Wärme

Schach der Klima-Pandemie

Dienstag, 16.03.2021

Die zwei Kernfragen

Der gelernte Volkswirt eröffnete mit seinem Thema „Klimapolitik und Energiewende im Wärmemarkt“ die Reihe der Fachvorträge des 18. Forums Wärmepumpe. Im Wesentlichen griff er auf die erwähnte Studie zurück, die die Stiftung Denkfabrik Klimaneutralität bei Agora Energiewende, dem Öko-Institut und dem Wuppertal-Institut in Auftrag gegeben hatte. Er teilte sich den Ergebnisbericht mit seinem Nachredner Matthias Deutsch von Agora Energiewende, indem er sich auf die Kernaussagen konzentrierte, während der Agora-Wissenschaftler in einige Details ging. Klimaneutralität erfordert – und das ist keine neue Erkenntnis – den Aufbau eines komplett auf erneuerbaren Energien basierenden Stromsystems. Das heißt, auch Straßenverkehr und Wärmeversorgung müssen weitgehend auf Strom basierte Lösungen umsteigen. Wie kann es gelingen, ein Deutschland ohne Kohle, Erdöl und Erdgas zu schaffen? Und was ist dafür in den kommenden zehn Jahren nötig? Das sind also die zwei Kernfragen der Studie.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Analyse ist, dass wir das Zwischenziel für 2030 deutlich anheben müssen, weil die bisherigen 55 Prozent Treibhausgasminderung nicht auf dem Pfad zur Klimaneutralität 2050 liegen. Wir müssen von 55 auf 65 Prozent anheben. Das ist im Übrigen wahrscheinlich genau derselbe Wert, der als Größenanteil aus einem angehobenen europäischen Ziel zu erwarten ist.“ Man diskutiere ja gerade EU-weit die Anhebung gegenüber 1990 von 40 Prozent auf 55 Prozent. Da Deutschland der größte Emittent mit höheren Pro-Kopf-Emissionen als der Durchschnitt ist, „werden wir einen überproportionalen Beitrag leisten müssen und der wird bei 65 Prozent liegen.“

Grafik: Was in den verschiedenen Sektoren noch zu tun und was getan worden ist: Von 1990 bis 2018 haben die Emissionen von 1.251 auf 858 Mio. t abgenommen. Nun stehen 52 Mio. t bis 2030 an.
Quelle: Stiftung Denkfabrik Klimaneutralität
Was in den verschiedenen Sektoren noch zu tun und was getan worden ist: Von 1990 bis 2018 haben die Emissionen von 1.251 auf 858 Mio. t abgenommen. Der Gebäudebereich war daran bereits mit 93 Mio. t beteiligt. Nun stehen 52 Mio. t bis 2030 an.

China macht mit

Wir, die Bundesrepublik, mit einem Anteil von gerade mal zwei Prozent an den globalen CO2-Emissionen, können das Klima doch nicht retten. Warum sollten wir verzichten, viel Geld ausgeben und uns anstrengen müssen, wenn der Rest der Welt nicht genauso handelt?

Baake nahm Skeptikern dieses Typs am Nutzen der Umweltschutzkosten und -bemühungen gleich zu Beginn seines Statements den Wind aus den Segeln: „2019 hat die Europäische Union beschlossen, dass Europa als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral werden soll. In diesem Jahr, 2020, ist China gefolgt. Ausgerechnet China hat sich zur Klimaneutralität bis 2060 bekannt. Und zwar mit der klaren Ansage, dass die chinesischen Emissionen noch vor 2030 den Höhepunkt erreichen sollen. In Amerika sagt der neu gewählte Präsident, dass der Stromsektor in den USA bis 2035 klimaneutral sein soll. Und generell eine gesamte Klimaneutralität bis 2050 angestrebt wird. Mit China, USA und Europa sind bereits mehr als die Hälfte der globalen Treibhausemissionen erfasst. Aber das ist noch nicht alles. Auch Japan hat die Klimaneutralität bis 2050 erklärt, ebenfalls weitere Länder wie Südkorea und Kanada.“ Die chinesischen Ambitionen zur Luftreinhaltung bekräftigte auf dem digitalen UN-Klimagipfel am 12. Dezember 2020, gut 14 Tage später, noch einmal Chinas Staatspräsident Xi Jinping: „China hält seine Zusagen immer ein. Wir werden entschlossene Schritte gehen, um noch vor 2060 die Klimaneutralität zu schaffen und vor 2030 den Höhepunkt beim Treibhausgas-Ausstoß zu überschreiten – nicht erst um 2030, wie in Paris angekündigt.“ Bis 2030 werde China seine CO2-Emissionen pro Bruttoinlandsprodukt-Einheit um mehr als 65 Prozent im Vergleich zu 2005 mindern. Man werde in Wind- und Solarfarmen investieren.

Halbierung des Primärenergieverbrauchs

Der Gipfel zementierte die Absicht der Unterzeichner-Länder des Vertrags von Paris 2015, alles zu tun, um die Erderwärmung auf eine Erhöhung von maximal 1,5 °C zu begrenzen. Baake leitet aus den weltweiten Bemühungen ab: „Das heißt, wir werden in den nächsten Jahren einen besonderen Wettbewerb erleben: Wer hat die beste Strategie zur Klimaneutralität?“ Aus Sicht der Gutachter und aus Sicht Baakes muss sich der Weg zur Klimaneutralität an vier Grundsätzen orientieren.

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