Wärme

Exklusiv-Interview mit Mag. Thomas Reiter, Geschäftsführer Etherma Elektrowärme GmbH

Dienstag, 17.01.2017

Vor 35 Jahren gründete Peter Reiter das Unternehmen Etherma, welches zu den Pionieren im Bereich elektrischer Flächenheizungen zählt. Auch sein Sohn, Mag. Thomas Reiter, der seit 2009 in zweiter Generation das Familien­unternehmen leitet, bleibt der Vision seines Vaters "Heizen mit sauberem Strom" treu. Im Exklusiv-Interview mit dem HeizungsJournal gibt Thomas Reiter Einblicke in die Produktwelt und zeigt Entwicklungsperspektiven auf.

Thomas Reiter
Quelle: Etherma
Mag. Thomas Reiter, Geschäftsführer Etherma Elektrowärme GmbH 

Eine Bitte zum Einstieg: Skizzieren Sie Ihr ganz persönliches Bild von der "Heizung der Zukunft".

Die 35 Jahre alte Vision meines Vaters gilt auch heute noch für mich – das Elektrohaus mit Strom für eine saubere und komfortable Zukunft. Ein Haus komplett mit Photovoltaik zu beheizen, ist aufgrund der saisonal schwächeren Produktion im Winter zwar nicht immer möglich, die Elektroheizung leistet aber einen großen Beitrag zur Energieautarkie.

Es gilt, den Eigenverbrauch auf 100 Prozent zu erhöhen: Das heißt, möglichst viele Verbraucher im Haus zeitlich intelligent gesteuert mit eigenem Strom zu versorgen. Die Weiterentwicklung der Batteriespeicher leistet hier einen weiteren großen Beitrag. Das Elektrohaus ist damit nicht mehr nur alleine ein Schlagwort: Die PV-Anlage auf dem Dach produziert den Strom und das Gebäudeautomatisierungssystem steuert, ob die zur Verfügung stehende elektrische Energie für den Eigenbedarf – etwa für die Elektroheizung – herangezogen wird, in den hauseigenen Stromspeicher abgespeichert oder zum Beispiel für das Elektroauto verwendet wird.

Warum setzt die Heizungstechnik aus Ihrer Sicht zukünftig (wieder) verstärkt auf den Primärenergieträger Strom?

Die Sonne schickt uns täglich 4.000 Mal mehr Energie, als wir auf der Erde verbrauchen – das heißt, wir haben kein Energieproblem! Wir müssen diese nur sinnvoll umwandeln und speichern. Nur durch eine Umstellung der Energiegewinnung auf Sonnen-, Wind- und Wasserkraft werden unsere Enkelkinder einen sauberen Planeten vorfinden.

Ein modern eingerichtetes Wohnzimmer.
Quelle: Etherma
Eine moderne Elektro-Infrarot- und -Fußbodenheizung ist laut Etherma nicht nur eine Alternative – elektrische Heizsysteme in Verbindung mit sauberem Strom seien die Chance, die Umwelt nachhaltig von der weltweiten CO2-Produktion zu entlasten.

Ich sehe auch den Biomasse-Hype sehr vorsichtig. Ein Baum braucht sechs Jahre, bis er gefällt werden kann, verbrannt wird er in einem Monat. So wird beispielsweise bei der Verbrennung von 1 m³ Holz etwa 1 t CO2 freigesetzt. Verarbeitet man dagegen das Holz zu langlebigen Produkten (Möbel, Häuser etc.), wird das CO2 nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern bis zum Ende der Nutzungsdauer des Produkts im Holz gespeichert. Bei der Weiterverwertung (Spanplatten, Papier etc.) bleibt das CO2 so über mehrere Nutzungszyklen hinweg gespeichert, bevor es verbrannt werden kann.

Eine moderne Elektro-Infrarot- und -Fußbodenheizung ist somit nicht nur eine Alternative – elektrische Heizsysteme in Verbindung mit sauberem Strom sind unsere einzige Chance, die Umwelt nachhaltig von der weltweiten CO2-Produktion zu entlasten.

Wie lauten Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, welchen sich die Branche der Energie- und Gebäudetechnik gegenübersieht?

Zukünftig wird es ein Zusammenspiel von optimalen Baustoffen, Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung für das ideale Elektrohaus geben müssen. Eine isolierte Betrachtung der Heizung oder Speicherung von Energie führt nicht zum Ziel, erst eine gezielte Abstimmung von Produktion, Zukauf und Verteilung führt zu höchstmöglichem Komfort bei niedrigem Verbrauch aller Systeme eines Hauses.

Aber es sind auch andere Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, wie zum Beispiel die Frage: Was ist nun die optimale Elektroheizung? Denn Trittbrettfahrer verkaufen teilweise nur "heiße Luft", aber keine Infrarotheizungen. Durch den Einsatz einiger Marktführer wird es aus diesem Grund zeitnah eine Norm geben, die eine Produktprüfung vorsieht und dem Kunden Sicherheit geben wird.

Mit welchen Strategien (gerade im Hinblick auf das installierende Fachhandwerk) begegnet Ihr Unternehmen diesen Aufgaben?

Das Elektrohaus ist eine Riesen-Möglichkeit, langfristig Umsatzwachstum für das Handwerk zu generieren. Durch die Installation einer Photovoltaik-Anlage, einer modernen Infrarotheizung, eines Batteriespeichers und einer intelligenten Steuerung kann der Umsatz bei einem Haus um 20.000 bis 40.000 Euro pro Baustelle erhöht werden – inklusive glücklicher Kunden und der Schonung der Umwelt. Unser Ziel sind ganzheitliche Heizkonzepte, die moderne, intelligente und effiziente Elektroheizsysteme mit nachhaltiger Energieerzeugung und innovativen Speichersystemen kombinieren. Wir bieten unseren Kunden dabei ein umfangreiches Partner-Programm – das reicht von einem exklusiven Schulungsprogramm über den Verkauf unterstützender Maßnahmen bis hin zur Unterstützung bei Genehmigungs- und Förderthemen.

