Erneuerbare Energien

Integrales Denken um voranzukommen

Interview-Serie mit Solarexperte Prof. Dr. Timo Leukefeld - Teil 3 / 3

Freitag, 02.12.2022

Im dritten Teil der Interview-Serie gibt Prof. Dr. Timo Leukefeld einen Ausblick in die Zukunft.

Nicht nur Solarmodule müssen weiter vorangebracht und erforscht werden, auch die Handwerksberufe müssen überdacht werden. Welche Lösungen er als sinnvoll erachtet, lesen Sie im dritten und letzten Teil unserer Interviewreihe.

Bild zeigt Prof. Dr. Timo Leukefeld
Quelle: Leukefeld / Stefan Mays
Prof. Dr. Timo Leukefeld über aktuelle Forschungen, Handwerksberufe und seinen persönlichen Sinneswandel.

In den ersten beiden Teilen spricht Leukefeld über seine Lebensphilosophie und umgesetzten Projekte. Falls Sie das verpasst haben, finden Sie diese hier:

„Intelligentes Verschwenden mit positiver CO2 Bilanz“

„Wenn das Haus zur „Black Box“ wird“

Wer Sie schon länger verfolgt, weiß, dass Sie vor einigen Jahren Ihren Schwerpunkt von solarer Wärme auf solaren Storm gelegt haben. Woher kommt der Sinneswandel?

Eine sehr emotionale Frage für mich. Das hat mir auch ein paar schlaflose Nächte beschert… Eigentlich bin ich ja ein großer Fan der Solarthermie. Sie hat einige Vorteile, aber auch einige Nachteile. Eigentlich kam es dazu, weil Photovoltaikanlagen durch die Massenproduktion und die gute Förderung immer kostengünstiger geworden sind. Sie erfährt eine nahe Null Grenzkosten-Entwicklung. Sonnenstrom wird in zehn Jahren vom Einfamilienhausdach nur noch 2 bis 3 Cent je Kilowattstunde kosten. Er ist völlig flexibel einsetzbar für Heizung, Warmwasser, Haushaltsgeräte oder das Laden des E-Autos und er ist nur an Kabel gebunden. All das ist bei der Solarthermie genau anders. Dazu kommt einerseits der extreme Handwerkermangel. Kabel zu verlegen ist eben viel einfacher und kostengünstiger als Rohre. Ganz abgesehen von den komplexen hydraulischen Problemen. Andererseits verliert wegen der sehr guten Gebäudehüllen im Neubau und dem Klimawandel das Heizen stark an Bedeutung. Somit auch die aufwändigen, teuren Flüssigkeitsheizsysteme. Mal ganz abgesehen von den wartungsintensiven Heizkesselanlagen. Das hat mich zum Umdenken angeregt. Ich denke, im Neubau von Wohngebäuden wird Solarthermie in Zukunft an Bedeutung verlieren. Im Altbau bei der Sanierung wird sie zunehmen.

Was würden Sie bei Solar-Modulen gerne weiter voranbringen? PV-Modulen speziell und generell bei der Solartechnik.

Die Optik und der Wirkungsgrad müssen sich noch deutlich verbessern, dazu schöne Indach- und Fassadenlösungen. Aber das ist im Gange. Aus meiner Heimatstadt Freiberg kommen nun ganz neu PV-Module mit mehr als 20 Prozent Wirkungsgrad, 30 Jahren Leistungs- UND Produktgarantie!

Wie könnte man die Nachhaltigkeit bzw. Umweltwirkung von PV-Modulen und deren Batterien verbessern?

Die PV-Module sind auf einem sehr guten Weg mit über 80 Prozent Recyclingfähigkeit, Sand als Ausgangsrohstoff – immerhin das zweithäufigste Element der Erde - und dazu eine energetische Amortisationszeit von unter sechs Monaten. Bei den Akkus gibt es umweltmäßig noch Defizite. Aber auch dort sind mehrere neue Lösungen in Arbeit.

Bild zeigt PV Module
Quelle: Kostal/F.Rogner
Photovoltaik oder Solarthermie? Leukefeld spricht über die Vor- und Nachteile und warum er seine Favoriten gewählt hat.

Könnten Sie sich in Zukunft einen Lehrberuf vorstellen, der direkt darauf abzielt, mit Solartechnik zu arbeiten (Heizungsbauer = Solarbauer)? Oder sollte der Beruf des Heizungsbauers mehr den Bedürfnissen des Markts angepasst werden?

Heizungsbauer ist ein Begriff, der gut zum Bestandsgebäude passt. Bei der Sanierung oder dem Neubau werden ganz neue Berufe kommen wie zum Beispiel ein Solarteur, der speziell für das Installieren von Solaranlagen ausgebildet ist. Hier ist in Zukunft sehr viel elektrisches Wissen gefragt. Ich denke, es werden die beiden Handwerksrichtungen Heizungsbauer und Elektriker zwangsläufig immer mehr verschmelzen. Nicht in einem Beruf, sondern indem eine Handwerkerfirma Elektriker und Heizungsbauer beschäftigt, die beide immer mehr auf erneuerbare Energien spezialisiert sind. Da ist integrales Denken angesagt und das beruht ja bekanntlich auf Zusammenhangswissen. Diese Monteure der Zukunft müssen in der Lage sein, alle Herausforderungen von Wärme, Strom und Mobilität zu Zusammenhängen zu bedenken und dafür Lösungen einzubauen.

Welche Interviewfrage wurde Ihnen noch nie gestellt, würden Sie aber gerne beantworten?

Für heute reicht es erstmal (lacht) Aber ein anderes Mal würde ich gerne gefragt werden, was ich tun würde, wenn ich Bundeskanzler wäre, um Deutschland ökologischer, gerechter, sozialer, aber auch wettbewerbsfähiger zu machen.

Von Julia Huber
Online Redakteurin
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