Im Interview: Sascha Emig, Vertriebsleiter ratiotherm Heizung + Solartechnik

Donnerstag, 25.10.2018

Der Wärme- und Speicherspezialist ratiotherm aus dem oberbayerischen Dollnstein hat sich das Stichwort "Nachhaltigkeit" schon immer auf die Fahne ge­schrieben. Im Interview mit dem HeizungsJournal beantwortet Sascha Emig, ratiotherm-Vertriebs­leiter, wichtige Fragen rund um das Thema autarke Energieversorgung.

Foto von Sascha Emig
Quelle: ratiotherm
"Vom Ansatz her ist es durchaus möglich, komplett strom- bzw. energieautark zu leben. der Schlüssel hierbei liegt in der Speicherung der jeweiligen Energieform – Strom oder Wärme", so Sascha Emig, Vertriebsleiter bei ratiotherm Heizung + Solartechnik.

Wie definieren Sie "Energieautarkie"? Ist es die komplette Unabhängigkeit von fossilen Energien?

Ja, vom Ansatz her ist es durchaus möglich, komplett strom- bzw. energieautark zu leben. Der Schlüssel hierbei liegt in der Speicherung der jeweiligen Energieform – Strom oder Wärme.

Mit dem richtigen Speicherverfahren lassen sich erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und Wasser über Zeiträume hinweg nutzen, in denen diese Quellen nicht natürlich verfügbar sind. So lassen sich beispielsweise mit einem Wärmespeicher sonnenarme Phasen überbrücken. Dadurch ist der Weg in das energieautarke Eigenheim geebnet.

Kann die heutige Technik bereits eine regenerative "Versorgungssicherheit" garantieren?

Die heutige Technik legt auf jeden Fall den Grundstein dafür. Eine hundertprozentige Versorgungssicherheit ist aktuell noch mit einem hohen technischen Aufwand und damit mit hohen Investitionskosten verbunden.

Welche Produkte benötigt beispielsweise ein Einfamilienhaus, um komplett versorgt zu sein? Wie funktioniert ­dabei das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten?

Um dem Wunsch einer autarken Energieversorgung nachzukommen, ist es notwendig, elektrische und thermische Speicher in das Gesamtsystem zu integrieren. Ebenso werden ­elektrische Geräte zur Wärmeproduktion, wie zum Beispiel eine Wärmepumpe, benötigt. Einen weiteren Baustein bildet die Solarthermie, die vielfältig in das System eingebunden werden kann.

Das einwandfreie Zusammenspiel muss über ein Energiemanagementsystem (Smart Home) organisiert werden. Die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik bildet somit einen wichtigen Baustein in dem gesamten, autarken Konzept.

3D-Modell eines Hauses.
Quelle: ratiotherm
Solarkollektoren auf dem Dach, Schichtspeicher im Keller und Wärmepumpe im Garten ergeben ein energieeffizientes System, das ein gewisses Maß an Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern schafft.

Kann der Endverbraucher bzw. Nutzer die Stromgewinnung so flexibel konfigurieren, dass er immer genauso viel Strom bezieht, wie er gerade verbraucht?

Ja, das ist auch heute schon möglich. Dazu werden sogenannte Smart Meter (sprich: intelligente Zähler) vom Energieversorger im Haus installiert. Zeitgleich stimme ich zu, dass der Versorger auf meine Geräte zugreifen darf, um diese zu- oder abzuschalten. Hierbei kann ebenso die Wärmepumpe ein elek­trischer Verbraucher sein, der bei günstigen Stromtarifen vom Ver­sorger eingeschaltet wird, um den thermischen Speicher im Haus zur späteren Nutzung der Wärme zu beladen. Ebenso kann dies über den Strombedarf für elektrische Speicher organisiert werden.

Ein Schichtspeicher.
Quelle: ratiotherm
Mit einem entsprechend dimensionierten Wärmespeicher, wie dem Schichtspeicher "Oskar", können sonnenarme Phasen überbrückt werden.

Wie sind die Zukunftsprognosen für energieautarke ­Häuser? Wird in Deutschland schon bald ein Großteil der Häuser ausschließlich über erneuerbare Energien versorgt werden?

Die Energieversorgung ist stark von der zukünftigen politischen Richtung abhängig. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine bal­dige Versorgung rein über erneuerbare Energien sicherlich nicht denkbar. Die ­Akteure auf dem Markt arbeiten jedoch an guten Lösungen, die in die richtige Richtung gehen.

Wird sich der Verbraucher in Zukunft eher weniger für das einzelne Produkt interessieren, sondern vielmehr nach Energiesystemtechnik für das gesamte Gebäude ­suchen?

Das wird nicht erst in Zukunft so sein. Der Verbraucher möchte einen Ansprechpartner für sein Projekt, egal ob dieses groß oder klein ist, der ihm von Anfang bis Ende sowie auch nach der Installation mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Abstimmung der Komponenten in der Gesamtlösung ist das Ziel; das wird auch heute schon zurecht vom Endverbraucher eingefordert.

Gibt es eine staatliche Förderung für die Investition in eine komplett regenerative Energieversorgung?

Ja. Die Förderlandschaft auf Bundes-, Landes- oder auch ­Kommunalebene ist recht umfangreich. Um hier das richtige Förderprogramm zu finden, muss der Bauherr oder Sanierer vom Fachmann an die Hand genommen werden.

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