Interview mit Kim Fausing, Executive Vice President & COO, Danfoss A/S, und Ole Møller-Jensen, President, Danfoss Power Electronics

Im Interview mit dem HeizungsJournal erklären Kim Fausing, Executive Vice President & COO, Danfoss A/S, und Ole Møller-Jensen, President, Danfoss Power Electronics, unter anderem, wie der Konzern auf veränderte Marktbedingungen reagiert und wo Danfoss in Zukunft aktiv Zeichen setzen will.

Wenn der Name "Danfoss" fällt, denken die allermeisten Heizungsbauer und Fachplaner direkt an ein Thermostatventil. Herr Fausing, würden Sie unseren Lesern einen Einblick in die Organisation des Danfoss-Konzerns vermitteln – welche Branchen werden neben dem Bereich Heizungstechnik bzw. Wärme noch bearbeitet?

Fausing:

Der Bereich "Wärme" ist einer von vier Kerngeschäftsbereichen. Neben den bekannten Heizkörperthermostaten liefern wir noch weitere Heizungsprodukte, wie etwa Regel- und Abgleichventile, die energieeffizientes Heizen und komfortable Raumtemperaturen ermöglichen und auf die heutigen Anforderungen im Bereich Heizungsmodernisierung in Deutschland ausgerichtet sind. Für Städte und Gemeinden bieten wir intelligente Fernwärmelösungen, die eine sehr effiziente Möglichkeit zur Energieeinsparung darstellen und in Deutschland ein enormes Potential haben. Aktuell decken Fernwärmelösungen in Deutschland nur 13 Prozent der Nachfrage.

Der zweite Geschäftsbereich von Danfoss befasst sich mit der Kühlung von Lebensmitteln und Gebäuden. Unsere Produkte tragen in Deutschland dazu bei, dass Lebensmittel auf dem Weg vom Hersteller zum Konsumenten optimal gekühlt sind. So lässt sich zum Beispiel in Supermärkten der Energieverbrauch durch effiziente Kühlsysteme um ein Drittel senken.

Unser dritter Geschäfts­bereich ist die Steuerung von Elektromotoren in Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen und in Branchen wie der Nahrungs- und Getränkeindustrie sowie der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung. Hier lassen sich in der Regel Energieeinsparungen von 15 bis 40 Prozent erzielen.

Schließlich haben wir noch einen Geschäftsbereich mit Produkten für die Steuerung, Lenkung und den Antrieb von Maschinen für die Bau- und Landwirtschaft. In allen vier Bereichen liegt unser Fokus auf der Entwicklung und Bereit­stellung von Lösungen, die Menschen dazu befähigen, mit weniger mehr zu erreichen.

Im Jahr 2013 hat Danfoss einen ­Rekordumsatz von etwa 4,5 Milliarden Euro und einen Rekordgewinn erwirtschaftet. Welche Maßnahmen hat man in der Vergangenheit umgesetzt, um einen solchen Erfolg verbuchen zu können?

Fausing:

Die Rekordumsätze und -gewinne sind ein Ergebnis unserer "Core & Clear"-Strategie, die wir 2010 eingeführt haben. In den vergangenen fünf Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, unsere Ergebnisse zu optimieren und einen maximalen Kundennutzen zu schaffen. Wir haben in unser Kerngeschäft investiert, die Komplexität reduziert, die Produktqualität und Termintreue verbessert und mehr innovative Produkte auf den Markt gebracht. Und unsere Anstrengungen haben sich gelohnt: Seit wir mit "Core & Clear" begonnen haben, sind die Kundenzufriedenheit und das Engagement unserer Mitarbeiter gestiegen. Außerdem haben wir die Produktivität in unseren Werken jedes Jahr um zehn Prozent verbessert. Jetzt sind wir bereit für den nächsten strategischen Schritt: den stärkeren Fokus auf profitables Wachstum durch Investitionen in Markenführung, Vertrieb und Wachstumsmärkte.

Jüngst haben Sie eine weitreichende strategische Neuausrichtung bekanntgegeben. Welche Kernidee steckt hinter dem neuen Leitspruch "Engineering Tomorrow"?

Fausing:

Im nächsten Schritt auf unserer strategischen Reise haben wir unsere Kampagne "Engineering Tomorrow" angestoßen, um unser Profil zu schärfen und die Marke Danfoss stärker im Markt zu differenzieren. Wir wollen unseren Kunden und allen anderen klar und deutlich zeigen, welchen Beitrag wir in den Wachstumsfeldern Lebensmittelversorgung, Infrastruktur, Energie und Klima leisten.

"Engineering" steht für unsere Kernkompetenz: die Entwicklung technischer Lösungen. Und "Tomorrow" unterstreicht, wie wichtig die Technik ist, um die Menschheit künftig voranzubringen. Dabei geht es vor allem darum, den allgemeinen Lebensstandard zu verbessern und unser technologisches Potential optimal auszuschöpfen. Die Arbeit, die wir heute tun, hat enormen Einfluss auf die Zukunft.

Danfoss versteht sich demnach heute nicht mehr "nur" als Anbieter von spezialisierten Komponenten beispielsweise für die Wärme-, Fernwärme-, Kälte- oder Antriebstechnik, sondern in erster Linie als Anbieter für Energieeffizienz in den "Supermärkten" Infrastruktur, Lebensmittel, Energie und Klima. Insofern muss doch dem Thema Beratung und Dienstleistung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden – wird Danfoss also mittel- bis langfristig mehr Dienstleister/Berater und weniger Hersteller sein?

