Immer mehr Frauen interessieren sich für eine Ausbildung in der Heiztechnikbranche

Dienstag, 04.02.2020

Es war einmal – das mit dem Handwerk und der Männersache.

Ob als Unternehmerin, Meisterin, Außendienstmitarbeiterin oder Auszubildende – nach und nach findet man Frauen auf vielen Positionen im Handwerk. Vor allem die jüngere Generation der angehenden Handwerkerinnen startet in das Berufsleben mit ganz neuen Perspektiven. Aber das war nicht immer so.

Zwei Frauen stehen mit einem Tablet vor einem Transporter.
Quelle: Buderus
Für Frauen wird die Ausbildung in einem Beruf der Heizungsbranche immer ansprechender. Angela Schütte (links) und Ann-Cathrin Klein sprechen aus Erfahrung.

Von Röcken zu Hosen

Weibliche Auszubildende oder generell Frauen in Handwerksberufen existierten lange Zeit einfach nicht. Ähnlich war das vor dem 19. Jahrhundert, als es die Hosen für Frauen schlichtweg nicht gab. Sukzessive und mit viel Anstrengung fand hier ein Umdenken und Umlenken statt und die Damenhose hielt Einzug in den Kleiderschrank.

So verändert sich auch das Handwerk nach und nach. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks verdoppelte sich in den vergangenen 25 Jahren die Zahl der Frauen mit erfolgreich abgelegter Meisterprüfung auf 16,8 Prozent – das ist ungefähr jede sechste Prüfung. Genauso steigt der Anteil an weiblichen Auszubildenden in männer-dominierten Berufen wie Maler und Lackierer um 6,5 Prozent. Das liegt auch an den technisch veränderten Gegebenheiten. Die Heizungsbranche bestätigt diese Entwicklung: In den 1980er Jahren waren Muskelkraft und der Einsatz von aus heutiger Sicht überholten Arbeitsprozessen und -mitteln Gang und Gäbe. Mittlerweile ersetzen beispielsweise Stahlradiatoren die schweren Gussradiatoren. Während früher Gewindeschneiden, Löten oder Schweißen beim Rohrleitungsbau gefordert waren, erledigen diese Aufgabe heute größtenteils Press-Formstücke und Pressmaschinen.

Foto von Angela Schütte.
Quelle: Buderus
Angela Schütte, Außendienstmitarbeiterin der Buderus Niederlassung Düsseldorf.

"In der Ausbildung zur Anlagenmechanikerin im Bereich Sanitär, Heizung und Klima habe ich einen Schweißschein gemacht und dadurch gelernt, wie handwerklich und körperlich aufwändig eine Anlageninstallation war. Wenn ich mit meinem Vater, Meister im Bereich Heizung sowie Sanitär, über die Unterschiede der Meisterprüfung Anfang der 1990er Jahre und heute spreche, dann wird deutlich, dass sich die Schwerpunkte verschieben", erläutert Angela Schütte, Außendienstmitarbeiterin der Buderus Niederlassung Düsseldorf, diese Entwicklung.

Körperlich anstrengende Arbeiten waren damals Bestandteil einer Meisterprüfung. Dafür mussten die angehenden Absolventen funktionsfähige Anlagen durch Schweißen und Biegen herstellen, wobei die Prüfer ihre Aufmerksamkeit vor allem auf Maßhaltigkeit und Dichtigkeit richteten. Heute hingegen verlangt die Praxisprüfung von den künftigen Meistern im Bereich Heizungsinstallation, dass sie eine Anlage am Computer mit einem CAD-Programm planen können – also das komplette Gegenteil zu früher. Der Anteil an körperlich schweren Arbeiten ist stark zurückgegangen.

Und genau diese Veränderungen sind notwendig, damit die Ausbildung in einem Beruf der Heizungsbranche auch für Frauen attraktiv ist. Frauen können genauso gut mit PC und Werkzeug umgehen wie Männer, und so wandert auch der – bildlich gesprochene – Blaumann in die Historie der weiblichen Kleidungsstücke.

