Dezentrale Wohnraumlüftung auf dem Vormarsch

Dr. Robert Heinze, Leiter für Forschung und Entwicklung bei getAir, berichtet im Exklusivinterview über aktuelle Marktentwicklungen in der Wohnraumlüftung. Er äußert sich zu den Anforderungsprofilen energetischer Bauweisen und ihre Auswirkungen auf die moderne Klimatechnik. Auch wirft Dr. Heinze den Blick in die Zukunft und geht u.a. der Frage nach, welche Bedeutung zukünftig die Aspekte Optik und Akustik bei dezentralen Lüftungsgeräten haben werden.

Was spricht für eine kontrollierte Wohnungslüftung über eine Lüftungsanlage?

Die Dämmung von Gebäuden wird stetig verbessert. Das hält zwar die Wärme im Haus, doch dadurch entfällt die Luftzirkulation durch undichte Gemäuer oder Fenster. Verbrauchte, feuchte Luft entweicht nicht mehr nach außen und Frischluft gelangt nicht mehr in den Wohnbereich. Hinzu kommt, dass die Energieeinsparverordnung EnEV im § 6, Absatz 2, einen Mindestluftwechsel vorschreibt. Dafür müssten die Fenster regelmäßig – alle zwei Stunden je 15 Minuten – geöffnet werden. Das ist nicht nur für Berufstätige eine Herausforderung. Durch die Fensterlüftung entweicht zudem ein Großteil der Wärme, die in der Wohnung verbleiben sollte. Deshalb ist eine kontrollierte Belüftung die Grundvoraussetzung für behagliches Wohnen. Sauerstoffhaltige Atemluft mildert Stresssymptome und verbessert das allgemeine Wohlbefinden. Durch kontrollierte Belüftungssysteme geht die Wärme im Wohnbereich nicht verloren, sondern wird "zurückgewonnen", was Heizkosten einspart. Dank der integrierten Sensorik muss man sich keine Gedanken mehr über eine optimale Belüftung machen – das Lüftungsgerät stellt automatisch den richtigen Modus ein. Zudem bietet die kontrollierte Lüftung Sicherheit, da die Fenster geschlossen bleiben. Auch für Allergiker ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung geeignet, denn die Staub- und Pollenbelastung wird durch ihre Pollenfilter deutlich reduziert.

Welche negativen Aspekte der Wohnungslüftung durch technische Anlagen kennen Sie und welche Lösungen bieten sich an?

Unserer Erfahrung nach müssen Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung bezahlbar, einfach und flexibel sein. Leider erfüllen die weitverbreiteten, zentralen Systeme diese Anforderungen nicht ausreichend. Im Vergleich zu dezentralen Systemen sind sie aufwendiger zu planen und installieren. Ihre Luftleitungen können nicht ganz oder nur teuer hygienisch gereinigt werden. Eine Lösung sind kompakte, dezentrale Pendel-Lüftersysteme im paarweisen Betrieb. Sie können – bei geringem Rohrdurchmesser – mit einer einfachen Kernbohrung durch die Außenwand installiert werden. Die Komponenten werden nacheinander eingeschoben, fertig. Sie benötigen keine aufwendige Verrohrung oder viel Platz. Die Endnutzer können sie über den Innenraum selbst und werkzeuglos reinigen. Dezentrale Systeme sind somit unserer Erfahrung nach in ihren Anschaffungs- und Folgekosten unschlagbar!

Wie schätzen Sie die künftigen Entwicklungen bei der kontrollierten Wohnungslüftung (KWL) ein?

Es zeigt sich eine wachsende Tendenz hin zu kleineren Wohnungen mit Wohnflächen meist unter 60m2. Deshalb führt besonders in der energetischen Sanierung im Bestand heute kein Weg mehr an dezentralen Kompaktlüftern vorbei. Ihre flexiblen Einbaumöglichkeiten, der einfache Systemaufbau und die schnelle Installation sind entscheidende Überzeugungsträger. Die Marktzahlen bestätigen diese Entwicklung. Insgesamt verzeichnet der Markt für KWL ein durchschnittliches Wachstum im oberen einstelligen Bereich. Dafür sind primär die dezentralen Systeme verantwortlich, die seit Jahren zweistellig wachsen, während bei den zentralen Anlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG) eine gewisse Marktsättigung erreicht zu sein scheint. (Quelle)

Welche zukünftige Bedeutung messen Sie den Themen Optik und Akustik bei?

Künftig spielen insbesondere der leise Betrieb und die Unauffälligkeit von Lüftungssystemen eine Rolle. Das bedeutet, dass möglichst keine Bauelemente von außen an der Fassade sichtbar sein sollten und sie sich innen dezent ins Gesamtbild des Wohnraums einfügen. Damit ein Lüftungssystem als "leise" wahrgenommen wird, muss nicht nur der Ventilator möglichst geräuscharm laufen, auch die entstehenden Eigengeräusche müssen gering gehalten werden. Entstehender Körperschall und Außenschall-Einwirkungen müssen minimiert werden. Je geringer die austretende Schallentwicklung, umso leiser wird die kontrollierte Lüftung vom Menschen wahrgenommen.

Das Prinzip der dezentralen Wohnraumlüftung wird im neuen Produktfilm von getAir unterhaltsam und verständlich erklärt.

Weiterführende Informationen: http://www.getair.eu/

Dienstag, 04.07.2017