Die Notwendigkeit spezialisierter Weiterbildung

Thomas Heuser, herotec-Geschäftsführer und Hans-Arno Kloep von Querschiesser im Interview mit dem HeizungsJournal.

Das Ahlener Unternehmen herotec hat im Jahr 2017 ein neues Weiterbildungsprogramm ins Leben gerufen. Das Wärmebodenpartnerkonzept richtet sich an alle, die mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbauten zu tun haben. Damit will der Hersteller erreichen, dass die Tätigkeit klarer strukturiert wird und die Installation aus einer Hand erfolgen kann. Thomas Heuser, herotec-Geschäftsführer, gibt im Interview mit dem HeizungsJournal Einblicke in das "neue Gewerkebild" – und zusätzlich ordnet Hans-Arno Kloep von Querschiesser die Strategien aus Marktforschungssicht ein.

Herr Heuser, herotec hat das Wärmebodenpartnerkonzept konzipiert. Was genau verbirgt sich dahinter?

Thomas Heuser:

Der Fußboden selbst ist durch seine unterschiedlichen Aufbaumöglichkeiten ein komplexes Thema geworden. Kommt jetzt noch eine Flächenheizung hinzu, kann es schnell zu Problemen zwischen den einzelnen Komponenten und Gewerken kommen. Dies wollen wir verhindern und haben die Weiterbildung zum Wärmebodentechniker entwickelt. Damit ist es jedem, der mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbau zu tun hat, möglich, die gesamte Leistung aus einer Hand anzubieten. Wir umgehen also die Schnittstellen. In den zwei Jahren, in denen wir diese Weiterbildungsmaßnahme anbieten, haben wir nur positive Resonanz bekommen. Sei es von den geschulten Betrieben, die damit ein Alleinstellungsmerkmal bekommen haben, oder von den Endkunden und Planern, die nun nur noch einen Ansprechpartner für den Bodenaufbau haben. Wenn man so möchte, eine "Win-win"-Situation für alle Beteiligten.

Sind es nur die Schnittstellen, die sich dadurch verbessern lassen?

Thomas Heuser:

Nein, keineswegs. Das ist nur eine Facette. Wir haben momentan auch noch ein ganz anderes Problem im Markt. Die Auftragsbücher im Handwerk sind voll. Besonders im Sanitär- und Heizungssektor hinterlässt diese Entwicklung Spuren. Besonders, da die Nachfrage nach Flächenheizungen stark angestiegen ist. Warteschleifen, die zwischen Gewerken entstehen, verschlechtern die Situation zusätzlich. Ist die Installation der Fußbodenheizung fertig, muss erst wieder auf den Estrichleger gewartet werden. Diese Zeit lässt sich besser takten, wenn alles in einer Hand liegt. Zudem werden die einzelnen Gewerke entlastet. Kann der Heizungsinstallateur aufgrund von einem Auftragsüberschuss nicht, springt ein anderes Gewerk ein. Oder umgekehrt.

Herr Kloep, deckt sich diese Markteinschätzung mit Ihren Erfahrungen?

Hans-Arno Kloep:

Ich teile die herotec-Einschätzung. Wir kämpfen mit knappen Kapazitäten und – sagen wir einmal freundlich – traditioneller, aber heute unglücklicher und überkommener, Arbeitsteilung in der gewerkübergreifenden Zusammenarbeit. Die Idee, mit einer neuen Gewerkeverteilung unnötige Hemmnisse abzubauen, ist eine angemessene Reaktion auf den Engpass.

Könnten solche Konzepte also dem Fachkräftemangel effektiv entgegenwirken?

Hans-Arno Kloep:

Klares "Ja!". Unsere Marktforschung zeigt, dass solche Konzepte wirken. Die Branche versenkt in den traditionellen Strukturen einfach zu viel Zeit und produziert beim Warten und beim "auftragsbezogenen Rad-neu-Erfinden" unnötige Kosten. Eine neue Arbeitsteilung, die eine effizientere Nutzung der Kapazitäten bewirkt, bekommt unsere volle Unterstützung und wird von uns auch regelmäßig empfohlen.

Lassen Sie uns über die einzelnen Gewerke sprechen, Herr Heuser. Für welche Zielgruppe ist die Weiterbildung gedacht?