Fausing:

Ja, ganz richtig. Wir sind davon ab­gekommen, einfach nur Produkte zu liefern, und konzentrieren uns heute vielmehr darauf, Lösungen anzubieten, die dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu erhöhen. Diesen Schwerpunkt werden wir auch in Zukunft beibehalten. Wir werden ­natürlich auch weiterhin Produkte her­stellen.

Aber wir betrachten sie bei der Entwicklung und dem Vertrieb stärker als Teil einer Lösung und konzentrieren uns zunehmend auf unsere Rolle als Anbieter von Dienstleistungen und Beratung. Unsere Produkte bilden das intelligente Herzstück in Maschinen für den Bau von Straßen und Gebäuden, in der Infrastruktur für eine effiziente Energieversorgung, in Systemen für komfortables Raumklima und in der Kühlkette, die unsere Lebensmittel frisch hält.

Ein gutes Beispiel für unsere Lösungsorientierung sind unsere Testlabors für Heizungs- und Kühlanwendungen. Dort können wir vollkommen neue Anwendungskonzepte entwickeln und testen, um so die Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz zu steigern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden und Partner zu verbessern. Sehr häufig werden Lösungen gemeinsam mit dem Kunden unter Einbeziehung seiner eigenen technischen Ausstattung und Anwendungen entwickelt.

Unser Fokus auf Lösungen zeigt sich auch in unserem Engagement in der Hamburger Hafencity, wo der Verbrauch von Strom, Wärme und Kälte in Gebäuden und Versorgungssystemen durch energieeffiziente Lösungen mit Danfoss-Technologien auf ein Minimum gesenkt wurde. Hier sind wir Teil einer privaten und öffentlichen Kooperation, in der langfristige Visionen realisiert werden und die der Stadt Hamburg dabei helfen, ihr für 2020 definiertes Ziel einer Verringerung der CO₂-Emissionen um 40 Prozent zu erreichen.

Welche Auswirkungen hat das neue Motto "Engineering Tomorrow" auf das installierende SHK-Handwerk und Fachplaner? Wie können SHK-Handwerk und Fachplaner von der Neuausrichtung profitieren?

Møller-Jensen:

Unser neues Markenprofil "Engineering Tomorrow" macht es für Installateure und Planer einfacher, unser Angebot zu verstehen, sodass sie es auch ihren Kunden besser erklären können. Die Einführung von "Engineering Tomorrow" wird durch Aktivitäten über verschiedene Kommunikationskanäle begleitet. Diese helfen den Installateuren beim Verkauf unserer Produkte und unterstützen die Planer bei der Auswahl der effizientesten Lösungen für ihre Projekte. Danfoss bietet dem Heizungsfachbetrieb ein breites Produktportfolio für die Wärmeregelung und Fernwärmenutzung – alles aus einer Hand.

Gleichzeitig arbeiten wir zurzeit daran, unsere Vertriebs- und Serviceorganisation für den Heizungsfachbetrieb weiter zu verbessern. Heizungsbauer, auch kleine Betriebe, können in Zukunft von einer verbesserten Vertriebsorgani­sation und bestmöglichem Service und Support profitieren. Aktuell baut Danfoss sein Angebot an individuellen Trainings aus und bietet Heizungsbauern für das neue "Living by Danfoss"-System ein gezieltes Partner-Programm an, mit dem sich inte­ressierte Betriebe zum "Living by Danfoss Premium Partner" qualifizieren können. Für den TGA-Fachplaner bietet Danfoss darüber hinaus einen professionellen Projektsupport und ein erfahrenes und fachkompetentes Team an beratenden Vertriebsingenieuren.

Welche Möglichkeiten bzw. Lösungen aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen geben Sie den Anwendern an die Hand, um in Gebäuden von gestern die Standards von morgen umzusetzen? Wie hoch können jeweils die Ener­gie­einspar­potentiale sein?

Møller-Jensen:

In allen Geschäftsbereichen setzen wir energieeffiziente Technologien für Gebäude ein, die den Eigentümern dabei helfen, aktuelle und zukünftige Standards einzuhalten. Die Technologien haben eine kurze Amortisationszeit und sind einfach in der Anwendung. Ein paar Beispiele aus dem Heizungsbereich. Mehr als 80 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland sind hydraulisch nicht abgeglichen. Alleine durch den hydraulischen Abgleich lassen sich oft leicht bis zu zehn Prozent Heizkosten einsparen. Der Bedarf an Renovierung von Heizungsanlagen in der Wohnungswirtschaft ist enorm.

Aber auch durch ganz innovative Lösungen, wie z.B. die neuen "Living by Danfoss"-Produkte, können Anwender durch individuelle und flexible Programmierung bis zu 23 Prozent Energie einsparen und zudem ihren Wohnkomfort deutlich erhöhen. Und das bei einer Amortisationszeit von unter drei Jahren.

Wir bieten auch Systeme für die Nah- und Fernwärme sowie die Wasserversorgung an, beispielsweise Unterstationen, Wärmeübertrager und Regelsysteme. Sie bringen eine Energieeinsparung von 20 bis 30 Prozent sowohl bei Fernwärmesystemen als auch bei den Verbrauchern in den Gebäuden.