Arbeitskreis mit diesem Fachgebiet. Überschüssigen Strom aus PV-Anlagen zu nutzen und in stromgeführten Flächenheizungen einzusetzen, ist ein durchaus positiver Effekt für die Energieeffizienz.

Sie sprachen anfangs von Fachinformationen für das Handwerk. Welchen Stellenwert haben diese in der Fachwelt? Spiegeln sie den aktuellen Stand der Technik wider, sodass der Handwerker ruhigen Gewissens danach arbeiten kann?

Technische Regeln und Normen bilden die Basis für einen fairen Wettbewerb. Sie müssen selbstverständlich von allen Beteiligten eingehalten werden. Durch die vom Verband veröffentlichten Fachinformationen werden praxisgerechte Impulse geliefert.

Nennen wir einmal die Fachinformation "Schnittstellenkoordination". Diese zeigt zwischen den beteiligten Verbänden abgestimmte Gewerke übergreifende Zusammenhänge auf und ergänzt die geltenden Normen und Technischen Regeln. Sie dient hauptsächlich der Abstimmung und Koordination bei der Herstellung von raumflächenintegrierten Heiz- und Kühlsystemen. Die darin enthaltenen Checklisten und Protokolle dienen der Dokumentation der einzelnen Planungs- und Arbeitsschritte bis zur Übergabe eines mangelfreien Gewerks. Die Schnittstellenkoordination trägt zur Sicherstellung eines optimalen Bauablaufs als auch eines hohen Qualitätsstandards bei. Der Handwerker kann sich wirklich gut daran vortasten.

Sie agieren also nicht nur im Hintergrund, sondern sehen sich als Anlaufstelle bei Problemen und Fragen?

Absolut! Als Fachverband der Branche bekommt die Geschäftsstelle im Jahr durchschnittlich 500 Anfragen. Was natürlich kapazitätsmäßig enorm ist. Durch unsere Internetseite und den darin enthaltenen "Flächenheizungsfinder" können sich Interessenten bzw. Fragenstellende somit gleich an das für Sie entsprechende Mitgliedsunternehmen wenden und Antworten direkt finden.

Nicht nur bei den Fachinformationen legen Sie den Fokus auf Qualität. Auch im Bereich der Produkte und Systeme legen Sie höchsten Wert darauf. Eigens dafür wurde das BVF- Gütesiegel als Qualitätszeichen ins Leben gerufen. Was verbirgt sich konkret dahinter?

Das BVF-Gütesiegel signalisiert die Erfüllung umfangreicher Prüfkriterien, dokumentiert Sicherheit für alle Beteiligten und bietet Orientierung für Planer, Architekten und Verarbeiter. Auf den Punkt gebracht, bedeutet das: "Die BVF-Gütesiegelträger sind die Guten".

Das BVF-Siegel vermittelt dem Kunden ein hohes Maß an Kompetenz, zeigt Verlässlichkeit und gibt Vertrauen. Der Fachhandwerker, Architekt oder Planer kann dies zu seinem Vorteil nutzen, wenn er dem Endkunden ein qualitativ hochwertiges Flächenheizungssystem anbietet, welches zusätzlich vom BVF mit einem Gütesiegel ausgezeichnet ist.

Wie sieht das Ausschlussverfahren aus? Wie beurteilen Sie, welches Produkt qualitativ hochwertig ist und welches nicht?

Zunächst haben wir im Verband einen Zusammenschluss von namhaften Unternehmen aus der Heizungsindustrie, Regelungstechnik und Montage. Somit ist schon hier die Qualität hochwertig. Die mit dem BVF-Siegel zertifizierten Unternehmen erfüllen darüber hinaus die vom Verband vorgegeben Kriterien für eine Zertifizierung. Eine regelmäßige Überprüfung durch den Verband ist gegeben.

Mitglieder des BVF können als System- und/oder Komponentenanbieter das Siegel beantragen. Voraussetzung ist die erfolgreiche Erfüllung aller Siegelattribute. Zum Siegelvergabeverfahren existieren ein verbindlicher Kriterienkatalog und eine separate Satzung. Der BVF-Siegelausschuss prüft die Einhaltung und überwacht die Siegelträger.

Welche Hersteller sind derzeit Mitglied beim BVF? Sind weitere "in Arbeit"?

Alle 50 Mitglieder aufzuzählen, würde an dieser Stelle vermutlich den Rahmen sprengen. Einen genauen Überblick liefern wir aber auf unserer Homepage. Im vergangenen Jahr konnten wir fünf neue Mitglieder begrüßen und natürlich sind wir auch immer offen für weitere Mitglieder.

Lassen Sie uns abschließend den Blick auf die digitalen Facetten des Verbands richten. Wie Sie bereits erwähnten, haben Sie eine neue Homepage. Was hat sich getan und was findet das Fachhandwerk hier?

Die Seite wurde layouttechnisch und inhaltlich an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst. Fachinformationen, unsere Mitglieder und auch der "Flächenheizungsfinder" werden durch nur wenige Klicks schnell gefunden.

Unser neuer "Flächenheizungsfinder" ermöglicht Bauherren, Handwerkern und Architekten, aus dem vielfältigen Leistungsspektrum der Anbieter am Markt die Unternehmen herauszufiltern, die für das konkrete Bauvorhaben die entsprechenden Lösungen bieten. Von der Deckenkühlung bis zur Freiflächenheizung ist hier alles zu finden.

Unsere Mitglieder werden sich zukünftig auch mit Dokumenten, Filmen und Referenzen auf ihrer entsprechenden Mitgliederseite allumfassender darstellen können und nicht mehr nur mit einem Firmenlogo und ihrer Adresse.

Die Zukunft verspricht noch einiges. Die Ideen sprudeln!

Dienstag, 17.07.2018