Rohr- und Kanalinspektion/Leckageortung: Vielfältige Messtechnik gefragt

Timo Herrmann zu Trends bei der Rohr- und Kanalinspektion/Leckageortung

Im Bereich der Rohr- und Kanalinspektion/Leckageortung ist vielfältige Messtechnik gefragt. „Auf Grund der vielen verschiedenen Anwendungen kann nicht von einer Standardlösung gesprochen werden“, berichtet Timo Herrmann, Produktmanager Prüfen & Leckageortung, Inspektion & Ortung bei der Rothenberger Werkzeuge GmbH, gegenüber dem HeizungsJournal. Im Trend liegen robuste Messgeräte. Informations- und Kommunikationstechnik gewinnen an Bedeutung.

Welche Messgrößen sind heutzutage im Bereich der Rohr- und Kanalinspektion/Leckageortung von Relevanz?

Die relevanten Messgrößen sind heutzutage sehr unterschiedlich und generell abhängig von der zu untersuchenden Leitung und der damit verbundenen Anwendung.

Während direkt an Gasleitungen Leckagen in ppm (parts per million) gemessen werden und für deren Inbetriebnahme die Angabe in l/h (Liter pro Stunde) relevant ist, kommt in der Kältetechnik bei der Leckageprüfung die Messgröße g/a (gramm per anno) zum Einsatz.

Zusätzlich zu diesen Messgrößen spielen auch der Druck und die Temperatur eine entscheidende Rolle.

Hier muss ebenfalls nach den Anwendungen unterschieden werden. Während an Gas- und Trinkwasserleitungen für die Inbetriebnahme mit einem Druck von 150 mbar bis zu 3 bar geprüft wird, sind in der Kältetechnik Betriebsdrücke bis 60 bar keine Seltenheit.

Diese Betriebsdrücke müssen jedoch immer im Zusammenhang mit der Temperatur bewertet werden, um eine qualifizierte Aussage über die Anlageneffizienz treffen zu können.

Welche Auswahlkriterien sind entscheidend für die Wahl der Messtechnik? Gibt es beispielsweise eine „Standardlösung“?

Auf Grund der vielen verschiedenen Anwendungen kann nicht von einer Standardlösung gesprochen werden. Auffällig aus meiner Erfahrung in der Praxis ist jedoch, dass viele Installateure bei der Leckageortung an Rohrleitungen zu allererst das klassische Leckspray verwenden. Da sich durch diese Methode jedoch nur eine erste grobe Abschätzung machen lässt, kommen im Anschluss meist professionelle Gasleckschnüffler zum Einsatz, die mit Hilfe eines akustischen und/oder visuellen Signals die Ortung erleichtern.

Generell ist die Auswahl der Messtechnik jedoch abhängig von der Lage und den Anschlüssen der Leitungen und des zu prüfenden Mediums.

Immer beliebter wird auch die Thermographie, mit deren Hilfe sich eine visuelle Bewertung der Leckage vornehmen lässt (Roscope i2000 mit dem Modul Roscan 150).

Geht es um die Wahl der richtigen Messtechnik für den Bereich Kälte/Klima, bietet sich unsere digitale Monteurhilfe Rocool 600 als optimales Werkzeug an.

Neben dem Darstellen der Anlagendrücke und der zugeordneten Verdampfungstemperaturen, kann auch die Überhitzung und Unterkühlung der Anlage ohne Verwendung eines zusätzlichen Thermometers ermittelt werden.

Mithilfe des optionalen externen Speichers, der sogenannten Red Box, und der mitgelieferten Dokumentationssoftware kann zudem ein Inbetriebnahmeprotokoll erstellt werden.

Wieweit sehen Sie Aufklärungs- und auch Schulungsbedarf über die Möglichkeiten der Messtechnik beim Fachhandwerk?

Auf Grund der sich immer weiter entwickelnden Technik, mit der die Prüf- und Leckortungsgeräte arbeiten, steigen auch zunehmend die Anforderungen an den Benutzer. Sich ändernde Prüfanforderungen in Form von neuen Vorschriften, wie den DIN-Normen oder spezielle Anforderungen für Sachkunde- oder Schadensgutachten für Versicherungen, sind hier nur ein kleiner Teil.

Dass diese vielfältigen Möglichkeiten der Messtechnik nicht ohne entsprechende Schulung oder Weiterbildung erfüllt werden können, sollte jedem Installateur bewusst sein. Rothenberger bietet hier in Zusammenarbeit mit externen Partnern, z. B. dem HBZ Münster, verschiedene Sachkundeschulungen zu den einzelnen Themengebieten an.

Weitere wichtige Informationen dazu finden Sie auf unserer Homepage: www.rothenberger.com/de/service/schulungen

Welche Trends zeichnen sich seitens der Messtechnik in der Rohr- und Kanalinspektion/Leckageortung ab? Wieweit bietet sich noch Entwicklungspotential?

Der stetigen Weiterentwicklung von immer komplizierter werdenden Messverfahren steht hier ganz klar die Vorliebe des Anwenders zu möglichst einfach gestalteten Messinstrumenten gegenüber. Diese Einfachheit geht einher mit dem Trend der immer robuster werdenden Messgeräte. Diese sollen damit noch besser für den teils harten und dreckigen Baustelleneinsatz geeignet sein.

Immer wichtiger wird zudem die Dokumentation und Protokollierbarkeit von einzelnen Prüfungen und der damit verbundenen Aussagekraft der Prüfergebnisse.

Auch das Thema der kabellosen Datenübertragung z. B. mit Hilfe von integrierten WLAN-Modulen gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Wichtig ist dem Anwender in diesem Zusammenhang vor allem, dass er die sogenannte Alltagselektronik, beispielsweise sein Handy, das er immer bei sich trägt, für diese Zwecke verwenden kann. Ein direkt von der Baustelle gesendetes Prüfprotokoll zeigt dem Kunden zum einen den Arbeitsfortschritt und hilft zum anderen den Kollegen im Büro, Angebote und Kostenvoranschläge zeitnah zu bearbeiten und zu erstellen.

Mittwoch, 14.09.2016