Grundwasserwärme im Contracting: Neues DAV-Kletterzentrum mit nachhaltiger Energieversorgung

Eine Großwärmepumpe plus Photovoltaik (PV) versorgen das neue Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Augsburg mit Wärme und Strom.

Die Wärmepumpe bedient sich am Grundwasser in sechs Meter Tiefe. "Unser neues Kletterzentrum setzt viele neue Impulse: Es verbindet Breiten- und Spitzensport, bringt junge Menschen zum Klettern und leistet einen Beitrag für die Umwelt und die Schonung der alpinen Natur", stellte DAV-Projektleiter Ferdinand Triller die Einrichtung vor.

Über 200 Routen – von leicht bis schwer, von Bouldern bis knapp 18 m hoch hinaus – bietet die Indoor-Kletterhalle. Wer sich in der Strukturwand wohlfühlt, der kann diese noch selten existierenden Wände im Altbau beklettern. Wer sich ganz ohne Seil und Sicherung mit den Fingern im Fels verkrallen und dem Kitzel des Boulderns hingeben will – so heißt diese immer mehr nachgefragte freiwillige Tortur –, fällt maximal 3,50 m tief auf eine weiche Matte, wenn der Schmerz zu groß wird. Die Kletterfläche insgesamt beträgt mehr als 4.000 m2.

Dem Deutschen Alpenverein Augsburg als Förderer einer sehr naturnahen Sportart ist natürlich am Erhalt der Natur gelegen. Den Neubau gestaltete er deshalb zum Vorbild in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Darin unterstützten ihn die Lechwerke AG (LEW), Augsburg, mit dem nachhaltigen Energiekonzept. In dessen Zentrum steht die Großwärmepumpe "Vitocal 300-G Pro" von Viessmann, ein Serienprodukt für den Leistungsbereich von 89 bis 240 kW als Sole/Wasser-Einzelgerät und bis 1,2 MW Heizleistung als Kaskade. Mit zehngrädigem Grundwasser als Wärmequelle erhöht sich der Maximalwert auf 1.400 kW. Für die Kletterhalle genügen 95 kW Heizleistung. Der Hersteller gibt den COP bei (Grund-)Wasser/Wasser mit 5,8 (10/35 °C) an. Die Planung geht von einem Temperaturband von 7 bis 15 °C aus. Die maximale Vorlauftemperatur darf bis 60 °C "klettern". Damit kann das Aggregat, wie im Fall Augsburg, auch die Temperierung des Duschwassers übernehmen. Das bevorraten zwei Speicher, die sich über externe Wärmeübertrager nach dem Boiler-Lade-Prinzip aufheizen.

Grundwasser als Wärmequelle und -senke

Das Grundwasser versickert nach dem Wärmeentzug von maximal 5 K in einem 6 m tiefen Schluckbrunnen. LEW legte die gesamte Installation auf einen Volumenstrom bis 22 m3/h aus. Diese Wärmequelle steht im Sommer auch zur natürlichen Kühlung zur Verfügung. Vor allem zum Schutz des Verdampfers der Wärmepumpe entkoppelt ein Wärmeübertrager das Grundwasser vom Wärmepumpenkreis. Die meisten Hersteller schreiben diese Trennung vor, um den Verdampfer bei zu niedriger Austrittstemperatur auf der Brunnenseite vor Vereisung zu schützen. Im Zwischenkreis (zwischen Grundwasser und Wärmepumpe) zirkuliert ein Solegemisch mit 25 Prozent Ethylen-Glykol als Frostschutzmittel, das bis -15 °C flüssig bleibt und unterhalb dieser Temperatur höchstens einen Eisbrei bildet, aber nicht einfriert. Laut LEW hätte man in der Kletterhalle im Übrigen, aufgrund anderswo befürchteter schwankender Parameter und Verunreinigungen des Grundwassers, der Wärmepumpe keinen Wärmeübertrager vorschalten müssen. LEW-Pressesprecher Ingo Butters: "Die Grundwasserqualität hier in Augsburg ist sehr gut."

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PV-Anlage für die Alpinisten

Mit dem Wärmepumpenkonzept werden gegenüber einer Beheizung mittels einer Gaskesselanlage jährlich rund 57 Tonnen an CO!SUB(2)SUB!-Emissionen eingespart. LEW konzipierte, installierte und finanzierte die Wärmeanlage als Contractor, mit einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren. Auf dem Flachdach der Kletterhalle legte der Versorger eine Photovoltaik-Anlage für den Eigenbedarf des Kletterzentrums aus. Die Siliziumzellen mit einer Fläche von insgesamt 55 m2 sollen pro Jahr etwa 10.000 kWh für die Kletterhalle, die Büroräume und das Café erzeugen. Die PV-Anlage befindet sich allerdings in Augsburg nicht im Contracting-Paket – LEW verkaufte sie an den DAV Augsburg. Möglich ist das Leasinggeschäft mit Solarstrom aber auch: Beim Standard-Modell des Solar-Contractings, dem nicht wie bei Wärmeverträgen wegen Einspeisung, Rückspeisung und Eigenverbrauch der Stromfluss zugrunde gelegt werden kann, verpachtet der Auftraggeber seine Dachfläche an den Contractor und pachtet quasi die vom Contractor errichtete Anlage zurück. Die Verantwortung für Finanzierung, Betrieb und Instandhaltung bleibt gegen eine Monatsgebühr beim Anlagenbauer, den Strom rechnet der "Pächter" mit seinem Netzbetreiber eigenständig ab.

Die Lechwerke AG ist als regionaler Energieversorger in Bayern und Teilen Baden-Württembergs tätig und beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiter. LEW versorgt Privat-, Gewerbe- und Geschäftskunden sowie Kommunen mit Strom und Gas und bietet ein breites Angebot an Energielösungen. LEW betreibt das Stromverteilnetz in der Region und ist mit 36 Wasserkraftwerken einer der führenden Erzeuger von umweltfreundlicher Energie aus Wasserkraft in Bayern.

Donnerstag, 07.05.2020