Wärme

Hoval: Komplettanbieter im (digitalen) Wandel

Dienstag, 26.11.2019

Erfahren Sie mehr über das Unternehmen in unserem Gespräch mit dem Hoval-Geschäftsführer Wolfgang Allgäuer.

Verschiedene Bildausschnitte aus diversen Fernsehsendungen, verknüpft durch ein neuronales Netzwerk.
Quelle: iStock
Gustav Ospelt, der Hoval-Gründer, hatte seinerzeit mit (im Vergleich zu heutigen Verhältnissen) unvorstellbar großen politischen wie gesellschaftlichen Unsicherheiten zu kämpfen und konnte dennoch mit heiztechnischen Erfindungen und Patenten auftrumpfen. Mit der Digitalisierung stehen Menschen wie Unternehmen aktuell wiederum vor Umbrüchen: Hoval mit seinen rund 2.000 Mitarbeitern will sich in diesem Kontext durch persönliche Kontakte, systemisches Know-how und digitale Produkte und Prozesse im Wettbewerb profilieren. Kommendes Jahr feiert die "Hoval-Familie" ihren 75. Geburtstag.

Jeder "eingefleischte Heizungsfachmann" kennt das Unternehmen Hoval aus dem Fürstentum Liechtenstein, welches sich seit Jahren und Jahrzehnten erfolgreich unter den Markt- und Technologieführern der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnikbranche tummelt – und doch auch einiges anders macht als die "ganz Großen".

Das klingt nicht nur sympathisch, sondern ist es in der Tat auch. Mit Wolfgang Allgäuer, Geschäftsführer der Hoval GmbH mit Sitz in Aschheim bei München, hat die Redaktion des HeizungsJournals bei einem Vor-Ort-Besuch auch über die Mittel und Wege gesprochen, sich diese Sympathien beim installierenden Handwerk zu verdienen.

Ein gutes Image will gepflegt werden, so heißt es in der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing ganz allgemein. Gut, wenn einem dafür das geeignete Leitmotiv sozusagen "frei Haus" geliefert wird. So wie bei der Liechtensteiner Hoval Gruppe mit Hauptsitz in Vaduz – nur etwa 150 km Luftlinie vom höchsten Berg des deutschen Sprachraums, der Dufourspitze (4.634 m), entfernt. Die Alpen, die Berge, die Höhen und Gipfel mit ihrem unberechenbaren und oft wilden Wetter – diese Bilder tragen zum einen das Unternehmen und zum anderen trägt der Hersteller diese Bilder in den Markt und die Welt. Das Spiel mit den Elementen zieht einfach immer! Und vor allem dann, wenn es um die vielfältigen Systeme zum Heizen, Kühlen und Lüften von Gebäuden aller Arten und um deren versorgungstechnische Sicherheit geht.

So ist es auch kein Wunder, wenn der Geschäftsführer der deutschen Hoval GmbH, Wolfgang Allgäuer, diese Metapher gekonnt nutzt, um das Unternehmen, seine Herkunft und seine Geschichte vorzustellen. Und die Firmenhistorie reicht weit zurück. 1897 eröffnete Gustav Ospelt senior eine Schlosserei in Liechstenstein, in welcher sein Sohn Gustav Ospelt an ebensolchen elementaren Gütern für die Zubereitung von Nahrungsmitteln und die Beheizung von Wohnungen tüftelte – der sogenannte "Zentralheizungs-Küchenherd" war ein essentieller Meilenstein seines Schaffens. Im Jahre 1945 wurde schließlich die Marke Hoval offiziell gegründet und steht seither für die Abkürzung des doch recht sperrigen Namens: Heizapparatebau Ospelt Vaduz Liechtenstein. Der für das Unternehmen eigentlich wichtige "milestone" folgte jedoch acht Jahre später mit der Präsentation des, laut Aussage des Firmenarchivs, ersten Heizkessels mit eingebautem Warmwasserspeicher (ein Modell dieses Apparates mit Spitznamen "Rakete" ist am Sitz der Deutschland-Tochter in Aschheim bei München zu bewundern). Das robuste Heizgerät aus Stahl traf während der Nachkriegsjahre in Deutschland auf sehr große Nachfrage und, last but not least, das vertriebliche Interesse des Stahlmoguls Krupp, der diesen Heizkessel über 15 Jahre lang entsprechend vermarktete und eine Viertelmillion Einheiten verkauft haben soll.

Tradition trifft Ambition

Wer also aufgepasst und kurz mitgerechnet hat, der wird feststellen, dass Hoval kommendes Jahr 75 Jahre jung wird. Und was liegt wohl im Rahmen eines solchen Jubiläums näher, als den unternehmerisch-strategischen Blick einmal auf den Status quo und in die Zukunft zu richten? Welche Erkenntnisse kann man da in einer Momentaufnahme gewinnen?

