Kaminofen im Fokus

Umweltbundesamt stellt Scheitholz auf den Prüfstand

„Verzichten Sie aus Klimaschutz-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses.“

Dieser Tipp des Umweltbundesamtes vom Februar 2022 sorgte in der Heizungsbranche für Aufsehen.

„Die Verbrennung von Holz, gerade von Scheitholz in kleinen Holzfeuerungsanlagen wie Kaminöfen ohne automatische Regelung, läuft nie vollständig ab und es entstehen neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen wie Feinstaub und polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß“, informierte jüngst das UBA (Umweltbundesamt). Die daraus abgeleitete Aufforderung war eindeutig: „Daher sollten Sie aus gesundheitlichen, aus Klimaschutz-, aber auch aus ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses verzichten.“

Dabei ist Holz als alternativer Brennstoff derzeit in Deutschland gefragt. Laut BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) verzeichneten Festbrennstoff-Zentralheizkessel (also Scheitholz, Pellets und Hack-schnitzel) im Jahr 2021 eine Nachfragesteigerung von 41 Prozent auf 76.500 Stück. Insgesamt tragen in Deutschland rund 1 Mio. zentrale Holzheizungen und etwa 11,2 Mio. Einzelfeuerungsanlagen zur erneuerbaren Wärmeversorgung bei. So ließen Reaktionen aus der Heizungsbranche auf die UBA-Äußerungen nicht lange auf sich warten.

„Alle Jahre wieder versetzt das Bundesumweltamt die Republik in Schrecken und Hysterie. Dann lässt die nach-geordnete Behörde des Bundesumweltministeriums das Feinstaubmonster los“, konstatierte Helmut Bramann (Abb. 1), Hauptgeschäftsführer des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima). „Als Vertreter des deutschen Kamin-, Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks fragt man sich angesichts einer solchen Panikattacke, warum eine Bundesbehörde Holz als die Nummer eins der nachwachsenden Rohstoffe in Deutschland und damit unverzichtbarer Faktor für die von der Politik ausgerufene Wärmewende so verteufelt.“

So weist das UBA selbst den Anteil der Holzfeuerung an den Feinstaubemissionen in Deutschland nur mit 8,2 Prozent aus. Die Einzelraumfeuerstätten – also die Kamine – machen dabei 6,5 Prozent aus. Berechtigt ein solcher Anteil wirklich dazu, a priori die Zielerreichung der Klimaneutralität im Wärmemarkt zu konterkarieren, die ohne eine energetische Biomassestrategie nicht zu realisieren ist, fragte Bramann (Abb. 2). „Und was sollen Betroffene in den Flutgebieten davon halten, die sich lange Zeit nur mit holzbetriebenen Feuerstätten gegen die Kälte dieses Winters wappnen konnten oder auch Vertreter des Katastrophenschutzes, die genau aus diesem Grund sogar allgemein empfehlen, für Notfälle einen von Strom- und Gasnetzen unabhängigen Holzofen vorzuhalten?“

Der ZVSHK ist überzeugt, dass sich der vergleichsweise geringe Anteil der Luftbelastung durch Kamine auch ohne Verbote schnell und effektiv weiter reduzieren lässt. „Der Entwicklungsfortschritt bei Feuerstätten und Filtern ermöglicht es längst, den Feinstaubausstoß durch Holzwärme massiv zu begrenzen“, betonte Bramann. Doch es mangelt an Aufklärung und Kontrolle der Betreiber selbst. „Insbesondere Verbraucher, die im Netz oder in Baumärkten kaufen, erhalten meist weder eine Fachberatung darüber, welche Feuerstätte aus energetischer Sicht für ihr Gebäude und ihre Ansprüche geeignet ist, noch werden sie in die praktische Benutzung der Feuerstätte vom Fachmann eingewiesen. Eine besonnene Beratung der Politik ist in der Regel zielführender als eine reine Panikmache“, resümierte Bramann.

„Bei der Energiewende spielt die Holzenergie eine entscheidende Rolle“, unterstrich auch der DEPV (Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband). So werden in Deutschland rund zwei Drittel der eingesparten CO2-Emissionen bei der Wärmeerzeugung durch biogene Festbrennstoffe erbracht, beispielsweise mit Holz und Pellets befeuerte Zentralheizungssysteme und Kaminöfen. „Ohne moderne Holzenergie ist die von der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 geplante Reduzierung der Treibhausgase aus Gebäuden keinesfalls möglich“, bekräftigte Beate Schmidt-Menig, Vorsitzende beim DEPV (Abb. 3). „Die Forderung des Umweltbundesamtes, aus Gründen der Luftreinhaltung auf das Heizen mit Holz zu verzichten, ist nicht nur mit Blick auf die Klimaschutzbemühungen des Bundes kontraproduktiv. Sie ist auch aus emissionstechnischer Sicht undifferenziert und wird dem Entwicklungsfortschritt moderner Pelletfeuerungen nicht gerecht“, betonte Schmidt-Menig.

Das UBA selbst habe auf die rückläufigen Mengen bei Feinstaub aus Holzfeuerungen in den letzten zehn Jahren hingewiesen. Diese Entwicklung werde sich aufgrund von ordnungspolitischen Stilllegungsfristen für Kaminöfen weiter fortsetzen. Moderne, automatisch betriebene und vom Staat geförderte Holzfeuerungen seien heute so sauber wie noch nie.