Von Außendienstmitarbeiterin und Anlagenmechanikerin

Die Gründe für eine Ausbildung in der Heizungsbranche können sehr vielseitig sein. Angela Schütte beispielsweise ist in einem Heizungsfachbetrieb aufgewachsen. Für sie war es daher naheliegend, in diese Richtung zu gehen. Gleichzeitig bietet eine Ausbildung in jenem Bereich viele Möglichkeiten: Von der Meisterin über Mitarbeiterin im Angebotskompetenzteam bis hin zur Außendienstmitarbeiterin oder Anlagenmechanikerin ist alles dabei. Das umschließt ebenso eine ganze Bandbreite an Aufgaben wie Beratung und Kundenkontakt, aber ebenso die Angebotserstellung oder Systemlösungen erklären. Wenn junge Frauen also den Wunsch verspüren, eine Ausbildung in der Heizungsbranche zu absolvieren, dann finden sie nicht nur diverse Möglichkeiten vor, sondern gleichzeitig auch Entwicklungschancen für die Zukunft.

Foto einer Frau.
Quelle: Buderus
Ann-Cathrin Klein, Auszubildende zur Anlagenmechanikerin der Firma Haustechnik Lang in Eppstein

Von Stolz und Vorurteil

Männlich und kräftig – so könnte das Bild aussehen, welches Kunden von einem Heizungsinstallateur haben. Vor allem, weil jahrelang nur Männer in dem Beruf arbeiteten, ist das gar nicht so abwegig. Gerade deswegen ist es für Frauen besonders schwer, in der Branche Fuß zu fassen. Das weiß Ann-Cathrin Klein sehr gut. Sie ist angehende Anlagenmechanikerin und die einzige Frau in ihrem Ausbildungsjahrgang. "Ich werde schon etwas komisch angeschaut, wenn die Lehrer meinen Namen aufrufen – das ist noch immer etwas Besonderes. Aber ich bin sehr gut in den Klassenverband integriert." Manchmal muss sie sich noch den einen oder anderen Männerspruch anhören, aber damit kommt sie gut klar. "Ich habe es mir beispielsweise nicht nehmen lassen, einen pinkfarbenen Schulordner zu kaufen. Nur weil ich in einem typischen Männerberuf arbeite, bin ich ja trotzdem noch ein Mädchen."

Aber das Bild wandelt sich, auch außerhalb des Klassenzimmers. Ann-Cathrin Klein: "Meistens sind die Kunden überrascht und finden es ungewöhnlich. Aber dann sind sie ziemlich schnell begeistert, dass eine Frau in diesem Beruf arbeitet. Mir ist aufgefallen, dass manche im Umgang mit Handwerkern höflicher sind, wenn eine Frau dabei ist."

Von Ankommen bis Weitergehen

Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre, Innovationen sowie Veränderungen durch die Digitalisierung machen die Heizungsbranche für Frauen zunehmend attraktiv. Muskelkraft ist kein Kriterium mehr, denn die körperlichen Anforderungen sind mit früher nicht vergleichbar. Handwerkliches Können bleibt trotz allem wichtig: Beispielsweise stehen Schweißen und Löten auch in der heutigen Zeit noch auf dem Ausbildungsplan.

Vor allem die Digitalisierung trägt dazu bei, dass das Themenfeld umfangreicher ist – nicht nur die Technik verändert sich, sondern auch die Ansprüche der Kunden. Beispielsweise möchten viele Immobilienbesitzer ihre Heizungsanlagen über das Internet bedienen, so dass Begriffe wie "Router", "Smart-Home" und "WLAN" keine Unbekannten sein dürfen.

Mitarbeiter in Heizungsfirmen müssen sich mit den unterschiedlichsten Technologien auskennen, was eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern voraussetzt. Damit birgt die Zukunft viele spannende Herausforderungen und Innovationen. Durch diese und andere Entwicklungsperspektiven sind auch immer mehr Frauen Feuer und Flamme für eine Ausbildung in der Heiztechnik.

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