Thomas Heuser:

Die Zielgruppe ist klar überschaubar. Im Prinzip kommt jeder in Frage, der mit der Verlegung von Fußbodenheizungen und deren Bodenaufbau zu tun hat. Meist sind das die SHK-Installateure oder Estrichleger. Allerdings legen wir Wert darauf, dass nur ein Meister oder jemand mit einer vergleichbaren Qualifikation nach § 8 der Handwerksordnung zur Ausbildung zugelassen wird. Überdies sehen wir Planer und Architekten sowie Fliesenleger mit der Weiterbildung gut beraten. Immerhin reden wir bei einem Bodenaufbau über ein System. Hier müssen Dämmung, Heizung/Wärmeübergabe, Estrich und Bodenbelag eine Einheit bilden. Je größer das Verständnis für das Zusammenspiel und die einzelnen Komponenten ist, umso geringer ist die Fehlerquote am Schluss.

Welche Themen sind Teil der Schulung?

Thomas Heuser:

Die Weiterbildung ist sehr umfangreich. Das hat einen guten Grund. Wir möchten, dass die Teilnehmer nach den vier Tagen alles rund um den Bodenaufbau wissen und auch praktisch umsetzen können. Deshalb haben wir die Inhalte zusammen mit dem TÜV Rheinland entwickelt. Dieser prüft abschließend auch das Verständnis.

Die Zertifizierung umfasst vier Schwerpunkte: Im Abschnitt Rechtsgrundlagen beschäftigen sich die Teilnehmer unter anderem mit der Produkthaftung, den VOB/B bzw. dem BGB und der Arbeitssicherheit. Des Weiteren werden die Grundlagen der Heiztechnik bezüglich der Flächenheizung/-kühlung vorgestellt. Neben der Übersicht über die zahlreichen Systeme geht es um den Aufbau und die Verlegearten bis hin zur Wasseraufbereitung.

Schließlich werden Technik, Komponenten, Planung sowie Kalkulation vermittelt. Für die Abnahme des Zertifikats mit drei Jahren Gültigkeit zeichnet – wie schon erwähnt – der TÜV Rheinland verantwortlich. Im Praxisteil – ohne Prüfungsrelevanz – können die Teilnehmer das Erlernte direkt anwenden. Dazu erproben sie die Verlegung verschiedener Systeme und bekommen Tipps und Tricks der ordentlichen Verlegung gezeigt.

Herr Kloep, die Inhalte, die Herr Heuser hier präsentiert, hören sich schlüssig an. Allerdings rufen sie auch Kritiker auf den Plan. SHK-Installateure könnten dieses "neue Gewerkebild" als Bedrohung und Eingriff in ihr Arbeitsfeld verstehen. Was denken Sie darüber?

Hans-Arno Kloep:

Ignorieren! Diese Art der Vorbehalte erleben wir regelmäßig in der Fachschiene. Vor 35 Jahren waren die Pressfittings der "Untergang des Abendlandes", heute kann kaum noch einer löten oder schweißen. Im Gegenteil, Strategiemodelle sagen heute sogar, dass es für alle Beteiligten wirtschaftlich sinnvoll ist, wenn man sich Spezialisierung erarbeitet oder Spezialisten einsetzt. Im Neu-Deutsch: "Layer-player" sind gefragt! Das aktuelle Spezialisierungsangebot von herotec lässt erkennen, dass man diesem Anspruch gerecht werden möchte. Der Know-how-Transfer hebt den Wärmebodenpartner auf ein ganzheitlich kompetentes Niveau. Das ist ein Vertrauen bildendes Sicherheitsversprechen für den Lernenden und seine späteren Auftraggeber.

Generell, wie sieht die Zukunft im Handwerk aus? Müssen die einzelnen Gewerke näher zusammenrücken, um dem Kundendruck und dem Preiskampf standzuhalten?

Hans-Arno Kloep:

Teils, teils! Einerseits müssen die Gewerke enger integrieren, damit zügiger, störungs- und stressfreier, ohne Ertragseinbuße für den Handwerker den Endkunden möglichst günstig die geforderte Leistung angeboten werden kann. Auf dem Bau muss es halt "fluppen"! Das bedeutet aber, dass die notwendigen Handgriffe nach Möglichkeit von Spezialisten ausgeführt werden, weil diese Lern- und Kostenvorteile aus ihrer hohen Wiederholungsrate ziehen. Unsere Branche sollte von einem Orchester lernen. Hochgradig individuelle Spezialisten lassen sich auf einen gemeinsamen Takt ein und produzieren einen deutlich größeren musikalischen Genuss als ein Ein-Mann-Orchester, das mit Händen und Füßen in der Fußgängerzone zappelt!

Dienstag, 28.01.2020