Internetkommunikation, Internet der Dinge und Dienste sowie Konnektivität sind die Top-Themen der Branche: Wie reagiert ein Traditionsunternehmen wie Etherma auf diese Entwicklungen bzw. welche Produkt-Strategien verfolgt man hier?

Wir bieten mit "eNEXHO" ein eigenes Hausautomatisierungssystem an. Die "LAVA"-Infrarotheizung ist über das intelligente "Plug & Play"-Regelsystem Smart-Home-fähig. "LAVA" ist das erste und einzige Infrarotheizgerät mit bereits integrierter Regelung. Gemeinsam mit dem Hausautomatisierungssystem "eNEXHO" steuert man das "LAVA-R"-Thermostat per Smartphone oder Tablet – bequem auf der Couch oder auf dem Weg nach Hause regelt man die Heizung, fragt die Raumtemperatur in Echtzeit ab und verändert diese.

Etherma ist außerdem Partner der eNet-Allianz – hier haben sich Unternehmen wie Gira und Jung mit dem Elektro-Fachhandwerk zusammengeschlossen. Ziel ist es, nicht nur Smart-Home-fähige Produkte anzubieten, sondern den Endkunden auch kompetente Beratung und umfassenden Service zu liefern. Das kann nur der vertraute Handwerker vor Ort. Denn intelligente Gebäudetechnik gehört in die Hand des kompetenten Fachhandwerkers. Die eNet-Allianz ist ein Kompetenznetzwerk, das die Stärken der Branche bündelt – wenn sich die führenden Anbieter auf einen Standard einigen, bringt das dem Endkunden den höchsten Mehrwert.

Die
Quelle: Etherma
Gemeinsam mit dem Hausautomatisierungssystem "eNEXHO" (Bildmitte) steuert man die "LAVA"-Infrarotheizung über das "LAVA-R"-Thermostat per Smartphone oder Tablet.

Wo sehen Sie für den Bereich der elektrischen Flächenheizung bzw. der Elektrowärme sonst noch Potentiale für technische Innovationen?

Ganz klar in den Bereichen der Steuerung eines Elektrohauses. Ein wesentlicher Vorteil elektrischer Heizsysteme ist die Möglichkeit, jeden Raum, ja sogar Heizbereich, auf das Kelvin und zu jeder Uhrzeit genau steuern zu können. Das bringt nicht nur höchsten Komfort für den Kunden, es reduziert aktiv den Energieverbrauch. Die Einbindung von einem intelligenten Managementsystem, einem Batteriespeicher sowie Smart Meter hat immer noch ein sehr großes Potential für tech­nische Innovationen.

Meine Vision für ein hochwertiges Elektrohaus ist die optimale Steuerung zwischen den Verbrauchern für Waschen, Heizung, Kühlung und anderen elektrischen Verbrauchern, dem günstigen Zukauf von Strom, Speicherung der Energie aus Eigenproduktion und einer automatischen Adaptierung des gesamten Systems an die Gewohnheiten der jeweiligen Nutzer.

Die Flächenheizung ist doch nach wie vor eher auf den Neubausektor fixiert. Wie schätzen Sie die Bedeutung des Modernisierungsgeschäfts ein?

Die größte Bedeutung liegt sicherlich im Austausch alter Nachtspeicheröfen und auch bei Gebäuden, in denen keine oder Etagenheizungen installiert sind. Der Umstieg auf moderne Infrarot- oder auf elektrische Fußbodenheizungen bietet gerade hier eine technische, zukunftsorientierte und auch kostengünstige Lösung.

Sie sind ohne große bauliche Veränderungen einfach und schnell zu installieren. Neben dem Austausch von Nachtspeicheröfen durch Infrarotheizungen, die dem Kunden vor allem mehr Komfort und auch Einsparpotential bringen, sind elektrische Fußbodenheizungen für Bäder ein absolutes "Must Have", die auch in der Übergangszeit Wärme und Behaglichkeit schaffen.

Mit welchen Produkten schaffen Sie Lösungen in den unterschiedlichen Segmenten Wohnbereich (z.B. Einfamilienhaus) und Nichtwohnbereich (z.B. Bürogebäude, Industrie)?

Wir sind Hersteller und Komplettanbieter für elektrische Heizsysteme und bieten durch unsere 35-jährige Erfahrung unterschiedliche Produkte für viele Anwendungen. Unsere Kernkompetenz ist in vier Bereiche unterteilt:

  • Fußbodenheizungen und Wandheizungen für den Neubau und die Sanierung.

  • "LAVA"-Infrarotheizungen für den Wohnraum, Büroräume, Hallen und "SOLAMAGIC"-Infrarotstrahler für Außenbereiche, wie z.B. Terrassen.

  • Direktheizgeräte sorgen für schnelle, temporäre Wärme, überall dort, wo sie benötigt wird.

  • Für den Frostschutz fertigen wir Produkte, die für Sicherheit auf Zufahrten, Rampen, Straßen, Wegen und Treppen sorgen sowie Dachrinnen und Rohre frostfrei halten.

Wir produzieren an unserem Standort in Salzburg und bieten jedem Kunden Unterstützung bei Projekten, heiztech­nischen Fragen, Genehmigungen und helfen bei der korrekten Auslegung der Produkte.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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Freitag, 19.04.2024

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