Bei der Feuerungstechnik sind die Hersteller von Heizkesseln und Kaminöfen beispielhaft. Aber es komme auch auf die Qualitätssicherung beim Energieträger an, betont die Initiative Holzwärme. „Nur wenn Feuerungen höchsten Ansprüchen an Effizienz und Emissionsverhalten gerecht werden und der Energieträger qualitativ hochwertig sowie auf seine nachhaltige Herkunft geprüft ist, wird die Wärmegewinnung aus Holz zukunfts- und förderfähig bleiben“, erläuterte Andreas Lücke, Sprecher der Initiative Holzwärme. Daher rief Lücke die Branche auf, bei allen aus Holz hergestellten Energieträgern weiterhin maximale Anstrengungen zur Qualitätssicherung zu unternehmen.

Hierzulande werde die Brennstoffqualität durch die für Pellets, Hackschnitzel und Briketts am Markt eingeführte ENplus-Zertifizierung sichergestellt. Das integrierende Zertifizierungssystem bilde die komplette Wertschöpfungskette ab. Beispielsweise werde die Qualität von Holzpellets von der Produktion über den Handel bis zur Anlieferung beim Kunden überprüft. Produzenten und Handel müssen ihre Arbeit hierfür dokumentieren, Qualitätsbeauftragte ausweisen und Fahrerschulungen anbieten. Während die Qualität von Holzpellets am Produktionsstandort weitestgehend gesichert sei, komme es nun auf die Qualität auch bei der Anlieferung beim Kun-den an, sprich beim Pelletshandel, ergänzte Schmidt-Menig. Rund 150 Pelletshändler (und damit rund 70 Prozent der in Deutschland gehandelten Pellets) nutzen bereits das ENplus-Siegel – Tendenz steigend (Abb. 4).

Schließlich forderte auch der HKI (Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik) zu einer differenzierten Darstellung auf. Die Empfehlung des UBA komme einem Generalangriff auf die nachhaltige Holzwärme gleich. Weit mehr als 100.000 Mitarbeiter aus Industrie, Handwerk und Forstwirtschaft würden gefährdet, potentielle Investoren verschreckt. So wehrte sich der HKI gegen pauschale Angriffe auf die energetische Holznutzung und wies darauf hin, dass eine nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung in Deutschland nicht nur für die stoffliche Nutzung einen nachwachsenden Rohstoff liefere. Über Rest- und Abfallstoffe sowie anderweitig stofflich nicht verwertbare Holzsegmente falle genügend Holz für die energetische Nutzung an. In einem für Deutschland typischen heterogenen Gebäudebestand bleibe das effiziente Heizen mit Holz unverzichtbar. Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende und dem damit verbundenen Ausstieg aus der Kohle- und Atom-kraft sowie mittelfristig auch aus Erdgas sei der Verzicht auf das Heizen mit Holz eine völlig absurde Forderung und an der Realität vorbei. Zumal die Klimawende ohne die Einbindung der erneuerbaren Energien, wozu auch die Holzwärme gehört, gar nicht zu schaffen sei.

Die aktuelle Diskussion um den Holzofen könnte, wenn sie weiter unsachlich geführt werde, der deutschen Politik eine der wichtigsten Wärmeoptionen im gesamten Wärmemix rauben, unterstrich denn auch Jürgen Böhm, Vorstand bei der EFA (Europäische Feuerstätten Arbeitsgemeinschaft) und Vertriebsleiter Schornsteinsysteme & Lüftungsnetzwerk bei Erlus (Abb. 5). „Denn nur mit dem Holzofen werden wir es schaffen, Technologien wie die Wärmepumpe im Neubau wie im Bestand regenerativ so zu ergänzen, dass sie breit eingesetzt werden kann. Und das Beste: Es ist eine sofort verfügbare Technologie, die mit vergleichsweise geringen Kosten durch eine bestehende Infrastruktur aus Industrie, Handwerk und Handel jederzeit verfügbar ist.“ Die EFA sieht sich dabei als Mittler zwischen Industrie, Handwerk, Handel, Forschung und Politik. Mit konstruktiven Angeboten wolle man die Zukunft der Holzfeuerstätte sichern und eine Option für eine künftige versorgungssichere und ökologisch sinnvolle Wärme in Deutschland sein. Natürlich gebe es Aspekte, die vor allem die Hersteller von Feuerstätten und Abgasanlagen in den Griff bekommen müssen, so Böhm, der zudem betonte: „Allein die Innovationen und Forschungsinitiativen der vergangenen Monate zeigen, dass die Feuerstätte sich in die richtige Richtung bewegt. Die EFA unterstützt ein vom Bundesministerium für Wirtschaft gefördertes Projekt, das vom renommierten DBI (Gastechnologisches Institut Freiberg) umgesetzt wird. Das Ziel ist es, auch kleinen Herstellern in naher Zukunft die bestmögliche Emissionsreinigungstechnologie zur Verfügung zu stellen. Feinstaub wird damit in naher Zukunft zu einem beherrschbaren Aspekt der Holzverbrennung. In der EFA wird der Aspekt Feinstaub ganzheitlich gedacht, Feuerstätte und Abgasanlage bilden eine Einheit. Mit dieser gebündelten Kompetenz werden wir als Branche zusätzlich zu den bereits jetzt verfügbaren weitere Lösungen präsentieren.“ Auch zeigten aktuelle geopolitische Herausforderungen, wie etwa der Konflikt in der Ukraine, dass Schutz und Vorsorge für die Bevölkerung wachsende politische Aufgaben sind, die es schnell zu lösen gelte. Im Energiebereich müsse der Holzofen in einem durchdachten Wärmesystem eine spürbare Entlastung von Energienetzen und Brennstoffimporten sein. „Diese Option dürfen wir nicht verspielen, weder durch eigennützige Argumentationen zu Lasten einzelner Wärmetechnologien, noch durch politisch motivierte Diskussionen“, forderte Böhm.

Weiterführende Informationen: https://www.umweltbundesamt.de/

Dienstag, 31.05.2022