Digitaler bedeutet besser

Interview mit Frank Binz und Nils Koschinsky von der ecom GmbH

Seit rund 40 Jahren ist die ecom GmbH für ihre qualitativ hochwertigen Messgeräte bekannt.

Ecom gilt international als Spezialist für die Druck- und Abgasmessung. Auf der ISH 2023 in Frankfurt/M. hat das Unternehmen erstmalig seine Innovation für ein optimales Datenmanagement vorgestellt: „e.Cloud“ verbindet Messdaten, Kundendaten und Geräteinformationen auf einer Informationsplattform. Erklärtes Ziel: Die neue Cloudlösung soll den Kunden den Arbeitsalltag erleichtern. Frank Binz, Geschäftsführer Produkte, Produktion & Technologie, und Vertriebsleiter Nils Koschinsky erläutern im HeizungsJournal-Interview die neue Lösung im Detail.

Von welchen Optimierungen werden Ihre Kunden im Bereich Datenmanagement bald profitieren können?

Binz: Lange Zeit gab es verschiedene Insellösungen, die wir nun mit unserem neuen Datenmanagementsystem „e.Cloud“ in einem Tool zusammenfassen. Sämtliche Prozesse in der Messdatenerfassung und -verarbeitung werden damit digital abgebildet. „e.Cloud“ wird mit allen Endgeräten, vom Handy übers Tablet bis hin zu Notebook und PC, funktionieren und nur noch mit einem Datensatz innerhalb eines Unternehmens arbeiten. Damit werden wir uns maßgeblich vom Wettbewerb unterscheiden.

Koschinsky: Bisher war es so: Der Service-Techniker vor Ort hat manuell die Messwerte in ein Formular eingetragen oder Ausdrucke des Messgeräts eingescannt und an seine Firma zur Weiterverarbeitung geschickt. Das ist mühsam, fehleranfällig und nicht zielführend: Zum einen werden dadurch Datensätze doppelt und nicht immer identisch geführt, zum anderen stehen hier allein die Daten, die durch die Messtechnik generiert werden, im Fokus. Dabei sind noch weitere wesentliche Faktoren für die Prozesse der Messtechnik relevant. Diese rücken wir nun mit unserem ganzheitlichen Ansatz ebenfalls in den Blickpunkt.

„Ganzheitlicher Ansatz“ – was bedeutet das in diesem Zusammenhang konkret?

Koschinsky: Ganzheitlich bedeutet: eine Lösung über alle Prozesse für alle Messgeräte und Endgeräte. Wir ersparen dem Kunden, zwischen verschiedenen Apps hin- und herzujonglieren – zum Beispiel, dass er immer wieder den Kundendatenstamm importieren muss. Bei „e.Cloud“ arbeitet jeder mit demselben Datensatz. Muss ein Service-Techniker für seinen kranken Kollegen einspringen, kann er sich über die Kundenhistorie ein Bild verschaffen und nahtlos an die Arbeit seines Kollegen anknüpfen.

Binz: Neben dem Messdatenhandling sind weitere prozessrelevante Schritte integriert. So lassen sich mit „e.Cloud“ Messgeräte überwachen, Serviceprotokolle erstellen sowie das Job- und Flottenmanagement steuern. Über die Cloud sind die Daten jedem in der Firma zugänglich, so dass sie ganzheitlich verwaltet und bearbeitet werden können. Damit werden anfallende Tätigkeiten im Sinne von „predictive maintenance“ (Anm. d. Red.: vorausschauende Wartung) besser planbar: Ausfallzeiten können minimiert, die Verlässlichkeit erhöht werden.

Konkret: Wenn ein Messgerät meldet, dass es nächsten Monat zur Wartung in den Service muss, kann dies eingeplant und die Zeit mit einem Ersatzgerät komplett kompensiert werden. Somit müssen keine Aufträge verschoben oder gar abgelehnt werden. Die Zuverlässigkeit der Geräte wird durch die regelmäßige und rechtzeitige Wartung erhöht, wodurch spontane Ausfälle der Geräte ebenfalls deutlich minimiert werden.

Koschinsky: Fernüberwachung wird mit „e.Cloud“ zum Kinderspiel: Mit unserer Cloud-Innovation lässt sich überprüfen, wie effizient eine Anlage tatsächlich läuft, indem über einen längeren Zeitraum aufeinanderfolgende Messdaten erfasst und dokumentiert werden. Schließlich geht es in Zeiten hoher Energiepreise und knapper Rohstoffe um mehr als die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch darum, die zur Verfügung stehenden Ressourcen so nachhaltig und effizient wie möglich einzusetzen.

Wie funktioniert „e.Cloud“ technisch betrachtet?

Binz: Egal ob „iOS“, „Android“ oder „Windows“, für den Messprozess können sämtliche Endgeräte über „e.Cloud“ mit dem entsprechenden Messgerät verbunden werden. Zur Verbindung lassen sich „Bluetooth“, Wifi oder ein USB-Anschluss nutzen. So miteinander verbunden, ist das Messgerät über das Endgerät steuerbar: Daten können abgerufen, Messzyklen eingestellt werden. Die generierten Messdaten werden dann in die Cloud-Datenbank transferiert. Dabei befindet sich der Server immer in der Nähe des Kunden, was für eine sichere Verbindung sorgt.

