KWK

"Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle" versprühte Optimismus

Donnerstag, 06.02.2020

Die Nachfrage nach Brennstoffzellenheizungen steigt.

Damit befinde sich diese Schlüsseltechnologie für die Wärmewende auf Erfolgskurs, lautete das Credo auf dem "Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle" Ende Oktober 2019 in Frankfurt (Main). Die Brennstoffzelle ermögliche Klimaschutz im Neubau und Bestand und den Einstieg ins Wasserstoffzeitalter.

Die beiden Sprecher der Initiative Brennstoffzelle (IBZ), Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), und Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, haben hohe Erwartungen an den Erfolg der Brennstoffzelle im Wärmemarkt. In einem Pressegespräch zum "Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle" Ende Oktober 2019 in Frankfurt (Main) unterstrichen sie denn auch die tragende Rolle der Brennstoffzelle bei der Energiewende.

Zwei Männer sitzen nebeneinander an einem Tisch.
Quelle: Robert Donnerbauer
In einem Pressegespräch zum "Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle" unterstrichen die beiden Sprecher der Initiative Brennstoffzelle, Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Heizungsindustrie, und Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, die tragende Rolle der Brennstoffzelle bei der Energiewende.

Aufgrund ihrer effizienten Wärme- und Stromerzeugung sei sie eine Schlüsseltechnologie für die Wärmewende. "Mit der Brennstoffzellenheizung ist bereits eine Technologie auf dem Markt, die sowohl im Neubau als auch im Bestand für hohen Klimaschutz sorgt", erklärte Kehler. Gerade für die Sanierung im Bestand biete sie zudem den entscheidenden Vorteil, dass aufwendige Gebäudesanierungen mit ihr nicht nötig seien.

Dies werde von immer mehr Haushalten erkannt. So berichtete Kehler von steigender Nachfrage. Seit Beginn des Förderprogramms 433 "Zuschuss Brennstoffzelle" der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Sommer 2016 seien rund 9.000 Förderanträge bewilligt worden, wie aktuelle Zahlen des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zeigen. Kehler schätzt, dass bereits 10.000 Brennstoffzellenheizgeräte in deutschen Heizungskellern installiert sind. Im laufenden Jahr seien bereits über 3.400 Anträge eingegangen, rund 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit würden Brennstoffzellenheizgeräte derzeit das am schnellsten wachsende Marktsegment im Heizungsmarkt darstellen.

Kommt der Brennstoffzellen-Boom?

Die Zeichen stünden weiter auf Wachstum. Mit wachsender Nachfrage und steigendem Produktangebot würden die Preise entsprechend sinken. So wagt man denn auch wieder Marktprognosen. Dazu ein Rückblick: Zu Beginn der ersten Markteuphorie vor zwei Jahrzehnten hoffte man, den jährlichen Absatz an Brennstoffzellenheizgeräten in Deutschland bis zum Jahr 2010 auf 100.000 Geräte steigern zu können. Der Traum scheiterte kläglich. Gepusht durch die KfW-Förderung wurde schließlich in 2018 ein Absatz von etwa 2.500 Geräten erzielt. In der nun vorgelegten Zehn-Jahres-Prognose geht Kehler für das Jahr 2030 von einem Bestand von 500.000 installierten Brennstoffzellenheizgeräten in Deutschland aus, bis zum Jahr 2050 soll ihre Zahl dann auf drei bis vier Millionen ansteigen. "Das heißt, die Stromerzeugung wird sich, auch durch die Brennstoffzelle, zunehmend weiter dezentralisieren", konstatierte Kehler.

Auch Lücke zeigte sich zuversichtlich, dass der Boom für die Brennstoffzelle kommt. Jetzt sei die Brennstoffzelle tatsächlich da, betonte Lücke. Sie sei marktfähig, zuverlässig und effizient. Und es sei eine Fügung des Schicksals, dass die Technologie jetzt marktreif ist und die Politik jetzt versteht, dass wir Kohlendioxid mindern müssen und eine Gas-Strategie benötigen, die zudem auch noch grünen Wasserstoff integriert. Kehler brachte einen weiteren Vorteil ins Spiel: Während die Brennstoffzelle heute noch den benötigten Wasserstoff aus der Reformation von Erdgas gewinnt, kann sie morgen schon direkt mit Wasserstoff aus dem Gasnetz betrieben werden. "Die Brennstoffzellenheizung hat damit das Potential, zum »Game-Changer« der Wärmewende zu werden. Sie ermöglicht den Einstieg in das Wasserstoffzeitalter", so Kehler. Für ihn ist dies quasi das "Dream-Team" der Energiewende: Erdgas mit Wasserstoff und dazu die Brennstoffzelle.

Auf dem anschließenden Forum hob Dr. Frank Voßloh, Geschäftsführer von Viessmann Deutschland, in seinem Eröffnungsstatement die Bedeutung von Gas als dritte Säule der Energiewende hervor – neben Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien. Mit Strom aus erneuerbaren Energien allein sei die Energiewende nicht zu schaffen. Und er verwies auch auf die jüngste Verunsicherung der Verbraucher durch die Politik. So hatte der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) gemeldet, dass die im Klimapaket der Bundesregierung angekündigten Maßnahmen zur Reduzierung von Kohlendioxid im Gebäudesektor bereits zu Auftragsstornierungen beim Heizungsbau geführt haben. Zudem würden potentielle Investoren erst einmal abwarten, welche der in Aussicht gestellten Förderungen zum Heizungsaustausch tatsächlich zu Gesetzesvorgaben werden.

