Erneuerbare Energien

Wege zum vollelektrischen Haus

Samstag, 08.05.2021

Sind diese Angebote schon draußen? Machen PV-Betreiber, die keine Förderung mehr erhalten werden, bereits mit?

Das Interesse ist hoch, aber konkrete Anfragen und Bautätigkeiten noch rar, weil erst zum 31. Dezember 2020 die ersten Anlagen aus der Förderung laufen. Wir rechnen allerdings mit einer stark steigenden Nachfrage.

Herr Reitze, auf Vorträgen sagen Sie, das zukunftsfähige Haus ist elektrisch. Dieses Haus ist, meine ich, in erster Linie wohl der Neubau. Der ist aber nicht allein für die Energiewende, die Wärmewende zuständig. Dafür ist der Bestand zuständig. Was bieten Sie Elektrisches für den Bestand? Ja, gut, die Wärmepumpe. Damit wird das Haus noch nicht nachhaltig vollelektrisch. Aus der Steckdose kommt noch Fremdstrom mit fossilen Anteilen.

Da haben Sie natürlich recht, letztendlich lassen sich im Neubau PV, Speicher, Lüftung, Wärmepumpe oder Elektroheizung, Energiemanagementsysteme und so weiter am einfachsten realisieren. Zum Teil bestehen die Voraussetzungen auch im Bestand, wenn eine Ölheizung oder eine alte Gasheizung gegen eine Wärmepumpe ausgetauscht wird, weil gleich auch die Fenster erneuert worden sind, eine Wärmedämmung erfolgte, also eben der Wärmebedarf entsprechend reduziert wurde. Da sind auch heute schon Wärmepumpen ideal für die Umrüstung. Wir könnten PV aufs Dach legen, wir können die Wärmepumpe mit einem Speicher kombinieren, um den Eigenverbrauch zu erhöhen, eine Wallbox für das E-Auto integrieren und anderes mehr. Wir sind im nächsten Jahr speziell für den Sanierungsbereich mit dem Thema Wärmepumpe noch besser gerüstet. Lassen Sie sich überraschen.

Als zweite Lösung bietet sich unser Brennstoffzellenheizgerät an. Gas ist mehrheitlich im Bestand vorhanden, das ist natürlich ideal. Sie produzieren Wärme und parallel Strom und wenn Sie die Brennstoffzelle mit PV, Batterie, einer Wallbox und mit einem Energiemanagement kombinieren, reduzieren Sie die Emissionen gegenüber dem alten Gaskessel in der Größenordnung um etwa 50 Prozent, wenn man die Stromerzeugung im Kraftwerksmix mit einbezieht. Übrigens: Auch hier können Sie mit dem Tarifrechner der „ViShare Energy Community“ schnell und unkompliziert berechnen, wie stark Sie Ihre Stromkosten senken werden.

Der „Green Deal“

Momentan lebt die Brennstoffzelle von der hohen Förderung. Wie ihre Zukunft ohne die staatliche Unterstützung aussieht oder aussehen könnte, sollte einmal das Thema eines zweiten Gesprächs mit Ihnen sein, Herr Reitze. Sie braucht zudem Wasserstoff oder Erdgas, also einen zweiten Energieträger. Das verträgt sich schlecht mit dem vollelektrischen Haus. Aber zurück zur aktuellen Energiewende: Es wird zu einer Verschärfung der europäischen und damit der deutschen Klimaschutz-Regelungen kommen. Das Europäische Parlament hatte im Oktober über die Aktualisierung des EU-Klimaziels für 2030 abgestimmt. Es spricht sich für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 60 Prozent, bezogen auf 1990, bis 2030 aus. Die derzeitigen Regelungen sehen lediglich 40 Prozent vor, die Kommission schlägt 55 Prozent vor. Das neue Ziel ist ein Kernpunkt des sogenannten „Green Deal“. Ich denke mal, Viessmann hat das Ohr ganz nah an Brüssel. Was kommt auf den Wärmemarkt und auf die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) zu?

Der „Green Deal“ will die EU-Länder mit vielen verschiedenen Maßnahmen bis 2050 klimaneutral machen. Das heißt: CO2-Reduktion in allen Sektoren, in der Industrie, in der Energiewirtschaft, im Verkehr, in der Landwirtschaft, im Gebäude. Das Gebäude hat bekanntlich einen großen Anteil daran. Die direkten Emissionen aus Feuerungen betragen, laut Bundesumweltministerium, 14 Prozent, verdoppeln sich aber auf rund 30 Prozent, wenn man die indirekten Emissionen dazu addiert, die etwa anteilig im Kraftwerk und im Heizwerk für Haushaltsstrom und Fernwärme anfallen. Tatsächlich kommt da viel Arbeit auf uns zu. Nach Plänen der EU-Gebäude-Renovierungsstrategie sollen bis 2030 europaweit insgesamt 35 Mio. Gebäude energetisch modernisiert werden. Das entspricht einer Verdopplung der Sanierungsrate auf zwei Prozent jährlich. Das Vorhaben soll auch über den im Zuge der Corona-Krise aufgestellten Aufbauplan „Next Generation EU“ gefördert werden. Die Renovierungsstrategie hatte die Europäische Kommission am 14. Oktober vorgestellt.

Weiterführende Informationen: https://www.viessmann.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren