KWK

Neuorganisation bei Brennstoffzellenheizgeräten

Beklemmende Ruhe im Marktauftritt auf der Messe SHK Essen

Freitag, 08.06.2018

Es war äußerst ruhig auf der Messe SHK Essen 2018, jedenfalls was das Thema Brennstoffzellenheizgeräte betrifft. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass einerseits in Sachen Elcore nach der Insolvenz noch viele Fragen offen sind, und sich andererseits BDR Thermea und Bosch Thermotechnik in einem Wechsel ihres Technologiepartners für die Brennstoffzelle befinden.

Eindrücke von der SHK Essen 2018.
Quelle: Rainer Schimm/Messe Essen
In puncto Brennstoffzellenheizgeräte war es ausgesprochen ruhig auf der diesjährigen SHK Essen.

Es herrschte erstaunliche, ja direkt beklemmende Ruhe auf der Messe SHK Essen in puncto Brennstoffzellenheizgeräte für die Hausenergieversorgung. Dabei war das vergangene Jahr für die Hersteller hoffnungsvoll gestartet. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) unterstützt über das Förderprogramm 433 "Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle" die Investition in ein Brennstoffzellenheizgerät mit einer elektrischen Leistung von 0,25 kW bis 5 kW mit einem Grundbetrag von 5.700 Euro und einem zusätzlichen leistungsabhängigen Betrag von 450 Euro je angefangener 100 W elektrische Leistung. Für eine Anlage mit beispielsweise 1 kW kommt so immerhin ein Zuschuss von 10.200 Euro zusammen.

Die Einführung dieses Technologieeinführungsprogramms für die Brennstoffzellenheizung bezeichnet die IBZ (Initiative Brennstoffzelle) denn auch als einen Meilenstein. "Das Programm wird sehr gut vom Markt angenommen. Das zeigen die Stückzahlen der ersten Förderperiode, denn mit über 1.500 Einheiten im Jahr 2017 wurde der geplante Absatz erreicht", unterstreicht Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie).

Die IBZ hat sich in diesem Jahr eine neue Organisationsstruktur gegeben, um der Weiterentwicklung des Marktes und den damit einhergehenden neuen Aufgaben Rechnung zu tragen. Die Vorbereitung der Markteinführung sei mit dem Technologieeinführungsprogramm abgeschlossen. "Nun verschiebt sich der Schwerpunkt von der technologischen Entwicklung und der Pilotphase hin zu einer koordinierten Marktentwicklung mit einer effizienten Kommunikationsoffensive", erläutert Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas.

Als Kompetenzzentrum für Brennstoffzellengeräte in der Hausenergieversorgung engagiert sich die IBZ seit 2001 für eine positive Marktentwicklung in Deutschland. Im Zuge der Neuorganisation wird sie jetzt getragen vom BDH und Zukunft Erdgas. Gemeinsam will man sich um den Markthochlauf kümmern. Die bisherigen Arbeitskreise der IBZ bleiben auch in der neuen Aufstellung erhalten. Auch die drei Arbeitskreise Marktkommunikation, Politik und Technik werden fortgeführt. Nach außen wird die IBZ nun von zwei Sprechern vertreten: für die Kommunikation im politischen Raum ist Lücke erster Ansprechpartner, die Marktkommunikation liegt in den Händen von Kehler.

Doch trotz der guten Absatzzahlen gibt es derzeit keinen Grund zu überschwänglicher Freude. Nachdem Vaillant schon Anfang vergangenen Jahres alle Aktivitäten im Bereich Brennstoffzellenheizgerät eingefroren hat, musste Elcore (eine Tochter von Elcomax) Ende des Jahres 2017 gar einen Insolvenzantrag stellen. Am 1. Januar dieses Jahres wurde schließlich das Insolvenzverfahren eröffnet, die Gesellschaft dadurch aufgelöst. Dabei hatte sich erst ein Jahr zuvor noch der Energiekonzern E.ON mit einer Minderheitsbeteiligung an Elcore beteiligt, wovon man sich bei Elcore wichtige Impulse für eine stabile Weiterentwicklung des Unternehmens versprach.

Ihr Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk Elcore 2400 hatte Elcore mit einer elektrischen Leistung von 305 W und einer thermischen Leistung von 700 W auf den Grundbedarf eines herkömmlichen Einfamilienhauses abgestimmt. Zuletzt hatte man eine neue Version präsentiert, die maximale Vorlauftemperatur auf 70 °C und die zulässige Rücklauftemperatur auf 50 °C gesteigert, um den Einsatzbereich auf bestehende Gebäude mit herkömmlichen Heizkörpern und höheren Systemtemperaturen zu erweitern.

Zum Zeitpunkt der SHK Essen war bekannt, dass Freudenberg Anfang des Jahres Teile von Elcore übernommen und der Geschäftsgruppe Freudenberg Sealing Technologies zugeordnet hat. Freudenberg selbst forscht als Komponentenhersteller seit rund 20 Jahren an der Verbesserung der Brennstoffzelle. Die Unternehmensgruppe ist bereits mit vier Produkten am Markt etabliert: Gasdiffusionsschichten, Dichtungen im Stack der Brennstoffzelle, Filter und Befeuchter im Gesamtsystem. Wie bestätigt wurde, kann man derzeit keine Brennstoffzellengeräte kaufen, eventuell werde aber in der zweiten Jahreshälfte die Produktion wieder aufgenommen.

Zu alledem wurde jetzt auch bekannt, dass sich sowohl Bosch Thermotechnik (mit seinen beiden Marken Buderus und Junkers Bosch) als auch BDR Thermea (mit den Töchtern SenerTec, Brötje und Remeha) in Bezug auf ihre Brennstoffzellenheizgeräte in einem Wechsel ihres Technologiepartners für die Brennstoffzelle befinden. So waren beide Unternehmen in den vergangenen Monaten mit der Nachfolgeregelung für ihren Brennstoffzellenpartner beschäftigt. Doch aktuell würden bereits Alternativen aufgebaut und die Systeme getestet. Derzeit befinde man sich in einer Übergangsphase. Die Versorgung sei gesichert, der Markt könne auf jeden Fall bedient werden.

Bosch Thermotechnik betont, dass man der Technologie treu bleibe, aber dies sei ein Nischenthema. So hatte man auf der SHK Essen sowohl bei Buderus als auch bei Junkers keine Brennstoffzellenheizgeräte gezeigt – doch seien diese im Katalog bestellbar. Die von Bosch Thermotechnik angebotenen Brennstoffzellen-Energiezentralen Buderus Logapower FC10 und Junkers Bosch Cerapower FC10 basieren aktuell noch auf Brennstoffzellentechnologie aus einer Kooperation mit Aisin Seiki. Die Brennstoffzellen weisen eine modulierende Leistung von 700 W elektrisch und 620 W thermisch auf.

Bosch Thermotechnik betont, dass in den Energiezentralen neben dem Brennstoffzellenmodul auch noch ein Gasbrennwert-Hybridsystem sowie ein Pufferspeicher und ein Schichtladespeicher für die Bevorratung des erwärmten Trink- und Heizwassers integriert sind. Damit mache man die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) für Ein- und Zweifamilienhäuser im Neubau und Bestand verfügbar.

Innerhalb der BDR Thermea Gruppe bündelt SenerTec das Know-how bezüglich der Kraft-Wärme-Kopplung mittels Brennstoffzelle. Doch zur SHK Essen war SenerTec mit ihrem seit zwei Jahren im Markt befindlichen Brennstoffzellenheizgerät Dachs InnoGen nicht erschienen. Auch bei Brötje war von dem noch im vergangenen Jahr als Produktstudie vorgestellten InnoGen 1.07 nichts zu sehen. Überhaupt habe Brötje aktuell keine Produkte mit Kraft-Wärme-Kopplung im Programm.

Remeha präsentierte auf der Messe zwar seine Calenta FC 390. Doch die eigentlich für dieses Jahr geplante kontrollierte Markteinführung verschiebe sich jetzt auf das kommende Jahr. Das aktuell im Markt angebotene Brennstoffzellenheizgerät von BDR Thermea, der Dachs InnoGen von SenerTec, leistet mit dem Brennstoffzellenmodul von Toshiba Fuel Cell Power Systems modulierend 700 W elektrisch und 950 W thermisch. Damit sei es besonders konzipiert für Neubauten und energetisch sanierte Bestandsgebäude im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser.

Das Brennstoffzellenheizgerät Calenta FC 390 von Remeha auf der SHK Essen.
Quelle: Robert Donnerbauer
Die BDR Thermea Tochter Remeha zeigte auf der SHK Essen die Produktstudie Calenta FC 390.

Von dem zur Viessmann Gruppe gehörenden Unternehmen Hexis war noch kein Brennstoffzellenheizgerät auf der Messe zu sehen. Doch man halte daran fest, wurde versichert. Das Gerät, geeignet für den Einsatz in Einfamilienhäusern (besonders für Bestandsgebäude mit hohen Systemtemperaturen der Heizungsanlage) sowie in kleineren Mehrfamilienhäusern, werde derzeit zur Marktreife entwickelt. Die Präsentation sei nun für das kommende Frühjahr geplant. Aktuell konzentriere sich die Markterschließung auf das neue Brennstoffzellenheizgerät Vitovalor PT2 für die Strom- und Wärmeversorgung von Ein- und Zweifamilienhäusern (besonders geeignet für die Beheizung moderner Neubauten oder energetisch sanierter Bestandsgebäude), wie der Vorgänger Vitovalor 300-P mit Brennstoffzellen-Technologie von Panasonic.

Das neue Vitovalor PT2 zeichne sich durch eine rundum gesteigerte Performance aus, betont Viessmann. So habe man die Lebensdauer auf mindestens 80.000 Betriebsstunden steigern können, zudem müsse die Brennstoffzelle (sie weist eine Leistung von 750 W elektrisch und 1,1 kW thermisch auf) nur noch alle fünf Jahre gewartet werden. Das Kompaktgerät besteht aus zwei Modulen: dem Grundgerät mit integrierter Brennstoffzelle, Gasbrennwert-Spitzenlastkessel (je nach Bedarf mit Nennwärmeleistungen von 11,4 kW bis 30,8 kW) und Regelung sowie dem Speicher-Tower mit 220 l Wassererwärmer und der kompletten Hydraulik. Durch das neue Gerätedesign haben beide Module die gleiche Bauhöhe von 1,8 m.

Das neue Brennstoffzellenkompaktgerät Vitovalor PT2 ist ab sofort verfügbar. Für das kommende Frühjahr wurde zudem mit der Vitovalor PA2 auch eine Beistelllösung für bereits modernisierte Heizungsanlagen angekündigt. Sie wird über die Brennstoffzelle, Gasaufbereitung und Regelung verfügen, alles integriert in einem kompakten 1,6 m hohen Gehäuse.

Das Brennstoffzellenheizgerät Vitovalor PT2 von Viessmann.
Quelle: Robert Donnerbauer
Viessmann präsentierte auf der SHK Essen ihr neues Brennstoffzellenheizgerät Vitovalor PT2.

Bei Solidpower hat man die Eigenentwicklung EnGen 2500 mit einer Leistung von maximal 2,5 kW elektrisch und 2 kW thermisch, wie auf der SHK Essen zu hören war, erst einmal zurückgestellt. Stattdessen konzentriert man sich auf das Bluegen mit einer Nennleistung von 1,5 kW elektrisch und 0,6 kW thermisch. Dieses, bereits seit 2012 im Markt befindliche Produkt, befindet sich seit der Übernahme der insolventen CFC (Ceramic Fuel Cells) in 2015 unter dem Dach von Solidpower.

Das Brennstoffzellenheizgerät Bluegen von Solidpower auf der SHK Essen 2018.
Quelle: Robert Donnerbauer
Solidpower informierte auf der SHK Essen über die Produktionserweiterung für ihr Bluegen.

Im vergangenen Dezember hat Solidpower am Standort Heinsberg den 1.000 Bluegen produziert. Dort hatte man in den vergangenen drei Jahren die Belegschaft von knapp 30 auf circa 90 Mitarbeiter aufgestockt. Dank der Umstellung auf den Schichtbetrieb entfallen nun lange Anlaufzeiten in der Produktion, somit können zukünftig allein in Heinsberg jährlich bis zu 1.500 Bluegen gefertigt werden. Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Investoren Renova, KEW Capital und weitere kleinere Kapitalgeber will Solidpower weiter investieren. So werden derzeit am italienischen Unternehmenshauptsitz in Mezzolombardo die Produktionsstätten für die Herstellung des Bluegen ausgebaut, sodass ab 2020 jährlich insgesamt 16.000 Geräte produziert werden können. Zugleich soll der Mitarbeiterstab an den Standorten Italien, Deutschland, Schweiz und Australien auf insgesamt über 220 Mitarbeiter anwachsen.

In Heinsberg ist auch das Vertriebs- und Service-Center von Solidpower angesiedelt. "Von Deutschland aus koordinieren wir all unsere Vertriebsaktivitäten auf den internationalen Märkten. Perspektivisch wollen wir weiter expandieren und nehmen daher den US-amerikanischen und asiatischen Markt näher ins Visier", beschreibt Andreas Ballhausen, Geschäftsführer der deutschen Solidpower, seine Vertriebspläne.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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