Wärme

Die Evolution der Fußbodenheizung – ein Kommentar

Montag, 10.04.2017

"50 Jahre haben wir gebraucht, um die Fußbodenheizung schlechter zu machen. Im Klartext: Aus dem guten alten Matten-System ist ein Tacker-System geworden, bei dem die Rohre vom Estrich nicht mehr voll umschlossen werden. Für den daraus resultierenden Mehrverbrauch an Energie gibt es seit Jahren quantitative Angaben, die von allen Beteiligten ignoriert werden", schreibt Dipl.-Ing. Peter Gabanyi in seinem Kommentar mit dem Titel "Evolution der Fußbodenheizung".

Das Bild zeigt ironisch die Entwicklung der Fußbodenheizung vom Matten- zum Tackersystem.
Quelle: Peter Gabanyi
Aus dem guten alten Matten-System ist ein Tacker-System geworden…

"Die Industrie hat die technische Entwicklung der Fußbodenheizung in den letzten Jahrzehnten nicht verschlafen, sie ist einfach nicht gefordert worden. Die Struktur des Heizungsmarktes ist schuld. Der investierende Endverbraucher wird in den Entscheidungsprozess gar nicht miteinbezogen. Er darf bezahlen, kennt aber das erworbene Produkt nicht.

Wenn man über Jahre die Entwicklung der Fußbodenheizung betrachtet, so stellt man fest, dass häufiger der Heizungsbauer mit Neuerungen bedacht wurde. Er ist der eigentliche Kunde der Industrie. Seine Arbeit sollte effizienter werden: Möglichst eine Einmann-Verlegung für die Fußbodenheizung – ohne sich bücken zu müssen – und das in einer extrem kurzen Zeit.

Der Bauherr des Einfamilienhauses muss dem Hochglanzprospekt des Herstellers oder den Informationen des Heizungsbauers glauben. Der Heizungsbauer kennt größtenteils aber auch nur die Ausführungen des Herstellers. Aber da er es schon immer so gemacht hat und es immer warm geworden ist, muss ja alles in Ordnung sein – lautet eine verbreitete Weisheit.

Im mehrgeschossigen Wohnungsbau ist der Bauträger ausschließlich am Preis interessiert. Er verlässt sich darauf, dass die vom Ingenieurbüro erbrachte Planungsleistung auf dem neuesten Stand ist.

Was ist aber der aktuelle Stand der Technik, wie kann man die Wertigkeit einzelner Systeme und Komponenten darstellen und vergleichen?

Der Planer versucht, nach bestem Wissen und Gewissen, das seiner Meinung nach beste System zu planen und auszuschreiben. In den meisten Fällen wird dann aber die "nachlassträchtigste" Alternative des Heizungsbauers eingebaut.

Es ist häufig die schlechtere Alternative.

Der Planer wird aus der Haftung entlassen, jetzt haftet der Heizungsbauer. Wie wertvoll ist diese Haftung im Kontext zu den meist kostspieligen, auch später auftretenden Mängeln?

Es würde also Sinn machen, wenn Bauträger alle an der Planung beteiligten Fachingenieure an einen Tisch bringen würden, um sich über Vor- und Nachteile neuer Systeme oder Produkte informieren zu lassen.

"Warm geworden" kann nicht der Maßstab für eine Fußbodenheizung sein. Heute gelten andere technische Forderungen an eine Fußbodenheizung. Pauschal könnte man hier ein der Nachhaltigkeit entsprechendes System fordern: Über 40 Jahre soll die Heizung den ökonomischen, ökologischen und soziokul-turellen Gesichtspunkten entsprechen. Einfach gesagt – Energieeinsparung, Komfort und Ressourcenschonung stehen im Vordergrund.

Alles im täglichen Leben wird von Verbraucherverbänden und dem Staat reglementiert und überwacht. Nicht aber die Fußbodenheizung!

Dabei wäre es möglich, auf Systeme oder Komponenten aufmerksam zu machen oder diese zu verbieten, wenn sie mehr Energie verbrauchen als andere, oder wenn bei der Montage durch den Heizungsbauer durch Unkenntnis Fehler auftreten können, die erst später zu Problemen führen. Auch fundierte quantitative Aussagen von neutralen Institutionen in der Fachpresse werden vielfach ignoriert.

Es gibt einfach keine regulierenden Institutionen oder Verbände. Die Branchenverbände, die in Frage kommen, hätten die Macht und das Potential, technische Probleme zu lösen. In der Praxis werden die bekannten Probleme jedoch geschönt, ja man versucht sogar, diese Mängel in Normen durch Textänderung zu legalisieren. Ich habe diese Branchenverbände früher immer als Förderer von technischen Neuerungen verstanden…

Im Nachhinein ist das Trägheitsmoment der Marktteilnehmer verständlich: Wer soll entwickeln und die Fortentwicklung bezahlen, wenn keine echte Nachfrage da ist, die nur durch den Endverbraucher generiert werden kann?

Die Frage lautet also: Wie wird dieser Endverbraucher in den Kreis der Entscheider miteinbezogen? Wie kann man die Vor- und Nachteile einzelner Komponenten und Systeme so transparent und für ihn als Laien verständlich darstellen, bewerten und verbreiten?

Denn es gibt diese Lösungen!

Die Befestigung bzw. Lage der Heizungsrohre im Estrich und deren Auswirkungen auf den Energieverbrauch ist nur ein Beispiel für den "Fortschritt".

Regelung, Verteilung und andere Komponenten sind auf ähnlichem Entwicklungsniveau. Obwohl es gute, neue Regelungen gibt, die an dem trägen Estrich scheitern. Die Verteilung ohne "unkontrollierte Wärmeabgabe" ist ebenfalls noch kein ernstgenommenes Thema, wird aber immer häufiger auch von Experten öffentlich angeprangert."

Von Peter Gabanyi
Dipl.-Ing. (FH) Energie- und Versorgungstechnik

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?