Nachbericht vom 4. Wöhler Innovations-Forum in Würzburg

Bereits zum vierten Mal fand Ende Mai das Wöhler Innovations-Forum statt, diesmal in Würzburg. Mit über 160 Teilnehmern war es wieder ausgebucht - und das aus gutem Grund.

Wer heute sein Handwerksunternehmen langfristig erfolgreich führen will, muss Entwicklungen der Branche frühzeitig erkennen und für sich nutzen. Ein Thema zog sich beim Forum 2017 wie ein roter Faden durch die Workshops und einen großen Teil der Diskussionen: Die zunehmende Hausautomation mit der Vernetzung unterschiedlicher Komponenten.

Gebäudeautomation unumkehrbarer Trend

"Wir wollen aufzeigen, welche Chancen das Smart Home und allgemein die Digitalisierung bieten können und was dahinter steckt", erklärte Wöhler Geschäftsführer Johannes Lötfering in seinem Eröffnungsvortrag.

Dass die Digitalisierung viele Prozesse deutlich vereinfacht und beschleunigt, wird bereits täglich in den Betriebsabläufen der Wöhler Technik GmbH deutlich. So wurden schon während seines Vortrags die Ergebnisse einer nur wenige Minuten alten Befragung zur Gebäudeautomation eingeblendet.

In jedem Fall sei die Automation von Abläufen ein unumkehrbarer Trend auch im Gebäudebereich. Um in dichten, ausreichend gedämmten Gebäuden gut leben zu können, sei nämlich immer mehr Technik notwendig. Nur die ermögliche es Energie einzusparen, ohne auf erhöhten Komfort zu verzichten.

Auf der anderen Seite biete die Gebäudeautomation dem Handwerk große Chancen. "Tauschen Sie sich untereinander aus und vernetzen Sie sich gewerkeübergreifend. So können Sie dem Bauherrn letztlich eine runde, abgestimmte Leistung bieten" lautete sein Apell. Gelegenheit dazu gab es ausreichend während des Forums.

Diesen Gedanken nahm Key Speaker Günter Ohland auf. Er ist der 1. Vorsitzende der Smart Home Initiative Deutschland e.V.

Für die große Nachfrage nach Smart Home nannte er drei Gründe:

1. den demografischen Wandel:

Eine Smart Home-Ausstattung hilft alten Menschen, länger selbstbestimmt ihren eigenen Haushalt zu führen. Dabei ist die entsprechende Wohnungsausstattung deutlich günstiger als ein Platz im Pflegeheim.

2. Energieeffizienz:

Die technische Verbrauchsoptimierung durch Smart Home führt zu deutlicher Energieeinsparung.

3. Sicherheit:

Wenn dem Haus nicht anzumerken ist, ob die Bewohner anwesend sind oder nicht, werden keine Einbrecher während des Urlaubs angelockt. Häufig genannte Bedenken konnte Ohland zerstreuen: Für die Bewohner sei das Smart Home einfach zu steuern. Es stimme auch nicht, dass die Technik schnell überholt sei. In der Regel gebe es keinen Grund, die eingebauten Komponenten in den nächsten 30 Jahren auszutauschen.

Auch Ohland forderte die Anwesenden auf, sich frühzeitig in diesem Bereich zu positionieren. Smart Home erfordere viel Technik und eine gute Planung. "Sie als Fachhandwerker haben das Potenzial hier tätig zu werden."

Lüftung und Luftdichtheit

Enorm wichtig ist die Gebäudeautomation im Bereich der Lüftung, denn es muss sichergestellt sein, dass Luftmengen und Temperaturen in allen Räumen stimmen. Claus Händel, Technischer Referent im Fachverband Gebäude-Klima e.V., gab einen Überblick über die Weiterentwicklung von Teil 6 der Wohnungslüftungsnorm DIN 1946. Diese Norm gibt vor, dass für jedes neue und umfangreich sanierte Wohngebäude ein Lüftungskonzept erstellt werden muss.

Händel stellte unter anderem die neue Version der Beiblätter 3 und 4 vor, die sich mit dem gemeinsamen Betrieb von Lüftungsgeräten und Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe befasst. Über die Neufassung hatten die Vertreter der Berufsverbände, insbesondere Schornsteinfeger und Installateure, lange diskutiert.

Das Schutzziel der Norm besteht in diesem Teil darin, einen Abgasaustritt in gefahrdrohender Menge aus der Feuerstätte zu verhindern,"der durch einen gefährlichen (zu hohen) Unterdruck im Aufstellraum der Feuerstätte durch luftabsaugende Anlagen wie z.B. Dunstabzugshauben oder Lüftungsgeräte verursacht werden kann". Der Bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger hat die Anlage im Rahmen der Feuerstättenschau zu prüfen. Dies geschieht mit dem sogenannten 4 Pa oder 8 Pa-Test.

Die Neuerscheinung der Norm steht unmittelbar bevor. Laut Händel werden insbesondere die Beiblätter den Vollzug klar verbessern und Planungssicherheit geben.

Oliver Solcher, Geschäftsführer des Fachverbandes Luftdichtheit im Bauwesen e.V., referierte über die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zur Luftdichtheit der Gebäudehülle.

Sein Fazit dazu lautete, dass derzeit ausreichende Anforderungen an das dichte Bauen vorlägen. Dabei gebe die Energieeinsparverordnung 2013/2014 nur Mindestanforderungen vor, die in der Praxis deutlich unterschritten würden. Der Lüftungsbedarf, der sich durch die luftdichte Bauweise ergebe, hänge stark von der Wohnungsnutzung ab.

Nutzerunabhängige Lüftungssysteme seien zwar sinnvoll, jedoch nicht vorgeschrieben. Der Referent gab einen Überblick über die unterschiedlichen Systeme, die derzeit zur Verfügung stehen, und wies darauf hin, dass die Wahl eines sinnvollen Lüftungssystems letztlich vom Bauvorhaben abhänge.

Tipps vom Praktiker für die Leckageortung

Aus seiner praktischen Erfahrung als Leckorter berichtete der Bauphysiker Michael Carl. Anders als bei seinen Vorrednern spielten Richtlinien in seinem Bericht keine Rolle, denn bei der Leckageortung kommt es vor allem auf Wissen und Erfahrungen an.

Die Fachhandwerker erhielten von ihm kein Patentrezept, aber eine praxiserprobte Aufstellung der Schritte und Verfahren für eine effektive Vorgehensweise bei der Leckageortung. Ebenso lernten Sie häufige Schadensursachen kennen. Immer wieder wies der Referent darauf hin, wie wichtig eine sorgfältige Dokumentation als Beleg für die Versicherungsgesellschaft sei.

Marktraumumstellung von L- auf H-Gas

Über den Fortschritt der Gasartenumstellung von L- auf H-Gas berichtete Dipl.-Ing. Jürgen Klement. Grund für die Umstellung ist die Ankündigung der Niederlande, ihre Gaslieferungen an Deutschland kontinuierlich zurückzufahren und bis 2030 einzustellen. Die Umstellungsarbeiten haben nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 680 zu erfolgen.

Welche enormen technischen und logistischen Herausforderungen dadurch auf die Netzbetreiber zukommen, machte Klement in seinem Vortrag deutlich. Diese können nur bewältigt werden, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. Dazu gehöre auch der Schornsteinfeger mit seiner unterstützenden und beratenden Funktion.

Weiterführende Informationen: http://www.woehler.de

Donnerstag, 13.07.2017