"Zum einen erkennt man klar und deutlich, dass Hoval heute die ganze Klaviatur der Systemtechnik in Sachen Heizen, Kühlen und Lüften spielt", hält Wolfgang Allgäuer fest und ergänzt: "Zum anderen wird man feststellen können, dass Hoval seine Fachpartner auf der installierenden wie auf der planenden Seite konsequent ins Zentrum seines Tuns stellt. Eine große Chance ist das für uns, die Fachpartner und hier vor allem die Heizungsbauer genau an ihrem Bedarf in der Praxis abzuholen. Eine Chance, die wir auch deshalb heben und nutzen können, weil wir uns als »Hoval-Familie« verstehen und nicht als »anonymer Konzern«. Das ist ein echtes Argument bei den Installateuren, welche Tag für Tag vor Ort bei den Kunden stehen und Leistung erbringen. Das sollte man nicht unterschätzen!"

An diesem Punkt stellen sich für den geneigten Zuhörer mindestens zwei Fragen: a.) Was bedeutet "ganze Klaviatur der Systemtechnik" konkret? Und b.) Wie sieht die Unterstützung der Fachpartner "in der Praxis" aus?

"Mit der »ganzen Klaviatur der Systemtechnik in Sachen Heizen, Kühlen und Lüften« meine ich vor allem unser sehr breit angelegtes Produkt- und Lösungsportfolio. Produktseitig reicht das Hoval-Programm von der konventionellen Heiztechnik auf Basis der Energieträger Gas und Öl über die regenerativen Heizsysteme auf Basis der Solar- und Wärmepumpentechnik sowie Pelletheizung bis hin zur Fernwärmetechnik, Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit Blockheizkraftwerken (BHKW) und, nicht zu vergessen, Komfortlüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung. Das Ganze selbstverständlich in diversen Kombinationen und Variationen sowie auf der gleichen Regelungsplattform. Lösungsseitig bieten wir damit unter anderem für Ein- und Mehrfamilienhäuser, Hotels, Büro- und Verwaltungsgebäude, Schulen sowie für Sport- und Versammlungsstätten passende und hocheffiziente Systeme für die Beheizung, Warmwasserbereitung, Kühlung und Lüftung an. Aber auch für speziellere bzw. sensiblere Anwendungen halten wir maßgeschneiderte Lösungen parat, beispielsweise für Produktions- und Lagerhallen, Logistikzentren, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Baumärkte, Discounter und Rechenzentren", führt Allgäuer aus.

Eine
Quelle: Hoval
Die erste Wärmepumpen-Anlage hat Hoval im Jahre 1975 installiert. Mit der neuen Wärmepumpen-Generation "UltraSource" für die Wärmequellen Luft, Erde und Wasser trägt der Hersteller vor allem den praxisrelevanten Themen "Schallemission", "Platzbedarf" und "Flexibilität bei der Aufstellung" Rechnung. Aktuell hat Hoval die Luft/Wasser-Wärmepumpen-Modelle der "UltraSource B"-Reihe sowie die Sole/Wasser-Wärmepumpen-Modelle der "UltraSource T"-Reihe leistungstechnisch nach oben und unten erweitert.

Überraschungen im (Systemtechnik-)Gepäck

So hat sich Hoval durchaus einen Namen erarbeitet mit seinen "Hallenklima-Systemen" – ein Produkt, welches nicht jeder der sogenannten Systemtechnik-Hersteller bieten kann, das aber das bisweilen unterschätzte Marktsegment der Hallenheizung und -kühlung bereichert und dort entsprechende Energieeffizienzpotentiale hebt. Besonders stolz ist man denn auch auf die Lösungen der "RoofVent"-Baureihe, die – wie der Name schon andeutet – dezentral im Bereich der (Hallen-)Decke installiert für die Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung der jeweiligen Zone sorgen und, je nach Modell, mittels einer beigestellten Wärmepumpe selbst hohe Hallen beheizen und kühlen können. Eine weitere (im direkten Wettbewerbsvergleich wiederum nicht alltägliche) Lösung stellt das Hoval-Kühlsystem "ServeCool" dar, das in der Lage ist, Rechenzentren mittels Regenwasser adiabat zu kühlen: Die technologische Basis hierfür war unter anderem die Entwicklung eines speziellen Kreuzstrom-Plattenwärmeübertragers mit sehr großer Oberfläche.

"Getreu dem Hoval-Motto »Verantwortung für Energie und Umwelt«", betont der Geschäftsführer beim Beispiel Rechenzentrumskühlung – ganz ohne Zweifel ein wichtiger, wachsender Markt. "Das Motto leben wir aber auch bei »klassischeren« Heizanwendungen, beispielsweise in der Hotellerie, wo wir entsprechende Objekte schon vielfach erfolgreich mit einem leistungsstarken Hybridsystem aus »BioLyt«-Pelletheizung und »Ultra-Gas«-Erdgas-Brennwertkessel ausgestattet haben – beide Erzeuger haben die gleiche Regelung. Das heißt, auch und gerade dort, wo manche Anbieter von »Nischenmärkten« sprechen, schlägt unsere Stunde und wir können gemein-sam mit unseren Fachpartnern eine langfristig flexible und performante Heiztechnik installieren", so Wolfgang Allgäuer selbstbewusst.