Weitere Lösungen beleben den Markt

Zum Thema Wasserstoff informierte Voßloh, dass für den Bestand an installierten Erdgasheizungen eine Beimischung von bis zu zehn Prozent ins Erdgasnetz möglich sei. Die Entwicklung gehe dahin, dass in einigen Jahren alle neuen Gasheizungen zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können – was ja heute schon für die Brennstoffzelle gilt. Für dieses Jahr geht Voßloh übrigens für Deutschland von einem Marktvolumen von etwa 3.000 Brennstoffzellenheizgeräten aus. Wobei der Markt im Wesentlichen unter den Herstellern Viessmann und Solidpower aufgeteilt wurde – Anlagen von Solidpower werden in Deutschland auch von Bosch Thermotechnik über die Marke Buderus vertrieben.

Für das kommende Jahr wurde auf dem Innovationsforum allgemein eine weitere Marktbelebung erwartet, wenn zusätzlich BDR Thermea, mit den Marken SenerTec und Remeha, und dann auch noch Freudenberg und Sunfire wie geplant ins Marktgeschehen mit eingreifen. Ergänzend zur KfW-Förderung wurde die Markterschließung seitens der Landesenergieagentur Hessen noch unterstützt durch Radiowerbung. Es gab auch viele Nachfragen, wie Dr. Karsten McGovern, Leiter der Hessischen Landesenergieagentur, berichtete. Besonders ging er auf das Thema Wasserstoff als Schlüsseltechnologie ein. In Hessen liege ein Fokus auf mobile Anwendungen. So sollen 27 Brennstoffzellenzüge im Taunus und elf Brennstoffzellenbusse im Bereich Frankfurt, Mainz und Wiesbaden zum Einsatz kommen. Aktuell gebe es in Hessen bereits acht Wasserstofftankstellen.

Über aktuelle politische Rahmenbedingungen in Bezug auf die Themen Erdgas, Wasserstoff und Brennstoffzelle diskutierte Lücke anschließend mit Voßloh und McGovern sowie mit Eva Hennig von Eurogas und Prof. Dr. Angelika Heinzel vom Zentrum für Brennstoffzellentechnik (ZBT). Bemerkt wurde auch, dass zu diesen Themen in breiten Kreisen der Bevölkerung noch ein hoher Kommunikationsbedarf besteht. Beispielsweise bestätigte McGovern, dass in Bezug auf die Radiowerbung vielen Anrufern nicht klar war, dass die Brennstoffzellenheizgeräte mit Gas betrieben werden.

Fünf Menschen sitzen nebeneinander auf Stühlen.
Quelle: Robert Donnerbauer
Diskussionsrunde am Vormittag (v.l.n.r.): Andreas Lücke, Eva Hennig, Prof. Dr. Angelika Heinzel, Dr. Karsten McGovern und Dr. Frank Voßloh.

Fragen nach dem Stand der Technologie und der möglichen Rolle von Wasserstoff im Bereich der Heiztechnik diskutierte Kehler am Nachmittag des Innovationsforums mit Rene Eickhoff, Produktmanager neue Technologien bei Viessmann Deutschland, Stefan Thiel, Leiter Vertrieb bei Buderus Deutschland, Hans-Jürgen Jahn, Leiter Produktmanagement bei Remeha, Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland, und Marcus Böske, Geschäftsführer von Energie Südbayern.

Sechs Menschen sitzen nebeneinander auf Stühlen.
Quelle: Robert Donnerbauer
Diskussionsrunde am Nachmittag (v.l.n.r.): Dr. Timm Kehler, Rene Eickhoff, Stefan Thiel, Hans-Jürgen Jahn, Dr. Tillmann von Schroeter und Marcus Böske.

Satte Förderung für Endkunden

Kehler unterstrich die Vorteile der Brennstoffzellenheizgeräte, sprich ihre Effizienz, und hob besonders die Förderung durch den Staat hervor. So zahlt die KfW beispielsweise für eine neue Anlage mit 750 W elektrischer Leistung einen Investitionskostenzuschuss von 9.300 Euro (5.700 Euro Festbetrag plus 3.600 Euro leistungsabhängiger Zusatzbetrag). Hinzu kommt ein pauschaler Förderbetrag nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) von 1.800 Euro. So summiert sich die Gesamtförderung für diese Anlage immerhin auf 11.100 Euro. Dies sind alles Steuergelder, die dort eingesetzt werden, bemerkte Kehler. Das heißt, der Staat habe großes Vertrauen in diese Technologie. Mehr Vertrauen, mehr Zuversicht, mehr Leidenschaft und mehr öffentliche Kommunikation waren denn auch Stichworte in der Diskussionsrunde. "Wir dürfen nicht warten, bis sich Kunden für Elektrowärmepumpen oder Holzpellets entscheiden", konstatierte Böske. "Brennstoffzelle und Gasinfrastruktur haben mit den richtigen Weichenstellungen ein riesiges Potential im Rahmen der Energiewende."

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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