Über Webinterface kann man sich in die Cloud-Datenbank einloggen und je nach Nutzerprofil auf die Daten zugreifen. Es werden verschiedene Schnittstellen möglich sein, beispielsweise zu gängigen Software-Lösungen aus den Bereichen Adress- und Projektverwaltung sowie Auftragserfassung und Angebotserstellung, so dass auch Daten aus eigenen Systemen in „e.Cloud“ übernommen werden können. Umgekehrt können natürlich auch Daten aus „e.Cloud“ in firmeneigene Systeme hineinfließen. Diese totale Vernetzbarkeit bietet dem Kunden eine einzigartige Flexibilität.

Koschinsky: Wer mit „e.Cloud“ arbeitet, erhält einen großen Mehrwert: Der Service-Techniker kann sich auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren und spart viel Zeit ein – was gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und voller Auftragsbücher ein unschätzbarer Vorteil ist.

Für wen ist das neue ecom-Datenmanagementsystem hauptsächlich interessant?

Koschinsky: „e.Cloud“ ist für jeden einzelnen Kunden interessant, vom Ein-Mann-Betrieb bis hin zum Konzern. Durch die bereits erwähnte hohe Flexibilität des Systems lässt es sich genau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden anpassen.

Für den kleineren Betrieb steht sicherlich eher die Messdatenverwaltung im Vordergrund, während für den Kundendienstleiter größerer Unternehmen die Überwachung der Geräte besonders relevant ist. Für diese unterschiedlichen Schwerpunkte wird es unterschiedliche Module geben, so dass der Kunde sich damit die Software so zusammenstellen kann, wie er sie braucht.

Apropos „Nutzerbedürfnisse“: Worauf haben Sie bei der Gestaltung des „User Interface“ besonderen Wert gelegt?

Binz: Uns ist die Ergonomie sehr wichtig, sprich eine einheitliche Oberfläche bei Software und Messgerät. So ist beides intuitiv bedienbar und der Anwender findet sich leicht zurecht. Wir haben sehr anwendungsbezogen gearbeitet und den Nutzer immer im Blick gehabt: So führt das Programm den Service-Techniker durch die einzelnen Arbeitsschritte und es gibt Voreinstellungen in den Vorgaben der Protokolle, die aber gleichzeitig über so genannte Flexfelder individuell konfigurierbar sind, wie vieles in „e.Cloud“.

Koschinsky: Ein großer Vorteil, den nur ecom bietet, ist die Fremddatenerfassung. Das heißt, mit „e.Cloud“ kann der Techniker in seinem individuellen Protokoll auch alle Daten manuell erfassen, die nicht automatisch über das ecom-Gerät eingesteuert werden. Hierdurch kann er nicht nur parallel an mehreren Messungen arbeiten, sondern auch ein einziges vollumfängliches Protokoll an den Kunden aus der App heraus versenden.

Welche ecom-Messgeräte lassen sich eigentlich mit „e.Cloud“ vernetzen?

Binz: Alle Messgeräte von ecom, die mit „Bluetooth“ oder WiFi ausgestattet sind, sind mit „e.Cloud“ vernetzbar. Dazu gehören heute bereits alle unsere Abgasmessgeräte, insgesamt sind es derzeit etwa 60 Prozent aus unserem Sortiment. Und natürlich werden alle zukünftig entwickelten ecom-Geräte völlig kompatibel sein.

Wie lange hat die Entwicklung dieses Datenmanagementsystems gedauert und wer ist daran maßgeblich beteiligt?

Binz: Die ersten Ideen zu einer übergreifenden Cloudlösung kamen uns bereits vor rund sechs Jahren. Allerdings war den Kunden eine allumfassende Vernetzung damals noch nicht so wichtig wie heute, wo Effizienz, besonders im Industriebereich, äußerst relevant ist. Weil wir uns schon so früh damit beschäftigt haben, sind wir jetzt in unserer Nische der erste Hersteller mit einer solchen Lösung.

Bei der Entwicklung haben wir eine repräsentative Auswahl an Kunden mit einbezogen, so dass eine Software ihren Bedürfnissen entsprechend entstanden ist. ecom ist kein großes „Konzernschlachtschiff“ und verfügt daher über die Flexibilität und den Mut, diesen Weg zu gehen. Das Ergebnis: eine hochflexible Lösung statt Produkte von der Stange.

Zu guter Letzt, die „Gretchenfrage“: Wann und wo wird „e.Cloud“ verfügbar sein?

Koschinsky: Nach der Testphase, die wir wieder gemeinsam mit Kunden aus unserem Netzwerk durchführen, wird „e.Cloud“ Ende 2023 in den Markt eingeführt. Dabei wird unser neues Datenmanagementsystem direkt international verfügbar sein, zunächst in den Sprachen deutsch, englisch, französisch, spanisch und chinesisch.

Binz: Gleichzeitig ist die Arbeit an einer Software ein immerwährender Prozess. Nach dem Release wird es sicherlich regelmäßig Upgrades geben, immer mit den speziellen Anforderungen unserer Kunden im Blick.

Weiterführende Informationen: https://www.ecom.de/

Mittwoch, 13.09.2023