Das Wörtchen "gemeinsam" nimmt der Geschäftsführer von Hoval Deutschland ferner direkt zum Anlass, um die oben gestellte zweite Frage zu beantworten, wie die Unterstützung der Fachpartner "in der Praxis" aussieht: "Hier möchte ich gerne noch einmal auf das Sinnbild der »Hoval-Familie« zurückkommen. Denn die Hoval Gruppe mit ihren rund 2.000 Mitarbeitern definiert sich ganz bewusst über die Nähe zu seinen Kunden, über die persönlichen, realen Kontakte. Was sich in Zeiten der Digitalisierung möglicherweise altmodisch, ja: fast profan, anhört, ist es aber in der Tat nicht. Denn was heute und in Zukunft entscheidet, ist ein funktionierendes Kundenbeziehungsmanagement. Das boomende digitale Umfeld ist hierfür natürlich und ganz ohne Zweifel ein mächtiger Katalysator."

Überzeugungstäter vor Ort

Von Vorteil für Hoval sei die zweistufige Vertriebsorganisation und dementsprechend ein technischer Außendienst, welcher "Zeit" mitbringe, um am viel gelobten "Point of Sale" (also direkt vor Ort beim jeweiligen Fachpartner und seinem Endkunden) unterstützend zu wirken, um nicht zuletzt die Energieeffizienzpotentiale hochgradig kombinier- und vernetzbarer Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme voll zur Geltung bringen zu können. Oder anders ausgedrückt: "Menschliche Kontakte, systemisches Know-how und digitale Produkte und Prozesse bilden eine hervorragende Symbiose in unserem Traditionsunternehmen", fasst Wolfgang Allgäuer zusammen.

"Dahinter steckt natürlich viel Arbeit – »Selbstläufer« gibt es nicht. Jedem Beteiligten muss klar sein, dass die Digitalisierung die Schnittstellen zwischen den Fachpartnern und uns als Hersteller verändert. Auch verringern digitale Produkte und Prozesse die Distanz zwischen Endkunden und der Industrie. Deshalb ist ein funktionierendes Kundenbeziehungsmanagement ja so wertvoll, weil es – richtig gemacht – Transparenz verbessern und gegenseitiges Vertrauen stärken kann. Das bedingt viel Kommunikation mit den Fachpartnern aus Handwerk und Planung sowie Betreibern und Endkunden. Auch Dienstleistungen werden sich durch digitale Ansätze nachhaltig verändern. Sowohl der Heizungsbauer als auch sein Kunde können davon profitieren, wenn Hoval-Systeme »online« sind. Wir können dadurch schneller und auf Basis besserer Daten agieren, im Störungsfalle gezielter helfen, die Servicequalität weiter erhöhen, Systeme ganzheitlich optimieren und am Ende des Tages hierdurch Kosten reduzieren und die Kundenzufriedenheit erhöhen", erklärt Allgäuer.

Hydraulik-Schema eines modularen Heizsystems für Hotelgebäude.
Quelle: Hoval
Das Thema "Sektorenkopplung" bzw. "Konvergenz der Energienetze Gas und Strom" rückt den Gebäudebereich und hier vor allem den Bilanzraum Heizung, Lüftung, Kühlung und Warmwasserbereitung mehr und mehr in den Fokus des politischen wie öffentlichen Interesses. Als traditionsreicher Hersteller mit einem sehr breit angelegten Produkt- und Lösungsportfolio kann Hoval auf diese Marktentwicklungen und Trends reagieren und seinen Fachpartnern flexible Lösungen bieten. Im Bild: Überblick zu modularen Heizsystemen für Hotelgebäude.

Grundlage dessen ist ein durchgängiges Steuerungs- und Regelungssystem für alle Hoval-Produkte, die via Web-Gateway und IoT-Plattform (IoT = Internet of Things; Internet der Dinge) mit dem Hoval-eigenen ERP-System verbunden sind (ERP = Enterprise Resource Planning; Software zur Planung und Steuerung von sämtlichen Unternehmensprozessen). Dafür habe Hoval in letzter Zeit erhebliche Anstrengungen unternommen und viel investiert, wobei die IoT-Welt definitionsgemäß hochdynamisch unterwegs sei und dies permanente Investitionen und Anpassungen bedinge. "Darauf müssen wir uns als Hoval einstellen. Darauf müssen sich unsere Fachpartner einstellen. Und ja, hier braucht es kontinuierliche Überzeugungsarbeit und den unbedingten Willen zum lebenslangen Lernen sowie die Fähigkeit, vernünftige Kooperationen beispielsweise im Rahmen von Industriepartnerschaften zu schmieden. So kann es gelingen, die elementaren Herausforderungen unserer Zeit – sprich: Klimawandel, Energiewende und Digitalisierung – in Chancen und Wertschöpfung umzuwandeln", zieht Wolfgang Allgäuer, Geschäftsführer der Hoval GmbH, ein Fazit.

Sie haben es gelesen: Bodenständigkeit, handwerkliches Know-how und digitale Ansätze passen gut zusammen. Mit Hoval steht den Heizungsbauern vor Ort ein Hersteller zur Seite, der das verinnerlicht hat.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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Freitag, 29.03.2024

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